zu den herrlichsten Ausflügen in die Gegend locken, er kam; er sah oft recht krank aus und kam den noch. Man würde aber unbilligerweise den Kunst sinn des Herrn von Fröben zu hoch anschlagen, wenn man etwa glaubte, er habe die herrlichen Bilder der alten Niederländer studiert oder nach gezeichnet. Nein, er kam leise in die Türe, grüßte schweigend und ging in ein enfferntes Zimmer, vor ein Bild, ds er lange betrachtete; und eben so still verließ er wieder die Galerie. Die Eigen tümer dachten zu zart
, als daß sie ihn über seine wunderliche Vorliebe für das Bild befragt hätten; aber auch ihnen mußte es natürlich ausgefallen sein, denn oft, wenn er herausging, konnte er nur schlecht die Tränen verbergen, die ihm im Auge quollen. Großen historischen oder bedeutenden Kunst wert hafte das Bildchen nicht. Es stellte eine Dame irr halb spanischer, halb altdeutscher Tracht vor. Ein freundliches, blühendes Gesicht mit klaren, liebevollen Augen, mit feinem, zierlichem Mund und zartem, rundem Kinn trat sehr lebendig aus dem Hintergrund
hervor. Die schöne Stirn um zog reiches Haar und ein kleiner Hut, mit weißen buschigen Federn geschmückt, der etwas schalkhaft zur Seite saß. Das Gewand, das nur den schönen zierlichen Hals frei ließ, war mit schweren gold- nen Ketten umhängt und zeugte eben so sehr von der Sittsamkeit als dem hohen Stand der Dame. „Am Ende ist er wohl in das Bild verliebt," dachte man, „wie Kalas in das der Prinzessin Turandot, obschon mit ungleich geringerer Hoff nung, denn das Bild ist wohl dreihundert Jahre alt
, suchte! man den Haushofmeister lange vergebens. End- lich fand man ihn, mit überschlagenen Armen, die feurigen Augen halb zugedrückt, den Mund ein-: gepreßt, in tiefer Betrachtung vor dem Bilde. Man erinnerte ihn, daß der Prinz bereits die Treppe hinabsteige, doch der alte Mann schien in diesem Augenblicke nur für e i n e s Sinn zu Haben. ! Er fragte: „Wie dies Bild hierhergekommen sei?". Man sagte ihm, daß es von einem berühmten Mchster vor mehreren hundert Jahren gefertigt und durch Zufall
in die Hände der jetzigen Eigen tümer gekommen sei. „O Gott, nein!" antwortete er, „das Bild ist neu, nicht hundert Jahr alt: woher? sagen Sie, woher? O ich beschwöre Sie, wo kann ich ste> finden?" Der Mann war alt und sah zu ehrwürdig aus, als da ßman diesen Ausbruch des Gefühls hätte lächerlich finden können; doch als er dieselbe Be hauptung wieder hörte, daß das Bild alt und wahrscheinlich von Lukas Cranach sei, so schüttelte er bedenklich den Kopf. „Meine Herren," sprach er und legte beteuernd die Hand