, er fuhr mit der Hand über die grauen Wimpern. „O Laura!" flüsterte er leise. Da tönte ganz vernehmlich ein Seufzer an seine Ohren, er wandte sich erschrocken um. der junge Mann von vorgestern stand wieder hier und blickte auf das Bild. Verdrießlich, sich unterbrochen zu sehen, nickte er mit dem Haupt ein flüchtiges Kom pliment, der junge Mann dankte etwas freund licher, aber nicht minder stolz als der Spanier. Auch diesmal wollte der letztere den überflüssigen Nachbar abwarten; aber vergeblich, er sah
sich etwas zu beklagen. „Herr B.", sagte er, „Sie haben vielleicht bemerkt, daß vorzüglich eines Ihrer Bilder mich anzog; es interessiert mich unendlich, es hat eine Bedeutung für mich, die — die ich Ihnen nicht ausdllicken kann. Ich kam, so oft sie es vergönnten, um das Bild zu sehen, weil doch gewöhnlich die Menge nicht lange dort verweilt, und — denken Sie sich, da hat es mir ein junger, böser Mensch abgelauscht, und kommt, so oft ich komme, und bleibt, mir zum Trotze bleibt er stundenlang vor diesem Bilde
, das ihn doch gar nichts angeht!" Herr B. lächelte; denn recht wohl konnte er sich denken, wer den alten Herrn gestört haben mochte. „Das letztere möchte ich denn doch nicht behaup ten," antwortete er; „das Bild scheint den jungen Mann ebenfalls nahe anzugehen, denn es ist nicht das erste Mal, daß er es so lange betrachtet." „Wieso? Wer ist der Mensch?" „Es ist ein Herr von Fröben," fuhr jener fort, der sich seit fünf, sechs Monaten hier aufhält, und seit er das erste Mal jenes Bild gesehen, eben jene Dame
mit n Federhut, das auch Sie besuchen, kommt er : ; Tage regelmäßig zu dieser Stunde, um das Bild zu betrachten. Sie sehen also zum wenigsten, daß er Interesse an dem Bilde nehmen muß, da er es schon so lange besucht." „Herr! Sechs Monate?" rief der Alte. „Nein, dem habe ich bitter unrecht getan in meinem Her zen, Gott mag es mir verzeihen! Ich glaube gar. ich habe ihn unhöflich behandelt im Unmut. Und ist ein Kavalier, sagen Sie? Nein, man soll von Pedro de Ligez nicht sagen können, daß er einen fremden
verweilen sehen. — Da geht es Ihnen wohl gleich nur; auch mir ist dieses Bild sehr intereffant, und ich kann es nie genug betrachten." Fröben war überrascht durch diese Anrede: auch ihm waren die Besuche des Alten vor dem Bilde ausgefallen, er halle erfahren, wer jener sei, und nach der steifen, kalten Begrüßung von gestern war er dieser freundlichen Airrede nicht gewärtig. „Ich gestehe, mein Herr," erwiderte er nach einigem Zögern, „dieses Bild zieht mich vor allen anderen an; denn — weil — es liegt