bei den Bergwänden gellte jetzt eine Sirene. Es war Feierabend und Gittli raffte nun schnell den Melkeimer an sich und ging in den Stall. Vinzenz schritt unterdessen rasch zu Tal. Plötzlich stand, wie aus dem Waldboden geschnellt, an einer Wegbeuge der Praxner Hans vor Ihm. Nein, er war wohl nicht aus dem Waldboden gestiegen, sondern hatte viel leicht hier gewartet. Mitten am Wege stand er und wich auch nicht aus, so daß Vlnzenfc einen Bogen um ihn machen mußte. Der Jäger ■jfrüßte nicht, sondern sah den Vinzenz
nur prüfend an, daß es dem das Blut mit einem Stoß in das Gesicht jagte. Er ging rasch wei ter, blieb aber dann mit einem Ruck stehen, wie ln zorniger Bereitschaft. „Auf der Oberhofer Alm bin ich g’wesen. beim Gittli, wenn du es wissen willst“, schrie er dem Jäger zu. „Ich hab dich ja gar net gefragt drum“, entgegnete der in unheimlicher Ruhe. Dann gab er seiner Büchse einen Ruck und schritt langsam bergwärts, blieb ab und zu stehen und betrachtete die Fährte von Vinzenz’ Schuh, „Die Spur 1s mir net fremd
. Der Kerl ist dabei gewesen, wie mein junger -Herr erschossen worden ist.“ Noch niemandem hatte der Jäger verraten, was er vermutete. Aber er hat »ich vorge nommen, dem Vinzenz auf der Spur zu blei ben. Daß der irgend etwas auf dem Gewiseen hatte, das bezeugte die Unsicherheit, die ihn jedesmal befiel, wenn er dem Jäger begeg nete, Nun, der Jäger war kein Mann, der mit dem Kopf durch die Wand wollte, er konnte warten. In der Folgezeit aber wurde auch der Jäger ein wenig unsicher. Der Vinzenz schien
wie verwandelt zu sein. Man sah ihn kaum mehr im Wirtshaus; das fiel nicht bloß dem Jäger auf, sondern auch den anderen Leuten, Auch dem Oberhofer blieb es nicht verborgen, und er sagte einmal zu seiner Frau: „Der Vinzenz, scheint mir, richtet sich jetzt Er packt auf einmal tüchtig an.“ „Seinen Leuten wär’s zu gönnen“, antwor tete die Bäuerin. Und dann schwiegen sie beide. Sie mußter an ihren eigenen Sohn denken, der in die Irre ging. * Ja, es war wirklich so, der Vinzenz gab sich alle Mühe, ein ordentlicher
. Mensch zu wer den. Der Ntederhofer, seine Frau, die Knechte und Mägde, niemand kannte sich mehr recht aus mit ihm. Hatte er früher die Eltern oft barsch und kurz behandelt, so war er jetzt die gute Stunde selber. Das Heu Wi r eingebracht, das Korn war reif, die Tage flössen dahin, und im Herbst klee mähte der Vinzenz frühmorgens neben dem Bruder, Sie mähten breite Mahden, und der Verwachsene hatte Mühe, dem Vinzenz nachzukommen. Es war so ganz anders als früher. Da war der Vinzenz oft gar