Jung-Tirol : ein moderner Musenalmanach aus den Tiroler Bergen
39 Die erste Nacht im neuen Heim — es dünkt mich beinahe alles feindlich, was mich umgiebt, in seiner von mir unberührten Neuheit und Frische. Nur drnusten ist mir alles vertraut und lieb. Der Schein der Lampe fällt auf einen alten, dunklen Garten. Die Zweige knospen, und im gelben Schein zeigen sich stillstehende Äste mit grünen Blattern. Dunkle Stämme, alt, mit furchiger Rinde, ragen vor meinem Zimmer in die Höhe. Und die Sterne leuchten, zitternd, goldig, in der kühlen, stillen, stillen
Frühlings nacht. Wie ich diese Ruhe liebe, dieses heimliche Schweigen, dieses tiefe, tiefe Atmen einer Früh lingsnacht! Wie viel läßt sich denken und sinnen in solcher Stunde! Die ganze Welt, der ganze Schmerz und die selige Wonne der Menschheit. Drüben im Haus, dessen Mauern, licht im Mondschein, durch den blühenden Garten schim mern — drüben schläft vielleicht ein junges Kind, eine keusche, zarte Menschenseele, die vom künf- kigen Glück träumt und von zagend geahnten stürmischen Gefühlen. Ich weist