Akademische Vorlesungen über die Geschichte Tirols bis zur Vereinigung mit Oesterreich
bis an die Stadt Bozen, dann in den Seitenthalern von Judikarien, Rendena und Leder, im Nons- und Sulzthale, auf den Alpenwiesen von Fol- garia, dann im burgenreichen Balsugcma bis zur Kirche von Rova- ledo und im Fleimserthale, herrschte der Bischof von Trient mit dem Schwerte sowohl, als mit dem Krummstabe, in der Richtung von Norden nach Süden der letzte Bischof mit weltlicher Macht, da in Italien selbst die bischöfliche Gewalt jener der lombardischen Munizi- pien bereits erlegen war. Aengftlich besorgt
um sein eigenes Loos befand er sich mitten unter Feinden; ihn befeindeten die umliegenden kleinen Dynasten, welche selbstständig werden wollten, die Bür gerschaft von Trient, welche die weltliche Macht in ihre Hand nehmen, und die Grasen von Tirol, welche auf seine Kosten sich vergrößerR, wollt«, wahrend die Lombarden mit lüsternen Blicken nach diesem Schlüssel der Alpen sahen. Seine Hilft fand er gegen die walschen Städte beim Kaiser, /gegen alle weltlichen Mächte beim Pabste. Belve diese obersten Gewalten
waren aber ferne und oft unter sich selbst entzweit.. Auf diese Weift, um es mit keinem zu ver derben , hatte der Gebieter von Trient manche Aehnlichkeit mit dem Gotte Janus, das Doppelgesicht nach Norden und Süden gekehrt, und auf Krieg und Frieden, auf Feindschaft und Freundschaft Zugleich deutend, je nach der Richtung, von der man sich ihn betrachtete. Schon in dem Zeitpunkte, von dem ich eben sprach A 1200 ), war aus dieser unsichem Haltung Zwischen herrschsüchtigen Nachbarn bei fortwährender Uneinigkeit
zwischen Kaiser und Padst zu entnehmen, daß Tàt entweder dm Gewalthabern im Süden werde unterliegen müssen, wie es nach zwei Jahrzehenden geschah, oder jenen im Nor- dm, wie eg nach weitern vier Jahrzehenden eintraf. In der Thal war das Gchiel von Trient fortwährenden Ueberfällen ausgefttzt, und hat den tiroMchen Fürsten sehr viele Fehden und ebensoviele Er-