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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 219 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
V IT ETTI S MÜNCHNER BERICHTE 207 machen. Schütze man das Deutschtum in Südtirol, so tue man da mit nichts weiter, als das Element des Zwiespalts gegenüber Deutschland am Leben erhalten. Wenn die Südtiroler Frage heute schon in einem besiegten, verstümmelten und unterdrückten Deutsch land lebendig sei, wie wäre es dann erst in zwanzig Jahren, wenn der Ausnahmezustand, in dem Deutschland jetzt lebe, nicht mehr bestehe, und wenn vielleicht ein bayerischer König auf dem deut schen Throne sitze

und Österreich dem Deutschen Reiche angeglie dert sei? Dieser Anschluß Österreichs entspreche nicht dem ita lienischen Interesse, und ein Habsburger auf dem österreichischen Throne wäre dagegen eine Sicherung. Nur eine feste, kräftige und unversöhnliche Politik im Qberetsch könne die verhängnisvollen Fehler gutmachen, die bisher begangen seien. Andernfalls unter stütze Italien die Stärkung des internationalen Problems Südtirol für den nicht sehr fernen Tag, an dem Deutschland stark genug

sein werde, dieses in Europa aufzurollen. So übertrieben diese Äußerungen die nationale Erstarkung in Deutschland sahen und so sehr sie namentlich hinsichtlich der baye rischen Absichten und Wirkungsmöglichkeiten fehlgriffen, so leg ten sie doch zum erstenmal in bestechender Form die Richtlinien fest, in denen sich die italienische Betrachtungsweise fortan mehr und mehr bewegte. Man wollte in Erfahrung gebracht haben, daß es den deutschen Schutzorganisationen, die sich die Erhaltung des Südtiroler Deutschtums zur Aufgabe

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 334 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
S22 XU. WEITERER AUSBAU DES VERWELSCHUNGSSYSTEMS ner jetzt ausgesetzt seien, zu genugtuenden Erklärungen, die ge flissentlich der österreichischen Öffentlichkeit vorenthalten wurden und erst wochenlang später durchsickerten. Auch auf Deutschland blieb diese Verstimmung ausgedehnt. Mochte Mussolini der Gewaltpolitik Poincarés nach wie vor ableh nend gegenüberstehen, mochte er im Sinne der italienischen Lebens interessen dafür Sorge tragen, daß die Hepar ationsfrage auf einer für Deutschland

Alpenverein gaben nachdrücklich ihrer Sorge um die Erhaltung des bedrohten Deutschtums an Etsch und Eisack Ausdruck. Mussolinis altes Miß trauen gegen Deutschland erhielt dadurch neue Nahrung und es be gann jene widerspruchsvolle Politik, die ihn zum Schaden der natio nalen Interessen Italiens zu keiner klaren Linie gelangen ließ. Die Worte, die er am 6, Oktober gelegentlich einer Rede über Bedeutung und Aufgabe des Faschismus in Mailand hinsichtlich Deutschlands sprach, kennzeichneten

die Voreingenommenheit, die den Diktator erfüllte : „Ein neuer Stern erhebt sich über dem Horizont, der Stern Deutschlands. Deutschland, das wir vernichtet glaubten, ist schon wieder bereit. Es bereitet sich furchtbar auf seine wirt schaftliche Wiedervergeltung vor. Im Jahre 1926 wird es den Kampf beginnen, um die Märkte zu erorbern.' Das war vorwiegend wirt schaftlich gesprochen. Indessen Kundgebungen, die bald darauf sei-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 353 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
ITALIENISCHE STIMMEN UND HALTUNG DER MÄCHTE 341 nedig geschickt dazu, den Argwohn der Italiener gegen Deutschland anzufeuern, und wiederholt wurde von vermittelnden Blättern an Deutschland appelliert, zur Beruhigung Italiens die formelle Aner kennung der Brennergrenze auszusprechen. Entscheidend für den weiteren Verlauf war die Haltung der Mächte. Die deutsche Regierung übte geflissentlich Reserve. In einem offiziösen Artikel der „Kölnischen Zeitung' erklärte sie, daß durch Mussolinis Vorschlag

, den Garantiepakt auf die Brenner grenze auszudehnen, ein Gegenstand in die Auseinandersetzungen hineingetragen würde, der für die Verhandlungen nicht in Frage komme, denn diese beträfen nur die Rheingrenze, und Deutschland habe mit Italien keine gemeinsame Grenze. Hinsichtlich der An schlußfrage aber bezog sie sich auf Mussolinis eigene Feststellung, daß sie selbst ausgesprochen habe, dieses Problem nicht aufrollen zu wollen, und sie machte darauf aufmerksam, daß Politiker wie Benesch namens der Kleinen

Entente es stets von neuem in ver neinendem Sinne behandelten. Im übrigen machte sie den Zusatz, daß die Vollziehung des Anschlusses Österreichs an Deutschland nicht schlechthin eine Verletzung des Friedensvertrages darstelle, denn unter der Voraussetzung, daß der Völkerbundrat seine Zustim mung erteile, sei sie statthaft. Für die grundsätzliche Offenhaltung der Frage war damit gesorgt. Wie nahmen England und Frankreich gegenüber der Wortmel dung Mussolinis Stellung? In Paris begrüßte man die runde

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 160 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
148 VI. DIE ANNEXION freundliche Stimmung in Italien über den Winter einen hohen Grad. Wie die ausländischen Berichterstatter übereinstimmend schilderten, ging es wie eine Welle der Deutschfreundlichkeit über das italienische Volk hin, der Krieg schien für Deutschland eine Art von Reklame gemacht zu haben. Die Animosität gegen deut sches Wesen war ins Gegenteil umgeschlagen, und selbst ein Blatt, wie die nationalistische „Idea nazionale' verbreitete sich am 27. März 1920

über die Undurchführbarkeit des Versailler Ver trages und bezeichnete es als eine Notwendigkeit für Europa, daß Deutschland genese. Noch vor Ende des Jahres 1919 hatte die Re gierung der Wiederaufnahme der unmittelbaren diplomatischen Be ziehungen zu Deutschland zugestimmt, und die Entsendung des Generalkonsuls v. Herff mit einem großen Stabe von Sachverstän digen leitete die Verständigung über die Liquidation des Krieges ein. Schon wollte der „Temps' von einer Erneuerung des Drei bundes wissen, und die Haltung

der beiden stärksten Parteien im italienischen Parlament leistete solchen Kombinationen Vorschub. Es war eine für Frankreich unerträgliche Sprache, wenn Nitti am 2. April im Senat erklärte, Europa könne nicht wieder aufstehen, wenn die Sieger in ihrer Mentalität verharrten. Von der Wieder herstellung Deutschlands und der übrigen besiegten Länder hänge die Genesung ganz Europas ab. Deutschland büße jetzt seine frühe ren Fehler, aber man solle bedenken, daß dort ein Volk lebe, das leide und arbeite

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 235 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
VERSTÄNDIGUNGSBESTREBUNGEN IN DEUTSCHLAND U.ITALIEN 223 Wohlwollen in der Anschlußfrage wie in der Behandlung des deut schen Eigentums: „Wie können wir Italiener aber wieder die Auf nahme der deutschen wirtschaftlichen Ausbreitung in Italien wün schen, wie können wir die österreichisch-deutsche Vereinigung be günstigen, welche uns im Norden einen Nachbarn von 70 Millionen gibt, wenn sogar heute schon ein besiegtes und von Feinden um ringtes Deutschland Erklärungen über unsere Breenergrenze ver

Schlußurteil, das den tatsächlichen Ver hältnissen doch nicht entsprach, kennzeichnete klar die Grenze, die der Annäherung gezogen wax, Ein offiziöser Artikel des „Tempo' vom 11. Dezember begrüßte die Anzeichen eines beginnenden Umschwunges, Auch er hielt daran fest, daß die Stellungnahme Deutschlands, und zwar der Regierung wie der Presse, zur Südtiroler Frage an der Entfremdung des letz ten Jahres Schuld trage, und daß Italien gar nicht anders habe han deln können, als es getan habe. Wenn Deutschland

wirklich ernst lich und dauernd eine Annäherung an Italien suche, so müsse es alle Rücksicht nehmen auf das, was Italien sei ; nur so könnten die ver gangenen Irrtümer vergessen gemacht und die Überzeugung ge schaffen werden, daß Deutschland sich nicht den italienischen Inter essen entgegenstelle. Diese Erklärung hatte um so mehr Bedeutung, als sie mit einem Wechsel in der deutschen Vertretung zusammen-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 350 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Regie rung auf seine Anfrage, wie sie sich zu der etwaigen Einbeziehung der Brennergrenze in den Sicherheitspakt stellen würde, erteilte und bei der das Argument, daß nicht Deutschland sondern Österreich über diese Frage zu entscheiden habe, die Hauptrolle spielte, be stärkte ihn in diesem Entschluß. Jedenfalls trat Mussolini plötzlich am 20. Mai im Senat mit einem neuen politischen Programm hervor. Hinsichtlich eines Sicherheitspaktes sprach er wieder zugunsten der Verständigung zu Fünfen

, und zwar unter der Ägide des Völker bundes ; aber die Garantie dürfe sich nicht auf den Rhein beschrän ken, sondern müsse sich auch auf die Brennergrenze erstrecken. Die Propaganda für den Anschluß Österreichs an Deutschland be zeichnete er als nicht statthaft. Die deutsche Regierung habe selbst erklärt, daß sie die Anschlußfrage nicht aufrollen wolle ; nun rufe sie eine der „unwiderstehlichen' Bewegungen hervor. Italien könne niemals einen solchen offenen Vertragsbruch dulden, wie es der An schluß Österreichs

an Deutschland wäre. Dadurch würde eine para doxe Lage entstehen, indem das besiegte Deutschland in Europa sein Gebiet und seine Bevölkerung vermehren würde. Die österreichische Regierung verhalte sich zwar korrekt und freundschaftlich, aber die Feldzüge der Presse berührten peinlich, namentlich, wenn man an die Beweise der Großmütigkeit Italiens Österreich gegenüber denke. Die Brennergrenze sei etwas Unwiderrufliches, und die italienische Regierung werde sie um jeden Preis verteidigen. Mussolinis Vorstoß

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 65 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
nicht möglich war, solange die Pariser Regierung nicht wußte, welche Opfer sie Deutsch land zu bringen hatte. An sich war Garcia Prieto von den französischen V orschlägen nicht unbefriedigt ; er hatte sich nach dem selbstherrlichen Verhalten Frankreichs offenbar auf Schlimmeres gefaßt gemacht. Der Wucht der Tatsachen weichend, erkannte er das Prinzip der Kompen sationsverpflichtung an, freilich nur gegen die Zusicherung Frank reichs, daß sie lediglich gelten solle, wenn Deutschland

nicht selbst noch mit einer Forderung an Spanien herantrete. Aber die Abtretung Ifnis war für Spanien aus nationalen Gründen eine Unmöglichkeit, und nur mit Mühe konnte durch englisches Zureden verhindert wer den, daß die Regierung in diesem Zeitpunkt auftrotzend die Besetzung des strittigen Gebiets vollzog. Im übrigen machte sich Schritt für Schritt das Mißtrauen des Schwachen geltend, daß er irgendwie von dem Starken übervorteilt werde und daß so weitgehende spani sche Opfer durch die Deutschland zu leistenden Entschädigungen

gar nicht gerechtfertigt würden. Selbst England kam zu denn Ein druck, daß die französisch-spanische Verständigung in dem damals gen Stadium der deutsch-französischen Verhandlungen nicht zu er reichen sei, 3 So wurden die Madrider Besprechungen zum zweitenmal unter brochen, und allen spanischen Vorstellungen zum Trotz lehnte die französische Regierung nunmehr ab, sie vor dem Abschluß ihrer Ver handlungen mit Deutschland wieder aufzunehmen. Die Zurückhal tung hatte in diesem Stadium

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 146 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Schwedens Annäherung an Deutschland 135 die Wehrlosigkeit. 1 Das konservative Kabinett Lindman, das seit 1906 am Rude r war und dem Graf Taube als Außenminister angehörte, machte sich zum Erneuerer des Geltungswillens, der die Nation einst emporgetragen hatte, Angesichts der drohenden Gefahr sah es die Verstärkung des Landesschutzes als seine Hauptaufgabe an. Gegen die Opposition der Linksliberalen und Sozialisten, die Wehrlosigkeit als schicksalhaft zum kleinen Staat gehörig betrachteten

erforderlich, als die Demo kratisierung des Reichstagswahlrechts 1909 den pazifistischen Ele menten in der Volksvertretung neuen Auftrieb geben mußte. In der gleichen Zeit hielt man, schwach wie man war, nach Unter stützung von außen Umschau. Von Frankreich und England war, vollends seit den Revaler Begegnungen, kein wirksames Eingreifen gegen Rußland mehr zu erwarten. So richteten sich die Blicke von neuem auf Deutschland. Eine Welle von Sympathie für das blutsver wandte Volk im Süden tauschte

durch das Land, und wenn sich auch auf beiden Seiten die verantwortlichen Regierungen vorsichtig zu rückhielten, so gestaltete sich doch von Nation zu Nation eine Art von Solidaritätsgefühl, das bei den oberen, zumal konservativen, Schichten des schwedischen Volkes immer festere Formen annahm. Bald griff diese Stimmung auch auf die Führung über. Im Hoch sommer 1191 o wurde für die russischen Manöver die Parole ausgegeben *. Deutschland und Schweden sind im Krieg gegen Rußland. Das wirkte wie eine offene

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 269 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
2ßS IV. Die mitteleuropäischen Staaten, j. Belgien Feindschaft Deutschlands auf sich nehmen sollte. 1 Als Begründung des deutschen Schrittes dienten der Hinweis auf französische Auf marschabsichten in der Richtung Givet-Namur und die Befürchtung, daß Belgien nicht imstande sei, eineö derartigen Vorstoß ohne Hilfe abzuwehren, so daß Deutschland der Bedrohung zuvor kommen müsse. Die Argumentation entsprach der Behandlung der belgischen Frage in den Krisen von 1870 und 1887. Was Belgien

könne und daß Deutschland, falls es gewünscht werde, bereit sei, den Schutz Brüssels gegen innere Unruhen zu übernehmen, 8 wies einen gangbaren Weg auf, der auch unter Wahrung der Neu tralität hätte betreten werden können. Er entsprach der Auffassung der altkonservativen Partei/ aber ihn betreten, hieß zu dem überholten Standpunkt zurückkehren, daß die Neutralisation zu passivem Ver halten verpflichte oder damit verträglich sei. Eine solche Rückkehr war angesichts

haben. Ohne Schwanken und in vollster Einmü- 1 D.D. Nr. 376 und erstes belg. Graubuch Nr. 20. 2 D.D. Nr,783, 788 u. 849. 3 Ebenda Nr. 648. 4 Der frühere deutsche Gesandte in Brüssel v. Flotow gab nach dem Ausbruch des Weltkriegs als Botschafter in Rom der Meinung Ausdruck, Deutschland hätte im Falle, daß die altklerikale Partei sich im August 1914 noch an der Macht befunden hätte, auf eine wohlwollende Neutralität Belgiens rechnen können, Riddcr, La Violation 134,

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 58 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Ers/e Marokkßkrise und Anschluß an die engl.-franEnien/e 47 im Spiele hatte, bot dazu immer wieder Gelegenheit, und stets mußte sich Spanien mit den Handlungen seines überlegenen Partners ab finden, ob es sie billigte oder nicht. Das galt auch von dem eigenmächtigen Schritt, den Frankreich tat, indem es, ohne Spanien hinzuzuziehen, mit Deutschland das kolonial- wirtschaftliche Abkommen vom 9. Februar 1909 schloß, das sich zwar im Rahmen der Algecirasakte bewegen sollte, aber im einzelnen

darüber hinausgriff und vor allem Frankreichs besonderen politischen Interessen in Marokko anerkannte. Die spanische Regierung war über diesen Beweis der Nichtachtung mit Recht entrüstet. In ihrer großen Empfindlichkeit grollte sie auch Deutschland, das vielleicht USA getan hätte, auf Spanien größere Rücksicht zu nehmen. Es war jedoch ein Beweis guten Willens, wenn sich die Reichsleitung zu einer beschwichtigenden Erklärung herbeiließ, in der sie die beson deren Rechte Spaniens in Nordmarokko

zur Beendigung des Unternehmens aus, dessen Mißerfolg hingenommen werden mußte. Indessen all dies änderte an der Stimmung und Einstellung der spanischen Politiker nicht nur nichts, sondern steigerte noch ihren „ Bunten an Grcy. Madrid, 14. Juni 1909, B.D. VII Nr. 161. s Manuel Gonzalez I lontoria, EI Protectorado frartcés cn Marrucccos y sus Enscnanzas para la accit'm cspaflola (Madrid 1915) 244fr, Wegen der Verweigerung dieses Ansuchens lehnte et Deutschland ab, die Erklärung in die Gestalt eines Vertrags

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 250 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Neutralitätsividrigkeiten iy ìjj 14 %39 sinnung nicht nur im Volke, sondern auch in der Armee wieder auf heben, die in Deutschland Anstoß erregten. Mit diesem Bemühen um außenpolitische Korrektheit wird es auch zusammenhängen, daß die Verhandlungen, die die belgische Regierung wegen einer Anleihe zur Deckung der Rüstungsausgaben nach Frank reich aufgenommen hatte, damals zum Scheitern kamen. Noch Ende Mai 1913 war man sich hinsichtlich einer Anleihe von 600 Millionen Francs so nahegekommen

, daß bereits die Lieferang von Rüstungs material seitens der französischen Industrie und die Berufung fran zösischer Instruktionsoffiziere in Aussicht genommen wurde, 1 aber der Abschluß unterblieb. Ob neben dem Zaudern Belgiens, namentlich im Hinblick auf die zu befürchtende Wirkung nach Deutschland hin, dafür auch Forderungen militärischer Art bestimmend waren, an die Frankreich die Gewährung der Anleihe knüpfte und die aus der glei chen Rücksicht für Belgien nicht annehmbar waren, 2 läßt sich bisher

nicht sagen. Jedenfalls nahm Belgien schließlich den englischen Kapi talmarkt in Anspruch. Es ist bezeichnend, daß Deutschland bei der Anleihe von vornherein unberücksichtigt blieb. Die Besorgnis hinsichtlich Frankreichs, die in der Äußerung des Königs zum deutschen Miìitarattaché hervortrat und die den pessi mistischen Äußerungen des Kaisers und des deutschen Generalstabs im Grunde recht gab, war wohl begründet. Neben dem Besuch des englischen Königs in Paris mit seinem hochpolitischen Hintergrund sprach

34
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 502 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
ist, vom Wohlwollen der seebeherrschenden Völker abhängig, während sie auf dem Fest land der militärischen Macht Deutschland ausgesetzt waren. Das er forderte eine Politik größter Vorsicht und Zurückhaltung, und es muß der holländischen Regierung das Zeugnis ausgestellt werden, daß sie der schwierigen Aufgabe in musterhafter Haltung gerecht ge worden ist. Allerdings war der von außen her ausgeübte und ständig steigende Druck schließlich größer als das Widerstandsvermögen und da die Ententemächte als Beherrscher

dabei stärker wirken konnten als das kontinental beschränkte Deutschland, so nahm die holländische Neu tralität allmählich erzwungenermaßen ententefreundliche Züge an. Nicht nur in der Überlassung von Schiffsraum, sondern auch im Ver bote der Ausfuhr wertvoller wirtschaftlicher Erzeugnisse nach Mittel europa sowie in der Ausschließung deutscher Industrieprodukte vom niederländischen Markt kam das zum Ausdruck und Deutsch land mußte mit einem starken Gegendruck einsetzen, um diese Wendung Hollands

zum feindlichen System in erträglichen Gren zen zu halten. Wiederholt wurden scharfe Worte zwischen der Regierung und den kriegführenden Parteien gewechselt, aber bei dem auf allen Seiten bestehenden guten Willen wurde das Ärgste vermieden. 1 Stimmungsmäßig war das Volk dabei jedoch keineswegs unpartei isch. Der Bruch der belgischen Neutralität machte einen sehr schlech ten Eindruck und beeinflußte die Stimmung gegen Deutschland. Die Propaganda der Ententemächte fand deshalb einen günstigen Boden

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 236 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
, die die Regierung von den französisch-englischen Geheimverträgen erhalten hatte, den Hinter grund für die ungewöhnliche Art, mit der die Aussprache über die Wehrvorlage in der Kammer eingeleitet wurde. Auf Verlangen Broquevilles begann die Beratung am 13. Januar 1913 in einer Geheimsitzung, und obschon über deren Verlauf Ge naueres noch nicht bekannt geworden ist, so steht doch fest, daß der Ministerpräsident in der Regierungserklärung die Losung gegen Deutschland ausgegeben hat, Belgien müsse

sich vor Deutschland hüten, während es von Frankreich eine Neutralitätsverletzung nicht zu befürchten habe. 2 Man darf auch mit Bestimmtheit annehmen, daß die Eröffnung, die Baron van der Eist in Paris über die englisch französische Zusammenarbeit im bevorstehenden Krieg gemacht wor den war und die dieser wenige Tage vorher zu Papier gebracht hatte, dabei als Beweisstück gedient hat. Schließlich verkündete Broqueville die These, die fortan eine beherrschende Rolle spielte, weil sie dem belgischen Nationalismus

schmeichelte: die vier neuen Armeekorps seien dazu bestimmt, im Falle eines europäischen Krieges die Wag schale zugunsten derjenigen Macht zu senken, die nicht als erste die Neutralität des belgischen Gebietes verletzte. 3 Noch deutlicher sprach die Wendung gegen Deutschland aus den Argumenten, mit denen der Berichterstatter Graf Du Bus de Warnaffe das Gesetz be gründete. Sie entstammten fast ausschließlich dem Arsenal der Ententepropaganda, und als er sich einige Tage später auf deutschen Einspruch

37
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 265 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
2ߣ IV, Die mittektmpäischn Staate». 3. Belgien nun um so eindeutiger dem östlichen Nachbarn, als der französische Gesandte schon am 31. Juli die Erklärung abgab, Frankreich werde nicht zuerst das belgische Gebiet verletzen, die er dann am folgenden Tage förmlich wiederholte. 1 Da die Verkündung der Mobilisation in Rußland sowie die des Zustandes .drohender Kriegsgefahr in. Deutschland an demselben 51. Juli den Ausbruch des großen Krieges wahrscheinlich machten, wurde noch am Abend dieses Tages

die allgemeine Mobilmachung, mit dem 1. August morgens 1 Uhr be ginnend, in Belgien angeordnet. Dieser Beschluß wurde gegen einige Kompromißvorschläge vom König durchgesetzt. 2 In denselben Stunden fiel die Entscheidung über den Aufmarsch- plan, und auch hierbei wurde sorgsam darauf geachtet, daß jeder An schein einer TJnkorrektheit vermieden wurde, Nachdem der Kon zentrationsplan am Tage vorher noch einer letzten Prüfung unterzogen worden war, wurde nur der Plan gegen Deutschland in Kraft gesetzt

, aber um bei diesem kein Mißfallen zu erregen, ordnete der König unter gleichzeitiger Übernahme des Oberkommandos an, daß die Aufmarschstellung um einen Tagemarsch westwärts verschoben wurde, d. h. in das Viereck Thienen-Perwez-Löwen-Wavre, während die Kavalleriedivision nach Gembloux zu liegen kam. Durch diese Maßnahme sollte der Eindruck erweckt werden, als ob die Operatio nen ebensowohl gegen Frankreich wie gegen Deutschland gerichtet sein konnten. Da die Eisenbahnverwaltungen, die seit dem 29. Juli der militärischen Leitung

39
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 244 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Neutralitätswìdrigkeiten 1913] 14 233 Was sich In diesen Jahren abspielte, war für den nationalen Ak tivismus „das Erwachen des belgischen Löwen', und es war bezeich nend, daß ein Senator und ehemaliger Vizepräsident des Senats, Lecomte, und ein Oberstleutnant uiid Mitglied der historischen Kom mission des Notdens, Lévi, sich zusammentaten, um von der These ausgehend, Deutschland werde, von der Militärpartei gedrängt, einmal in Belgien einmarschieren, während Frankreich, das Land des Pazifis

mus, nicht an den Bruch der belgischen Neutralität denke, in einem umfassenden Buch das große Werk der Heeres ver Stärkung zu feiern. 1 Ganz in die demokratische Schlagwortpropaganda der Entente hinein gerissen, erfüllten sich die nationalistischen Kreise mit einem wahren Haß gegen Deutschland und zumal in der wallonischen Bevölkerung steigerte sich die Stimmung zu jener hitzigen Erregung, die sich den einmarschierenden deutschen Truppen gegenüber für beide Seiten verhängisvoll auswirken

sollte. 2 Belgien war tatsächlich zum Boll werk der Entente gegen Deutschland geworden und fühlte sich, vom nationalistischen Lager aus gesehen, das die politische Führung hatte, ganz als solches. Neutralitäts Widrigkeiten 1913/14 Parallel mit den Maßnahmen für die Heeresverstärkung erfolgte eine Neubearbeitung des Mobilisations- und Aufmarschplans, deren Seele der König war, und es war von großer Bedeutung, daß der Herrscher das Schwergewicht des Aufmarsches an die Grenze verlegt wissen

40
Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 235 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Persönlichkeiten einen tiefen Einfluß aus ; namentlich das, was man über die Bindung Englands erfahren hatte. Vor der Öffentlichkeit aber drängte eine Aufsatzreihe Ducarnes in der „Chronique', die sich souverän über alle Rücksichten politischer Taktik hinwegsetzte und Deutschland als den Hauptfeind hinstellte, 1 zusammen mit der Propaganda der En tente, die Gemüter in die gleiche Richtung. Jedenfalls trat noch vor Jahresende eine antideutsche Stimmung in den Gang der Dinge. Sie kam zum erstenmal

in der Geheimsitzung der Rechtsparteien vom 5. Dezember zum Ausdruck, als Broqueville die Notwendigkeit der Heeresverstärkung vor allem damit begründete, daß Deutschland gewaltige neue militärische Anstrengungen mache und Belgien jetzt mit fünf Armeekorps bedrohe, statt, wie bisher, mit drei. 2 Daß er in diesen Vorbesprechungen bereits auf Wünsche, die von benachbarten Großmächten an ihn herangetragen worden seien, Bezug nahm, kann taktisch verstanden werden. Auch manche andere Behauptung, die damals, am meisten

von oppositioneller Seite in Belgien selbst, über die gleichen geheimen Vorgänge in der Öffent lichkeit aufgestellt worden ist, 3 trägt den Charakter der bestellten Arbeit auf der Stirn. Sogar Frankreich und England mußten es sich gefallen lassen, in der Presse verdächtigt zu werden, 4 weil diese Frontwendung der altkonservativen Rechten gegenüber Erfolg ver sprach. Die besondere Bezugnahme auf Deutschland war aber nicht mehr Taktik, sondern Ausfluß einer wirklich bestehenden Vorein genommenheit. Vielleicht

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