¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
2ßß IV. Die mitteleuropäischen Staaten. /. Belgien Als an demselben 1. August mit der Mobilisation in Frankreich und Deutschland der Krieg unvermeidlich geworden war, kündigte die belgische Regierung den beteiligten Großmächten in aller Form ihren Entschluß an, auf Grund der mobilisierten Armee und der in Verteidigungszustand versetzten Festungen ihre Neutralität bis zum äußersten zu schützen, 1 und es begannen die tragischen Auseinander setzungen über das Schicksal des kleinen Landes
, das ein Bollwerk gegen Deutschland geworden war. 2 Noch am Abend des i. August wandte sich König Albert in einem Handschreiben an den Kaiser und bat unter Bezugnahme auf die deutschen Zusicherungen der Vor jahre um eine erneute Bekundung, die Neutralität Belgiens respek tieren zu wollen. 3 Aber bevor dieser letzte Appell Berlin erreichte, war dort schon die Entscheidung gefallen. Die alten Verträge waren in Vergessenheit geraten, die internationalen Verpflichtungen hatten ihren Inhalt verloren und die deutsche
seines Kanzlers nahm Deutschland für den Bruch der belgischen Neutralität lediglich das Notstandsrecht in. Anspruch, und der Staatssekretär von Jagow stellte in der letzten Unterredung, die er am 4. August mit dem belgischen Gesandten Baron Beyens hatte, Belgien sogar das Ehrenzeugnis aus, daß es sich „stets ganz einwandfrei' verhalten habe. 5 Diese Äußerungen bedeu ten jedoch keine Rechtfertigung Belgiens, obschon sie von belgischer 1 Davignon an die Gesandten in Paris, London, Petersburg, Wien und Berlin