wirklich ernst und ehrlich meint. . Dieses war die Bescherung, die wir mit süßen Gesichtem entgegenrlahmen, denn das gehört sich. , Ich muß noch erwähnen, daß mir der Pro visor gleich erlaubte, Du zu ihm zu sagen, was ich sehr gerne tat. Ich verstehe über haupt nicht, warum wir nicht alle du zuei nander sagen, wo wir doch alle Brüder sind. Nach der Bescherung kam der Sekt, dem ich sehr zusprach, weil er so süß war. Der Bräutigam brachte das Gespräch gleich auf das Haus am Petersplatz und entwickelte
seine Ziuikunftspläne, weil er eine Apotheke hineinibauen wollte, um sich selbständig zu . machen. Denn da Ist ganz anders verdient wie als Provisor. In diese Gespräohe vertieft, merkten meine Mädchen im Wartesaal Der Kellner Ernst Reiter schritt durch den Wartesaal des großen Bahnhofs. Der Zug ln Richtung Hannover war eben abgefahren; der Raum hatte sich geleert. Ernst Reiter rückte hier einen Stuhl zurecht, zog dort eine Tisch decke gerade und postierte sich dann in ,der Nähe des Büffets. Ungewollt und unbewußt
voller Unrast und Launen. Der Sonntag schien ihm viel zu kurz. Fußball, Kino, Ka meraden, Tanz, Mädchen; er glaubte, nichts versäumen zu dürfen. Zu Hause sah man ihn nur selten. Hildegard, die zwanzigjährige, trieb es nicht sehr viel besser. Die Tür ging auf; ein junges Mädchen be trat den Wartesaal und setzte sich. Der „Herr Ober“ Ernst Reiter hatte in langen Jahren ge nügend Erfahrung und Menschenkenntnis ge sammelt, um sein Publikum auf den ersten Blick richtig einzuschätzen.' Dies Mädchen
zum Beispiel: durchaus solide. Wahrschein lich hatte sie jemand besucht und wartete nun auf den Zug, der sie helmbringen sollte. Es würde sich kaum lohnen, sie nach etwaigen Wünschen zu fragen. Drei Junge Männer betraten den Warte saal und ließen sich laut redend nieder. „Drei Bier mit Schuß 1“, rief ihm einer ent gegen. Als Ernst Reiter die Bestellung ausgerichtet hatte, ging er zu dem Tisch des Mädchens. Fragen war ja seine Pflicht. Schau, das Mädchen weinte. Als er näher kam, fuhr es sich schnell
mit dem -Taschen tuch über die'Augen. „Fräulein, kann ich Ihnen helfen?" fragte er. Sie schüttelte den Kopf. Auf ihrem Gesicht lagen, deutlich für jeden, der zu lesen ver stand, Müdigkeit und Enttäuschung. Ernst Reiter schritt zum Schanktisch. „Eine Tasse Kaffee“, bestellte er. Dann trug er sie zu dem Mädchen. ' , „Trinken Sie", ermunterte er. „Nein, lassen Sie stecken. Was nicht bestellt ist, braucht auch nicht bezahlt zu werden.“ Er setzte sich einen Augenblick .ihr gegen über, da alle Gäste bedient