Wiese zu bieten. Seit dem Anfang dieses Jahrhunderts ist für die Ge schichte des deutschen Volkes von Berlin aus sehr viel, von Wien aus wenig geschehen Metternich hat in bedauerlicher Kurzsichtigkeit die Pflege der natur wissenschaftlichen Studien für weniger bedenklich ge halten, als die Pflege der Geschichte. Das hat sich gerächt. Die Berliner haben den Vorsprung von einem halben Jahrhundert bekommen und dazu aus genützt, preußischen Geist in die deutsche Geschichte zu gießen. Wir Oesterreich
auf Oesterreich ganz sonderbare wurden. Wir konnten es gar nicht mehr glauben, daß wir auch Helden, große Staats männer, Gelehrte, Erfinder und Künstler unter uns halten und haben. Die Geschichte, die man uns vortrug, war eben eine einseitige, wenn man nicht sagen will, eine gefälschte. Die einseitige Geschichtsmacherei 'zu Ungunsten Oesterreichs beginnt schon mit den Urzeiten. Wie viel spricht die Geschichte von Hermann dem Cherusker und von seiner Thal. Von Marbod dem Markomannen, dem Oester reicher
. spricht man nicht, nicht von den späteren Markomannen, die seit Markus Aurelius faktisch die Macht der Römer in Schach gehalten und endlich bezwungen haben. Von der niederösterreichischen Herulerburg aus hat Odoaker das römische Weltreich endgiltig den Deutschen gesichert. Oesterreich war das immer umbrandete Bollwerk gegen Hunnen, Avaren und Ungarn; hier hat es sich nicht wie in Sachsen, Thüringen, Preußen, Mecklenburg nur um mehr oder weniger gründliche Germanisirung gehandelt, hier wurde
mit blutigen Würfeln um die Existenz der deutschen Nation, nm die Existenz der abend ländischen Gesittuug gewürfelt. Diese Vorzugsstellung von Oesterreich kam auch im deutschen Staatsrecht zum Ausdruck. Dem Herzog von Oesterreich gebührten schon längst, ehe er deutscher König und römischer Kaiser war, höhere Rechte und Privilegien. Es lag daher in der Natur der Sache, daß seit Rudolf von Habsburg es sich immer heraus stellte, der deutsche Kaiser müsse im Besitz von Oesterreich
sein, oder, was dasselbe ist, der Herzog von Oesterreich müsse Kaiser werden. Das ist der Grund, weshalb auch heute noch Rudolf von Habsburg im Andenken und in der Auffassung des ganzen deutschen Volkes der typischeste deutsche König ist. Und als nach langer Zeit des Irrens und der vergeblichen Ver suche die deutsche Krone wieder an Oesterreich und Habsburg gelangte, blühte in Maximilian, dem letzten Ritter, wieder dem ganzen deutschen Volke ein noch liebenswürdigerer Typus des deutschen Fürsten auf. Nur von Oesterreich aus, ward