» de» In- und Auslandes St. 78. Sonntag, den S8. Juni R89S. M, ZahrWz. AillZllli-IisdetrilhIiilizkli i» «vdnm Kchte. Wien, 25. Juni. In Bezug auf die auswärtige Politik herrscht in Oesterreich ein eigenthümlicher Zustand. Nur so ganz gelegentlich einmal, wenn es sich um die Bewilligung des Etats für das gemeinsame Mini sterium des Aeußern handelt, wird sie gestreift. Der Minister hält dann eine Rede, in der er bei der absoluten Unmöglichkeit, die allgemeine Situation nach allen Richtungen hin erschöpfend
, das glauben sie selbst nicht. So ist es, und es ist schlimm, daß eS so ist, denn die natürliche Folge ist eine bedauernswerthe Theilnahmslosigkeit des ganzen Volkes an der äußeren Politik, deren Wirkungen auf die innere Situation doch so tief einschneidend sind, daß letztere oft durch die erstere bestimmt wird. Der Beweis hiefür ist leicht zu führen. Wenn Oesterreich-Ungarn nicht in der orientalischen Frage so lange schon sich von England in das Schlepptau nehmen ließe, so würde Letzteres sich genöthigt
gesehen haben, in handelspolitischer Beziehung Rück sichten auf Oesterreich-Ungarn obwalten zu lassen, und wir hätten nicht den mit den lebhaftesten Be sorgnissen erfüllenden Rückgang unserer Ausfuhr, die schwere Schädigung unserer heimischen Industrie zu beklagen, unter der wir jetzt zu leiden haben. Wem soll man daraus einen Vorwus machen? Den Engländern? Sie sind viel zu gute Handels leute, um etwas zu kaufen, das sie umsonst haben können! Nein, der Vorwurf trifft Diejenigen
wir diese Frage und sagten damals voraus, daß, wenn Oesterreich sein Schisf nicht aus dem englischen Fahrwasser entferne, das deutsche Reich ihm in der Anbahnung intimerer Beziehungen zu Rußland zuvorkommen werde. Wir waren gut unterrichtet; was wir prophezeiten, ist genau ein getroffen. Oesterreich hat wieder einmal das Nach sehen ! Aber vielleicht wird der Nachtheil ausgeglichen dadurch, daß unser Einfluß auf die Balkanstaaten eine wesentliche Kräftigung erfahren hat? O weh! Damit sieht es noch schlimmer
Oesterreich zu schade! Möge man dies an maßgebender Stelle einsehen, ehe es zu spät ist; möge man erkennen, daß, so wie Oesterreich groß geworden ist nicht durch Czechen und Polen, nicht durch Slovenen und Ungarn, sondern durch Deutsche, es auch auf seiuer Höhe nnr durch Deutsche erhalten werden kann! Oester reich muß deutsch seiu, oder es wird nicht sein! Politische Nachrichten. Mera », 27. Juni. Wie wir bereits gemeldet haben, ist sür den Herbst ein ansnehmend früher Zusam m e n- tritt des Reichsrathes