die damalige deutsch- liberale Partei so viel Voraussicht gehabt hätte und der deutschen Sprache gesetzlich jenes Recht und jene Rolle zugewiefen hätte, welche ihr in diesem Staat gebühren. Es mag ja für die deutschliberale Partei als Entschuldigung gelten, daß damals tatsächlich kein Mensch in Oesterreich daran dachte, daß je in einer anderen Sprache als in der deutschen amtiert und im Abgeordnetenhaus verhandelt werde. Man hielt eS als etwas ganz selbstverständliches, daß jener Volks- stamm
, welcher diesen Staat gegründet und erhalten hat, welchem das Herrscherhaus entstammt und welchem alle Völkerstämme dieses Staates ihre Kultur und ihren Wohlstand verdanken, für immer der führende sein werde, daß deffen Sprache stets die beherrschende, bevorzugte, also sozusagen, ohne daß eS eigens aus gesprochen wird, die Staatssprache sein werde. Da nun aber die slavischen Völkerstämme immer kühner wurden, sich eng aneinander schloffen und es verstanden, die Uneinigkeit der deutschen Parteien für sich auszunützen
deutsche Armeesprache wird aus dem Heere durch die sogenannte Dienst- und Regimentssprache immer imhr und mehr verdrängt und es ist derzeit das Ende dieses Sprachengewirrs nicht abzusehen. Dies alles hat sich aber erst im Verlauf von vierzig Jahren herausgebildet und es hätte sich während dieser langen Zeit schon Gelegenheit genug gefunden, dem systematischen Vordringen des Slaventums wirksam entgegenzutreten. Aber durch die grenzenlose Lauheit der Deutschen und ihre beständige Furcht, ihre Regie
rungsfähigkeit einzubüßen oder gar oben anzustoßen, wie nicht minder aus parteipolitischen Eifersüchteleien, kamen sie nie dazu, der slavischen Hochflut einen Damm zu setzen. Hätten die Deutschen je einmal von den Slaven etwas gelernt, so würden sie längst begreifen müffen, daß man in Oesterreich durch Beharrlichkeit und Rücksichtslosigkeit viel zu erreichen imstande ist, auch dann, wenn man in der Minderheit ist, und sie hätten die deutsche Sprache als Staatssprache schon längst durchsetzen
kennt, klar. Es ist daher zweifellos, daß auch heute das Bestreben der Deutschen dahin gehen muß, die deutsche Sprache als Staats- oder Amtssprache festzusetzen. Mögen die Kämpfe dafür noch so groß sein, so dürfen sie uns doch nicht abhalten, auf unser Ziel rücksichtslos vorzu gehen, denn alle anderen Auswege werden nicht zur Beruhigung des Staates führen. Man hat früher von gewisser Seite mit Vorliebe behauptet, daß das Kurienparlament Schuld an den nationalen Kämpfen wäre und hat daher