Bald darauf kommt das Kammermädchen ganz verwundert heraus und sagt: Sie ist nicht im Zimmer. Ich verstehe es nicht; das Bett ist nicht berührt und sie hat sich heute Nacht ganz gewiß nicht niedergelegt, denn ich habe die Nachthaube und das Nacht- corsett zusammengelegt an derselben Stelle gefunden, wo ich sie gestern Abend hingelegt hatte. Ueberdieß sind ihre Alltagskleider da und dort auf den Stühlen herumgeworfen; und sie scheint auch nicht aus dem Hause gegangen zu sein, weil der Hut
, oder mit Dietrichen aufgemacht, und unterdeffen steht das Haus offen und so oder so konnten wir eines schönen Nachts ganz ruhig be- stöhlen und ausgeraubt werden. Da er sah, daß sie säumte, ging er wieder hinauf, um der Alisa keinen Verdacht zu geben, und in das Speisezimmer zurück gekehrt, sagte er zum Bedienten: Angiolo, du bist ein guter Wäch ter, wahrhaftig! Fräulein Polirena ist in aller Frühe ausgegangen und du, Schlafkappe, bist es gar nicht gewahr geworden. Das ist schön! Und doch, Herr, versetzte Angiolo
, habe ich um sieben Uhr die Riegel an der Thüre des Vorplatzes geöffnet. Du hast geträumt, sie geöffnet zu haben. — Sie können mir glauben ... — Noch widersprechen? Geh zu, Lümmel — Und der arme Angiolo ging ganz gekränkt von bannen. Nun sprach Bartolo zu Alisa: Ich muß wieder auf die Wache, ich habe nur allzusehr gesäumt. Wenn Polirena kommt, so wün sche ihr guten Morgen und sag ihr, daß wir zum Kaffee auf sie gewartet haben. — Somit ging er langsam fort, unterwegs sich umsehend, ob er nicht das fromme Fräulein
konnte sich von seinem Staunen gar nicht erholen. Er wendete sich an den Hauptmann mit der Bitte, an seiner Stelle für diesen Tag einen Andern zu kommandieren, wofür er dann an dessen Tour Dienst machen wolle, und als ihm dieß freund lich bewilligt wurde, lief er spornstreichs nach Hause, wo er Alisa ganz betroffen und außer sich fand über dieses unerwartete Ereig- niß. Und da es ihm nicht gerathen schien, sie in diesen ersten Momenten allein zu lassen, ließ er anspannen und sendete
sie zu seiner Schwägerin, wo sie und die Cousine sich wechselseitig trösten konnten und ihre Anwesenheit für die Tante wohlthätig sein würde. Er wanderte unterdessen von einem Zimmer in das andere, wie ein Träumender, er dachte an die lächerliche Figur, die er vor ganz Rom spielen würde, die Glossen, die Witze und das Geläch ter der Müssiggänger, an den Ruf eines Fahrlässigen und Unvor sichtigen, den es ihm bei allen rechtlich Gesinnten bereiten werde, seiner Tochter eine nichtswürvige schamlose Abenwuerin