. „Was soll ich glauben, was soll ich tun?" fragte sie sich. „Stehe ich denn wirklich so ver lasse« inmitten drohender Verhältnisse, wie Otto Schwarz es mir geschildert hat? Antoinette Satler, die reiche Dame ... ich erinnere mich, gehört zu haben, daß ein Herr Satler jenseits des Wal des eine reizende Villa bewohnte ... daß Bern hard .dort Arzt gewesen ... die Summe, die meinen Vater rettete . . . Bernhard besitzt kein Vermögen ... die Uebersiedlung nach der Resi denz, die so rasch und eifrig betrieben ward
geliebt, als daß die angeregte Eifersucht nicht Spuren in ihrer Seele zurücklassen sollte. Sie kannte Otto Schwarz, sie mußte ihm mißtrauen, trotz seiner Versicherung; aber Albertine war ein Weib, und die empfindlichste Stelle jedes Weibes ist der Stolz, die Neigung eines Mannes allein gefesselt zu haben. Vor der größer» Gefahr tritt die kleinere zurück. Albertine hatte für ihr Höch stes, für den Gegenstand ihrer Liebe und ihres Stolzes zu fürchten. Als Bernhard um die Mittagszeit das Zim mer betrat
, war er ernst und sprach wenig. Bei Tische fragte Albertine: „Bist Du mit mir nicht zufrieden, mein lieber Freund? Er fuhr auf: „Frau, wie kommst Du zu dieser seltsamen Frage?" Und dabei sah er sie mit starren Blicken an. Albertine erschrak. „Ich bemühe mich, Dir den finstern Ernst zu verscheuchen ... es will mir nicht gelingen. Drückt Dich ein neuer Kummer, Bernhard? Hast Du Anlaß zu neuen Sorgen?" „Nein, nein, mein liebes Weib! Und ich denke auch, der alten Sorgen genug. Wüßte ich nur, wer Deine Rechnung
bei dem Kaufmanne bezahlt hat. Man mischt sich indiskret in unsere Verhältnisse." Albertine schwieg. Ein Gedanke blitzte in ihr auf, der Gedanke an Otto Schwarz. Er wußte um die Angelegenheit, er konnte auch bezahlt haben. Diese Vermntung hatte viel für sich. Aber der Stolz verbot ihr, sie auszusprechen. Mit der Schlauheit, welche weibliche Tugend immer ein wenig entehrt, fragte sie: „Hast Du keine Vermutung, Bernhard?" „Nein." „Du bist Arzt, kommst in weite Kreise ..." „Aber ich spreche
sonderbar!" Die Gattin legte die Hand an die heiße Stirn des Gatten. „Bernhard," sagte sie weich und bittend, „Du hast Dir eine große Last aufgebürdet, und daß diese Last Dich drückt, ist eben so natürlich als es mir schmerzlich ist. Ich kann Nichts tun. um Dich zu unterstützen, als Dich dringend zu bitten: richte Dich anders ein, mache Ersparnisse nach allen Seiten!" „Jetzt? Jetzt?" „Ehe die Last noch größer wird." „Das wäre mehr als unklug, das wäre toll! Man beobachtet uns, und die kleinste Ver