mir nicht ein, die gegenwärtigen Zu stände in Oesterreich mit den Zuständen der römischen Kaiserreiche zu vergleichen, ader ich bin der Ucberzeuguug, der Ausspruch: „EL ist schwer, keine Saiyrc zu schreiben' hat sich gewiß schon manchem Abgeordneten von selbst ausgedrängt, der gezwungen war, über öster reichische Verhältnisse zu sprechen oder zu schreiben. Bei uns m Oesterreich ist gegenwärtig, wie wir wissen, alles in Fluß, alles in Bewegung, alles sraglich und das Wichtigste nur provi sorisch. Provisorisch
ist bei uns das Verhältnis zwischen Oesterreich und Ungarn, wir wissen keine Stunde, wie lange eö den Ungarn ge fällt, dasselbe aufrecht zu erhallen. Aber eines wissen wir ^ Wenn es den Magyaren beliebt, den Dualismus nicht mehr ausrecht zu erhalteu, dann Hai der Dualismus zu existieren aufge hört. P rvvifori f ch ist bei unS in Oester^ reich der A u S g l c i ch, derselbe beruht auf einer 5 1 -'i-Verordnung, In dem mittels K 1-i seinerzeit gemachten Ausgleichgesetz heißt es im Artikel I, daß durch die Bestimmungen
dieses Gesetzes u. s. w. das Zoll- uud Haudels- biiudniö bis Eude l UO? geregelt wird. Man möchte glaubeu, daß man, nachdem eine kaiser liche Verordnung vorliegt, in Oesterreich weiß, für wie lange der Ausgleich um Ungarn ge regelt ist. Aber nachdem bei uns alles schwau- keud ist, ist auch dies nicht sicher. Wir haben erst vor kurzem vom ungari schen Handclsministcr gehört, daß es nicht richtig sei, daß der Ausgleich mit Ungarn nur bis dauere, sondern daß sie Garantien haben, daß dieser Zustand
bis 1i)l7 dauert. Ungefähr dieselbe Bestimmung, aber mu an deren Morien, finden wir im ungarischen Ge- sctzeSarlikcl XXX vom Jahre Auch dort wird der Ausgleich mit Uugarn zeitlich be grenzt und gesagt, daß derselbe mit l>1. De zember l^!7 abläuft. Provisorisch ist bei uns in Oesterreich die Z o l l p o l i t i k mit dem Balkan, provisorisch selbstverständlich auch unser Bud get. ES würde anders in dieses Milieu auch gar nicht hereinpaffen. (Abg. Dr. Schalk: Provisorisch auch die Minister
!) Wir haben in einigen Wochen drei Ministerien erlebt, man kann wirklich behaupten, daß auch Ministerien nur provisorisch find. Ich hoffe aber, daß daS gegenwärtige Kabinett länger den Staats- karien lenken und leiten wird, weil wir von demselben die nötige Energie und Kraft er warten, unsere Wünsche zum Durchbruche zu bringen. Bei unS in Oesterreich find aber nicht nur die wichtigen Grundlagen des Reiches pro visorisch, bei uns gilt auch das Recht und das Gesetz, gilt auch die kaiserliche Sank tion nicht mehr