DIAMANT VON WOLFGANG K E M T E R (8. Fortsetzung.) „Dank dir, Lieb. Sei ohne Sorge; ich bin zu weit in der Welt herumgekommen, habe zu viel gesehen und gelesen, als daß ich nicht wüßte, wie verschieden das Leben fein kann, ohne an Anständigkeit zu ver lieren. Kommt gut hinüber mit Mann und Tier. Glück aus!" „Bub, lieber", in Noras Augen glänzte es feucht —, „auf Wiedersehen!" . . . Der Sonntag war ein herrlicher Frühlingstag. Gleich nach dem Frühstück fuhr Norbert Gerstner los und hatte gegen Mittag
das hübsch zwischen Wald und Fluß gebettete kleine Landstädtchen Feldstein erreicht. Am Marktplatze stand der Großgasthof zum „Elefan ten". Hier hielt Norbert an, versorgte seinen Wagen in der Garage, aß dann zu Mittag und ließ sich von der freundlichen Hebe den Weg zum Zirkus beschrei ben. Er trat dann aus den Marktplatz hinaus, zündete sich eine Zigarette an, schritt gemächlich seinem Ziele zu. Durch eine enge Straße zwischen uralten, hoch- giebeligen Häusern gelangte er zum Flusse, überschritt
ihn auf einer ganz modernen Eisenbetonbrücke und ließ sich nun von den hier reichlich angebrachten, bun ten. Zirkusplakaten führen. Zwischen hier herausgebauten, vereinzelten Land häusern war ein großer Anger, aus dem der Zirkus Bonadiman feine Zelte aufgeschlagen hatte. Norbert Gerstner staunte, als er das große, reich beflaggte Zweimastzelt und daneben die kleineren Tierzelte sah. Sie allein zeigten, welchen Umfang einst der Zirkus gehabt haben mußte. Erwachsene und Kinder in allen Größen umlager ten den Platz
, jetzt schon ungeduldig auf die Eröffnung der Nachmittagsvorstellung wartend. Als Norbert nun rascher den Zelten zuschritt, wurde er angerufen. „Hallo, Herr Gerstner!" Er wandte sich um und sah Erich Bonadiman von einem Seitenwege Herkommen. „Grüß Gott!" Sie reichten sich die Hand. „Kommen Sie", sprach der Hüne, „ich werde Sie führen. Nora wird sich freuen, sie hat noch Zeit, die Kassa wird um halb drei Uhr geöffnet." „Sie werden voll bekommen?" „Es ist schon der Vorverkauf für Nachmittag und abends gut
, mit einem Zeltdach überdeckt, war am Wagen eine ziemliche Veranda angebaut, auf der Nora saß. Als sie Norbert sah, erhob sie sich rasch, sprang die paar Stufen herab und kam ihm entgegen. „Willkommen! Erich, wir machen noch einen Gang durch den Zirkus und trinken dann nachher hier den Kaffee." „Gut, ich überlaste dir Herrn Gerstner, ich habe noch zu tun." Nora zeigte Norbert das große Zirkuszelt, das über sechshundert Personen faßte, mit seiner ebenfalls noch aus früheren Zeiten stammenden, jetzt freilich