und, wie später noch ausgeführt werden wird, mit Deutschtirol ein einheitliches Ganzes gebildet hat und auch künftig bilden will. So war das Südtirol bis über Salurn hinaus seit mehr als einem Jahrtausend geschlossenes deutsches Sprachgebiet geworden, deutsch in seiner Sprache, deutsch in seinen Lebensgewohnheiten, deutsch in seiner Rechtsentwicklung, deutsch in seiner Kultur und Geistesrich- tung. — Der Großgrundbesitzer mit Kolonenwirtschaft des italienischen Gebietes ist dem deutschen Tirol
unbekannt. Der deutsche Bauer hat sich in Tirol bereits im frühesten Mittelalter als freier Berufs-- stand herausgebildet. Der Bauer war hier nicht hörig. Er bewohnte sein Einzelgehöft und arbeitete die ihm allein zu Eigen gehörige Scholle. Durch mehr als ein Jahrtausend bildete Tirol einen Bestandteil des deutschen Reiches und nahm an seiner Kultur oft bestimmenden Anteil. Alle sozialen, religiösen und geistigen Erschütterungen und Strömungen des deutschen Volkes durchdrangen auch die deutschen Täler
Tirols, die Reformationsbewegung und die größte deutsche soziale Erhebung der Vergangenheit, die Bauernrevolution des 16. Jahrhunderts, fanden besonders kräftigen Widerhall in um serem deutschen Berglande machten aber an der Grenze von Deutsch- und Welschtirol halt. — Die glänzendsten deutschen Minnesänger des Mittelalters hatten in dem sonnendurchleuchteten deutschen Südtirol ihre Heimat und der Nachwelt sind erhalten die Lieder eines Walther von der Vogeb Weid e, Leuth old von Gäben, Oswald
von Wolkenstein, Friedrich von Sonnenbmg und vieler anderer. Ja selbst das Nibelungenlied soll nach der jüngsten germanistischen Forschung in Deutsch-Süd- tirol entstanden sein. — Auch die bildende Kunst fand im deutschen Südtirol ihre glän- zende Heimstätte, Sterzing, Brixen, Bruneck, Klausen, Bozen, Kal-- tern, Meran und Glurns tragen selbst in ihrem neuzeitlichen Ge- wände die Spuren des deutschen mittelalterlichen Städtebaues an sich, ja haben diesen zum Teile noch rein erhalten. Das Überetsch
mit seinem so einzig schönen Baustile, die rebenumrankten Burgen und Schlösser geben dem deutschen Süden sein eigenartiges Ge-