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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 26 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
und, wie später noch ausgeführt werden wird, mit Deutschtirol ein einheitliches Ganzes gebildet hat und auch künftig bilden will. So war das Südtirol bis über Salurn hinaus seit mehr als einem Jahrtausend geschlossenes deutsches Sprachgebiet geworden, deutsch in seiner Sprache, deutsch in seinen Lebensgewohnheiten, deutsch in seiner Rechtsentwicklung, deutsch in seiner Kultur und Geistesrich- tung. — Der Großgrundbesitzer mit Kolonenwirtschaft des italienischen Gebietes ist dem deutschen Tirol

unbekannt. Der deutsche Bauer hat sich in Tirol bereits im frühesten Mittelalter als freier Berufs-- stand herausgebildet. Der Bauer war hier nicht hörig. Er bewohnte sein Einzelgehöft und arbeitete die ihm allein zu Eigen gehörige Scholle. Durch mehr als ein Jahrtausend bildete Tirol einen Bestandteil des deutschen Reiches und nahm an seiner Kultur oft bestimmenden Anteil. Alle sozialen, religiösen und geistigen Erschütterungen und Strömungen des deutschen Volkes durchdrangen auch die deutschen Täler

Tirols, die Reformationsbewegung und die größte deutsche soziale Erhebung der Vergangenheit, die Bauernrevolution des 16. Jahrhunderts, fanden besonders kräftigen Widerhall in um serem deutschen Berglande machten aber an der Grenze von Deutsch- und Welschtirol halt. — Die glänzendsten deutschen Minnesänger des Mittelalters hatten in dem sonnendurchleuchteten deutschen Südtirol ihre Heimat und der Nachwelt sind erhalten die Lieder eines Walther von der Vogeb Weid e, Leuth old von Gäben, Oswald

von Wolkenstein, Friedrich von Sonnenbmg und vieler anderer. Ja selbst das Nibelungenlied soll nach der jüngsten germanistischen Forschung in Deutsch-Süd- tirol entstanden sein. — Auch die bildende Kunst fand im deutschen Südtirol ihre glän- zende Heimstätte, Sterzing, Brixen, Bruneck, Klausen, Bozen, Kal-- tern, Meran und Glurns tragen selbst in ihrem neuzeitlichen Ge- wände die Spuren des deutschen mittelalterlichen Städtebaues an sich, ja haben diesen zum Teile noch rein erhalten. Das Überetsch

mit seinem so einzig schönen Baustile, die rebenumrankten Burgen und Schlösser geben dem deutschen Süden sein eigenartiges Ge-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 374 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
362 XIV. VERWELSCHUNGSF AN ATISMUS U. ITAL .-'DT. ZUSAMMENSTOSS setzte sich in einer Zuschrift an den „Popolo d'Italia' für die Zwei sprachigkeit der deutschen Zeitungen Südtirols ein und richtete ge gen diese wegen der Vergiftung der öffentlichen Meinung heftige Angriffe. In der italienischen Presse regte sich kein Widerspruch mehr. Völlig unfrei, wie sie unter den scharfen Zcnsurdekreten Mus solinis geworden war, ließ sie die Dinge hingehen oder stimmte ihnen lebhaft

zu, so daß das italienische Volk über die wahren Vor gänge an der Nordgrenze in voller Unkenntnis blieb. In welchem Maße auch ruhige Blätter sich der intransigenten Richtung des Fa schismus einordneten, zeigte das Beispiel der „Stampa', die in einem ungewöhnlich gehässigen Briefe ihres Berliner Berichterstatters Mo nelli aus Meran gegen die deutschen Südtiroler wetterte, die noch immer mit Sammethandschuhen angefaßt würden, und zumal die „Preußen' mit böser Kritik bedachte, während sie die eleganten Österreicher

freundlich und die ,,sportstinkenden Bayern ironisch behandelte. So war der Weg für ein verschärftes Entdeutschungs- system frei, und hageldicht sausten nun die Schläge auf die betäubte Bevölkerung nieder. Von Verständigung und Entgegenkommen war keine Rede mehr; es galt nur noch krasse Unterdrückung und Ver gewaltigung. Die große Verwelschungsaktion begann mit der Ausmerzung der deutschen Sprache aus dem Gerichtswesen. Ein königliches Dekret vom i5. Oktober verfügte die einheitliche italienische

Gerichts sprache in allen Zivil- und Strafsachen, so daß den Deutschen fort an jede Möglichkeit genommen war, in der Muttersprache Eingaben zu machen und vor dem Gerichte zu sprechen. Den deutschen Rich tern wurde streng untersagt, deutschen Parteien in der Mutter sprache Auskunft zu erteilen, und sie wurden angewiesen, sich ge gebenenfalls eines Dolmetschers zu bedienen, weil nur diese Form deutschen Sprachverkehrs im Gerichte noch zugelassen war. Dazu wurde von den Geschworenen die Kenntnis

der italienischen Sprache gefordert, so daß — zumal in dem rein deutschen Sprachgebiet — die Deutschen von dem Amt des Geschworenen ausgeschlossen wurden. Ja, Anfang Dezember erhielten sämtliche deutsche Richter des Bozener Landgerichts die Aufforderung, einen Ort in Alt-Italien als weiteren Amtssitz zu wählen, auf den sie versetzt werden sollten. Das bedeutete die Italianisierung des Richterpersonals in Südtirol

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1942
Land und Landesfürst in Bayern und Tirol : ein Beitrag zur Geschichte dieser Bezeichnungen und Begriffe in Deutschland
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Seite 11 von 96
Autor: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: S. 161 - 252
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Aus: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ; 13. 1941/42 ; In Fraktur
Schlagwort: s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern
Signatur: II 268.079
Intern-ID: 495618
^ ^g42) Stolz, Land und Landesfürst in Bayern und Tirol 169 Weiters kann man auch nicht behaupten, daß die deutsche Ge schichte erst mit dem Jahre 911. dem Aussterben der Karolinger in Deutschland, beginne. Sie beginnt vielmehr mit der Geschichte der einzelnen deutschen Stämme, deren -Zusammenwachsen zu einem ge meinsamen deutschen Reiche und Volke doch schon in den langen Epochen des fränkischen Reiches unter den Merowmgern und Karo lingern sich angebahnt und vollzogen hat und mit dem Icchr

et iuàx provi nei se'. Fürst und oberster Richter des Landes Baiern bezeichnet wird (Spindler S. 177), so dürste sich hierin schon der neue Sprachgebrauch, wie er von da ab in Geltung blieb, ankündigen, daß nämlich nur die vom deutschen König mit Fahne oder Szepter direkt belehnten Herzoge und Bischöfe, sowie Mark- und Landgrafen als Fürsten galten, und zwar als Reichsfürsten in ihrer Stellung gegenüber dem Reiche, und als Landesfürsten gegenüber dem Lande und dessen Insassen. S eit 1137

war die HerzogSgewatt in Baiern und Sachsen im Hause der Weifen durch Heinrich den Stolzen und seinen Sohn Heinrich den Lö wen in einer Hand vereinigt. Das lief zugleich dem Sinne des deutschen Stammesherzvgtums wie des deutschen Reiches zuwider, denn jenes ver langte für jeden Stamm einen eigenen Herzog und für dieses wuà durch die dynastische Bereinigung zweier Herzogtümer ein ständiges Gegen königtum geschaffen. Es wurde auch schon damals eine solche Bereinigung als widerrechtlich beurteilt

. Aus dieser unhaltbaren Lage heraus hat Kaiser Friedrich I. mit dem Sturze Heinrichs des Löwen im Jahre UM auch den vernichtenden Schlag gegen die beiden Stammesherzogtümer. die damals in Deutschland noch bestanden, nämlich Baiern und Sachsen geführt. (Denn das Herzogtum Franken war bereits seit 938 zu Gunsten der Königsgewalt aufgehoben, Schwaben im Hausbesitz Johannes Haller Hai in seinem Buche ..Die Epochen der deutschen Geschichte', das dank seine? lebendigen Darstellung eine sehr starke Ver breitung gefunden

hat (neue Ausgabe 1939). jene Verkürzung der deutschen Geschichte nach vorne mit dem Jahre 911 in sehr bestimmter Weise ver treten. Mese Auffassung ist aber sicherlich abzulehnen, es sind ihr wohl auch kaum irgendwelche Lehrbücher der deutschen Geschichte gefolgt.

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 137 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Nationalitäten; in dem gleichen Sinne nahm der bisherige Bozener Zivilkommissar Peter iongo Stellung, der sich wegen seiner versöhnlichen Haltung bei der deutschen Bevölkerung aufrichtige Sympathien erworben hatte und eben deswegen ins Generalkommissariat gezogen wurde. So fand eine Deputation der Meran er Deutschen in Trient ein williges Ohr, als sie gleich nach Credaros Amtsantritt die Öffnung der Sperre am Brenner, die staatliche Unterstützung der deutschen Mittelschulen und die Wahrung der im Gebrauch

befindlichen Selbstverwaltungs einrichtungen erbat. Ein Alpdruck fiel von der deutschen Bevölke rung, als der hermetische Abschluß ein Ende nahm, als Nordtiroler und andere Zeitungen wieder ins Land kamen und als in Südtirol selbst auch die deutsche Presse sich wieder frei und nahezu unbe schränkt äußern durfte. Den entscheidenden Schritt tat Credaro dann mit dem Entschluß, die italienischen Namen der Eisenbahn stationen zurückzuziehen und die alten deutschen Namen, wenn auch teilweise unter Hinzufügung

der italienischen Umbenennung, wieder einzusetzen. Auch sonst trat die deutsche Sprache in die frühere Geltung zurück. Das Generalkommissariat selbst bediente sich in seinen dienstlichen Schreiben und Weisungen an die Behörden im deutschen Sprachgebiet der deutschen Aufschrift. Die Post nahm wieder ein völlig deutsches Gesicht an und auch an dem deutschen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 351 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
. In der glei chen Richtung dürfte die Rede, die der Außenminister Dr. Strese- mann am i8. Mài im deutschen Reichstag über die Beziehungen des Reiches zum Auslanddeutschtum hielt, miigewirlct haben. 'Es war für faschistische Ohren doch eine unerfreuliche Spräche, wenn der Leiter der deutschen Außenpolitik die Tatsache begrüßte, daß deut sche Tü chti g keit und deut scher ..Heiß... Schritt für Schritt den ver lorenen Boden wiedergewännen, wenn er hinsichtlich der Millionen abgetremtef Völksgenössen

feststellte, daß sie durch die Bande des, Blutes und der'gemeinsamen Kultur mit dem deutschen Volke un zertrennbar verbunden seien und daß Deutschland ihr Schicksal mit ; Teilnahme verfolge, ja wenn er schließlich der Hoffnung Ausdruck > gab, , ,daß das Beispiel Estlands, in dem zuerst der mutige und kühne Schritt der Gewährung kultureller Autonomien an die Minderheiten ! getan wurde, in den andern national gemischten Ländern Europas Nachahmung finde'. Und diese Äußerungen erhielten dadurch

noch eine Unterstreichung, daß Dr. Stresemann drei Tage später bei der Eröffnung des Hauses des Deutschtums in Stuttgart ähnlichen Ge danken Ausdruck gab und daß wieder einige Tage später der Reichs tagsabgeordnete Lobe als Vorsitzender des österreichisch-deutschen Volksbundes unte'r ausdrücklicher Zurückweisung der „Einmisch ung Mussolinis in die Angelegenheit des deutschen Volkes' für dieses das Selbstbestimmungsrecht in Anspruch nahm. Vollends dié Küfsteiner Tagung der deutschen Schutzverbände, die in der Pfingst

- woche programmgemäß stattfand, schien den italienischen Befürch tungen recht zu geben. Es war vom nationalen Standpunkt begreif lich, politisch aber ein Fehlgriff, daß die Versammlung das Be kenntnis zur Einheit des deutschen Volkstums mit dem lauten Ein treten für die deutschen Südtiroler verknüpfte und auf diese Weise den Anschlußgedanken belastete. Mussolini selbst war zwar bemüht, die italienische Presse zu einer ruhigen Behandlung des Vorganges 22*

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 289 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
FORTGANG DER ENTNATIONALISIERUNG 277 sächlich wurden einige Gasthöfe den deutschen Besitzern fortge nommen, doch gelang es der deutschen Regierung, für die bereits angeordnete Überschreibung des reichsdeutschen Eigentums auf den italienischen Staat einen Aufschub zu erwirken. Demgemäß wurde eine Kundgebung, mit der die vier deutschen Abgeordneten Süd tirols auf der Basis der eingeleiteten Verständigungsaktion hervor traten, zu einer Handlung, die dem Deutschtum nicht nützte, son dern schadete

. Sie sprachen Mitte Februar dem deutschen Volke ihr Mitgefühl an der Bedrückung des Ruhrgebietes durch franzö sische Truppen aus und machten sich damit in den Augen der Ita- lianissimi zu geheimen Irredentisten. Mussolini selbst freilich rückte mit der zunehmenden Verschärfung des französischen Herrschafts systems im rheinisch-westfälischen Gebiet mehr und mehr von der Gewaltpolitik Poincarés ab und vollzog im Sommer eine Schwen kung von großer Tragweite. So nahm, durch keine äußere Einwirkung gehindert

, die Ent nationalisierungspolitik in Südtirol ihren Fortgang. In schnellerem Tempo als ursprünglich vorgesehen war erfolgten die weiteren Schläge gegen das deutsche Schulwesen im Unterland und in den deutschen Sprachinseln. Vergeblich wurden die deutschen Abgeord neten, die von der drohenden Gefahr Kunde erhalten hatten, beim Unterrichtsminister Gentile wegen der geplanten neuen Maßnahmen vorstellig, die mit den bestehenden Nationalitätsverhältnissen un verträglich seien. Der Minister schien überzeugt

und ließ sich die deutschen Einwendungen in einem Memorandum schriftlich vor- legen. Trotzdem kam der Erlaß Anfang März zustande und wurde Anfang April veröffentlicht, der die Verordnung vom io. Januar auf die unterländische Hauptgemeinde Neumarkt und die völlig deutschen Gemeinden Truden, Altrei, St. Felix, Unsere Frau im Walde, Laurin und Proveis ausdehnte. Den Trienter Stempel machte der fälschende Zusatz erkennbar, die Umwandlung der deut schen Schulen in italienische sei nur ein Akt nationaler

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 317 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
Feststellung, wenn der mutige Mann dahin der Wahrheit die Ehre gab, daß Südtirol seit i3oo Jahren von Deut schen beherrscht und bevölkert sei, daß die vorangegangene römi sche Herrschaft wenig tiefe Spuren hinterlassen habe und daß Italien heute mit Deutschen in seinem Hause rechnen müsse. Die Brenner grenze erklärte auch Guerrini aus strategischen Gründen für erforder lich, aber dadurch würden völkisch-politische Fragen in keiner Weise berührt und noch weniger beseitigt. Wie sollten nun die im italieni

schen Hause eingeschlossenen Deutschen behandelt werden? Ein Ir- redentismus und eine Verbindung der deutschen Bevölkerung mit dem deutschen Reich sei nicht zu dulden. „Wenn aber diese Deut schen sich damit begnügen, ihre eigene Sprache, ihre Kultur, ihren deutschen Charakter, die eigenen Überlieferungen zu verteidigen, so kann und muß das ihnen zugebilligt werden, denn es ist in keiner Weise schlecht.' Mißtrauen in einen zukünftigen Irredentismus sei unangebracht und Unterdrückung

im österreichischen Sinne sei dem italienischen Ansehen schädlich. Er sage vielmehr : „Solange die Deutschen im Etschlande geistig und kulturell Deutsche bleiben, braucht Italien kriegerischen Angriff vom Brenner wenig zu fürch ten. An dem Tage jedoch, da diese Deutschen Italiener an Gesin nung, Herz und Willen werden, wird der Brenner uns gefährlicher, weil ein eventueller deutscher Einbruch durch jenes alte Einfalltor ein gewaltiges Hindernis weniger vorfände.' Im weiteren kam der General auf den Zusammenhang

von Volkstum und Politik zu spre chen, und er bestritt, daß insbesondere zwischen Sprache und Politik ein notwendiger Zusammenhang bestehe, wobei er auf das Beispiel Preußen contra Österreich und das Gegenbeispiel der Zuneigung der französischen Bewohner des Aostatales zu Italien hinwies. Daraus seien klare Schlußfolgerungen zu ziehen; „Nach meiner Auffassung wird die gegenüber den deutschen Etschländern einzuschlagende Po- Ii er re, Südtirol 20

7
Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 134 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
. Cm eigenartiges Spiel begann. Der Regierungskommissär von Bozen, Guerriero, eine diplomatisch ge- schulte Persönlichkeit, machte den Versuch, einen Burgfrieden zwischen Deutschen und Italienern zustande zubringen. Mussolini hieß den Plan gut und so kamen zwischen dem Herausgeber des „Piccolo Posto' Luigi Barbefino einerseits, dem Grafen Toggenburg und Dr. v. Walther andrerseits unter Vermittlung Guerrieros Vera- Lungen zustande, die sich vom Dezember 1922 bis zum Februar 1923 hinzogen. Schließlich wurde

ein Schlußprotokoll verfaßt, welches der deutschen und der faschistischen Führung zum förmlichen Ver- tragsschlusse vorgelegt werden sollte. In diesem Entwürfe verzichi tete die deutsche Führung auf jede irredentistische Politik, wogegen die faschistische Partei den Deutschen Südtirols ein freies kulturelles Lebe« zusicherte. In 13 Punkten waren die Einzelheiten ausgeführt, und nach dem Wortlaute des Übereinkommens hätte für Südtirol eine Periode friedlichen Lebens der Deutschen und gesetzmäßigen Verhaltens

der Italiener erwartet werden können. Im Artikel 1 hatte man in seiner ersten Fassung von uns die Anerkennung verlangt, daß die Südtiroler Frage eine rein italie-- nische Frage seh und daß wir im Namen des gesamten deutschen Volkes von Südtirol auf jede Betonung ihres internationalen Charakters verzichteten. Bei unseren internen deutschen Besprechungen wurde eingewendet, daß für eine solche Erklärung eine Volksabstimmung unter Garantie völliger Freiheit der Stimmenabgabe nötig wäre, denn dieser Ar- tikel

stelle gewissermaßen die Ausübung des Selbsibestimmungs- rechtes zugunsten Italiens dar. Man kam dann zur Formulierung, „daß die deutschen Parteien sich verpflichteten, die Frage der 120

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 277 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
DER NEUE PRÄFEKT GUADAGNIMI 265 einer vollen Einheit zusammen, und die Kundgebung, mit der er sich an die Bevölkerung wandte, und in der er sich auf „das italie nische Recht' als „die Garantie und den Schutz für alle',bezog, ließ für denjenigen, der faschistische Worte auszulegen wußte, an Deut lichkeit nichts zu wünschen übrig. Am 12. November nahm er ge legentlich eines Besuches in Bozen die Begrüßung der deutschen Gemeindevorsteher entgegen, die ihm in einer Denkschrift ihre Wünsche

wird ; Unterdrückung aller deutschen Schulen in den ge mischtsprachigen Gebieten; moralische und materielle Unterstüt zung zur Einrichtung italienischer Kindergärten, Weiterentwicke lung des italienischen Schulwesens ; Einführung des obligatorischen italienischen Unterrichts in allen deutschen Schulen ; Erhebung der italienischen Sprache zur Hauptunterrichtssprache; Abschaffung eines Gesetzdekrets, das die ausländischen akademischen Titel für die Bürger des Oberetsch anerkennt ; Revision desUnterrichtsgegen

- standes in den deutschen Schulen zugunsten stärkerer Berücksichti gung der italienischen Geschichte ; Handhabung einer strengen Kon trolle der deutschen Schulen hinsichtlich der dort bestehenden Haß atmosphäre gegen Italien; Ergreifen staatlicher Schritte bei der Kurie zur Anweisung der deutschen Geistlichen, sich der italien feindlichen Propaganda zu enthalten; Einrichtung von Spezial kursen in deutscher Sprache für die italienischen Beamten, damit die deutschen in baldigster Zeit entlassen

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 168 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
156 VI. DIE ANNEXION Sowohl der Deutsche Verband wie Tolomci und sein Kreis zeig ten sich von dem Ergebnis der Verhandlungen wenig befriedigt. Während der Verfechter der Italianität den Trienter Unterhändlern wegen ihrer Nachgiebigkeit gegen die Deutschen heftige Vorwürfe machte, erklärte insbesondere die klerikale deutsche Presse das Pro visorium der gemeinsamen Autonomie für unannehmbar, da es deutlich erkennen lasse, daß es den Trientern darauf ankomme, bei dem Liquidationswerk die Deutschen

noch gründlich auszu saugen, und mißtrauisch mutmaßten sie, daß das Provisorium nur als das Vorspiel eines Definitivums gedacht war. Auch wurde es beanstandet, daß die Verwaltungsautonomie nur den Deutschen, nicht aber den Ladinern eingeräumt werden sollte. Es ist begreif lich, daß nun erst recht die entgegenstehenden Meinungen aufein- anderplatzten, und angesichts der wachsenden Erregung im natio nalen Lager glaubte Credaro schärfere Maßnahmen gegen die in geschlossener Abwehrfront stehenden Deutschen

ergreifen zu müs sen, um so seine nationale Zuverlässigkeit zu erweisen. Obschon so eben am 24- Mai das königliche Dekret in Kraft getreten war, das jede Zensur in Italien aufhob und das den letzten noch verbotenen Zeitungen, insbesondere Nordtirols, den Weg nach Südtirol frei machte, nahm er die deutsche Presse unter eine scharfe Kontrolle und verwies mehrere Persönlichkeiten des Landes. Es steigerte seine Verärgerung, wenn die Deutschen bei einem Besuch deutscher und deutschamerikanischer Journalisten

Landesteilen bei weitem schärfere Formen annahmen als im deutschen Sprach gebiet. Für das Verhältnis der deutschen Bevölkerung zu den ita lienischen Verwaltungsbehörden waren sie trotzdem nicht unwesent lich, weil sie diese nervös und den nationalen Äußerungen gegen über noch empfindlicher machten. Umgekehrt bestärkte es die Deut-

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Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 308 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
296 XI. TOLOMEìS VERWELSCHUNGSPROGRAMM zeitig wurde verboten, deutsche Fibeln zu benutzen und sich deut scher Schriftzeichen zu bedienen. Das Bemühen war offenkundig, den deutschen Unterricht möglichst unwirksam zu machen. Da für sprach auch, daß der Einrichtung des deutschen Anhangsunter richts trotz der grundsätzlichen Freigabe alle möglichen Hinder nisse in den Weg gelegt wurden, so daß er vielfach überhaupt nicht zustande kam, und es gehörte in den gleichen Zusammenhang

, wenn eine katholische Kinderzeitschrift in deutscher Sprache verboten wurde. Schon wurde auch der deutsche Privatunterricht, gegen den eine gesetzliche Einspruchsmöglichkeit nicht bestand und dessen sich die deutschen Eltern, zumal in dein schulmäßig bereits völlig ita- lianisierten Unterland, als eines letzten Auskunftsmittels zu bedienen trachteten, erschwert, indem die Lehrer und Lehrerinnen, die ihn handhabten, persönlichen Schikanen unterzogen wurden. Auch auf die Mittelschulen dehnte sich der Verwelschungsvor

- stoß aus. Der Aufhebung des deutschen Reform-Realgymnasiums in Bozen folgte die der deutschen Mädchenmittelschule, und um der deutschen Lehrerschaft den Nachwuchs abzuschneiden, wurde auch die Einstellung der deutschen Lehrer- und Lehrerinnenbil dungsanstalt in Bozen verfügt. Übrigens machte sich auch auf wirtschaftlichem Gebiet der mit dem Siege des Faschismus vollzogene Systemwechsel für die deut sche Bevölkerung nachdrücklich geltend. Hatte Gredaro in der Frage

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 190 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
werde. Wie wirkte der Zwischenfall in Südtirol selbst? Im Deutschen Verbände, der auf den Abwehrkampf gegen Italien eingestellt war, herrschte anfangs die Neigung vor, in einer Öffentlichen Kundgebung gegen die Äußerungen der deutschen Staatsmänner scharf Stel lung zu nehmen, doch wurde die Ausführung der gefährlichen Ab sicht aufgegeben. Vielmehr wurde schließlich der entgegengesetzte Beschluß gefaßt, Simons für seine Reichstagsrede zu danken und die gegen ihn unternommenen Angriffe zu verurteilen. Allerdings

be stand der Unwille über Berenberg-Goßlers Auftreten fort, und es konnte mit Recht peinlich berühren, wenn die Trienter „Libertà', die grundsätzlich alles Deutsche begeiferte, das leidige Schreiben des deutschen Botschafters als Bescheinigung dafür ausspielte, daß es den Deutschen in Südlirol ausgezeichnet gehe. Daß Credaro selbst diese Stellungnahme in der gleichen Richtung verwertete, traf je doch nicht zu. Die Besprechung, die der Generalkommissar mit Dr. v. Waither und Dr. Reut-Nikolussi

über die Mitteilung des deut schen Botschafters hatte, verlief durchaus freundlich, und die bei den Deutschen sprachen später ihr Bedauern aus, daß entstellende Gerüchte über Credaros Verhalten die Öffentlichkeit beschäftigten. Tatsächlich versicherte der Generalkommissar nur von neuem, daß er alles tun wolle, um den Deutschen Südtirols zu helfen, ihre sprachliche und kulturelle Eigenart zu erhalten. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die Schwierigkeiten, die der Erfüllung dieser Aufgabe entgegenstanden

, nach dem Zwi schenfall noch größer geworden waren. Nicht nur der italienische Nationalismus erfuhr durch diesen eine wesentliche Stärkung, son dern bis ins demokratische Lager hinein wurde bezüglich Deutsch lands als des Rückhalts für die nationalen Forderungen der deutschen Südtirolcr ein Mißtrauen wachgerufen und es war die selbstver-

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1927
¬Die¬ Südtiroler Frage : Entstehung und Entwicklung eines europäischen Problems der Kriegs- und Nachkriegszeit
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Seite 343 von 446
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: XI, 430 S. : Kt.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: s.Südtirolfrage ; z.Geschichte 1900-1926
Signatur: 11.350 ; II 104.007 ; II 39.963
Intern-ID: 85060
hatte und gleich zeitig für die Abhaltung der seit langem von den Deutschen vergeb lich geforderten Gemeinderatswahlen eingetreten war, wie der eben genannte Lumelli, der auch in der Frage der Kriegsrequisitionen einen entgegenkommenden Standpunkt empfohlen hatte, wurde auf Betreiben des Trienter Faschio von der Partei in aller Form ge maßregelt. Damit waren die Bestrebungen innerhalb des italieni schen Lagers, mit den Deutschen ein besseres Verhältnis anzubah nen, endgültig begraben. Inzwischen war ein neuer

Schlag gegen das nationale Dasein der deutschen Bevölkerung vorbereitet worden: der Anfang einer Kette weiterer Unterdrückungsmaßnahmen im Geiste Tolomeis. Ein Prä- fekturdekret vom 16. April, das am a5. Mai veröffentlicht wurde, nahm den Gemeinden das Recht der selbständigen Ernennung ihrer Sekretäre und legte es in die Hand- des Präfekten, den einzelnen Ge meinden die Sekretäre zuzuweisen und sie beliebig zu versetzen. Daß diese Anordnung lediglich den Sinn hatte, an die Stelle der deutschen

Gemeindesekretäre italienische zu setzen, brachte die wei tere Bestimmung zum Ausdruck, daß der Sekretär auch „Studien titel italienischer Mittelschulen auf weisen oder wenigstens drei Jahre lang in einem öffentlichen Amte mit italienischer Verwaltungs sprache zur Zufriedenheit Dienst getan haben' mußte. Das Dekret ist gelegentlich von faschistischer Seite als „Antwort auf Küf stein' bezeichnet worden. Es ist zwar noch vor der Tagung der deutschen Verbände entstanden, aber sicherlich auf jenem Hintergrunde

zu verstehen. Die deutschen Abgeordneten legten sogleich beim Mi nisterpräsidenten Verwahrung gegen die Maßnahme ein, die die deutsche Selbstverwaltung aufs tiefste erschütterte, indessen ohne jeden Erfolg. Weit einschneidender noch war es, daß sich ein verschärfter Feld zug gegen die Versuche der deutschen Bevölkerung ankündigte, im

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1928
Tirol unterm Beil
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Seite 152 von 266
Autor: Reut-Nicolussi, Eduard / Eduard Reut-Nicolussi
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: 244 S. : Ill., Kt.
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: In Fraktur
Schlagwort: g.Südtirol ; z.Geschichte 1918-1928
Signatur: II 64.035
Intern-ID: 162545
die Schätze ihrer Künste und im unermeßlichen Glänze, der auf Italien liegt, wird auch noch der Bettler an der Engelspforte ein Fürst. Glückliches Volk, Liebling des Schicksals.... ! Es war ein Traum. Als ich ihn mir aus den Auge» rieb, kam mit verletzender Schärfe die Wirklichkeit zum Bewußtsein. Ich besann mich auf mich selbst. Das italienische Wesen war mir früh bekannt geworden. Mein Vater war ein Sohn der deutschen Sprachinsel Lusern am Rande der Sieben Gemeinden. Fast alle Luserner heißen

Nicolussi. Die welschen Notare und Kapläne haben den Namen romanisiert, als durch Jahrhunderte das Deutschtum jener uralten Siedelungen vergessen war. Zur gegenseitigen Unterscheidung geben sich die Lm serner Zunamen. Mein Vater wurde nach der Wiederentdeckung von Lusern in Innsbruck zum deutschen Lehrer ausgebildet. Als solcher wirkte er bis zum Übertritt in den Ruhestand, den er in Bozen verbrachte, an der deutschen Staatsvolksschule in Trient. Sie war für die Kinder der deutschen Beamten

und Offiziere eingerichtet worden. Meine Mutter stammt aus der letzten deutschen Gemeinde am rechten Etschufer, aus Fennberg, der Heimat des Gründers der Kaiserjäger. Unter der Obhut* dieser meiner an Gold so armen, aber an Tugend und Liebe so reichen Eltern bin ich in einer Welt christlicher und deutscher Lebensideale aufgewachsen. Wenn mein Vater mit seinen Freunden daheim die vaterländischen Lieder sang, so pochte mein Herz vor Begeisterung für Tirol und unsere große Ver- gangenheit. Die Trientiner

um uns waren eine feindliche Umgebung. Wir haßten sie nicht, wenn wir Jungen uns auch mit den welschen Buben rauften. Auch die Trientiner haßten uns nicht. Sie hatten alles, was zu einem freien und gesicherten nationalen Leben gehört. Sie entbehrten nur eines : die politische Gemeinschaft mit ihrer Nation. Das freilich genügte, um zwischen Italienern und Deutschen eine gesellschaftliche Mauer zu errichten. Aber am deutschen Gymnasium in Trient lernte ich mehr von der italienischen Literatur als manches Studentlein

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 278 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Der Kriegsausbruch 267 unwürdig zurück. In leidenschaftlicher Hingabe und geradezu in eine Märtyrerrolle sich hineinbeißend, hielt Belgien an der Seite Englands und Frankreichs aus. Es sollte schließlich den Triumph erleben, daß der verhaßte Feind geschlagen das Land räumen mußte. 4. DAS NEUTRALISIERTE LUXEMBURG 1 Das Großherzogtum Luxemburg ist das Erzeugnis einer wechsel vollen Geschichte. Als Grafschaft und seit dem 14. Jahrhundert als Herzogtum hatte es dem alten Deutschen Reich

und nach dem Zwi schenspiel der französischen Revolution und Napoleons I. als Groß herzogtum auch dem Deutschen Bunde angehört, und zwar in Per sonalunion mit den Niederlanden. Bei der Neuordnung der nieder ländisch-belgischen Verhältnisse (1831) verlor es auf Grand einer internationalen Entscheidung die westliche Hälfte seines Gebiets an den neuen belgischen Staat, und daß der Deutsche Bund sich schwäch lich mit dieser Ablösung deutschen Bundesgebiets abfand, leitete die politische Entfremdung

ein, die seitdem in wachsendem Maße zwi schen dem luxemburgischen Stamm und dem deutschen Volkskörper Platz griff. 2 Für den territorialen Verlust sollte es durch den inter nationalen Vertrag vom 19. April 1839 entschädigt sein, der ihm seine Unabhängigkeit garantierte. Nicht so sehr aus Gründen nationaler Verbundenheit als aus wirt schaftlichen Motiven schloß sich Luxemburg dann durch den Ver trag vom 8. Februar 1842 dem Deutschen Zollverein an und verblieb darin unter mehrmaliger Erneuerung

du Grand -Duché de Luxembourg depuis sa separation de la Belgique en 1839 jusqu'à la guerre mondiale. Bruxelles et Paris 1919. - A. Calmes, Der Zollanschluß des Großherzogtums Luxem burg an Deutschland (1842-1918). 2 Bde. Frankfurt a. M. 1919. - Die auf den deutschen Einmarsch und die deutsche Besetzung bezüglichen Akten sind in einer luxemburgischen Staatsschrift zusammengestellt: Neutralité du Grand-Duché pendant la guerre de 1914- 1918. Attitude des pouvoirs publics. Luxembourg 1919. 2 W, von Fran

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Bücher
Kategorie:
Recht, Politik
Jahr:
1937
¬Die¬ kleinen Staaten Europas und die Entstehung des Weltkrieges
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Seite 280 von 532
Autor: Herre, Paul / von Paul Herre
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: X, 517 S.
Sprache: Deutsch
Schlagwort: g.Europa ; s.Kleinstaat ; s.Weltkrieg <1914-1918> ; s.Vorgeschichte
Signatur: II A-19.112
Intern-ID: 75704
Das lg. Jahrhundert %t»y sie dieser Maßnahme entgegen, obschon das Bauerntum, der Träger des luxemburgischen Volkstums, mit der französischen Sprache gar nichts zu tun hatte und ihr auch heute fern steht. Aber seit der poli tischen Trennung vom deutschen Volkskörper öffneten die städtischen Elemente, allem nationalen Leben abgewandt, allerdings nicht ohne Gegenbewegungen, der französischen Sprache und Kultur immer weiter ihre Arme. Man begrüßte geradezu die Zwitter Stellung zwi schen

Deutschland und Frankreich als eine Gunst des Schicksals und sonnte sich in dem Gefühl, zwischen den beiden großen Nationen etwas Eignes zu sein. Die Schlußworte der Nationalhymne spiegeln das Wesen dieses behäbigen deutschen Grenzstammes wider: Mir wolle bleiwe, wat mir sin. 1 Aus wirtschaftlichen Gründen verblieb Luxemburg jedoch im Deutschen Zollverein und die Garantiemächte hatten nichts dagegen einzuwenden. Der Vertrag vom 8. Juli 1867 legte das neue Verhältnis zum deutschen Zollgebiet fest und blieb

auch in Wirksamkeit, als dieses 1871 zum Deutschen Reich wurde. Das war nicht ohne Folgen hinsichtlich der internationalen Stellung des Landes, denn der neue deutsche Bundesstaat umfaßte keine souveränen Länder mehr und so wurde das Verhältnis allmählich, für manche Volksteile wider ihren Willen, zu einer Anlehnung des kleinen neutralisierten Staates an die deutsche Großmacht. Und die wirtschaftliche Verknüpfung drängte weiter in dieser Richtung. Auf Grund des Abkommens vom 11. Juni 187z ging, in Auswirkung

des Frankfurter Friedens, die wichtigste Bahn des Großherzogtums, die Wilhelm-Luxemburg-Eisenbahngesell schaft, in deutschen Besitz über. Der damalige Staatsminister Servais erkannte vor der Kammer selbst an, daß dieses Abkommen eigentlich mit der Unabhängigkeit und Neutralität des Landes nicht in Einklang stehe, bezeichnete es aber als Im Interesse Luxemburgs notwendig, 2 und wieder gaben die Garantiemächte, die ausdrücklich befragt wurden, ihre Zustimmung. 3 Wenn England dabei den Zusatz machte

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1942
Land und Landesfürst in Bayern und Tirol : ein Beitrag zur Geschichte dieser Bezeichnungen und Begriffe in Deutschland
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Seite 80 von 96
Autor: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: S. 161 - 252
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Aus: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ; 13. 1941/42 ; In Fraktur
Schlagwort: s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern
Signatur: II 268.079
Intern-ID: 495618
der höchsten, alleinigen und ausschlie hl ichen Gewalt des Landesfürsten oder seiner Landeshoheit könnte man si-ch nicht wünschen als diese Wortführer des Bürger- und Bauernstandes von Tirol und andern mit ihm für die oberste Verwaltung verbundenen österreichischen Herrschaftsgebietes während des großen deutschen Bauernkrieges abgegeben haben. Wer möchte bezweifeln, daß hierin das allgemeine Empfinden von deutschen Volksteilen zum Ausdruck kommt. Diese Auffassungen und Begriffe sind damals sicher

nicht von Außen in jene deutschen Landschaften und Stämme hineingetragen worden, sondern sind in ihnen und aus ihnen selbst erwachsen. Am diese Zeit hat auch noch nicht die Theorie der Staatssouveränität, wie sie in der zweiten Hälfte des 16. Jh. Bodin in Frankreich dargelegt hat, in unsern Ländern eme Wirkung ausgeübt. Daher ist wohl auch die Behauptung mancher heutiger Historiker wie auch Brunners, daß die Auffassung von einer höchsten und ungeteilten Landesgewalt

oder, was dasselbe ist, von einer souveränen Staatsgewali in den deutschen L and e s f ü r st e nt ü m e r n erst nach dem 16. Jh. in das Wesen des deutschen Volkes hineingetragen worden sei, nicht zutreffend, sondern diese hat sich schon in den deutschen Stammes staaten seit Beginn des früheren und dann wiederum in den Landes- fürstentümern des späteren Mittelalters herausgebildet und dann weiter gewirkt. Höchstens ihre Formulierung ist durch die Kenntnis der Staatsrechtslehre der romanischen Staaten gefestigt worden. Das ist die wahre

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1942
Land und Landesfürst in Bayern und Tirol : ein Beitrag zur Geschichte dieser Bezeichnungen und Begriffe in Deutschland
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Seite 91 von 96
Autor: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: S. 161 - 252
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Aus: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ; 13. 1941/42 ; In Fraktur
Schlagwort: s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern
Signatur: II 268.079
Intern-ID: 495618
bestätigt, als eben hier „land es fürstlich e Hoheit' oder „Obrigkeit' für Landeshoheit, welches Wort erst seit dem 1s. Jh. aufkommt, gesagt wird. Freilich über das Aufkommen der beiden Ausdrücke „Landesfürst' und „Landeshoheit' machen dieses und die andern Handbücher der deutschen Rechtsgeschichte keine nähe ren Angaben, vermutlich weil hiefür keine Forschungen für die ein zelnen Länder vorliegen. Cl. v. Schwerin erwähnt in seinen neuesten Grundzügen der deutschen Bechtsgeschichte (1941

) die Bezeichnung „Landesfürst' überhaupt nicht, sondern eben nur Landesherr und Landeshoheit, desgleichen Fritz Härtung in seiner deutschen Ver fassungsgeschichte (1914 und 3. Aufl. 1928). Dies ist wohl ein erheb licher Mangel, denn Landsfürst oder Landesfürst war gewiß ein typi scher Begriff des spätmittelalterlichen Staatsrechtes und eine Steige rung des Begriffes „Landesherr', die eben seit dem Ende des 13. Jh. eingetreten ist. Spangenberg machte (in den Jahresberichten ber deutschen

Geschichtswissenschaft Bd. 19. 1930, S. 269 ff.) den Vor schlag, zwischen Landesherrlichkeit und Landeshoheit mit der Zeit wende um 1400 Zu unterscheiden, die Handbücher der Rechtsgeschichte sind aber hierin nicht gefolgt. Soferne man die Landeshoheit nur den Landesfürsten beimißt, trifft diese Unterscheidung mit jener zwischen Landesherr und Landesfürst, die quellenmäßig durchaus begründet ist, sinngemäß zusammen. Die Fürstentümer oder Länder des deutschen Reiches, wie sie sich seit dem 13. Ih. herausgebildet

hat. Richtiger ist es, zwischen dem Lehens st aat und den Beamtenftaat mit der Zeitwende um 1300 zu unterscheiden (so Schwerin a. a. O. S. 203), in den deutschen Landesfürstentümern ist nämlich seither die innere

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Bücher
Kategorie:
Geschichte
Jahr:
1942
Land und Landesfürst in Bayern und Tirol : ein Beitrag zur Geschichte dieser Bezeichnungen und Begriffe in Deutschland
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Seite 4 von 96
Autor: Stolz, Otto / von Otto Stolz
Ort: München
Verlag: Beck
Umfang: S. 161 - 252
Sprache: Deutsch
Anmerkungen: Aus: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ; 13. 1941/42 ; In Fraktur
Schlagwort: s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Land ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Tirol ; <br />s.Landesherr ; s.Begriff ; z.Geschichte ; g.Bayern
Signatur: II 268.079
Intern-ID: 495618
bei den Philo sophen und Staatslehrern des 13.—-16. (3H. (respublica, Imperium, potesàs summa), für die Landeshoheit (jurisàtio territoriuIiL, jus superioritatis) S. 240. — Die deutschen Bezeichnungen h -iefür im 17. und 18. Äh., besoàrs bei Seckendorf. Landesobrigkeit, landesfürstliche Hoheit und Landeshoheit S. 242. — Staat im heutigen Sinne erst seit dem 18. Jh. S. 2T3. — Die Ausdrücke Herrschast, hohe Obrigkeit, Herrlichkeit und landsfürstliche Hoheit in amtlichen Schriften besonders

des 16. und 17. Jh. aus Tirol S. 2'à — Die Verwendung der Ausdrücke Landeshoheit. Landesfürst und Staat in den jetzigen Lehrbüchern der Geschichte S. 2Ä8. Die Bedeutung des Stammes- Herzogtums und des Landesfürstentum s für die Entwicklung der Staats gewalt in Deutschland S. 2W. — Nachtrag S. 251. Vorbemerkung. Zu. den Grund- und Hauptfragen der deutschen Geschichte gehört jene nach dem Hervorgang des deutschen Volkes aus den S käm men umd des deutschen Reiches aus den Ländern, ferner jene nach dem Alter der Begriffe Volk

). dessen allgemeinen Auffassungen ich allerdings nicht beistimmen kann, hat mich zu, diesen Ausführungen angeregt'. i) Ich habe unter dem Titel „Das Wesen des Staates im deutschen Mittelalter' in der Zeitschrift sür Rechtsgeschichte, German. Abt. 1941 Bd. 61 S. 2R—2W, eine nähere Besprechung dieses Buches gegeben, und meine Be denken gegen seine allgemeinen Aufstellungen sowohl vom Standpunkte der quellenmäßigen Erkenntnis. wie der inneren völkischen Einheit der deutschen Geschichte dargelegt

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