Seite 2. Samstag, Märchen von der Selbständigkeit Bayerns ein Ende gemacht. „Wir in Bayern', so führte er aus, „halten mit aller Zähigkeit, deren wir fähig sind, an der Einheitlichkeit und Unzerreißbarkeit des Deutschen Reiches fest, Nichts kann uns hierin irremachen, Mn ÄMel kamr staiß' genug sein, die Bände der Liebe. und der Anhänglichkeit >zu zerreißen, die uns mit unseren Stammesbrüdern im geeinten Deutschen Reiche verbinden.' Dieses Bekenntnis deckt sich auch mit den Leit sätzen
der bayerischen Volkspartei, die an der Ein heit des Reiches festhält. Das Kesseltreiben gegen sie ist nur deshalb entstanden, weil sie im Gegen satz zu den Sozialdemokraten, die Zentralsten sind und kulturelle Gesichtspunkte bei der Neubildung des Reiches nicht gelten lassen, ihren föderalisti schen Standpunkt, eine große Selbständigkeit des Landes, betont, getreu ihrer innersten Ueber- zeugung, daß gerade dadurch die Festigkeit des Reiches und die Freude am Reiche bestärkt^oerden. Fast in allen Staaten
reich nur Interesse haben an einem starken, rebelli schen Bayern; es mag ja eine Zeit lang gehofft haben, Uneinigkeit ins deutsche Volk zu bringen, aber es erfuhr eine gründliche Absage, denn auch Bayern verspürt die schwarze Schmach an den deutschen Frauen, wofür Frankreich die volle Ver antwortung zu tragen hat. Auch die bayerische Volkspartei weiß, daß in Paris noch immer die übermütigen Sieger das große Wort führen, und wenn in einzelnen Pariser Blättern verschiedene Ansichten über Bayern ver
viel leicht Mtleid ob seiner Kunst in der Interpretation erregt, verscherzt er sich die Gunst aller jener Kreise, die bisher von Deutschland alles Heil er warteten. Nach deo Liberia spricht Herr v. Bceren- berg-Goßlervon„ItalienerndeutscherNationalität'. Solche Aeußerungen sind sicher nicht damit zu entschuldigen, daß der Gesandte mit dem deutschen Sprachschatz nicht genügend hauszuhalten weiß, ' sondern man wiM vielmehr zur UeberzeuHMg gedrängt, daß darm System liegt und uns Hie deutsche Diplomatie
meidung unnötiger Phrasen, die niemand nützen, aber vielen schaden. Die Deutschen könnten hier von den Italienern lernen, die uns Deutsche auch nur still gewähren lassen, solange sie im Ausland teils mit einfachen, schlichten, oft schüchternen, gutmütigen Menschen zu tun hatte, die wienerische Stimmung im Verkehr verbreiteten. Nie hatte ich bei ihnen Hochmut oder Mißachtung arbeitsamer Menschen, wie mitunter anderwärts, wahrge nommen. Sie wurden streng gehalten, worüber der zugeteilte Hofstaat