A. Egger Lienz : Leben und Werke ; monographische Studie
einer Klarheit, einer Einheit gediehen, die unerreicht ist und in der Egger wieder die herbe, asketische, sinnbildliche Form in der Kunst sucht. In diesem Bilde spiegelt sich der klare, helle, durchdringende, stets nach Abschluß ringende Geist Eggers. Ursprünglich wollte er dieses Bild „Die Lebensalter' nennen, hat aber dann, weit glücklicher, den Namen „Leben' gewählt. Der Bau des Hauses ist schon erheblich weit vorgeschritten, im Mittelpunkt stehen Mann und Frau, im Gebälk arbeitet
der kraftstrotzende Jüngling, der seine ganzen Kräfte einsetzt, einen schweren Balken emporzuheben, der ältere Mann ruht, auf den Stiel der Hacke gestützt, von der Arbeit aus und das Alter lehnt kraftlos, zermürbt vom Leben, mit gesenktem Haupt in der Ecke. Nur das Kind, die Jugend, an eines rechten Mannes Arbeit kaum gewöhnt, hält spielerisch den Hammer in der Hand und sinnt in das Blau des Himmels Wie Egger selbst das Leben betrachtet, das ist hier mit kristallener Klarheit wiedergegeben: Das Kind, ein Knabe
ist sie dem Mann geworden. Der Greis hat sein Leben gelebt, hat auch geträumt, gehofft, gearbeitet, sich geplagt ein ganzes langes Leben — nun ruht er endlich aus, müde und brüchig, bereit, jeden Augenblick in das Grab zu sinken. Egger hat dieses Bild zu einer Zeit gemalt, als er eben daran war, sein eigenes Haus zu zimmern, kurze Zeit nach seiner Verheiratung. In Ischl, wohin ihn von München ein Ausflug geführt hatte,