Kriegserklärung hat allen Völ kern der Monarchie die Augen darüber geöffnet, datz es um ihre Existenz geht. Die Staaten, deren Ge biete von Deutschen, Oesterreichern und Türken be setzt sind, haben die Geschmacklosigkeit gehabt, die wichtigsten Verkehrswege Oesterreich-Ungarns an Das Bündnis mit Italien war nicht von Volk zu Volk, sondern von den Machthabern der Stgaten abgeschlosien. In den Staatslenkern sah man bisher die beste Bürgschaft für die Erfüllung der übernom menen Verpflichtungen. Tatsächlich
schien es auch bei Ausbruch des Weltkrieges, datz der italienische König sich in jeder Hinsicht der Bande bewutzt sei, die ihn und sein Land an Oesterreich-Ungarn und Deutschland knüpft. Als die Ablehnung des Ultima tums durch Serbien den Ausbruch des Krieges um vermeidlich machte, telegraphierte er an den Kaiser von Oesterreich solche Worte der Freund schaft, datz in Wien und anderen Städten spontan Freundschaftskundgebungen für Italien ausbra chen. „Italien werde gegenüber seinen Verbünde- deten
eine herzliche, freundschaftliche Haltung be wahren, entsprechend dem Dreibundvertrag, seinen aufrichtigen Gefühlen und den grotzen Interessen, die es wahren mutz." Aufrichtige Gefühle, treue Freundschaft gegen die Verbündeten — man pries damals den König in seiner Seelenstärke, die sich in schwerer Stunde so glänzend geoffenbart: „Ein Bündnis, das der König stützt, wanket nie!" Zehn Monate später: wir stehen mit Italien, dem Verbündeten von gestern, im Kriege. Alle Bemü hungen Oesterrichs, den Waffengang
zu ver meiden und uns den Frieden mit Italien und feiste Freundschaft zu erhalten, waren umsonst. Viktor Emanuel, der im August seine Freundschaft be schwor, hat sich inzwischen unseren Feinden verschrie ben. Alle Freundschaftsbeweise unsererseits, die in Gebietsangeboten bestanden, die der ernste Italiener noch vor einem Jahre als unerreichbar hielt, wur den als ungnügend zurückgewiesen. Italien ver laute von uns die Selbstverstümmelung. Wir soll ten wählen zwischen unserem wirtschaftlichen
, sich an die Spitze der Kriegspartei zu stellen, daß er zu jenen zählte, die dem Bundesgenossen von ge stern den Dolch in den Rücken stoßen wollten. Oesterreich-Ungarn hat die von Italien als Preis des Friedens geforderte Selbstverstümmelung ab gelehnt: der König, der vor zehn Monaten von Freundschaftsgefühl nur so überströmte, erklärte seinem Verbündeten von gestern den Krieg. Damit ihm niemand nachsage, daß er zu diesem Schritte nur durch die Kriegshetzer gezwungen, wurde, stellte er sich nun an die Spitze