zu gelassen, nicht aber die Erledigung der Steuergesetze oder die Wahl des Landesausschusses. Die Aus gleichskommission hat, wie man weiß, zuerst recht fleißig gearbeitet. Zu verschiedenen Momenten schien diese Arbeit von Erfolg begleitet; wenn die Regierung damals eine kräftige Initiative ergrif fen, energisch mitgewirkt hätte, wäre der Ausgleich zustande gekommen. Aber die Regierung tat, als ginge sie die Ausgleichsfrage nichts an. Sie fühlte sich anscheinend von aller Verantwortung für die Ereignisse
in Böhmen entbunden, sie faltete gott ergeben die Hände und sagte sich: Was in Böhmen kommest wird, wird eben kommen. Wenn Deutsche und Tschechen einen Ausgleich wollen, werden sie ihn abschließen, wollen sie ihn nicht, dann werden sie es bleiben lassen! Die Regierung hat natürlich nur deshalb tatenlos zugesehen, weil sie im Grunde den nationalen Streit will. Solange sich in Oester reich die Nationen raufen, solange eine Nation ge gen die andere ausgespielt werden kann, ist eben die Regierung allmächtig
, kann sich jede Regierung er lauben, was sie will. Die Regierung ist im natio nalen Streit der lachende Dritte und mit und in ihr triumphiert die Reaktion.1 Die Ausgleichsverhandlungen find dank der pas siven Resistenz der Regierung vollständig gescheitert; der Landtag ist nicht mehr versammelt worden, die Steuern nicht erneuert. Eine Zeitlang hat der Landesausschuß die fehlenden Steuereinnahmen durch Anleihen gedeckt. Nun aber will dem Lande- niemand mehr einen Heller pumpen: Böhmen steht seit Monaten
vor dem Bankerott! Was tat da die Regierung angesichts des drohenden Zusammen bruches? Versuchte sie, eine Verständigung zwi schen den Deutschen und Tschechen anzubahnen? Ach nein! Der nationale Streit geht ja die allmäch tige Regierung nichts an; sie weiß, wenn der Land- tag nicht arbeitet, ein anderes Mittel: sie hebt ein fach, obwvhl hiefür keine gesetzliche Möglichkeit exi stiert, den Landesausschuß auf, beseitigt den Land tag und seht eine mit absolutistischen Vollmachten « stattete
Verwaltungskommisiion ein! Der sstreich, nicht der nationale Ausgleich, ist für egierung das Auskunstsmittel! • Wie man weiß, hat die Regierung bereits vor ungefähr einem Monat den Staatsstreich! verüben wMen. Sie hat damals gefordert, daß die Landes ausschutzmitglieder „freiwillig" zurücktreten; da eine Neuwahl des Landesausschusfes im Plenum' nicht zu erreichen ist, hätte die Regierung sagen kön nen, daß sie nur unter dem Zwange der Not den Staatsstreich ausfühxt^., Indessen haben die deut schen Landesausschl^Msitzer