„Sonderinteresse', das die Katholiken zurück stellen sollten, damit sie unter dem Hut des Grafen Taaffe Platz finden können. Sie ist aber gegen wärtig das wichtigste, heiligste, dringendste „Sonder interesse', das sie haben. Und wenn selbst dieses zurückgestellt werden soll, dann besagt dies ganz einfach, dass die katholische Partei in der neuen Majorität mit gar keiner Entschiedenheit auftreten dürfe, in der parlamentarischen Oeffentlichkeit ein Progamm durchkämpfen solle, das auch die liberale Partei
, bis die Forderung gestellt wird. Aber man be denke, dass bei dieser Majoritätsbildung bloß von den Katholiken ein Zugeständnis abverlangt wird, das so tiefgreifende Interessen berührt und gerade ihr Wesen selbst betrifft. Von der liberalen Partei wird sicher nicht verlangt, dass sie etwas von dem aufgebe, was die liberale Partei charakterisiert. Es scheint ein Compromiss werden zu sollen mit ungleichen Forderungen und Opfern. Bei der liberalen Partei nicht das Aufgeben liberaler Grundsätze
, wobei die ein zelnen Parteien ihre „Sonderinteressen' zurück stellen sollen. Was sind „Sonderinteressen' der katholisch-conservativen Partei? Es ist ganz in Kürze damit zur Genüge gekennzeichnet, dass, wie Regierungsblätter durchblicken lassen, verlangt wird, die Katholiken sollten die Forderung der confes- sionellen Schule zum mindesten zurückstellen, und zwar gleich und ans längere Zeit, damit das „Staatswohl' befördert werden könne (!). Die „confessionelle Schule' ist nicht das einzige
anerkennen kann; in der Oeffentlichkeit soll daher wohl ein verschwommenes Christenthum (wenn überhaupt noch ein Christenthum) repräsen tiert werden. > „Zurückstellen', die Forderung der conses- sionellen Schule zurückstellen! Ist es für die Jahre, während welcher die Forderung zurückgestellt wird, nicht völlig so, als ob die Forderung aufgegeben wäre? Die Forderung ist darum dringend, weil das liberale Schulgesetz fortgesetzt seine verderbliche Wirkung ausübt und die Wirkungen nicht aufhebt
, nicht ein Entgegenkommen zu den christlichen Grundsätzen, sondern das Aufgeben persönlicher Bestrebungen — bei den Katholisch- Conservativen dagegen factisch ein Entgegenkommen zu den liberalen Grundsätzen, ein Nichtvertheidigen der christlichen Grundsätze, die Herabwürdigung der Partei zu einer thatsächlich farblosen, eine Schwächung der Principien.— Welche Ungerechtig keit! Welcher Gegensatz! — Ob die Entschieden heit, mit der im antiliberalen Lager die Scheidung der Geister angestrebt wird, sich nun gegenüber