Verantwortung des gemeinsamen Schrittes beider Erzbischöse übernehme. Der Zentrums abgeordnete Freiherr v. Hertling aber erklärt, daß er in Angelegenheit der Stich Wahlparole auf den Erzbischof von München auch nicht die leiseste Einwirkung, sei es direkt oder indirekt, versucht oder genommen habe. Der „Bayerische Kurier' setzt seine Ent hüllungen über die Wahlagitation der Reichs regierung fort. Diese Enthüllungen machen unge heures Aufsehen. Im Mittelpunkt der Enthüllungen steht der Flottenverein
, daß die Regierung ihren eigentlichen Zweck, welchen sie bei Auf lösung des Reichstages sich fetzte, nicht erreicht, also den Wahlfeldzug verloren hat. In der Beleuchtung der gemachten Enthüllungen erscheinen der Siegesjubel der Regierungspresse und die in Berlin an den Wahltagen vom Kaiser und vom Kanzler gehaltenen hochtönenden Reden als jämmerlicher Rückzug. Die Enthüllungen liefern weiter den aktenmäßigen Nachweis, daß die Reichsregierung ein Wahlbündnis der Liberalen mit den Sozialdemokraten anstrebte
, um das Zentrum zu schwächen. Dadurch ist aktenmäßig festgestellt, daß alle Vorwürfe und Beschuldigungen, welche die Regierung und die Liberalen gegen das Zentrum wegen seines Stichwahlbündnisses mit den Sozialdemokraten erhoben haben, mit voller Wucht auf die Regierung und die Liberalen zurückfallen. In dieser Beleuchtung erhält die ^ Meldung, Fürst Bülow sei krank und er gedenke, sein schweres Amt niederzulegen, um sich nach Rom zurückzuziehen, wo er bereits eine Villa angekauft hat, eine ganz eigene
gestohlen worden seien. Sie bedenken nicht, daß die Art der Erwerbung dieser Briefe und deren Inhalt, den sie nicht zu leugnen vermögen, zwei sehr verschiedene Fragen sind. Uebrigens betont der „Bayerische Kurier', daß er die Abschriften der fraglichen Briefe — die Originale liegen noch ganz schön im Archiv des Flottenvereins — auf ganz ehrenhafte Weise erhalten habe. Nach Eröffnung des Reichstages dürfte die ganze Affäre noch ein gründliches Nachspiel haben und die Regierung einen harten Stand bekommen
. Frankreich. Die Aussichten, daß auf Grund des An gebotes der französischen Bischöfe und des Rund schreibens der Regierung in Sachen der Kultus gebäude ein Kompromiß zwischen Kirche und Staat zustande kommen werde, sind wieder sehr gesunken. Die Regierung, macht gegenüber dem Angebot der Bischöfe derartige Vorbehalte, daß darin eine Leugnung der kirchlichen Hierarchie und der ganzen kirchlichen Verfassung ausgesprochen liegt. Der Papst kann aber Zugeständnisse,