wäh- rend der Ausübung des angeordneten Dienstes I)1E FLUCHT 17 Roman von Franz Josef K o s l e r Nachdruck verboten — Alle Rechte beim Verfasser. Weiße Wolken schwammen durch das blaue Him melsmeer. Manchmal schienen sie für kurze Zeit zu rasten, ehe sie weiterzogen. Rust schritt erst zweimal das Dorf entlang, be vor er beim Wirt einkehrte. Die Stube war jetzt zu Mittag wieder fast leer. Ein paar Fremde, die im Auto gekommen waren, faßen am Ecktisch und nahmen das Mittagessen ein. Rust setzte
sich abseits an ein kleines Tischchen, das vor dem mittleren Fenster stand. Es war ihm recht, daß er von seinem Platz aus auf die Straße sehen konnte, obgleich er sich nicht viel davon er hoffte. Die Kellnerin war wohl gerade in der Küche beim Essen, weil sie nicht kam, und auch der Wirt. Er wartete eine Zeit ruhig am Tisch und klin gelte dann. Der Wirt erschien selber. „Ah, der Hausknecht auf Gunne? Das ist schön. Was steht zu Diensten?" ..Ein Gläschen Schnaps. Es kann auch zur Hälfte Wasser drin
sein." Der Wirt war die Stänkereien gewohnt, es kümmerte ihn nicht. Er schenkte das Glas vor dem Wandschrank voll Und stellte es Rust hip. „Zum Wohl!" Der Knecht nippte. „Gestern hast du's besser verstanden, Rust . . ." stänkerte nun der Wirt. „Laß das", gab der Knecht zurück. Dann wurde er ein wenig freundlicher. „Du könntest mir einen Gefallen erweisen, Wirt." „Was foll's sein?" „Du mußt mir die Wahrheit sagen." „Bin ich der Bären-Stanis?" „Nein, aber in vielem ein Vetter. Deswegen braucht's
dich nicht zu kränken. Um Wirtshaus- geheimnisse soll sich's auch nicht handeln, die magst du für dich behalten, bis du auch noch über dem Stall eine Veranda bauen kannst." „Was willst du wissen?" Der Knecht zog ihn neben sich auf die Bank. „Glaubst du, daß der ... der Fremde gestern der alte Gunne gewesen ist? Du mußt aber sagen, was du denkst." Einen Herzschlag schien's dem Knecht, als hätte er den Wirt überrascht. Dann kam fest und steif die Antwort: „Er ist's gewesen." „Bist du überzeugt?" „Warum
sollte ich nicht?" „Keine Ausflüchte. Glaubst du es auch heute noch?" „Ja. Du nicht?" „Nein." „Aber die Ähnlichkeit?" „Viele Menschen sehen sich ähnlich, besonders wenn das halbe Gesicht voll Narben ist." „Das mag seinl.." „Hast du den alten Gunne gekannt?" „Er hat die Wirtshäuser nicht verschmäht, das weiht du selber." „Du bist damals noch ein halber Bub gewesen." „Mit 16 Jahren?" „Immerhin..." Der Knecht zog den Atem in die Lunge. Dann nippte er wieder an seinem Glas. Diesmal fing der Wirt an: „Du glaubst