, liegt da die Schuld nur an mir? Das Erkennen eines Wollens genügt nicht, darf nicht genügen, sonst steht es übel um Kunstwertung. Und wenn ein Werk mit der Fackel der Erkenntnis Dunkelheiten unserer Irrwege für alle erhellen will und nur so viel Licht schenkt, daß ein paar mit besonders guten Augen Begnadeten geholfen wird, dann hat es seine Sendung nicht erfüllt. Daß der Lite rat, der Kritiker, der grübelnde Philosoph das Gesagte um das ergänzt, was zwischen den Zeilen steht, oder um das bereichert
mit der programmatischen Richtung kokettierend, den einzelnen Symphoniesätzen ziemlich äußerlich ein Programm aufklebt, von dem sich in vielen Fällen nicht ein mal die musikalischeil Themen, geschweige denn deren Verarbei tung und Durchführung beeinflußt zeigen, und so in Wahrheit weder Fleisch noch Fisch, weder gebraten noch gebacken ist. Zu diesen Mängeln der Gattung kommt, daß die Symphonie „In Tirol" sich als ein auffallend trockenes, phantasiearmes Werk dar stellt. So ist der Grund für die Aufführung wohl
-stilistische Einordnung versucht werden soll — am meisten aus den Richard Strauß der Kammer- Musikwerke, der Symphonie op. 12 und der Burleske als musi kalischen Ahnherrn hinweisend. Aber schon in der viel dunkleren Farbengebung und der wundervoll satten, dunkel getönten, vor nehmen, im guten Sinne modernen Art der Instrumentierung eigene Wege gehend, ist dieses Klavierkonzert das Werk eines Komponisten, der die musikalische Kultur seiner Zeit in sich aus genommen, aber Eigenes zu sagen
hat und es auf eigene Weise zu sagen vermag. Ein wertvolles Werk, dem die weiteste Ver breitung gewünscht werden kann. Ich glaube nunmehr sicher, daß Senns Bedeutung und Zukunft auf sinfonischem Gebiete liegt. Ein Kompositionskonzert Dr. Karl Senns würde sicher großem Interesse begegnen. Das Klavierkonzert fand unter der temperamentvollen Leirung des Komponisten und unter Mitwirkung Hans Smeterlings aus Wien, eines ganz außerordentlichen jungen Pianisten von großer Virtuosität, wundervoller Anschlagstechnik
und pracht vollem Temperament (der außerdem einige Klavierpocsien von den Russen Rachmaninow und Scriabine zum Vortrage brachte), eine sehr gute Aufführung und beim Publikum eine herzlich.', warme Ausnahme. Den Schluß des Konzertes bildete Richard Strauß' sinfonische Dichtung op. 24: „T 0 d und Verklärung". Dieses 1889 vollendete Werk des damals 26jährigen Komponisten, nach „Don Juan" und „Maobeth" die dritte in der Reihe seiner sinfonischen Dichtungen, „heute schon von dem Hauche einer gewissen Klassi