Tirol und Vorarlberg : neue Schilderung von Land und Leuten
Tage später, am 17, Inni, vormittags halb zwölf Uhr, begann plötzlich auf der vordereu Seite des Eiswalles trübes Wasser durchzusickern. Das Sickern verwandelte sich nach und nach in ein lebhaftes Spru deln; bald fprang ein meterdicker Strahl ans einer Gletscherspalte, Aber die Hauptöffnnngeu bildeten sich ans dem Grnnde zwischen Eis und Boden. Von unten wurde das . ^ Geröll mit- gerissen, von oben brachen Eisstücke nach, lind so entstand ein niedriger, aber breiter Spalt, aus dem sich durch zwei
als 700,MV odm Wasser abgeflossen.' Die Verwüstung im Martellthale war gräßlich, die Thalsohle wurde auf eine Länge von acht Stunden in eine Schuttwüste verwandelt, elf Wohnhäuser, eine Mühle, mehrere Oekonomicgebäude und das GasthanS des Bergführers Eberhöfer in Gand wnrden bis anf die Grundmauern zerstört, andere Gebäude stark be schädigt bis zum Einsturz, verschlammt und versandet, daß sie auf lange Zeit unbewohnbar wurden. Die Plima schleuderte hausgroße Eisblöcke wie Spielzeug vor sich her
. Die Bewohner von Gand hatten schon vorher auf Grund der Warnungen ihre werthvollste Arthur Achleilner, Tlrol und Vorarlberg. Habe in die höher gelegenen Höfe gebracht; als die Nothsignale (Böllerschüsse) ertönten, begann ein ver zweifeltes Haften und Flüchten, nm noch das letzte von den Habseligkeiten in Sicherheit zn bringen. Das in einer riesigen, haushohen Woge dahcrstürmcnde Wasser theilte sich oberhalb Gand ganz wider Er warten in drei Arine nnd zerstörte gerade jene Häuser, auf deren Erhaltung
be gann, bot sich ein grauen haftes Bild der ruug, schen den Steinen ein geklemmt, sah man zertrüm merte Möbel, Fenstcrstöcke, Balken zc. Vom Thal- hintergrnnde bei Zufall bis ins Etschthal Am Thalans- Zwi- hinanS war Weg nnd Steg vernichtet, gange ergoß sich das Wasser zunächst gegen den Hügel, ans dem das Schloß Montan steht, nnd riß große Mengen Erde uud Steine von demselben loS, dann strömte es über die weitausgedehnten Wiesen von Morter, daselbst die ganze Heuernte total ver nichtend
, Die NeichSstraße wurde ebeufallS über schwemmt und die Etsch durch das Gerolle der Plima derart aufgestaut, daß sie weiter abwärts eine Zeit lang beinahe versiegte, um dann desto höher anzuschwellen. Bei der Eisackmündung, ca, acht Meilen vom Thal- ansgang entfernt, betrug die Schwellung der Etsch noch ca. 60 ein. Der Statthalter und der Bezirkshaupt- mann wurden auf dem Heimwege von der Flut über rascht, standen plötzlich bis über die Kniee im Wasser nnd waren genöthigt, eiligst die Flucht zu ergreifen