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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 15.01.1888
Umfang: 8
des Berliner Ver- träges, die angeblich das Petersburger Kabrnet anstrebt. Aber es ist insoferne ein Schritt nach vorwärts geschehen, als man jetzt den Kern jener Ansprüche kennt, nach deren Gewährung Rußland sich als befrie digt erklären und damit die bulgarische Krlse mit allen ihren Beängstigungen und Gefahren aus der Welt geschafft würde. Da es immer gut ist, auch den Stand punkt des Gegners kennen zu lernen, so mögen hier die Gründe, aus welchen Ruß- land gewissermaßen seine Berechtigung

für seine Oberherrschaft in Bulgarien abfettet, dargelegt werden. Rußland, so lautet die Beweisführung der Petersburger Politiker, hat ungeheure Opfer an Gut und Blut gebracht, um Bulgarien von der Türkei loszulösen und ein national-bulgarisches Staatswesen zu begründen. Durch den Berliner Kongreß wurde Rußland um einen großen Theil der Errungenschaften gebracht, die es von der besiegten Türkei im Frie den von San Stefano erhalten hatte. Es mußte darein willigen, daß Bulgarien ver kleinert werde, indem man ihm Mazedo

nien und Thrazien nahm und es so vom Aegäischen Meere fernhielt, daß man über- dieß das verkleinerte Bulgarien in zwei Theile, das Fürstenthnm und die türkische Provinz Ostrumelien, zerschlug. Ferner gab Rußland seine Zustimmung dazu, daß Oesterreich Bosnien und die Herzegowina besetzte und verwalte, was im Grunde ge nommen nichts Anderes sei, als die Einver leibung dieser beiden Provinzen in Oester reich. Der einzige Vortheil, der für Ruß land verblieb, bestand darin, daß es Bul garienunter

den vollkommen entschlüpft und das Fürstenthum sogar in einen Vorposten gegen Rußland umgewandelt worden. Darnach hätte also Rußland vor 10 Jahren einen großen, äußerst verlustreichen Krieg geführt, damit — Oesterreich zwei Pro vinzen bekomme. Wir haben im Vorstehenden den Ge dankengang russischen Blätter und Politiker wiedergegeben. Es ist wichtig, sich mit demselben bekannt zu machen, weil sich darauf die oben mitgetheilten Ansprüche Rußlands betreffs Bulgariens stützen. Allein

. Es ist allerdings richtig, daß bis zur Umwälzung in Philippopel Bulgarien unter russischer Oberherrschaft stand. Allein diese lieber- gewalt war keine durch irgendwelchen völkerrechtlichen Akt verbürgte, keine solche, die in den Verträgen ihren rechtlichen Be- stand gehabt hätte. Sie konnte für sich nur den Umstand geltend machen, daß keine der Mächte gegen dieselbe förmlichen Einspruch erhob. Anders dagegen jetzt. Wenn jetzt Rußland kraft irgendwelcher Abmachungen gestattet würde, seine Offi ziere und Beamten

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 12.02.1888
Umfang: 8
Nummer erwähnt. Die beiden Staa ten haben sich eng verbündet zur gemein samen Abwehr des geineinsamen Feindes: Rußland. Sollte dieses einen Angriff auf einen der beiden Staaten unternehmen, so ist der andere zur Hilfeleistung verpflich tet — mit seiner ganzen Heeresmacht. Die Gefahr mußte eine große sein, da die Verbündeten die Kundgebung als nothwen- dig erachteten. Es ist dies eben die letzte Warnung für Rußland und Frankreich. — Mit ängstlicher Spannung wartete nach der Veröffentlichung

des Vertrages alle Welt auf einen Begleittext dazu von maß gebender Seite und ani Montag anläßlich der Berathung über das Militär-Erforder- mß von 278^ Millionen ergriff in Ber lin der Reichskanzler das Wort zu einer zweistündigen Rede, in welcher er zuin Schluffe wesentlich Folgendes sagte: „Preu ßen hat sich stets entgegenkommend gegen Rußland gezeigt und Rußland mancheu Dienst erwiesen, Deutschland hat alleczeit gute Beziehungen zu Rußland angestrebt und erhalten, obschon uns Rußland in Olmütz im Stiche

ließ. Diese Beziehungen sind von mir stets mit Vorliebe gepflegt worden; dennoch erkalteten die freundschaft lichen Gesinnungen Rußlands. Ich sage dies, um erklärlich zu machen, warum wir das Bündniß mit O e st e r r e i ch - Ungarn schlossen. Die Anforderungen Rußlands an uns vor dem letzten Orientkriege lehnten wir ab. Rußland wandte sich nun vergeblich an Oesterreich-Ungarn. Dann kam der Krieg. Auf dem Kongresse, dessen Zustande kommen mir nicht ohne große Mühe ge lang, war ich bemüht

wie keine andere Macht. Wenn wir einen Krieg niiter- nehmen, muß es ein Volkskrieg sein, wie 18 ? 0. Wenn wir angegriffen werden, dann wird der furor teutonicus entflammen, mit dem Niemand es aufnehmen kann. Weder das Bewußtsein unserer Stärke, noch unsere Hoffnung auf den Sieg kann und wird uns aber abhalten, unsere bisherigen Frre- densbeftrebungen fortzusetzen. Ich hoffe auch, ivir werden mit unseren Nachbarn im Frie den bleiben. Wir haben versucht, die alten Beziehungen zu Rußland zu erhalten, aber wir laufen

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 21.08.1887
Umfang: 8
werden nicht zurückgestellt. Der Parislavisrnrrs. Wirerhielten kürzlich vom Unterland eine Anfrage, was denn eigentlich unter dem vielgenannten Worte „Panslavismus" (All slaventhum) zu verstehen sei. Darauf wollen wir nachstehend in gedrängter Kürze eine Erklärung geben: In Europa leben Alles in Allem 78% Millionen Slaven, u. zw. in Rußland, Oesterreich - Ungarn, Deutschland und auf der Balkan-Halbinsel vertheilt. Es ist be greiflich, daß dieselben eine alles überwäl tigende furchtbare Macht darstellen wür

den, wenn sie „einig" wären. Das sind sie aber noch nicht, sie unterscheiden sich vielmehr in wesentlichen Dingen von einander. Ein Theil der Slaven ist ka tholisch, der andere griechisch unirt, der dritte griechisch nicht unirt oder orthodox. In dieser Verschiedenheit des Glaubens bekenntnisses liegt schon ein sehr wichtiges trennendes Merkmal, da die Katholiken und Griechischunirten den Papst in Rom, die Nichtunirten oder Orthodoxen aber den Kaiser von Rußland als ihr kirchliches Oberhaupt anerkennen. So hassen

Vereinigung aller Slaven zu einem R ei che, sondern nur die sprachliche und wissenschaftliche Einig ung ! Das sagen sie zwar; im Inneren aber hoffen sie doch, daß aus dem literarischen Pan- slavismus der politische hervorgehen werde, und wenn auch die Klügeren vielleicht nicht an einen zentralistisch angelegten slavischen Riesenstaat mit Rußland als Kern denken, so wünschen sie doch eine Anzahl slavischer Mittel- und Kleinstaaten, die unabhängig von jedem andere-: Einfluß, direkt unter dem russischen

Protektorat stehen würden. Man sieht daraus, daß der Panslavismus seine gefährliche Spitze augenscheinlich gegen Oesterreich-Ungarn kehrt, wo jedoch die deut schen Fortschrittsmänner im Jntereffe der Selbsterhaltung und des österreichischen Staates sich mannhaft gegen den anstür menden Slavismus wehren. Wichtig für die Tagesgeschichte ist der malen der in Rußland geführte Kampf zwischen der sogenannten europäischen und der panslavistischen Partei. Wie schon ihr Name andeutet, sucht die erstere Anschluß

an das zivilisirte Europa, sie wünscht für Rußland europäische Bildung, sie verlangt Frieden mit Europa und dringt insbesondere darauf, daß die orientalische Frage im Einverständ- niß mü den europäischen Mächten einer all- mäligen sriedlicheu Lösung zugeführt werde. Zur europäischen Partei gehörendieruhigeren besonneneren Russen; zu ihr gehören auch die vielen Männer deutscher Abstammung, welche m Rußland hervorragende Stellungen im Staatsdienst, im großen Grundbesitz, in der Geschäftswelt inne

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 2 von 8
Datum: 16.01.1887
Umfang: 8
über die Mili tär-Vorlage führte letzthin im deutschen Reichs tage zu heißen Kämpfen, in welche Graf Moltke und Fürst Bismarck persönlich eingriffen. Der Fürst sagte: Das Verhältniß des deutschen Rei ches zu Oesterreich ist sicher und vertrauensvoll; auch Rußland gegenüber sind die Beziehungen Deutschlands über jeden Zweifel erhaben. Uns beseelt keine Rauflust, unsererseits wird sicher kein Krieg mit Rußland begonnen. Unsere schwie rige Aufgabe ist, den Frieden zwischen Rußland und Oesterreich zu erhalten

wurde in Paris von den Ministern empfangen, erhielt jedoch auch dort wenig tröstliche Versicherungen, deren Schlußbemerkung stets dahin gipfelte: die Bulgaren sollten sich mit Rußland versöhnen. — Die Einnahmen des französischen Staats schatzes im Jahre 1886 betrugen 32 Millionen weniger als im Jahre 1885 und blieben um 71 Millionen hinter dem Voranschlag zurück. Dazu kommt aus Tongkin in Asien die Nach- rich t, daß die Franzosen dort wieder einmal eine Schlappe von den Aufständischen erlitten

haben. Belgien. Aus Brüssel wird gemeldet: Das Kriegsministerium arbeitet einen Plan für die möglichst rasche Mobilisirung der Armee aus. Gleichzeitig wurde der Kommandant der Ant- werpener Festung angewiesen, Raum,für 26 neue Batterien zu schaffen. In Montenegro treffen fortwährend Waffen- Sendungen aus Rußland ein. Vor einigen Tagen erst sind dort 6000 Stück Gewehre angekommen. — In einem Kriege mit Rußland könnten uns Oesterreichern die Montenegriner immerhin un bequem werden. Rußland hat für 1887

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Seite 1 von 8
Datum: 14.08.1887
Umfang: 8
in der flavischen Presse, die laut und offen ihre Hinneigung zu Rußland, und ihre Abneigung gegen Deutsch land embekannt haben. Es wäre eitel Schönfärberei, diese gegnerischen Stimmen zu übergehen und den mißlichen Eindruck, den sie hervorgerufen, zu leugnen. Denn das ist es eben, was bei der diesjährigen Kaiserbegegnung zu denken gibt, die Hal tung unserer österreichischen Slaven, welche gerade während des herzlichen Beisammen seins der beiden Herrscher in Gastein mit aller Schärfe durch Hervorkehrung

ihres Slaventhums sich gegen das deutsch- österreichische Bündniß erklärten. Tschechen, Kroaten und Slovenen wollen von diesem Friedensbunde unbedingt nichts wissen, sondern sie neigen versteckt uud offen zu Rußland hin, sie »vollen ein slavisches Oesterreich im russischen Schlepptau, wenn nicht noch mehr! Das war die Haltung vor allem der tschech ischen Presse während der Gasteinwoche. Man wird uns erwidern, daß der „Hlas" und die „Narodni Listy" die Kreise unseres austvärtigen Amtes nicht zu stören vermögen

. Für denAugenblick »nag das richtig sein. Allein dem Staate ergeht es wie den Menschen; er wird nicht blos für das gehalten, was er ist, sondern auch für das, was er zu sein scheint. Und wahrlich, einen bösen Schein muß es erwecken, wenn man liest, was die tschechischen Blätter eben in diesem Augenblicke über Deutschland und Rußland sagten, und dabei sich vor Augen hält, daß es die Presse einer Partei ist, welche d,e Hauptstütze der gegenwärtigen Regierung in Oesterreich bildet, was mau auch »m Auslande ebenso

vor handen, wie es jetzt der Fall ist. In Frankreich herrscht unbändige Kriegslust und selbst die Einsichtigsten können kaum »nehr hoffen, die leidenschaftliche Gier nach Revanche, die von großsprecherischen Popu laritätshaschern in jeder Art genährt »vird, auf die Dauer zurückzuhalten. Im Osten bestehen ungeklärte Verhältnisse und unge löste Fragen, und Rußland, jene Macht, die an der Entwicklung dieser Verhältnisse das größte Interesse nimmt, obztvar ihr nicht immer auch das größte Interesse zu- kommt

panslavistlschen Hetzaposteln in Rußland u»id anderwärts ja nicht gelingen möge, Oesterreich-Ungarn von Deutschland abzuziehen und dein Russenthum auf Gnade und Ungnade in die Knutenfaust zu treiben, obwohl Oesterreich freilich als einsehr sonder bares Doppelbild erscheinen muß: nach Außen die Allianz mit de»n deutschen Reiche, und im Innern das rapide Emporwachsen des Sla- venthums, das vom Deutschen Reiche so wenig wissen will, wie von den Deutschen in Oester- reich selbst. Wochenrundschau. Bozen, 13. Ang

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Seite 1 von 8
Datum: 08.04.1888
Umfang: 8
nicht zur Einstellung ge kommen sind. Das russische Heer zählt 192 Regimenter Infanterie und 56 Schützenbataillone, jedes Regiment zu vier Bataillonen, letztere zu vier Kompagnien; die Friedensstärke der Regimenter beläuft sich auf 2560, die Kriegsstärke auf 3656 Mann. Die rcgnläree Kavallerie betrug bisher 66 Regimeilter mit durchschnittlich 1004 Mann Kriegsstärke. Indessen hat Rußland in neuester Zeit zahlreiche neue Kavallerie- abtheilnngen geschaffen. Dazu kommen die großen Massen irregulärer Kavallerie, deren

könnten, auf über z w e i u n d e i n e h a l b e Million, mit mehr als 350.000 Pferden und 3875 Feldgeschützen. So steht die russische Armee auf dem Papier, ob in Wirklichkeit diese Menschenmassen auch als wehrfähige Mannschaften vollzählig vorhanden sind, das ist allerdings eine andere Frage, denn auch in Rußland und gerade dort ganz besonders ist das Papier sehr ge- duldig. Aber wenn es auch wirklich der Fall sein sollte, so ist damit doch noch lange nicht alles gethan, denn es kommen im Kriege

an den türkischen Krieg ist in diesem Punkte freilich keine glänzende. Von entscheidender Wichtigkeit für den Er folg eines Krieges ist aber vor allen Dingen die Schnelligkeit der Mobilisirung und die Verpflegung. Angeblich soll der Aufmarsch der russischen Armee sich bis zum sechzehnten Tage nach dem Mobilmachungsbefehl voll ziehen können. Das mag man vielleicht in Rußland glauben, nach der Ansicht von deutschen und österreichischen Fachmännern ist es jedoch sehr wahrscheinlich trotz der großen

Truppenanhäufungen schon in Frie denszeiten, und trotz des Anbaues des Eisenbahnnetzes keineswegs möglich. Der bedenklichste ^Punkt bleibt endlich die Ver pflegung, und da gibt es eine Grenze, an welcher das Massenaufgebot verhängniß- voll werden kann und für Rußland ver hängnisvoll werden wird. Dort liegt aber gerade die Stärke besonders der deutschen Heeresverwaltung. Wie es aber auch sein mag, Rußland mit seinen fast unerschöpflichen Truppen massen ist für Oesterreich wie Deutschland immerhin ein Gegner

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Seite 2 von 8
Datum: 08.08.1886
Umfang: 8
. Bozen, 7. August. Oesterreich-Ungarn. Die Herren Diplomaten sind in den Bädern und so hatten die Völker in den Hundstagen so ziemlich Ruhe; Herr v. Bis marck und Graf Kalnocki haben sich in Kissingen getroffen, wo diesmal der russische Ministerpräsident Herr Giers fehlte. Rußland sieht sich immer mehr vom drei Kaiserbündnisse abgedrängt; wie es scheint rumort es gewaltig im ostslavischen Kolosse, die Officiere der russischen Armeen fangen schon mit den üblichen Maulreißereien an und sagen

Jedem der cs hören will, daß sie Oester reich schon gar nicht fürchten, aberHuch Deutsch land und Oesterreich zusammen sei den russischen Helden nicht im geringsten gewachsen. Daß in Rußland die Wuth über die Art und Weise, wie Oesterreich demselben gelegentlich des Krimmkrie- gcs mit Aufstellung einer Armee in Siebenbürgen und Rumänien in die Flanke fiel, nicht verraucht ist, trotzdem seither 32 Jahre verflossen sind, daS ist allgemein bekannt, und es wird so bleiben trotz aller „Drei-Kaisrrbegegnungen

und Zusam menkünfte" ; in Rußland lautet die Parole: Der Weg nach Konstantinopel führt über Wien und dies wird so lange bleiben, bis der große unver meidliche Zusammenstoß zwischen Oesterreich und Rußland stattgefunden hat. Ob es da besonders schlau ist, das naturgemäß mit Rußland sympa- thisirende Slaventhum in Oesterreich zu stärken, wie cs gegenwärtig fort und fort geschieht, ist eine Frage, die sich andere beantworten mögen, welche dies näher angeht. In beiden Parlamenten wird m der kommen

, was verfassungswidrig ist. Rußland. DaS KuegSministerium hat eine schleunige Rectificirung der Generalstabskarte des Königreiches Russisch-Polen angcordnet. Die betref fenden Arbeiten wurden im Lubliner und Kalischer Gouvernement begonnen. Am Ausbaue der Grenz bahnen wird mit Beschleunigung gearbeitet, und wurde seitens des Kriegsministeriums dem General- Gouverneur Gurko ein genauer Ausweis der letz ten Veränderungen an den Bahnen und Straßen abverlangt. Unterdessen werden dem Erzherzog Carl Ludwig

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Seite 1 von 12
Datum: 13.11.1887
Umfang: 12
: ganzjahrllch 8 Mark od. 10 Fr. Postversendung 40 kr. Telegramm-Adrefle; Sonntagsbote Bozen. Briefe und Gelder von auswärts sind zu richten an: „Die Redaktion des Sonntags-Boten in Bozen." — Schriftstücke werden nicht zurückgestellt. \(S/ Krieg im Frieden. Wohin man blickt, hat es den Anschein, als ob wir vor einem Weltkrieg stünden, der nnr vom mitteleuropäischen Friedens- bnnde einstweilen noch von den Staaten und Völkern der alten Welt ferne gehal ten wird. In Asien stehen sich Rußland und England

kampfbereit gegenüber und siegt der rnffenfreundliche Rebellenführcr Eyub Achmed in Afghanistan über den englisch-gesinnten Emir Abdnrrhaman, so ist ganz Afghanistall beii Russen ausge« liefert und die letzteren stehen unmittelbar an der englisch-indischen Grenze. 3m Osten Afrikas steht Italien am Beginn seines Rachezuges gegen Abcssynien und auch hier hat cs sehr den Anschein, daß Rußland seine Hand im Spiele habe und durch Geld, Offiziere u. s. w. den Abes- syniern gegen Italien möglichst Beistand

leiste. Jin afrikanischen Westen dagegen hält Spanieil eifersüchtig seine Augen auf Marokko gerichtet, das aber ebenso gerne die Franzosen ihrer Provinz Algier an- gliedezn möchten. In Europa endlich wird nach wie vor gerüstet mit Fiebereile, Rußland im Osten, nicht mmder als Frankreich im Westen, und sogar das kleine Dänemark droben am nordischen Meere rüstet zlnn Angriffskriege, der den Russen seinerzeit Konstantinopel, den Fran- zosen Elsaß-Lothringen und vielleicht noch ein Stück deutschen Landes

dazu, den Dänen aber Schleswig-Holstein wieder bringen soll, wenn eben die drei verbün deten Friedensmächte in Mitteleuropa nicht wären, die ebenfalls sich gut gewappnet halten für den drohenden Entscheidungs- kampf, der denn auch durch einen Höflich keitsbesuch des russischen Zaren bei Kaiser Wilhelm in Berlin wohl nicht aus der Welt geschafft wird. Die Gruppirnng der Großmächte ist nun der Hauptsache nach vollzogen, und heute werden Rußland und Frankreich jedenfalls einsehen, daß z. B. das im Vorjahr

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Seite 1 von 8
Datum: 29.08.1886
Umfang: 8
Zars sein wolle. In beiläufig drei Wochen, mit 18. Sept. wird es erst ein Jahr seit dein bekannten Staatsstreich, der die Vereinigung von Ost- rumelien mit Bulgarien zunl Zwecke hatte, und als die Veranstalter des Staatsstrei ches vor dem Fürsten Alexander erschienen waren, um ihm mit dieser neuesten lleber- raschung ein Präsent zu machen, hatte Fürst Alexander nichts dagegen einzuwenden, wohl aber hatte Rußland dagegen sehr viel zu sagen, denn von da an war es in Peters burg beschlossen

Eirclilarnote vom 2. Februar d. I., in welcher Fürst Alexander für je fünf Jahre zum-General- Gouverneur von Ostrninelien bestellt wurde. Damit war nun den Russen der Faden in Bulgarien ciitschlüpft, Fürst Alexander ließ immer mehr erkennen, daß er ein eigenes, vollkommen selbstständiges Bulgarien, und keine russische Kniltenwirthschast in seinem Lande wolle. ' '' Run aber wollte Rußland diese Frage in anderer Weise lösen, denn Mitte Mai d. I. wurde eine Versammlung von Ver schworenen entdeckt

zu nächst am meisten interessirt, das ist die Haltiing der Tschechen Zeitnngen in Böhmen it. s. w. zu der ganzen Geschichte, indem die Tschechen zu diesem elenden Verräthcr- streich jubiliren und Halleluja singen, nicht sowohl allein deshalb, weil das Opfer russischer Tücke ein deutscher Fürst ge wesen, sondern auch, weil die Tschechen sich stets darüber freuen, wenn Rußland bei irgend einem Handel gewinnt, und sei der selbe noch so schmutzig, und sollte auch Oesterreich Nachtheil davon

Europa über den Gewaltstreich nicht wagte, ihn gefangen zu halten, endlich wieder frei ließ. Fürst Alexander erhielt aber doch von Rußland seine Marsch-Ronte über Galizien vorgezeichnet, wo er endlich am 27. d. M. die österreichische Grenze überschritt und sonnt auch seines Lebens wieder sicher war. Die Bulgaren hatten unterdessen nach allen Richtungen Deputationen entsendet, um ihren Fürsten, wo immer sie ihn finden, tut Triumph nach seiner Hauptstadt Sophia zurückzuführen. (Siehe Telegramme.) Bozen

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 2 von 8
Datum: 09.01.1887
Umfang: 8
ihnen allerdings nicht hach anrechnen darf, wenn man bedenkt, wie sehr sie gequält werden, trotzdem, daß doch ganz Europa diesen Freiheitshelden am Balkan die höchste Achtung nicht versagen kann. Außerdem scheint in Rußland der ausge sprochenste, kriegslustige Panslaoismus trotz aller Schönfärbereien immer mehr Oberwas- ser zu gewinnen und da bedarf es dann wahrhaftig nur mehr eines winzigen Funkens, um die Kriegsfackel zu entflammen; als Ein leitung dazu ist ja Woche für Woche die Be setzung

Bulgariens durch Rußland zu gewär tigen, da aber Oesterreich schon erklärt hat, dieß nicht dulden zu können, so geht daraus leicht hervor, daß auf die sämmtlichen Neu jahrs-Friedensversicherungen leider nicht allzu viel zu vertrauen ist. Wochenrundfchan. Bozen, 8. Jan. Oesterreich,Ungarn. Im Tiroler Land tag wurde am 4. ds. Mts. die Regierungs vorlage betreffend die Aufhebung des Normal schulfonds-Beitrages und die Einführung eines Schulbeitrags aus den in Tirol vorkommenden Verlassenschaften

hat es aber doch den Anschein, als ob man endlich daran gehen wollte, den irländischen Bauern oder besser gesagt: Pacht-Sklaven, gegenüber ihren blut saugerischen Grundherren wenigstens einigermaßen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Zu früh wäre es wahrhaftig nicht mehr nach Jahrhun derte- langer Zwingherrschaft! Schweden. Auch Schweden, von dem man sonst so wenig hört, macht jetzt viel von sich reden, indem es nach russischen Mittheilungen bedeutend rüstet. Rußland schaut den Arbeiten scheel zu und versucht

einschüchternd aufzutreten, doch läßt man sich in Schweden nicht aufhalten. Die Schweden hätten eben im günstigen Falle von Rechtswegen ein großes Stück von Nord- west-Rußland als ihr einstiges Eigenthum zu rückzuverlangen. Rußland. Die Verwaltung der Weichselbahn wurde angewiesen, sich im Betriebsdienste nur russischer Volksangehörigen zu bedienen und alle polnischen und deutschen Angehörigen zu entlassen. Bulgarien. Wie sehr man in Bulgarien Ruß land liebt, geht daraus hervor, daß die Städte Sofia

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 07.09.1886
Umfang: 8
Deilage zum „Tiroler Volksblatt' Nr. 72. Boze«, Dienstag, den 7. September 188S. Randglossen zur Tagesgeschichte. Fürst Alexander braucht eineeiserne Energie, wenn er sich halten will. Er ist so zu sagen auf sich selbst angewiesen und auf sein halbwildes Volk. Eng land, das seine Interessen im Orient am Besten durch tin von Rußland unabhängiges Bulgarien vertreten glaubt, hat die größte Freude an die Rückkehr des Fürsten in sein Land; es wird ihm im Geheimen den Wunsch haben zukommen lassen

Besprechung keine defini tiven Beschlüsse gefaßt, weil Niemand wußte, ob Fürst Alexander zurückkehren werde, und welche weitere Ent wicklung zu erwarten sei. Herr von Giers stellte absolut in Abrede, daß das Petersburger Cabinet von der Revolution im Voraus gewußt habe, ihm war nur bekannt, daß in Bulgarien eine unzufriedene Partei existire. Daß gerade jetzt die Katastrophe eintreten werde, ahnte in Rußland auch Niemand. In Franzensbad habe man, so v. Giers neuerdings den Grundsatz des Zusammen gehens

mit Deutschland und Oesterreich be festigt. Ueber die Zukunft fehlen endgültige Beschlüsse. Giers äußerte, Rußland wünsche nicht die Besetzung Bulgariens, so lange dort Ruhe und Ordnung herrschen. Das Interesse Rußlands an Bulgarien ist unter allen Umständen enorm groß und kann niemals in die Schanze geschlagen werden. Rußland ist außer Stande, sich gänzlich von Bulgarien loszusagen. Ucberaus kritisch und delikat würde aber Rußlands Stellung, wenn der Fürst etwa die Verschwörer hin richten lassen

wollte. Rußland könnte zur Hinrichtung jener Männer, die aus Anhänglichkeit an Rußland die Umwälzung versuchten, nicht stillschweigen. Sehr böse war Giers auf England M reden, welches mit Rücksicht auf seine asiatische Politik Jeden als Instrument gegen Rußland gebraucht; so hat es auch mit dem Fürsten Alexander gethan. Herr von Giers vermied es persönlich eine feindselige ^Innung gegen den Fürsten zu zeigen. Er bedauerte vielmehr die Wege, welche der Fürst eingeschlagen und legte eine größere Schuld

, als dem Fürsten selbst, der englischen Regierung bei, vor der er sich mißleiten ließ, jedenfalls aber wäre es ohne England nie so weit ge kommen. Mit Deutschland und Oesterreich könnte es kaum jemals gleiche Schwierigkeiten geben, jedenfalls 'Hl, so lange die jetzige, gegenseitig loyale und ver trauensvolle Politik fortbestehe. Mit ganz besonderem Nachdruck sprach Herr von Giers, daß Rußland die Rückkehr des Fürsten Alexander nicht gewünscht und daß weder er noch Bismarck diese Rückkehr °ugerathen hätten

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Seite 1 von 8
Datum: 20.11.1887
Umfang: 8
. Europas Schuldbuch. Eine jüngst veröffentlichte Schrift berech net die Schulden aller europäischen Staa ten zusammen auf 100 Milliarden Mark. An dieser riesigen Summe nimmt Frank reich allein mit einem Viertel theil. Weiln nun Staatsschulden ein Zeichen einer vor geschrittenen Kultur sein sollten, so uiar- schirt Frankreich allerdings auch heute noch trotz Ordensschachers u. s. lv. an der Spitze der Zivilisation. Nächst Frankreich kommt Rußland an die Reihe; seine Staatsschul den werden mit rund

der Schul den der einzelnen Staaten mit den Sum men, welche dieselben für das Heeresersor- derniß ansgeben. Man findet, daß Frank reich und Rußland, welche die höchste Staats schuld haben, zugleich am meisten für mi litärische Zwecke verwenden. Doch muß hier Frankreich den Vorrang Rußland überlas sen, dessen jährliches Herreserforderniß auf 800 Millionen Mark angegeben wird, während jenes von Frankreich auf 700 Millionen sich beziffert. So groß diese Summen sind, so werden sie doch noch von den Beträgen

übertroffen, welche die genannten Staaten aus Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden jährlich aus werfen müssen. Rußland bedarf hiezu 850 Millionen Mark, während der „Dienst der Staatsschulden" in Frankreich, d. h. die Verzinsung und Tilgung derselben, jährlich die ungeheure Summe von nahezu 1100 Millionen Mark verschlingt. Da müssen wir uns in Oesterreich- Ungarn doch mit kleineren Ziffern begnügen, wenn sie auch für unsere Ver hältnisse wahrlich groß genug sind und das ernsthafteste Nachdenken

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Seite 1 von 8
Datum: 24.06.1888
Umfang: 8
Zeitungen führen seit der letzten Zeit mitunter eine merkwür dig vernünftige Sprache und einzelne der selben sprechen jetzt sogar von der Möglich keit einer, wenn auch schwer zu er^ielenbeit Verständigung zwischen Oesterreich : und Rußland über den beiderseitigen Wachtein fluß. auf der Balkan-Halbinsel. Eine der artige Verständigung würde freilich die dauernde Erhaltung des Friedens, bedeu ten und wenn dieselbe, selbstverständlich ohne Preisgabe der Würde und Interessen un serer Monarchie erzielt

werden kann, dann hat Kaiser Wilhelm II. und sein Kanzler derMenschheit einen Dienst zu erweisen mitge- halfen, der ihm die höchste Ehre, die herrliche Friedens-Krone bringt, denn bleibt der Friede mit Rußland erhalten, so ist auch Frank reich gezwungen, Ruhe zu halten, da ein einseitiges Losschlagen von Seite der Fran zosen ja doch der Helle Wahnsinn wäre. Den Frieden aber brauchen die Völker Europas heute mehr als je, um an den, lange genug sozusagen nur nebenher be handelten Kultur-Aufgaben arbeiten und weiterbauen

ein getreten, ohne daß sich eine Aenderung oder Beunruhigung gezeigt hätte. Im Gegentheil. drängt sich die Ueberzeugung auf, daß eine Aenderung nicht eintreten kann. Der Grund gedanke des Bündnisses ist die Erhaltung des Friedens und der Schutz beider Reiche gegen auswärtige Gefahren." Deutschland. Aus Berlin wird gerüchtweise gemeldet, daß im Spätsommer eine Zusammen kunft des Kaisers Wilhelm mit dem Zar Alexander von Rußland erfolgen dürfte, was natürlich als ein großer Schritt zur Erhaltung des Friedens

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Seite 1 von 8
Datum: 12.08.1888
Umfang: 8
einer Gedenkfeier der Einführung des Christenthums in Rußland ein Verherrlichungs- und Verbrüderungssest zu Gunsten des Allslaventhums, und fast zu gleicher Zeit hat Kaiser Wilhelm II. von Deutschland auf seiner Nordfahrt die Könige von Schweden und Dänemark be sucht, wobei die Fürsten der drei Germanen- Bölker jedenfalls auch nicht vom Wetter allein gesprochen haben dürsten. In Stock holm, der schwedischen Hauptstadt, wurde dem deutschen Kaiser ein überaus herzlicher Empfang zu theil und wie bald darauf

wie ein Zapfen in die nördlichen Meere hinaus und bietet in dieser Stellung einen passeii- den Vereinigungspunkt für Frankreich unb Rußland. Dänemark selbst wäre übrigens in der Lage, den Angriffen der französisch- russischen Flotte wesentlich Vorschub durch Gewährung von Ankerplätzen, Kohlenplätzcn und Stellung von Lootsen zu leisten. Im Jahre 1870 standen die Dänen natürlich mit ihren Gefühlen auf Seite der Fran zosen, aber sie wollten erst einen Erfolg derselben abwarten, und als derselbe ans blieb

möglichst gehetzt werden, jedenfalls um dann später wenn möglich eitlen Aufstand anzuzetteln. Na, versucht haben dieß die großmäuligen Pan slavisten schon lange, aber' gelingen wird es ihnen jetzt wahrscheinlich ebensowenig wie früher. Deutschland. Wie neuerlich gemeldet wird, /soll im September eine Zusammenkunft der lei tenden Staatsmänner von Deutschland, Oester reich, Italien und Rußland in Kissingen statt finden. — Wie die National-Zeitung meldet, hat sich Fürst Bismarck in sehr befriedigender

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 2 von 8
Datum: 30.01.1887
Umfang: 8
Reichstagsrede nicht verändert habe. Die „Krenz- zeitung" meldet aus Paris, die Beziehungen zwischen Oesterreich und Rußland haben sich in neuester Zeit wohl Dank der Bemühungen Deutschlands viel herzlicher gestaltet. Im niederösterreichischen Landtage erhielt die billige Forderung, die Lanötags-Abgeordneten- stellen für die Reichshauptstadt zu vermehren, nicht die Stimmenmehrheit. Daß dieser Beschluß arge Mißbilligung und Verbitterung in Wien hervorgerufen hat, ist leicht begreiflich

. Das Parlament wurde mit einer Thronrede eröffnet, welche die Beziehungen aller Mächte als freundliche bezeichnet und keine Störung des europäischen Friedens aus der bulgarischen Frage besorgt. Bezüglich Irland wurden Vorlagen zur wirksamen Sicherung und Handhabung des Strafgesetzes angekündigt. (Also wieder nur Handhabung des Strafgesetzes statt Erleichterungen für die geknechteten Bauern!) Rußland. Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat sich die Lage insofern wesentlich gebessert, als Rußland nunmehr

auch den Standpunkt der Schlichtung der bulgarischen Krise durch Europa angenommen hat. Die Sache ist zwar noch nicht so weit gediehen, daß ein direkter Mein ungsaustausch von Cabinet zu Cabinet hierüber eingetreten wäre, aber es besteht durchaus die Geneigtheit, jeder Lösung beizustimmen,welche im Sinne aller europäischen Mächte liegt. Unter dessen rüstet aber Rußland energisch weiter. Dänemark. Kürzlich wurde eine kriegerische gegen Preußen gerichtete Rede des dänischen Kriegsministers eifrig verbreitet. Heute

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Bozner Zeitung
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Seite 2 von 5
Datum: 16.10.1879
Umfang: 5
Will Frieden.' Die Betrachtung der „K. Ztg.' geht alsdann auf die europäischen Großmächte über und constatirt die überall vorherrschende, wenn auch in Frankreich noch nicht als rückhaltslose Befriedigung mit der durch den Frieden von 1871 geschaffenen Lage zu betrachtende, friedliche Strömung; nur in Rußland werde durch die Hetzereien der Presse und die gegen Deutschland erhobenen Recriminationen, trotz der per» sönlichen Sympathien des Herrschers für Deutschland, eine Unheil drohende Aufregung

oder Rußland verbinde Ein Bündniß mit Deutschland schützt Oesterreich - Ungarn gegen slavische und italienische Eroberungsgelnste; ein Bündniß mit Oesterreich entfernt für Deutschland die Gefahr ruffi schen oder französischen Angriffs. Beide Länder haben eines an des anderen Wohlfahrt gleiches Interesse; sie sind „natürliche' Verbündete, von denen keiner dem Anderen ein Opfer zu bringen oder Zugeständnisse zu machen hat. Sie würden eine Gesellschaft zur Sicherung gemeinschaftlicher Interessen bilden

einen Damm entge genstellt, gern anschließen. Rußland endlich, wenn eS auch in der Defensivallianz zwischen Deutschland und Oesterreich zunächst eine Unbequemlichkeit erblicken würde, dürfte mit der Zeit zu der Erkenntniß gelangen, daß dieses Bündniß thatsächlich zu seinem eigenen Nutz und Frommen geschlossen wird. Es würde sich der Wahr nehmung nicht für immer verschließen können, daß es mit erobernder Politik sich selbst am meisten schadet, und daß es den Mächten zu Dank verpflichtet

wieder gewonnen hatte«. Man mag heute in St. Petersburg noch glauben: man sei im Stande von Warschau aus, sei es Deutsch land, sei es Oesterreich angreifen zu können. Aber Po len hört auf eine Angriffsstellung zu sein, sobald Deutsch land und Oesterreich vereint sind. Die Ansicht müsse sich in Rußland in militärischen Kreisen schnell Bahn brechen, und der Czar würde deren Richtigkeit nicht verkennen. Die Rathschläge, welche zum Kriege drän» gen. würden an Kraft verlieren, und es wäre Hoffnung vorhanden

, die konservativen Elemente wiederum in St. Petersburg an Einfluß gewinnen zu sehen. Augenblick lich sind sie machtlos, und nicht mit Unrecht darf man ihrer Entfernung von den StaatSgeschäften einen gro ßen Theil der Wirren, wenn nicht alles Unheil, zu schreiben, unter dem Rußland leidet uizd mit dem es die Welt bedroht. Wenn aber das deutsch-österreichische Bündniß eine Umwälzung in der russischen Politik zur Folge haben sollte, wenn diese ihren revolutionären und angreifenden Character verlöre

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Tiroler Stimmen
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Seite 1 von 4
Datum: 19.01.1888
Umfang: 4
der Benehungen Rußlands zu den Balkanstaoten zurückgreift, desto merkwürdiger und hinter hältiger muß es erscheinen, daß Rußland, statt seine b stimmten Wünsche in Bezug auf die Regelung der bulgarischen Frage be kannt zu geben, sich einfach damit begnügt, auf den Berliner Bertrag zn verweisen. Es ist schon darauf hingewiesen worden, daß bisher in der Geschichte Rußlands Verträge überhaupt keine Rolle spielen und daß russische Staatsmänner sich nie gescheut haben, Verträge, die sie beschworen

hatten, für aufgehoben zu erllären. wenn Rußland sich davon einen Vortheil versprechen konnte. Es gibt insbesondere kaum einen Vertrag, der seitens Rußland so oft und vielfach gebrochen worden wäre, als gerade der Berliner Vertrag. Dieser Vertrag bestimmte, daß in Bul garien nur eine Miliz aufgestellt werden dürfe, der russische Kriegsminister dort orgonisirte ober eine stehende Armee; der Beitrag schloß die Unterhaltung von bulgarischen Kriegsfahr zeugen auf der unteren Donau aus, und Rußland schenkte den Bulgaren

eine ganz? Kriegsflotte für diese Strecke; werier war die Schleifung der Donaufestungen und türlische Besitzung der Bolkai-'püsie im Vertrage vorgesehen, und Rußland hat beider verhindert, ebenso wie die Auszahlung des Tributes, den Bul garien an die Pforte hälte entrichten sollen. Alle diese Vertrags verletzungen sind durch Rußland geschehen, sa lange man Bul garien für einen russischen Borposten hielt. Aber selbst nachdem Rußland schon für Bulgarien die Bestimmungen des Berliner Vertrages

für maßgebend erachtete, hat es in eigener Sache, entgegen den Bestimmungen dieses Vertrages, Datum einfach als Freihafen aufgehoben. Diese Mißachtung wesentlicher Bestimmun gen drs Berliner Vertrages kann nicht die Hoffnung gewähren, daß Rußland sich wirkilch mit der Wiederherstellung der durch den Berliner Verirag vorgesehenen Verhällniffe begnügt. Im Gegentheile dürste die Meinung sich als wahrscheinlich darstellen, daß Rußland auf den Berliner Vertrag zurückgreift, um jetzt nicht seine eigenen Wünsche

und Ansichten in Bezug auf Bulgarien aufsprechen zu müffen. Rußland ist in dreifacher Beziehung hin, in militärischer, politischer und finanzieller, zu einem Kriege nicht gerüstet; es will aber auch nicht darauf ver zichten, was es seine „unveräußerlichen Rechte" auf den Orient nennt. Darum hüllt man sich in Schweigen, betont die Der- troaStreue, fließt von friedlichen Versicherungen über und setzt zu gleicher Zeit eifrigst die Rüstungen fort. Man wartet die Zeit ab. um zu sprechen, wenn man sich „gesammelt

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 17.02.1889
Umfang: 8
von den Friedensfreunden nur mit Befriedigung begrüßt werden, dürfe aber keineswegs als Vorbote eines politischen Umschwungs gelten. Das Petersburger Kabiuet halte vielmehr nach wie vor mit aller Bestimmtheit au dein Grund sätze der vollen Aetiousfreiheit fest, welche übrigens den aufrichtigen Wunsch nach Pflege herzlicher Beziehungeii mit jedem Staate, der Rußland Wohlwollen beweist, nicht ausschließe. Nun, man weiß zur Genüge, was man von der „vollen Aetiousfreiheit Rußlands" zu halten hat. Sie bildet

die Uebergangszeit, welche der Vorbereitung zur Action gewidmet ist und die durch das allmälige Vorschieben der russischen Heeresmacht an die Westgrenzen des Reiches ausgefüllt wird. Gegenwärtig ist übrigens Rußland anch wieder in Asien einigermaßen beschäftiget, wo sich zwischen den Russen und dem Emir von f Afghanisten, dem Schützling Englands, neuerlich allerlei Mißhelligkeiten ergeben haben, so daß einstweilen das Augenmerk der eroberuugs- lustigen Nordmacht wieder mehr nach dem asiatischen Osten gerichtet

erscheint. Dabei ist jedoch zu erwarten, daß Rußland kaum ernstlich in Asien seine Kräfte verpuffen, sondern daß diese russisch-afghanische Wetterwolke, wie schon öfter, so auch diesinal sich ohne Entladung verziehen werde, woruach dann allerdings neuerlich die europäisch-orientalische Frage um so breiter und vielleicht drohender auf der Bildfläche erscheinen wird. Also, es ist still geworden im europäischen Osten, aber dessen ungeachtet traut mau nirgends dem Land frieden, venu es ist eben so manchmal

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