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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 15.01.1888
Umfang: 8
des Berliner Ver- träges, die angeblich das Petersburger Kabrnet anstrebt. Aber es ist insoferne ein Schritt nach vorwärts geschehen, als man jetzt den Kern jener Ansprüche kennt, nach deren Gewährung Rußland sich als befrie digt erklären und damit die bulgarische Krlse mit allen ihren Beängstigungen und Gefahren aus der Welt geschafft würde. Da es immer gut ist, auch den Stand punkt des Gegners kennen zu lernen, so mögen hier die Gründe, aus welchen Ruß- land gewissermaßen seine Berechtigung

für seine Oberherrschaft in Bulgarien abfettet, dargelegt werden. Rußland, so lautet die Beweisführung der Petersburger Politiker, hat ungeheure Opfer an Gut und Blut gebracht, um Bulgarien von der Türkei loszulösen und ein national-bulgarisches Staatswesen zu begründen. Durch den Berliner Kongreß wurde Rußland um einen großen Theil der Errungenschaften gebracht, die es von der besiegten Türkei im Frie den von San Stefano erhalten hatte. Es mußte darein willigen, daß Bulgarien ver kleinert werde, indem man ihm Mazedo

nien und Thrazien nahm und es so vom Aegäischen Meere fernhielt, daß man über- dieß das verkleinerte Bulgarien in zwei Theile, das Fürstenthnm und die türkische Provinz Ostrumelien, zerschlug. Ferner gab Rußland seine Zustimmung dazu, daß Oesterreich Bosnien und die Herzegowina besetzte und verwalte, was im Grunde ge nommen nichts Anderes sei, als die Einver leibung dieser beiden Provinzen in Oester reich. Der einzige Vortheil, der für Ruß land verblieb, bestand darin, daß es Bul garienunter

den vollkommen entschlüpft und das Fürstenthum sogar in einen Vorposten gegen Rußland umgewandelt worden. Darnach hätte also Rußland vor 10 Jahren einen großen, äußerst verlustreichen Krieg geführt, damit — Oesterreich zwei Pro vinzen bekomme. Wir haben im Vorstehenden den Ge dankengang russischen Blätter und Politiker wiedergegeben. Es ist wichtig, sich mit demselben bekannt zu machen, weil sich darauf die oben mitgetheilten Ansprüche Rußlands betreffs Bulgariens stützen. Allein

. Es ist allerdings richtig, daß bis zur Umwälzung in Philippopel Bulgarien unter russischer Oberherrschaft stand. Allein diese lieber- gewalt war keine durch irgendwelchen völkerrechtlichen Akt verbürgte, keine solche, die in den Verträgen ihren rechtlichen Be- stand gehabt hätte. Sie konnte für sich nur den Umstand geltend machen, daß keine der Mächte gegen dieselbe förmlichen Einspruch erhob. Anders dagegen jetzt. Wenn jetzt Rußland kraft irgendwelcher Abmachungen gestattet würde, seine Offi ziere und Beamten

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 07.09.1886
Umfang: 8
Deilage zum „Tiroler Volksblatt' Nr. 72. Boze«, Dienstag, den 7. September 188S. Randglossen zur Tagesgeschichte. Fürst Alexander braucht eineeiserne Energie, wenn er sich halten will. Er ist so zu sagen auf sich selbst angewiesen und auf sein halbwildes Volk. Eng land, das seine Interessen im Orient am Besten durch tin von Rußland unabhängiges Bulgarien vertreten glaubt, hat die größte Freude an die Rückkehr des Fürsten in sein Land; es wird ihm im Geheimen den Wunsch haben zukommen lassen

Besprechung keine defini tiven Beschlüsse gefaßt, weil Niemand wußte, ob Fürst Alexander zurückkehren werde, und welche weitere Ent wicklung zu erwarten sei. Herr von Giers stellte absolut in Abrede, daß das Petersburger Cabinet von der Revolution im Voraus gewußt habe, ihm war nur bekannt, daß in Bulgarien eine unzufriedene Partei existire. Daß gerade jetzt die Katastrophe eintreten werde, ahnte in Rußland auch Niemand. In Franzensbad habe man, so v. Giers neuerdings den Grundsatz des Zusammen gehens

mit Deutschland und Oesterreich be festigt. Ueber die Zukunft fehlen endgültige Beschlüsse. Giers äußerte, Rußland wünsche nicht die Besetzung Bulgariens, so lange dort Ruhe und Ordnung herrschen. Das Interesse Rußlands an Bulgarien ist unter allen Umständen enorm groß und kann niemals in die Schanze geschlagen werden. Rußland ist außer Stande, sich gänzlich von Bulgarien loszusagen. Ucberaus kritisch und delikat würde aber Rußlands Stellung, wenn der Fürst etwa die Verschwörer hin richten lassen

wollte. Rußland könnte zur Hinrichtung jener Männer, die aus Anhänglichkeit an Rußland die Umwälzung versuchten, nicht stillschweigen. Sehr böse war Giers auf England M reden, welches mit Rücksicht auf seine asiatische Politik Jeden als Instrument gegen Rußland gebraucht; so hat es auch mit dem Fürsten Alexander gethan. Herr von Giers vermied es persönlich eine feindselige ^Innung gegen den Fürsten zu zeigen. Er bedauerte vielmehr die Wege, welche der Fürst eingeschlagen und legte eine größere Schuld

, als dem Fürsten selbst, der englischen Regierung bei, vor der er sich mißleiten ließ, jedenfalls aber wäre es ohne England nie so weit ge kommen. Mit Deutschland und Oesterreich könnte es kaum jemals gleiche Schwierigkeiten geben, jedenfalls 'Hl, so lange die jetzige, gegenseitig loyale und ver trauensvolle Politik fortbestehe. Mit ganz besonderem Nachdruck sprach Herr von Giers, daß Rußland die Rückkehr des Fürsten Alexander nicht gewünscht und daß weder er noch Bismarck diese Rückkehr °ugerathen hätten

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Tiroler Sonntagsbote
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Seite 1 von 8
Datum: 10.03.1889
Umfang: 8
Natalie aber ist eine Russin, hat seit ihrer Scheidung in Rußland ihren Aufenthalt ge nommen, und an dem Willen, sie zu gewinnen zur Wiederherstelluiig des alleiiiherrschendeii rnffischen Einflusses in Serbien wird es in Riißland nicht fehlen. So unerquicklich also die Lage im Südosten unserer Monarchie nun wieder geworden ist, würde es anderer seits jedoch ebenso unbegründet sein, wollte man in Kurzem den ganzen Orient in Feuer, und Flamnien sehen. Die Schutzwehren, welche der mitteleuropäische Bund

er im Juli 1868 nach der grausamen Ermordnng seines Verwandten, des Fürsten Michael unter bem Namen Milan Obreno- wltsch IV. unter türkischer Oberhoheit zum Fürsten von Serbien ansgcrnfen. Im Oktober 1875 vermählte er sich mit Na ta li e Ke sch ko, der Tochter eines rnsjischen Obersten, welche Ehe jedoch bekanntlich nach dreizehnjähriger Dauer mit der Scheidung und der Auswei sung der Königin ans Serbien abschloß. Von Rußland anfgestachelt niid unterstützt begann Fürst Milan im Sommer 1876 gleichzeitig

, aber doch eine beträchtliche Gebietsvergrößer- nng und außerdem die Sonverainität, die volle Unabhängigkeit. Daraufhin nahm Fürst Milan mit Zustimmnng der Großmächte am 6. März 1882 den Königstitel an. Im Laufe der Zeit hatte sich Milan immer mehr an Oesterreich-Ungarn angeschlossen und sich da durch nicht nur Rußland, sondern auch seine Frau und einen großen Theil seines von panslavistischen Tränmen umfangenen Volkes Der Silbergulden. Eme W e ler Federzeichnung Mir ist die Geschichte als wahr erzählt ivorden

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 14
Datum: 21.09.1886
Umfang: 14
. XX Iahrg Telegramme siehe 5. Seite. Itknrtichische und rulsische Interessen. j Wie«, im Sept-mbn.*) ist eine bekannte geschichtliche Thatsache, 'von allen europaischen Staaten in den letzten Jahrhunderten Oesterreich und Rußland am wenigsten als Gegner aus dem Schlacht- . aeaenübergestanden sind. Eigentlich nur eine: zuerst 1762 im Lause des steben- hnqen Krieges, als nach dem Tode der Kaiserin ch'beth Peter III.. der große Bewunderer MrichS, in einem unbesonnen rasch ^abge- Mimn Frieden

und russische Truppen ujdim Napoleon'schen Zuge nach Rußland 'nüder, an dem Oesterreich mehr gezwungen i ftnen Willens theilnahm. Ungezählte Male Osten aber die russischen und österreichischen Me Schulter an Schulter, so daß Kaiser utolaus alles Recht hatte, so oft er in Oester- -ch die Obercommandanten und Generale -Mag, stets von der engen auf einer Reihe ^Schlachtfeldern bewährten Waffenbrüderschaft beiden Armeen zu reden. ' Wenn es nun zwischen zwei Staaten nie zu Zusammenstoße kommt, so muß jedenfalls

^Gegensatz der beiderseitigen Interessen nie- groß sein, die Interessen, wenn ein Wider et vorhanden, müssen sich aussöhnen lassen, ^k»n dieselben nicht gar schon von Haus aus ^lisch sind und eine parallele Action bedingen. H der That konnte man auch, so lange Oester- vorwiegend in Italien und Deutschland L Rußland nur an der Seite Oester- Ws finden; in der polnischen Frage trat eben- .ssemg Gegensatz zu Tage, die Theilung N Polmschen Reiches vollzog sich im besten Avechandnisse. der Türke

vor. Solange lvinte Don und Dniester getobt hatte, Rten einen ruhigen Zuseher. ab- Ajnan ^ er sich an den Pruth und die ^I^g^mußte Oesterreich aüsmerksam werden. 2»».^ -m« dn.Münchtmr„Allg Nicht wenig trug Napoleon dazu bei, die Staats-» Männer Oesterreichs auf die gefährliche Lage! aufmerksam zu machen, in welche die Monarchie' gerathen würde, wenn sich Rußland an der unteren Donau festsetzte. Napoleon hatte sogar einen Plan zur Theilung der Türkei gefaßt, nach dem Frieden von Tilsit, im Januar 1808

, wo er^dem Czares die/Unterstützung seiner Pläne im Orient in WZWr gestellt. bald jedoch ge funden hat>^_!mß^man Rußland wohl etwas, aber bei weitem nicht alles gewähren dürfe, was es im Orient zu erhalten wünschte. Zu Metter- nich sagte er aber, Oesterreich besitze das größte Interesse dar .'N, seine Hände in der Angelegen heit zu haben, Rußland dürfe die Beute nicht allein machen, sich nicht am Balkan und an der unteren Donau festsetzen. Umgekehrt nannte er die Ansprüche Oesterreichs auf den Lauf der Donau

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 20
Datum: 11.02.1888
Umfang: 20
mit seinen Aeußerungen im Widerspruch; außerdem aber würde der Zweck dafür außerordentlich schwer verständlich sein. Rußland kann nicht die Absicht haben, preußische oder österreichische Landestheile erobern zu wollen. Ich glaube, daß Rußland reich lich so viel polnische Unterthanen besitzt, wie eS zu haben wünscht, und es kann keine Neigung haben, sie zu vermehren oder sich irgend welche Landes- theile von Oesterreich zu annektiren. Es liegt gar kein Anlaß vor, über einen europäischen Nachbar herzufallen

, denn keine französische Regierung würde stark genug sein, ihn zu hindern. Aber Rußland gegenüber erkläre ich noch heute, daß ich eS keines Ueberfalles für fähig halte, und ich nehme von dem, was ich im vorigen Jahre gesagt, nichts zurück. Nun werden Sie fragen, wozu denn die rusiischen Truppen aufstellungen? Das sind Fragen, über die ich von den betheiligten auswärtigen Kabinetten nicht leicht Aufklärung fordern kann. Eine solche könnte leicht geschraubt ausfallen, die Replik auch, und das ist eine gefährliche Bahn

darüber machen, und die führen mich dahin, daß ich annehme, daß das russische Kabinet die Ueber zeugung hat, daß in der nächsten europäischen Krisis, die eintreten könnte, das Gewicht der rusiischen Stimme in dem diplomatischen Arevpag von Europa um' so schwieriger wiegen wird, je stärker Rußland gerüstet ist. Je mehr Rußland Truppen an seiner Westgrenze hat, um so schneller ist es als Ver bündeter oder Gegner bei der Hand. Diese Politik hat die rusiischen Truppenaufstellungen schon seit längerer Zeit

, will ich nur kon- statiren, daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden für feine Streitkräste aufgewendet hat, wir kaum 1»,', Milliarden mit Einschluß der jetzigen Neusorderung. (Hört!) Wenn ich nun sage, wir müssen gerüstet sein, um allen Eventualitäten be gegnen zu können, so erhebe ich damit zugleich den Anspruch, daß wir noch mehr Anstrengungen machen müssen, als andere Mächte. Unsere geographische Lage ermöglicht drei Angriffspunkte, während Fran- reich nur an seiner östlichen und Rußland

zu besiegen?' Was wäre die Folge gewesen? Oesterreich hätte mit solcher Politik doch kaum einen andern Zweck haben können, als wie derum seine frühere Stellung in Deutschland zu erlangen — denn das war eigentlich das Einzige, was es 1866 aufgegeben hat. Nun wäre die Lage Oesterreichs im deutschen Bunde doch kaum eine haltbare gewesen, wenn es sich sagen mußte, daß eS die süddeutschen Staaten wieder in die Ab hängigkeit Frankreichs gebracht und daß es Preu ßen unwiderruflich zur Anlehnung an Rußland

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Volksblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 30.10.1880
Umfang: 8
; zweitens eine höchst ^eigennützige Freundschaft zu Rußland, das er als Werkzeug für die englische Handelspolitik ge brauchen will; drittens die vollständige Zertrümmerung der Türkei. Es geschah schon vor einiger Zeit davon Meldung, daß Glad stone mit G o rt s ch a k o f f eine« Schachzug vereinbart hat, um den österreichischen Einfluß an der untern Donau zu verdränge». Auch scheint England sich mit Rußland über die demnächstige Vereinigung von Bulgarien mit Ostrumelien verständigt

. zu haben. Durch die Besitzergreifung entsprechender Küstenpunkte vorläufig für die dringendsten Interessen sichergestellt, beabsichtigt Gladstone höchst wahrscheinlich Oesterreich und Rußland aneinander zu Hetzen, indem er darauf rechnet, daß Oesterreich wegen der Donaumündungen nicht dulden könne, daß südlich der Donau sich ein russischer Vasallen staat bilde. Diesem Plane Gladston's gegenüber soll sich Oesterreich ver gegenwärtigen, daß die Freiheit der Donaumündungen keinen Schuß Pulver werth ist, wenn das Schwarze Meer

einmal ein engli scher oder russischer KriegShafen geworden sein sollte. Wen» von den zwei Nebeln, daß Konstantinopel und die Dardanellen englisch oder russisch werden, eines nicht vermieden werden kann, so ist eS für Oesterreichs Interessen sogar besser, wenn Rußland und nicht Eng land sich dort festsetzt. Schließlich kann Oesterreich sich mit Pußland, so die „Reform', über die wesentlichsten gegenseitigen Interessen noch weit eher verständigen, als dieses in dauernder Weise zwischen Rußland und England

der Fall sein könnte. Nach der Ansicht der „Reform' soll Oesterreich Alles v e r- meiden, damit, es nicht i» einen Krieg mit Rußland verwickelt werde. Es soll sogar deswegen den Russen wegen Konstantinopel und den Dardanellen keine Schwierigkeiten machen, sofern man Serbien und Rumänien in Ruhe läßt, und wenn man inSbesonderS den Albanesen gestattet, einen felbstständigen Staat zu bilde». Dagegen wüßte sich aber Oesterreich aus Leibeskräften stemmen, daß in Albanien «icht der italienisches Prinz

ist ein weit besserer Nachbar Oesterreichs, als Montenegro, welches eingezwängt zwischen Bosnien und Albaniens, den Ehrgeiz der Vergrößerung nur mit Hoff nungen schmeicheln kann, die vo» Petersburg aus angeregt werden. Sowohl England als Rußland möchte Montenegro in seiner österreich feindlichen Politik gegen Oesterreich als Werkzeug benützen. Montenegro ist der Schützling dieser beiden Mächte; und eS wird so lange auf Rußland sein Vertrauen setzen, bis es ernstlich in Gefahr kommt, von Rußland

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 12.01.1889
Umfang: 6
in Petersburg er nennen, sondern den Nuntius in Wien oder in Paris mit der Führung der diplomatischen Geschäfte mit Rußland, beziehungsweise mit dem in einer dieser beiden Städte beglaubigten russischen Botschafter, be trauen wird. Serbien. Die Ministerkrise in Serbien dürfte längere Zeit andauern. König Milan will nicht früher eine end giltige Entscheidung treffen, als bis mit den Spitzen der Radikalen, welche nunmehr zur Herrschaft berufen erscheinen, das künftige Regierungsprogramm sorg fältig

durchberathen und festgestellt worden ist. Ferner will der König abwarten, welche Aufnahme die neue Verfassung überall im Lande findet. Nach einer Bel grader Meldung der „Corr. de l'Est" soll der König die Absicht haben, den Vorsitz im neuzubildenden Ka- binet und vielleicht auch das Portefeuille des Aus wärtigen dem General Gruic zu übertragen. Es ist auch die Rede von der Ernennung des Obersten Velimirovic, Bruders des ehemaligen Communika- tionsministerS gleichen Namens, zum Kriegsminister. Rußland

. Bekanntlich hat sich Rußland jüngst über die Saumseligkeit der Pforte in Abtragung der Kriegs schuld beschwert. Die Antwort der Türkei faßt die von ihr getroffenen Maßnahmen zur Erfüllung der russischen Ansprüche zusammen und weist auf deren künftige sichere Wirksamkeit hin. Schließlich sei der Wille der Türkei der beste. Einer englischen Meldung zufolge ist der Eisen- bahnunfall in Borki am 17. Oktober v. I. nicht allein der Fahrlässigkeit, sondern einem Complot gegen den Czaren und seine Familie

zuzuschreiben. Der gegenwärtige Untersuchungsrichter hat zu ver stehen gegeben, er habe Bcweismaterialien aufge funden, welche andeuten, daß die entlassenen Beamten der Eisenbahn oder einige derselben mit den Nihilisten im Bunde standen, um den mörderischen Vorsatz aus zuführen. Infolge dessen sollen viele Verhaftungen stattgefunden haben. — Die geistige Gedrücktheit, unter welcher die Kaiserin von Rußland seit dem Eisenbahnunglücke von milie, denn Kenntniß und Fleiß in der Arbeit als Mechaniker machten

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 11.01.1888
Umfang: 8
, die Schwester der Königs von Italien, ist die einzige aus dem Hause Savoyen, welch? dem Papste ein Jubiläumsgeschenk überreichte. Sehr viele mächtige Freunde der königlichen Familie haben indeß ihren Wunsch nach einer Aussöhnung durch werthvolle Geschenke an den Vatikan ausgedrückt. — Der Papst empfing die Großherzogm von Toscana mit dem für den Empfang von Souveränen herkömmlichen Ceremonie!!. Von den Großfürsten Paul und Sergins von Rußland ist ein Glückwunsch-Telegramm eingelaufen. Somit scheint

angreift. Was das gesonderte Abkommen mit Rußland betrifft, so wird aus Pest offiziös berichtet, Oesterreich lehne jedes gesonderte Abkommen mit Rußland ab; der Berliner Vertrag habe die Verhältnisse Bulgariens durch Beschlüsse aller Großmächte geregelt. Wenn Aenderungen vorgeschlagen oder auf die Ausführung früher getroffener Bestimmungen gedrungen wird, so müssen alle Signaturmächte befragt werden; dann hat Oesterreich gleich Rußland eine Stimme, nicht mehr nicht weniger. Eine bevorzugte Stellung

im Orient gestehe Oesterreich keiner Macht zu und nehme darum solche auch nicht in Anspruch. Rußland müsse sich mit Europa verständigen, nicht mit Oesterreich allein. Zugleich wird erklärt, daß Graf Kalnoky von jenem Programm im Orient nicht um Haaresbreite ab zuweichen gewillt sei, welches er und TiSza unter Zustimmung der Volksvertretungen wiederholt dargelegt haben. — Was die bosnische Frage betrifft, welche von den russischen Blättern aufgeworfen wird, so ant wortet die „Presse', daß die Stellang

Oesterreichs in Bosnien auf dem Art. 25 des Berliner Vertrages be ruhe und an keinen Zeitpunkt gebunden sei. Das Occu- pationsmandat könne niemals Gegenstand einer Com- pensation, sei es direkter oder indirekter Natur, sein, und auch nicht Gegenstand einer internationalen Kündigung werden. Wolle Rußland eine Verständigung, dann sei die Basis dafür nicht in Bosnien, sondern in dem Berliner Vertrage zu finden, dessen Aufrechterhaltung in Petersburg so entschieden beiont werde. — Die „Magdeburger Ztg.' äußert

sich dahin: „Will Ruß land aufrichtig den Frieden und verlangt es in Bul garien Nicht mehr, als der Berliner Vertrag ihm einräumt, so findet es in Deutschland einen Bundesgenossen, der auch in Wien ein gewichtiges Wort hiefür einzulegen bereit ist. Gedenkt aber Rußland in Sophia einfach die Herrschaft anzutreten und jede Selbstständigtett Bulgariens zu vernichten, so wird es Deutschland zwar nicht zum direkten Gegner, aber noch weniger zum Bundesgenossen haben. Mit anderen Worten : Wien und Petersburg

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Der Burggräfler
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Seite 1 von 10
Datum: 30.10.1883
Umfang: 10
sein Eigen. ES sitzt be reits in weitgedehnter Grenze auf dem Nacken Chinas und nähert sich immer mehr der eng lischen Herrschaft in Indien. Sein Druck auf die asiatische Türkei und Pcrsien ist hinlänglich bekannt. Die Welthandelsstraße von Trebisonde, Täbris, durch Persien nach Kabul verliert es nicht aus dem Auge, mögen die Engländer noch so vorsichtig in Cypern und Afghanistan auf der Warte stehen. Da im fernen Osten werden die beiden Weltmächte, England und Rußland, einmal zum Zusammenstoße kommen

. Vermöge seiner Lage und Macht wäre Ruß land allein geeignet, die Vermittlerrolle zwischen Europa und Asien zu spielen, obwohl es in Bezug auf Kultur hinter den vorgeschrittenen Staaten Europa's weit zurücksteht. Rußland wäre berufen, das Banner des Kreuzes und damit die Civilisation in das Innere von Asien zu tragen; allein das verknöcherte Schisma, das zu einer Staatsanstalt herabgesunken ist, entbehrt zu einer so hohen civilisatorischen Idee jeder Initiative, hat dazu keine Lebensfähigkeit

. Zu dem ist das schismatiscbe Christenthum in den höheren, maßgebenden Kreisen von der franzö sischen Schmutzliteratur und dem Boltärianismus, dem Vater des Nihilismus, zu sehr angefressen, um eine christlich civilisatorische Idee zu erkennen und zu begünstigen. Wenigstens Dieß kann ' Rußand leisten, daß es die wilden nomadischen Stämme Jnnerasiens bändigt und unter die Macht des strengen Gesetzes beugt. Allein anstatt seine von der Natur befinger- zeigte Mission nach Asien aufzunehmen, verlegt Rußland den Schwerpunkt

seiner Macht nach Europa, um erobernd nach Westen und Süden vorzudringen. Rußland ist dem übrigen Europa gegenüber eine Eroberungsmacht. Mag das Testament Peter des Großen, die Ostsee und das schwarze Meer mit dem Schlüssel Konstantinopel zu russischen Meeren zu machen, wirklich bestehen oder nicht, so sprechen doch die Thatsachen laut dafür, daß die russische Polittk konsequent durch zwei Jahrhunderte diesem vor gesteckten Ziele nachstrebte. An der Ostsee wurden die russischen Pläne rasch und auf leichte

Weise durchgeführt; ebenso riß Rußland Schritt für Schritt die nördlichen Küstenländer des schwarzen Meeres, theils durch Waffengewalt, theils durch Unredlichkeit an sich. Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts wurde die Begehrlichkeit nach Konstantinopel immer auffallender; allein, un» zu diesem Ziele zu gelangen, mußte zuvor das Polenreich niedergeworfen und in seinen Macht- bereich eingezogen werden, als nothweildige Etappe nach dem Balkan. Schon trug Kaiserin Katha rina n. sich mit dem Gedanken

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Volksblatt
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Seite 1 von 8
Datum: 21.07.1886
Umfang: 8
erbeten, Manuscripte nicht zurückgestellt. — JnsertionS-Sebühr für die 4spaltige Petitzeile oder deren Raum S kr. für ein-, 7 kr. für zwei« und S kr. für dreimalige Tinrücknng. Bei größer» Infektionen entsprechender Rabatt. — Zur Beantwortung event. Anfragen wird die betreffende Freimarke erbeten. K 58. Bozen, Mittwoch, 21. Juli 1886. XXV. Jahrg. Zur Lage. Es ist aller Grund vorhanden, um wegen des euro päischen Friedens besorgt zu sein. So viel steht fest, daß mit Rußland kein dauernder Frieden

zu schließen, so lange eS nicht Im Besitze Konstantinopels ist oder in anderer Weise eine beherrschende Stellung am Mittel meer gewonnen hat. Rußland traut weder Deutsch land noch Oesterreichund umgekehrt ist es nicht anders. Die Interessen Rußlands undOesterreichs kreuzen sich in Orient; sehr abträglich wäre es für Oesterreich, wenn Bismarck, der nächstens mit dem russischen Minister von Giers zusammenkommt, sich etwa auf Kosten Oesterreichs mit Rußland verständigen wollte. Es ist natürlich, daß Bismärcks

Politik darauf gerichtet ist, mit Rußland, so lange eS geht, in einem ertraglichen Verhältnisse zu leben ; leider hört man aber auch, daß Bismarck heute nicht mehr sehr geneigt sei, die Sache des Fürsten von Bulgarien zn be günstigen oder gar zu vertreten. Der Fürst von Bulgarien ist nämlich Rußland im Wege; er ist der Stein des Anstoßes für Rußlands Orientpolitik, daher ihm Rußland tödtlicher Haß ge schworen hat. Kaum ist es dem Fürsten Alexander von Bulgarien gelungen, das eine Netz zu zerreißen

, und was dann geschieht, ist auch nicht schwer zu errathen. Wer aber nach einem Anlaß zum Streite sucht, wird ihn leicht finden, .und so hat neuerdings die Thronrede des Fürsten Alexander Rußland Grund zu Beschwerden gegeben. In dieser soll das ostrumelische Statut verletzt worden sein, und der russische Geschäftsträger verlangte deßhalb von der Pforte, daß dieselbe dem Fürsten gegenüber ihr Recht wahren und protestiren solle. Die türkische Regierung konnte aber offenbar in der bulgarischen Thronrede

Einfluß gewühlt habe. Rußland sei darüber höchst unzufrieden und er- luche die Pforte, darnach zu sehen, daß die international 'gestellten Rechtsgrundlagen in dem Vasallenstaat ge achtet würden. Um dieser Mittheilung, die übrigens mündlich war, noch mehr Nachdruck zu geben, überreichte die russische Botschaft eine Note, in welcher ^ Pforte aufgefordert wurde, jene 200.000 Pfd. Ent- lHädigungsgelder, welche sie einem frühere« Abkommen kach an russische Unterthanen zu zahlen hat, nunmehr .«n?6al

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Bozner Zeitung
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Seite 1 von 8
Datum: 08.01.1887
Umfang: 8
, daß es den Zweck, den es im Auge hatte, die Vermeidmlg eines Krieges mit Rußland, besser erreichen könne, wenn es frei bleibe. Die Gründe der Rückwei- sung der russischen Allianz durch Frankreich lie geu noch mehr auf der Hand als die Rückwei- sung der Allianz mit England seitens Oesterreichs. Die erstere Allianz war ein Kriegsbündniß, die zweite ein Friedensbündniß. Alle Allianzen wer den Friedensbündnisse genannt, aber die russisch- französische Allianz hätte sicher zum Kriege ge führt. Herr von Freycinet

ging vermuthlich von der Ueberzeugung aus, daß selbst ein glücklicher Krieg die Republik zu Fall bringen würde. ... Ich habe diejenigen, die des Fürsten Bismarck Ansichten am genauesten kennen, ge fragt, nicht was seine allgemeinen politischen Principien sind — denn diese liegen auf der Hand — sondern über deren Einzelheiten. Die Antwort war: „Wir werden Oesterreich nicht gestatten, etwas zu thun, das bestimmt wäre, den Krieg zwischen ihm und Rußland hervorzurufen.' Die mehrfach geäußerte Ansicht

, daß das Bünd niß zwischen Deutschland und Oesterreich nur auf den verbundenen Angriff zweier Gegner sich be zieht, ist unrichtig: das wäre ein Löwenvertrag, ausschließlich zu Deutschlands Nutzen, denn es würde solcher Gefahr mehr ausgesetzt sein, als Oesterreich. Aber es steht richtig, daß der Ver trag Deutschland nicht verpflichtet, jeden streit Oesterreichs zu dem seinrgen zu mache». Fürst Bismark wird Rußland nicht bedrohen oder be drohen helfe», und wird Rußland rathen, daß, wenn es vorzugehen wünscht

, es Oesterreich feinen Preis zahlen muß, einen Preis, wie hinzugesetzt werden mag, den Oesterreich im Augenblicke an zunehmen im höchsten Grade abgeneigt ist. Die Magyaren, weche die thatsächlich leitende Hälfte des dualistischen Reiches beherrschen, find anfrich tig dagegen, die Zahl der slavischen Unterthanen des Kaisers zu vermehren. Fürst Bismarck wird nicht nur gegen Rußland, sondern durchaus ver meiden, in die Fehler des ersten Napoleon zu verfallen. Er wird nicht drohen oder aufbegeh ren

Bismarck gegebene Rath, wie die Freund schaft zwischen Italien und England waren 'ehr werthvoll für die Erhaltung des Friedens. Oester reich war daher wohl sehr im Recht, eine formelle Allianz mir England abzulehnen; denn wenn Rußland auch Oesterreich und England nicht sehr fürchtet, so fürchtet es doch sehr die militärische» Demonstrationen von vier großen Mächten. Allen denjenigen, welche des Fürsten Bismarck Politik sorgfältig betrachten, muß deren Einfach heit auffallen. Es ist offen und geradeaus

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 10
Datum: 25.02.1882
Umfang: 10
, daß wir mit dem besten Willen keinen Sinn in demselben zu entdecken vermögen. Warum, weswegen unterbrach daS Abgeord uelenhauS seine Sitzung? Wenn der Telegraph daS Wichtigste verschweigt, kann er auch das Andere sür sich behalten. Anm. d. Red.) Paris, 24. Februar. General Skobeleff ist gestern Abends nach Petersburg abgereist. London, 24. Febr. Staatssekretär Dilke er klärte, eS sei keine Gefahr eines Konfliktes zwischen Oesterreich-Deutschland und Rußland zu befürchten. Neue Kriegsbilder

für die Aufrechterhaltung deS Frieden». Boa allen Seiten' schwillt,! in Rußland der Strom kriegs lüsterner Ideen. Graf Zguatieff, dieser große Zotrkguant.und Unruhestifter in der Diplomatie, reckt gierig die Hand nach dem Portefeuille eineS Ministers deS Aeußerv, während der deutsch, freundliche und friedliebende Herr v. GierS feine Demission giebt, weil er: seinen Einfluß gegen über; der abenteuernden Politik der Paaslavistea immer -mehr schwinden fühlte General Skobeüff, der: Sieger von- Geoktepe

Wirren herauszukommen, die daS Lebensmark Rußlands vergiften und zerstören. Sie find nach ihrem Sinne wirkliche Patrioten, denn sie wünschen nur, ihr Vaterland damit vor einer inneren Zersetzung zu behüten. Mit viel weiter schweifenden Gedanken und wilden Er- oberungSplänen erfüllt sind dagegen die Pansla- visten, welche in Rußland im Augenblick wohl die bedeutsamste Rolle spielen. Ihnen steht die Racenfrage obenan. In BoSnien und in der Herzegowina kämpfen Slaven gegen Nicht-Slaven, daS genügt

. Früher sprachen sür diese Annahme mancherlei kleine Züge. Heute ist der gute Glaube daran start erschüttert, und eS wäre ja auch erklärlich, wenn die verhaltene Sorge und die stete Span nung, die den Herrscher Rußland? seit den nihi listischen Anschlägen tagtäglich helmsucht, die Kraft seines Geistes gebeugt hätten. Dennoch vermögen wir nicht zu glaube», daß Czar Alexander III. bereit» die Herrschaft über sich und seine Um gebung so sehr verlor, daß er' nicht mehr im Stande wäre, der panslavistischen

war die Türkei. Montenegro und Serbien waren bereits insurgirt, in Bosnien und der Herzegowina war gleichfalls der Ausstand gegen die türkische Oberherrschaft entflammt. Ru mänien zeigte sich nicht minder geneigt, den Türken entgegenzuziehkn. Kurzum, alle Balkan- Völker jubelten den Russen als ihren Bundesge nossen und Befreiern entgegen. Dazu kam, daß Rußland in langer FriedenSzeit Gelegenheit ge habt hatte, sich mit Geld und Ausrüstungen zu einem Kriege vorzubereiten. Endlich — und daS war wohl

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 14.07.1886
Umfang: 8
Vozen, Mittwoch, den 14. Juli 1886 Zur Lage im Orient. Die von Rußland verfügte Aufhebung des Freihafens Bat um lenkt die Blicke wieder einmal auf die Dinge im Orient. Daß dort wieder eine gewisse Spannung herrscht, ergibt sich auch sowohl aus dem unblutigen Federkriege der Osficiösen, wie aus dem neulichen'blutigen Zusammenstoße zwischen Türken und Montenegrinern. Der Zusammenstoß mag lokalen Reibereien entstanden und ein Zufall sein, dagegen weist die Sprache der russischen Osficiösen

der Zar des größten Einflusses in den kleinen Balkanstaaten, also in Rumänien, Bulgarien, Rumelien und Serbien. Besonders wichtig war und ist für Ruß land Bulgarien, als Einfallsthor in die Türkei. Wollte Rußland sich Einfluß in Bulgarien erhalten, so mußte es dessen Fürsten und Volk darnach behandeln, ihre Herzenswünsche befriedigen. Doch Fürst Alexander von Battenberg galt in Petersburg als russischer Vasall, die Bulgaren als Heloten. Darnach wurden beide behandelt. Was Wunder, daß beide

bestimmt und so dann vom Sultan unter Zustimmung der Großmächte für 5 Jahre ernannt wird. Dagegen besagt der Ber liner Vertrag, daß der Fürst von Bulgarien von der Bevölkerung frei erwählt und vom Sultan bestätigt wird. In Bulgarien besteht also Erblichkeit des Fürsten tums, in Ostrumelien Ernennung für je fünf Jahre. Sicher ist Rußland an diesem widerspruchsvollen Be schlusse schuld. Er soll als Damoklesschwert über dem Haupte des Fürsten Alexander hängen und ihn gefügig gegen den Zaren

für die Rechte der Kirche und des Staates, durch den Neubau, die Wiederherstellung und Ausschmückung von Kirchen, durch die Pflege der Kunst zur Verherrlichung des Gottes dienstes, durch Bemühungen zur Hebung des Handwerks und zur Linderung der sozialen Noth, durch Veran staltung festlicher und gemüthlicher Versammlungen zur sich in die Rolle des russischen Satrapen zu fügen. Ohne Rußland zu reizen, geht er seinen besonderen Weg und von dem ihm überwiesen?« Rechte Gebrauch machend, hat er insoferne

Ostrumelien und Bulgarien weiter ver kittet, als er die Delegirten Ostrumeliens eingeladen hat, der am 14. Juni eröffneten bulgarischen Nationalver sammlung beizuwohnen. Dieses, wie die Thronrede, in welcher von der Vereinigung als vollendeter Thatsache, ohne Erwähnung der 5jährigen Wahl, gesprochen wird, haben den hellen Zorn der russischen Osficiösen erweckt. Ihnen geht eS darum, die 5jährige Wahl des ost rumelischen Gouverneurs deshalb so zu betonen, weil Rußland bei diesem Akte immer wieder im Trüben

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Bozner Zeitung
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Datum: 03.02.1881
Umfang: 4
. , 70 k., »°t° »>u> «°«l» m Mm. Prag. »ul^s. !°wl° in »-» D«t,chl«d» «» d.r «chy-i»; » s a. «o kr. Luftcll,-»,»r pcr Zahr für die täglich« «„»zM- , «. und sür dir jw-miallg- «-s»abe so kr. L»«»u m Mm. «w»«n»a»-t ,. ». u. Taut« »ad «-»?. i» Wien. l. «mzn »ai« and«. S-I-llun,»- r-ncii. «ud»lf Moffe in wie». Berlin >wd München, «olirr «» ?««». la Wien. I. «te««z»A» tS. ^ 26. Rußland i» Wen. General Skodeleff hat vor einigen Tagen Nachrich ten von seinem Siege bei Gott Tepe gesendet, wo die Turkmenen, welche bislang der ruffischen

Uebermacht beharrlich Widerstand geleistet haben, in einer entschei denden Schlacht unterlegen find. Rußland ichreitet nun in Asien vor und erweitert mit eiserner Konsequenz seine? Machtsphäre. ES bedarf keines großen politischen Scharfblicks dazu, Üm die Absichten Rußlands zu erkennen; daS englische Töry-Cabinet, welches seiner Zeit gegen dies Vordrin gen Rußlands das Prävenire spielte und den Krieg gegen Afghanistan beschloß, folgte dem Zuge einer inneren Nothwendigkeit, um der Möglichkeit vorzubeu gen

, daß Rußland strategisch wichtige Positionen an der Grenze des indischen HeicheS in seine Hand bekäme. Die Behandlung, tvtlche 'me englische Gesanmfchaft durch den Emir von Afghanistan gefunden hat, bot nur den Süßeren Anlaß für diesen Feldzug, der in Wahrheit und Wirklichkeit -nicht heM t>vr Äfghättcn, sondern gegen die sich immer mehr ausbreitende Herrschaft Siußland'S in Asien gerichtet war, Unmöglich konnte England mit verschränkten Armen ruhig zusehen, wie VäS Czarenreich einen maßgebenden Einfluß

aus die Regierung des strategisch für Indien so überaus wich, tigen Landes ausübte. Durch das Verhalten des Emires Von^Afghanision wurde der englischen Regierung der Krieg förmlich aufgezwungen und er wurde dann zu Gunsten der englischen Waffen geführt. Rußland hütete sich, zu interveniren, denn es hätte damit sich den schwersten Gefahren ausgesetzt. Noch ist der Tag nicht gekommen, an welchem der Kampf um die Oberherr schaft in Asien zwischen Rußland und England ent schieden wird, und nach menschlichem

Fortschritte in Asten von dem einzig zulässigen Gesichtspunkte zu beurtheilen» daß dieselben früher oder später zu einer derartigen Entscheidung hindrängen werden, da die russische Re gierung das Ziel, das sie verfolgt, fest vor Augen hat. Bei der Ausführung so großer politischer Pläne spie len Jahre und Jahrzehnte keine große und entscheidend e Rolle; Rußland hm Zeit, zu warten, und eS konnte daher sich auS Afghanistan zurückziehen, ohne doch im Mindesten die eingeschlagenen Wege zu verlassen

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