Seite 2 Tiroler Volksblatt 10. Februar 1904 ist von den Russen jo gut wie preisgegeben, die wirtschaftliche Eröffnung der Mandschurei ist kaum mehr zu hindern — aber nun haben die Japaner plötzlich jene Forderung, welche die Diplomaten immer nur als eine zur Kompensation bestimmte Forderung betrachteten, in den Mittelpunkt der Verhandlungen gestellt — nämlich die Forderung, daß Rußland aus die politische Vormachtstellung in der Mandschurei verzichte. „Die vielen Monate hindurch, welche die Ver
handlungen währten, befand sich, wie gesagt, die Diplomatie in dem festen Glauben, daß die japa nische Forderung, Rußland möge die Verwaltung der Mandschurei wieder den chinesischen Behörden übergeben und nur so viele Truppen, als zur Be wachung der Eisenbahn unumgänglich nötig seien, in der Mandschurei belassen, worüber mit Japan ein Separatabkommen zu treffen sei, daß diese Forderung nur zum Scheine gestellt werde. Japan, so meinte man allgemein, habe dieses für Rußland unerfüllbare Verlangen
nur aus dem Grunde ge stellt, damit Rußland die japanischen Forderungen in bezug aus Korea bewillige und auch der wirt schaftlichen Erschließung der Mandschurei durch an dere Mächte keine allzu großen Hindernisse in den Weg stelle. Japan, so hieß es, habe seine weitgehende Forderung nur deshalb erhoben, damit es nicht den Anschein habe, als hätte Rußland alle japanischen Bedingungen erfüllt. Auf diese Meinung, die, wie gesagt, allgemein verbreitet war, stützte sich der feste Glaube, daß der Friede erhalten
bleiben werde; und dieser Glaube wurde auch nicht erschüttert, als wiederholt japanische Staatsmänner erklärten, Japan habe im vorhinein das Minimum seiner Forderungen aufgestellt und diese seien keineswegs bloß zum Scheine und zu dem Zwecke erhoben, um Kompensationen zu erhalten. Japan stehe in dieser Frage auf dem Standpunkte: (l'est a prsnärs on a laisssr und werde von ihm nicht lassen. „Japan ist eben seit Monaten entschlossen, den Versuch zu machen, Rußland aus seiner Vormacht stellung
in Ostasien zu verdrängen und seine Re vanche sür das Jahr 1894 zu nehmen. Gibt Ruß land dem diplomatischen Drucke Japans nicht nach, so wird Japan zu den Waffen greifen. Die japa nischen Staatsmänner sind überzeugt, daß der gegenwärtige Moment der günstigste für Japan ist, um die Offensive gegen Rußland zu ergreifen. Denn tatsächlich ist Rußland in Ostasien heute ebenso isoliert, wie es Japan seinerseits im Jahre 1894 war. Das französisch-englische Uebereinkommen, die herzlichen Beziehungen, die heute