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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 3 von 18
Datum: 23.03.1901
Umfang: 18
sich den ganzen Besitz seines Vaters aneignete. Es blieb der Witwe, wenn sie nicht Hungers sterben wollte, nichts übrig, als die Weisung ihres Gatten zu befolgen. Sie nahm das Aquarrllportrail, begab sich damit zu Ting Sing und bat ihn, ihr zu ihrem Rechte zu verhelfen. Da die Familie und deren Geschichte im ganzen Orte bekannt war, fühlte der Richter, daß sein Ruf als weiser UrtheilSoerkünder gefährdet sei, wenn er nicht Rath schaffte. Er nahm das Bild entgegen, schickte die Anklägerin heim und setzte

in Südafrika viel ungünstiger jet, als offiziell zugegeben wird. Der interessante Brief eines Offiziers wird im staben schimmerten durch die bemalte Oberfläche. Der Richter riß dir obere Papierschichte ab und fand zwischen ! dieser und der Pappe, auf welche das Bild geklebt ! war, ein zusammengefaltetes Dokument: den letzten Willen deS Verstorbenen, mit dem Kodizill, daß Ting Sing als Belohnung für die Hilfe, die er der armen Witwe angedeihen lassen werde, 2000 Unzen Silber, die nebst einem großen Schatz

an einem genau be- ! zeichneten Orte verborgen lagen, behalten dürfe, i Der Richter memorirte das Testament, bis es sich ! Wort für Wort seinem Gedächtniß eingeprägt halte, j dann zerstörte er es und ließ dem Angeklagten sagen, \ daß er ihm wichtige Mittheilungen zu machen habe, j Als dieser bei ihm eintrat, lud er ihn ein, auf dem ' Divan Platz zu nehmen. Der Richter aber that, als - ob er einen unsichtbaren Gast auf's ehrerbietigste be- ! grüßte. Ec ging ihm fast bis zur Thüre entgegen, ! reichte

ihm herzlichst die Hand und führte den unsicht- ! baren Jemand auf den Ehrenplatz und schien sich angelegentlich mit ihm zu unterhalten. Der angeklagte Sohn glaubte, daß der Richter plötzlich den Verstand i verloren habe. Ting Sing verfiel in eine Art Ver- ! zückung und wandte sich mit den Worten an ihn: „Mein Sohn, nach meinem Tode hast Du mein I Weib aus dem Hause gejagt, Dir mem ganzes Eigen- ; thum angeeignet und meinem Jüngsten den ihm ge- \ bührenden Antheil vorenthalten. Du hast mich im ' Grabe

beleidigt und meinen Zorn wachgerufen! Wenn \ Du Deine Sünde bereust und mein Vermögen sofort * meiner Anordnung gemäß theilst, will ich Dir ver geben; aber wenn Du Dich weigerst, sollst Du nie mals erfahren, wo ich meinen werthvollften Besitz ver steckt habe." Der Sohn konnte sich nun nicht länger enthalten, dem Richter zu sagen, daß er von einem Dämon be sessen sein müsse und daß er seinen Worten keinen „Daily Chronicle" veröffentlicht, in dem folgende Einzelnheiten über die Vereitelung des Planes

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 11.07.1891
Umfang: 8
. Frankreich hat es leicht, hier anzusetzen. Was es auf dem Gebiete der Zoll- und Finanzpolitik gethan hat und in der letzten Zeit thut, um dem italienischen Markte Schwierigkeiten zu bereiten, bedarf keiner Auseinandersetzung. Findet Italien dabei keine „Genannt der Klachel-Schneider!" „Iessas, der Klachel-Schneider!" rief der Seppel, „den hätt' ich bald vergessen." „Der hat Ihnen ja das Messer in den Leib gesteckt!" rief der Richter. „Aber sie haben's ja wieder herausgezogen

." „Sind Sie mit ihm in Feindschaft gewesen?" „Ah beileib' nit", sagte der Bursche. „Der Mirzl wegen ift's halt Hergängen. Wir haben sie halt jeder haben wollen." „Der Schneider und Sie?" „Ah nein, ich und der Simmerl. Und die Mirzl hat g'sagt: Den Stärkeren nehm' ich. Also haben wir halt wissen wollen, welcher der Stärkere ist." „Wie kam aber der Schneider dazu?" „Ja, der ist halt auch dabei gewesen!" „Mit dem Schneider sollen Sie ja gar nicht ge rauft haben", sprach der Richter. „Na freilich nit", entgegnete der Seppel schmun

werde man einwenden, die Erntezeit sei die beste Zeit zur Abrichtung. Wenn dies der Fall ist, so be urlaube man 10 Percent der bereits ansge bildeten Mannschaft. Der Bauernstand verdiene die größte Berücksichtigung; der Bauer leidet „Wie hat er ihm geholfen?" fragte der Richter. „Halt aushelsen hat er ihm wollen, weil ich den Simmerl so aus dem Bauch bin gekniet und der Simmerl alleweil schreit: Du Gimpel, du druckst mir ja das ganze Bäusche! heraus!" „Und was hat der Schneider gemacht?" „Ich Hab' nichts gesehen

. Wie wir nachher auf- gestanden und brav gelacht haben, schreit auf einmal ein Weibsbild: Jesses Maria, Seppel, Dir steckt ja ein Messer im Buckel! Ich drah mich um, seh' noch alleweil nix. Teuxel! sag ich, Hab' schon a Weil was beißen gespürt! Hab' nachher hinüber'griffen mit der Hand und steckt richtig das Messer drin!" „Soll ja gute zwei Zoll tief gesteckt sein", sagte der Richter. „Kann schon sein", antwortete der Bursche ruhig, „weil es gar nicht heraus hat wollen. Ich awiglatz' (hin- und herziehen

) eine Weil, g'schaff' aber nichts. Simmerl, sag ich, sei so gut, zieh' mir das Messer heraus. Der Simmerl gwiglay' auch eine Weil g'schafft auch nichts. Geht der Teuxel denn nit ausser! sagt der Simmerl, schon damisch hat es sich verklemmt zwischen den Knochen und das Heft ist blutschlatzig. — Probier du's, Natz! sagt der Simmerl. Müßt doch a Schand sein! sagt der Natz und gwig- latzt und gwiglatzt und endlich hat er's heraußen." Nun fragt der Richter den Burschen: „Was haben Sie nachher gemacht?" „Wer

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 2 von 18
Datum: 16.09.1899
Umfang: 18
französischen Kriegsmmister und den gesammten französischen Generalstab bedeutet haben. Dieser Um stand führte die Richter des Renneser Kriegsgerichtes, also Offiziere, vor die Wahl, entweder gegen oder für ihre Vorgesetzten zu entscheiden, führte sie in ein Dilemma zwischen Disziplin und Gewissen. Und so ergab sich das Seltsame, daß diese Offiziere, Nichtjuristen, jenen Mann, der durch die hervor ragenden Juristen des Kassationshofes einstimmig freigesprochen wurde — denn die Genehmigung der Revision kam

an. In Gemäßheit dieses Erkenntnisses verurtheilte ; das Kriegsgericht Dreyfus mit einer Majorität von ! fünf gegen zwei Stimmen zu einer Strafe von ! zehn Jahren Haft. Schon das ganze Urtheil zeugt von der Un- \ sicherheit der Richter. Niemand wird glauben, daß ; zwei Offiziere einen Verräther freigesprochen hätten, ! wenn seine Schuld bewiesen worden wäre. Und auch j die übrigen fünf Offiziere zeigten ja den Zwiespalt , ihres Gewissens darin, daß sie mildernde Umstände j annahmen und für eine Strafe

plaidirten, die gegen die furchtbare Jnternirung auf der Teufelsinsel ja eine Bagatelle ist. Wären die als Richter auftreten den Offiziere ihrer Sache sicher gewesen, so hätten sie auch diesmal jedenfalls wieder eine sehr schwere Strafe eintreten lassen. Der „Deutsche Reichsanzeiger", das Organ des deutschen Reichskanzlers, hatte einige Tage vor der Urtheilsverkündigung in seinem amtlichen Theile folgende hochwichtige Erklärung gebracht: „Wir sind ermächtigt, nachstehend die Erklärungen zu wiederholen

". Thatsache aber ist, daß seitens der nichtfranzösischen Blätter mehr für Dreyfus als gegen ihn Partei genommen wird. In ziemlich scharfer Weise wendet sich die reichsdeutsche Presse gegen die Unaufrichtigkeit, die sich in der Abfassung des Richter spruches kundgiebt. „Das ist," sagt die „Kölnische Zeitung", „von welchem Gesichtspunkte aus man es auch betrachtet, das verhängnißvollste Urtheil. das nicht nach Wissen und Gewissen die Schuld des Angeklagten wägt, sondern einen Ausweg sucht, um politische

Gegensätze zu versöhnen, es ist ein Urtheil aus dem Rückstände barbarischen Mittelalters, wo die Richter, falls ihnen die Anklage den über zeugenden Beweis der Schuld nicht erbracht hatte, eine mildere Strafe verhängten; es ist ein Urtheil der Feigheit." Die „Münch. Allg. Ztg." schreibt: „Als ein Opfer der Phrase beziehungsweise einer durch tönende und drohende Worte geflissentlich ge übten Suggestion, der Millionen von Franzosen sich nicht zu entziehen vermochten und in deren Banne offenbar

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Tiroler Land-Zeitung
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Seite 4 von 12
Datum: 27.11.1897
Umfang: 12
ihnen, daß der Bär die Latschenseite passirt und ihm in derselben Nacht zwei Schafe geschlachtet und auf den Juchten geschleppt hatte. Oberjäger Richter frug: „Ihr habt doch Alles liegen lassen?" „Nein," sagte d c Hirte , „ich habe die Felle gerettet, und hinter ,cn Bären meinen Hund gehetzt." Man kann sich die Wuth der Jäger denken. Der geistvolle Hirte brachte die Felle. Der Bär ist ein guter Metzger: er reißt die Schafe nicht im Verlaufe der zweiten, vom aktiven Eingreifen Griechenlands datirenden Phase

mit seinem Fernrohre den Drack und den Gemsjäger erspäht und diese mit einem Schüsse herbeigerufen. Es war ein eigen- thümlicher Anblick: die Gruppe der Jäger am Herd feuer auf der Alm, während der Hirte seine ver schiedenen Erlebnisse mit dem Bären erzählte. Ober jäger Richter und Herr v. Kauffmann beschlossen, für einige Stunden die Jagd zu unterbrechen und mit den beiden anderen Jägern nach Pertisau zurück zukehren, was auch in fliegender Eile geschah, da man Antwort aus Hinterriß erwartete und eine große

. In Schweiß gebadet lagen die Jäger um die Juchtenspitze, auf der einen Seite Drack nebst dem Gemsjäger, dem Forstverwalter, dem Förster Gluckner und die drei Pertisauer Jäger auf der anderen Seite; es wehte ein eisiger Wind. Herr v. Kauffmann hatte wieder die Latschenseite, Oberjäger Richter die Kogelspitze und der Postmeister die Rothwand. Oberjäger Richter kroch zwischen den Felsen zurück, um die Schützenlinie auf der einen Seite zu inspiziren, dasselbe wollte Herr v. Kauff- hob sich das Exposee

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 10.08.1900
Umfang: 6
te er plötzlich: „Der Verein ist ein durchaus ehr licher Verein, ich habe diese Aeußerung gethan, ich bitte um Entschuldigung." Dr. Ingwer erwiderte jedoch, diese Abbitte sei nicht reumüthig geleistet, sondern sie entspringe nur der Furcht vor Verur- theilung und beantragte deshalb die strenge Be strafung. Der Richter verurtheilte ihn zu 80 Kro nen Geldstrafe. Wieder Einer. Die Socialdemokraten sind doch „saggrische" Kerle, Alles schnüffeln sie aus und stöbern sie auf. Kommt da in Pflersch ein Junge

anzeigst, nachher thu ich's." Es wurden bereits vierzehn Kinder in Sterzing einvernommcn, welche dem Richter haarsträubende Sachen darüber erzählten, was der Lehrer mit ihnen getrieben, die wir aber mit Rücksicht auf die Oeffentlichkeit verschweigen müssen. Der mora lische Herr Lehrer hat sich nicht genirt, seine Schweinereien vor den Mädchen — Knaben un- Mädchen sind nämlich in eingm Schulzrmmer untergebracht — vorzunehmen. Hoffentlich ist das Balsam auf die Wunden der clericalen Blät ter

Zuchthaus verurtheilt, ist nunmehr gestorben. Wegen Gutheißung des Attentates gegen den König Humbert standen in Wien zwei italienische Erdarbeiter namens Antonio Savioli und Alois Vogrig, und Kaspar Varga, ein ungarischer Pferdewärter vor dem Richter. Varga soll über dies Aeußerungen gemacht haben, die das Ver brechen der Majestätsbeleidigung begründen. Er wurde zu achtzehn Monaten schweren Kerkers ver urtheilt. Savioli erhielt vier und Vogrig fünf Monate Arrest. Auf den Schah von Persien sind angebüch

| Blattes geklagt habe, letzterer aber freigesprochen ' und Katechet Schönsleben in die Kosten des Straf verfahrens verurtheilt wurde. Wir versprachen, ausführlicher auf die Verhandlung zurückzukom men, unterließen dies aber, weil Herr Schöns leben nachträglich Berufung gegen dieses Urtheil erhoben hatte. In der Berufungsverhandlung ge lang es dem Vertreter des Angeklagten, Herrn Dr. Max Kapferer, nicht, die Richter vom Gegentheil zu überzeugen. Der Vertreter des angeklagten Redacteurs führte wie schon

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 16
Datum: 18.09.1898
Umfang: 16
desselben nicht widerstehen können. Er habe, wie oft mit Unglück und bedeutenden, Verlust, an demselben Abende mit Glück ind Gewinn gespielt. Der Finanzrath habe mit den anderen verloren, das sei richtig. Im übrigen aber kenne er den .Herrn nicht und habe kein Interesse daran gehabt, sich weiterhin mit ihm zu beschäftigen. „Und doch ist festgestellt', entgegnete der Richter, „daß Sie der Finanzrath am andern Morgen im Fürsten hof besucht hat. Es hat einen scharfen Wortwechsel zwischen Ihnen und dem Verstorbenen gegeben

kann ich keine bestimmte Auskunft mehr geben,' entgegnete Egmont. „Diese Erregtheit Ihrerseits', fuhr der Richter fort, „die man einem Menschen gegenüber, den Sie eben erst kennen gelernt haben, fast Grausamkeit nennen möchte, erklärt sich nur aus einer Annahme.' „Und die wäre?' „Durch die Annahme, daß Ihnen der Finanzrath gedroht hatte.' Er sirirte Egmont scharf; dieser aber sagte ganz un befangen: „Gedroht? Womit?' „Nun etwa damit, Sie wegen verbotenen oder be trügerischen Spiels zu denunzieren

.' „Das ist nicht geschehen,' entgegnete Egmont. „Uebrigens kann ich nicht einsehen, was das mit der gegen mich erhobenen Anklage zu thun hat.' „Gebärden Sie sich nicht so frech,' ermähnte der Richter. „Am späten Abend desselben Tages verließen Sie das Hotel anf einige Stunden. Entsinnen Sie sich dessen?' „Ich weiß eS nicht mehr sehr genau. Es kann wohl sein!' „Das geschah nach den Angaben der Zeugen unmittel bar nach den! Weggange des Finanzraths.' „Ich weiß nicht einmal, ob der Finanzrath an jenem Abend das Hotel

besucht hat.' „Das ist unzweifelhaft,' entgegnete der Richter. „Ebenso ist durch Zeugen erhärtet, daß dem Rath, als er über die Friedrichsbrücke ging, eine schlanke Mannes- gestalt folgte. Am nächsten Morgen zog man ihn als Leiche aus dem Flusse.' Egmont erbleichte, als er den Zusammenhang der Anklage erkannte. „So richtet sich also gegen mich der Verdacht, aus Furcht vor einer Denunziation, den Finanz rath von der Brücke gestürzt und ihn ertränkt zu haben?' „So ist es,' sagte der Richter. „Ich weise

diesen Verdacht mit Entrüstung zurück.' Egmonts Verhalten sowohl in seiner Unbefangenheit als auch in seiner Entrüstung erschien so wahr, daß er entweder ein großer Heuchler oder in der That unschuldig sein mußte. Der günstige Einvruck, den er auf den Richter machte, war ihm nicht entgangen. Die Stimmung des Richters änderte sich aber sofort, als Egmont auf weiteres Befragen jede Auskunft über seinen Aufenthalt in England verweigerte. „Herr Richter', sagte er, „jeder Mensch hat in seinem Herze

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Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
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Seite 2 von 4
Datum: 09.06.1899
Umfang: 4
" für ihre Person so empfindlich sind, ihre Gegner aber sollten alles ruhig über sich ergehen lassen, gewissermaßen in Rhinozeroshaut stecken. Der Stampiglienschneider hat erst unlängst laut stenogra phischem Protocoll den Justizminister Ruber einen Lumpen genannt, dem er es noch zeigen werde. Und wie lange ist es her, daß der schöne Karl selbst einen Richter des Obersten Verwaltungsgerichtshofes Herrn Hofrath v. Heiterer im niederösterreichischen Land tage unter dem Schutze seiner Immunität mit dem Kosenamen

einst im Parlament zurief, er möge sich „schämen", Graf Thun zornentbrannt aufsland und diese unerhörte „Beschimpfung" zurück- wies. Mit dem Abgeordneten Schneider ist das natür lich anders; ein christlich-socialer Anführer kann sich in Oesterreich erlauben, was er will. Wenn man die sagenhafte „Autorität" so recht erkennen will, muß man nur an, sagen wir Diskretion, denken, womit man in Oesterreich überhört, wenn ein Richter „Spitzbub" und ein Minister „Lump" genannt wird. „Arb.-Ztg

wieder, die so elastisch sind, daß sie ein Gesetz noth- wendig erfordern, in dem klargestellt wird, welche Handlungen denn eigentlich im Deutschen Reiche nicht mit Gefängniß oder Zuchthaus bedroht werden. In dem Entwurf wimmelt es nur so von Drohungen mit Gefängniß-, Geld- und Zuchthausstrafen, und die Arbeiter wären demnach der Auslegekunst der gefügigen deutschen Richter auf's Geradewohl ausgeliefert, falls dieses Monstrum zur Annahme gelangen sollte. Fürwahr, der socialpolitische Geist des Königs Stumm

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Volksblatt
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Seite 5 von 10
Datum: 17.03.1894
Umfang: 10
Beilage zum Zeitbilder. i- Die Leser des „Tiroler Volksblatt' wissen, daß die fortschrittliche Partei in Wien, den bisherigen Vice bürgermeister in Wien, Dr. Richter des Namens, als Bürgermeister-Kandidaten vorgeschlagen hat. Die in Wien erscheinende, vortrefflich redigirte „Reichspost' stellte nun diesen Kandidaten in das richtige Licht. Sie constatirt folgende Thatsachen: 1. Um eine Jüdin hei rathen zu können, ist Dr. Richter c oIl ses sions los geworden. 2. Ueber 20 Jahre

ist er confessionslos geblieben und trotzdem Vicebürger- m eist er in Wien geworden. (In Wien gilt, wieFigura zeigt, der schlechte Leumund für kein Hinderniß, zur Erreichung einer hervorragenden Stellung im öffentlichen Leben.) 3. In einer Gerichtsverhandlung am 15. Febr. d. I. bezeichnete sich unter Zeugeneid Dr. Richter als katholisch, obschon er damals laut Ausweis der Acten confessionslos war. (Er hat sich also einer, unwahren Zeugenaussage schuldig gemacht, welche nach dem Gesetze als Verbrechen des Betruges

geahndet und mit der Strafe des schweren Kerkers belegt ist.) 4. Da mit Dr. Richter anstandslos Bürgermeister der Stadt werden könne, ist seine Gattin laut Angabe liberaler Blätter vom Judenthum zum Christen thum übergetreten, und Dr. Richter bemüht sich, die Wiederaufnahme in die katholische Kirche bei der kirchlichen Behörde zu erwirken. Das Bürgermeisteramt ist ein fetter Posten und hat ein Bürgermeister in Wien ein größeres Einkommen als ein Minister — also wäre Grund genug vor handen

zum Religionswechsel für einen, der sich um die Religion überhaupt nicht kümmert, für den Fall, daß so ein Religionswechsel gär nur eine äußere Formalität wäre. Weil aber das nicht der Fall ist, so hat Dr. Richter bislang diesbezüglich keinen Erfolg gehabt und ist also noch confessionslos anzusehen Wenn Jemand in die katholische Kirche eintritt so muß er 1. die nothwendigsten Glaubenswahrheiten wissen und diese glauben, 2. ein Glied der Kirche Jesu Christi werden wollen, 3. seine Sünden bereuen und 4. den Vorsatz

haben und ausdrücklich versprechen, bis an sein Ende christlich zu leben. Die Ehe des Dr. Richter war eine Civilehe, also in den Augen der katholischen Kirche eine wilde Ehe, er muß sich also auch katholisch trauen lassen, um die Ehe zu saniren. Daher stößt, wie die liberalen Zeitungen bemerkten, seine Wiederaufnahme in die katholische Kirche competenterseits auf ganz be sondere Schwierigkeiten. Die „Reichspost' hat das nicht zu unterschätzende Verdienst, diesen Bürgermeisterkandidaten beseitigt

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Brixener Chronik
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Seite 6 von 10
Datum: 24.12.1893
Umfang: 10
- nung.) Am 10. d. M. wurde der unterirdische telephonische Verkehr zwischen den Telephonnetzen Ravensburg, Friedrichshafen und Langenargen mit den vorarlbergischen Telephonnetzen in Bregenz, Dornbirn und Feldkirch und versuchsweise mit den Netzen in St. Gallen, Romanshorn, Ror- schach und Reineck eröffnet. (Großstadtelend.) Bor dem Bezirksgerichte Leopoldstadt in Wien war ein kaum den Kinder schuhen entwachsener Knabe wegen Diebstahls angeklagt. Richter: „Wie alt bist du?' Ange klagter: „Fünfzehn

Jahre.' Richter: „Wo bist du geboren?' Angeklagter: „Im Findelhaus.' Richter: „Wer war deine Mutter?' Angeklagter: „Das weiß ich nicht.' Richter: „Hast du Ver wandte?' Angeklagter: „Das weiß ich auch nicht.' Richter: „Wo wohnst dn?' Angeklagter: „Nir gends.' Richter: „Aber du musst doch irgendwo schlafen?' Angeklagter: „Einmal war ich auf gegriffen und fünf oder sechs Wochen im Polizei haus untergebracht.' Richter: „Und wo verbleibst du sonst?' Angeklagter: „Wo gerade ein Bau ist, schau

' ich nach, dass ich etwas arbeite.' Richter: „Hast dn keinen Vormund?' Angeklagter: „Nein.' Richter: „Du hast dich' an fremdem Eigenthum vergriffen; du hast drei Semmeln genommen.' Angeklagter: „Solange gebaut wurde, habe ich immer etwas verdient; dann ist der Bau eingestellt worden, und ich habe keinen Kreuzer mehr gehabt. Zwei Tage lang habe ich gehungert, da sah ich die Semmeln, und ich war hungrig, so hungrig.' Angeklagter weint. Der Richter sprach ihn frei, da er aus zwingendem Hunger gestohlen

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Der Bote für Tirol
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Seite 2 von 10
Datum: 13.11.1899
Umfang: 10
haben wir leinen nennenswerten Regel! gehabt und noch immer zeigt das Thermometer-s-12° O im Schatten. — Die Kastanien kosten jetzt nur mehr 1 fl. 80 kr. per Staar. Äns den» Gerichtssaate. Das Wiener LandeSgericht hat als Berufungsinstanz vor kurzem eine Entscheidung gefällt, die wegen ihrer weittragenden grundsätzlichen Bedeutung eine nähere Würdigung verdient. Es handelt sich um die Frage der Strafbarkeit von Aeußerungen, welche ein Richter in Ausübung feines Amtes gethan hat, also um die Frage

, ob und inwieweit der Richter bei Gewinnung und Begründung der im Urtheil niedergelegten An schauungen an dem Verhalten der Parteien Kritik zu üben berechtig! uns verpflichtet ist. Der Thatbestand war folgender: Der Möbelhändler Siegmund Tischler in Wien hatte bei dem Bezirksgerichte Neubau in Wien gegen eine Arbeitersgaitin eine Klkge auf Zah lung von 0t fl. für gelieferte Möbel eingebracht. Die Geklagte behauptete, dass die Möbel viel zu theuer verkaust worden waren, und thatsächlich hatte der Sach

verständige die um 101 fl. gekauften Möbel nur auf 66 fl. geschätzt. Der Richter ließ deni Kläger gegen über im Zuge der Verhandlung die Bemerlnng fallen „Sie treiben förmlichen Raubbau!' Auch in der Be gründung des Erkenntnisses, mit welchem die Geklagte zur Zahlung eines Betrages von nur 26 fl. an den Kläger verurtheilt wurde, kam der Ausdruck „wirt schaftlicher Raubbau' vor. Wegen dieses Ausdruckes erhob nun Siegmund Tischler gegen den Richter Ge- richlssccretär

Dr. G. die Ehrcnbcleidignngsklage. Vor dem Strasrichter erklärte der belangte Gerichtsseeretär Dr. G-, er habe den Ausdruck Raubbau mit Rück sicht auf die Sachlage des Rechtsstreites, über den er als Richter zu jndicie.en hatte, gebraucht und lediglich in Ausübung seines Amtes gehandelt. Der Stras richter verurtheilte den angeklagten GerichtSsecretär wegen Ehrenbeleidignng zu einer Geldstrafe von 25 fl. und hob in der Urteilsbegründung hcrvor, dass der Angeklagte durch den Ausdruck „Raubbau' das Maß der erlaubten Kritik weit überschritten

habe; eine solche Ueberschreitnng müsse, wenn die betressende Partei es verlange, auch bei einem Richter strafbar fein. Der verurtheilte Richter meldete die Berufung an, und das LandeSgericht Wien als Berufungsgericht fällte mit Urtheilt vom 27. October 18W einen Frei- spruch. In den Gründen dieses freisprechenden Ur theiles wurde im wesentlichen Nachstehendes ausge führt: In thatsächlicher Beziehung stehe zwar fest, dass der angeklagte GerichlSsccretär bei einer Civilstreit-Verhand- lung mit Bezug auf den gegenwärtigen

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