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Seite 6 von 8
Datum: 28.06.1941
Umfang: 8
. fpctfr wach auf! Von Gerda Wachsmuth. In der Nacht, in sencr Stunde, in der mit blassen Farben der Ta« aufzusteigen beginnt, erwacht Luise. Ihr Herz schlägt in dumpfen dunklen Stögen und auf ihrer Stirn steht leich ter Schweiß. Immer ist das so. wenn sie von „ihm' geträumt hat. Don dem leichtsinnigen Mann mit dem hellen Haar und den lachenden Augen, der auf einmal in Luises Leben ver schwunden. wie er gekommen. Ach. Luise kann sich noch so genau aller Einzelheiten erinnern: auf einer Veranstaltuna

sie tun und sie heiße Luise. Und er hat aufmerksam zu gehört. wie ihm Luise erzählt hat, daß sie aus den Bergen stamme. Ob sie sich dann hier, in der Stadt, wo sie keine Berge sehe, wohl fühle? „Jetzt ja', hat Luise geiagt. und ihre Augen sind noch blauer, noch dunkler geworden, als sie Arno dabei angesehen hat. Es ist plötzlich eine unbändige Lebensfreude in ihr. sie findet alles so herzlich, was um sie herum ist: den großen Saal, der voll ist von Menschen, Rauch, Musik und Gelächter, den leichten

bat er dann an der Haus tür gewartet, und sie ist zu ihm hinuntergegan gen. Sie bat lich das helle seidene Tuch mit den kleinen Mustern um den Nacken gelegt, das ihr die Hausfrau zum Geburtstag gegeben hat. Es ist ein schönes Tuch, und Luise hat es immer so sehr geschont. Aber jetzt will sie ja hübsch sein. Für ihn. Luise seufzt. Dag ist nu» alles vorbei. Eines Abends ist der Mann Arno nicht mehr gekom men. stattdessen hat er einen Brief gesandt: er müsse leider fort aug der Stadt

— sich um sie bemüht. O nicht, daß er ihr lästig würde, er ist ei» ernster stiller Mann — aber Luise will nichts mehr wissen von Liebe und Güte. Am Pfingstsonnabend. in den Nachmittggs- ftunden. fällt es der Hausfrau ein. daß in der Sohle ihres linken weißen Schuhes ein Loch ist. .^Luisc'. sagt sic, „gehen Sie mir doch zum Schuhmacher Heinrich und fragen Sie. ob er vielleicht die kleine Sache noch machen kann.' Anton Heinrich ist nicht allein in seiner Werk statt. er hat ein kleines Mädel von vielleicht vier, fünf

Jahren bei sich. „Meine Tochter', sagt er stolz. „Ach. das wisse das Fräulein Luise nicht? Seine Frau sei bald nach der Geburt des Kindes gestorben und die Großmutter habe das Mädelchen zu sich genommen. „Aber ich habe immer Sehnsucht nach ihr. sie ist heute das erstemal allein zu mir gekommen. Ein Vahnbeamter hat sie mitgenommen.' Luise nickt. Sie hat nach den Händchen des Kindes gelaßt, und die Kleine lacht ihr zu: „Du bist io hutssch'. sagte sie. und Luise wird sehr rot. Einmal hat Schließlich

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 21.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 17 der „Bozner Zeitung' vom 21. Jänner 1899. N»chdruck »erbeten.) Ada, ^ Roman von * 5 (107. Fortsetzung.) Hugo gieng zu Luise und erfaßte ihre 1 beiden^ Hände und versuchte ihr in die Augen . zu sehen. »Sage einmal aufrichtig, Luise, nicht wahr. Du liebst den Assessor nicht? Und unsere ^herzensgute, kluge, liebe Mama ist nahe daran, i der öffentlichen Meinung zuliebe ihren eigenen Herzensliebling unglücklich zu mächen. Aber sage mir die Wahrheit. Ich schütze

Dich, und die klatschsüchtige Frau von Branden werde ich nächsten? ersuchen, unser Haus zu meiden, da sie Dich aus dem Hause hinaus klatschen will.' Luise wagte nicht, den Blick zu erheben und Hugo in die Augen zu sehen, aus Angst, dieser könne ihren Seelenzustand und die Liebe zu ihm entdecken. »Du irrst, Hugo!' sagte sie mit einer unnatürlich klingenden, motonen Stimme. »Ich liebe den Assessor von Schubert m der That, und es ist mein festes Entschluß, ihm sobald wie möglich als seine Frau zu folgen.* Entsetzt trat Hugo

zurück und ließ Luisen» Hände fallen. Er wurde bleich und Schweiß tropfen zeigten sich auf seiner Stirn. „Du liebst den Assessor von Schubert, Luise? Du liebst ihn wirklich? DaS ist nicht wahr! Du lügst um Dich und mich zu be trügen. Sage, daß Du lügst Luise, oder Du treibst mich zum Aeußersten l* Mit Würde trat Frau Weichert zu ihrem Sohne und legte ihre Hand schwer auf seine Schultern. »Du bist auser Dir mein Sohn!' sagte sie streng. »Bei ruhiger Ueberlegung wirst Du das Unangemessene Deiner Worte

und Deines jetzigen Benehmens einsehen. Deine Schwester müßte Dir zu gut und erhaben erscheinen, um sie zu einem Spielzeug für Deine Launen erniedrigen zn wollen. Denn was anderes könnte Luise jetzt noch für Dich, den verheiratheten Mann sein? Du hattest Das Glück, das Du jetzt vergeblich ersehnst, einst so nahe, daß Du nur die Hand darnach auszustrecken nöthig hattest. Damals erschien Dir werthlos. waS Du heute so heiß begehrst. Willst Du der einst Verschmähten noch einen neuen, um vieles schwereren Schlag

versetzen, indem Du sie erniedrigst? Wenn Deine Leidenschaft Dich blind macht, so daß Du jede Rücksicht, welche Du Deiner Schwester schuldest, beiseite setzest, so denke daran, daß ich Die Augen um so wachsamer offenhalten werde. Ich schütze Luise, mein Sohn, und einer ähnlichen Szene wie heute soll sie sicher nicht mehr ausgesetzt sein.' Frau Weichert liebkoste nun Luisens Wangen und saate dann Merkt. * Eine sensationelle Verhaftung. In Berlin ist dieser Tage der Graf von und zu Egloffstein-Arklitten

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 01.03.1899
Umfang: 6
, vornehme Dame von mir wollen könnte.' Sie nickte der Freundin zu und begab sich in den Salon. „Fräulein Luise Weichertl* hörte die Mureni Magda im Tone deS höchsten Erstaunens ausrufen, ehe die Portieren sich hinter dem jungen Mädchen geschlossen hatten. Magda die Hände entgegenstreckend, trat Luise dieser entgegen. „Ich bin gekommen, Sie tüchtig auSzufchel- ten und Sie zu Ihrer alten Tante zurückzu führen!' sagte Luise, sofort auf de» eigentlichen Zweck ihres Besuches kommend. - Magda

war es nicht möglich, auf den scherzhaften Ton, den Luise angeschlagen, ein zugehen. Was zwischen ihr und ihrer Tante, verhandelt worden, war zu ernster Natur, als daß man mit einem Scherz darüber hinweg gehen konnte. Allerdings wußte ja Luise nicht, welcher Art die Differenzen waren, die zwischen Magda und der Tante bestanden; sie glaubte, daß das junge Mädchen nur aus Eigensinn und Laune die Pflegerin der Kindheit verlassen habe. Magdas ernste Miene und der Ton, in dem sie nun von der Sache sprach, belehrten

Luise allerdings dar über, daß der Bruch zwischen den beiden Frauen ein ernster und voraussichtlich unheil barer sei. So schmerzlich ihr daS auch war — denn es zog sie zu beiden: zu Frau Weber wie zu Magda, mit mächtiger Sym pathie — ihr Taktgefühl gebot ihr dennoch, nicht weiter in Magda zu dringen. So zieng sie denn über diese heikle Sache leicht hinweg und brachte die Angelegenheit zur Sprache, welche eigentlich sie zu Magda führte. „Und es ist also Ihr fester, unwiderruf licher Entschluß

, sich der Bühne widmen zu »ollen?' fragte Luise ihre Blicke fest und eindringlich auf Magda richtend. »Ja, Fräulein Luise fest und unwiderruflich l Ich bin ja bereits kontraktlich an eine unserer ersten hiesigen Bühnen gebunden.' Magda hatte das mit einem gewissen Stolz gesagt — so das Luise ein feine? Lächeln nicht unterdrücken konnte. Dieser Kunst enthusiaSmuS schien dem jungen Mädchen wirklich ernst zu sein. „Fräulein Magda,' sagte Luise herzlich, würden Sie der Jugendfreundin, der Genossiin Ihrer Kindheit

ein offenes Wort verzeihen?' „Ihnen — Fräulein Luise, gestatte und verzeihe ich alles!' antwortete Magda schnell und warm. „Nun denn, dann will ich mit meiner Ansicht nicht hinter dem Berge halten. Offen und ehrlich sollen Sie aus meinem Munde hören, wie ich, von meinem Standpunkte auS, hierüber denke. Nehmen wir einmal an, daß Sie wirklich ein Genie sind und daß eS Ihnen möglich wird, die schönste Staffel des RumeS zu erklimmen. WaS haben Sie dann erreicht? Sie haben Ihren Ehrgeiz befriedigt

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Alpenzeitung
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Seite 3 von 6
Datum: 26.07.1939
Umfang: 6
er an einem regnerische» wrmiltag von einem jungen Madchen, sich auf dem Schulwege befand, am 'imcrsiapel einer Baustelle entdeckt.^ iii'ich mit warmer Hand über das èM, gesträubte Fell, worauf er leise zu àirren begann, das Schwanzchen stellte dm Kopf an der Wade des Wäd- rieb. Luise erbarmte das Halbver lgene Tier. Auf ihre Frage hin, wem . gchüre. zuckte der Mauerpolier die Wein: „Nehmen Sie das Verreckerl Smon mit', sagte er. „uns ist es hier im Wege.' ? kam es. daß der mit schwarzen Mandern und Schwanzringen

scharf rbnete graue Kater in der Meister- ' '' r Mode, die Luise besuchte, von 5 ',!! Hand ging. - Luise ihn heimbrachte, waren die Eltern vorerst wenig erbaut. „Dieser Stänker bleibt mir nicht lange im Hau se', sagte der Vater, „schau zu, daß du ihn wieder anbringst.' „Wenn es wenigstens ein gesundes Tier wäre', meinte die Mutter, „aber es ist ja verelendet.' àrse war tlug uod schwieg. Sie rich tete ihrem Purzel ein Lager am Kachel ofen und stellte im Flur einen Kasten mit Äsche zurecht. Der Kater

begriff sogleich, worauf es ankam. Sorgfältig strich er die MÄde, die er sich in die Asche scherte, wieder zu. Roch am gleichen Abend rollte er ei nen KnaerMt, den die Mutter vergeb- li^, gesucht hatte, unter dem Vertiko her vor. Während der Nacht erwachte der Vater von einem schrillen Pfeifen. Er erhob sich ärgerlich und schaute nach: Im Flur, vor der Speisekammer, tanzte Pur zel wie «tberm herum und spielte seine erste Maus tot. Ein Jahr verging, und Luise verlobte lfich mit «àem .auswärtigen

Architekten, den sie auf einem Ausflug kennengelernt hatte. Bei der entscheidenden Aussprache' bemerkte Luise ernsthaft, daß der Kater Purzel ihre einzige Mitgift sei. „Ausgezeichnet!'' sagte der Architekt, ohne mit der Wimper zu zucken. Er ließ sich nicht die geringste Enttäuschung an merken. Bald darauf fand die Hochzeit statt, Luise zog als Frau Rainer mit ihrem Kater in ein geräumiges Landhaus ein. Purzel war außer sich. Er jagte kreuz und quer durch den Garten, kletterte auf die Bäume

und war hinter allem her, was sich rührte. Als er das Grundstück eingehend berochen hatte, wütete er der art unter den Ratten und Mäusen, daß sie in kurzer Zeit ausstarben. Eines Morgens Hörte Luise ein durch dringendes Fauchen und Knurren. Sie lies in den Garten hinaus und sah den Purzel mit einsn großen schwarzen Ka ter kämpfen. Sie bildeten einen wogen den Knäuel -und walkten sich durch, daß die Fetzen davonflogen. Luise griff nach dem Gartenschlauch, drehte den Hahn auf. und die Rauferei war zu <^ide

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 13.02.1899
Umfang: 6
— im Falle, daß Du Dich über das Heikle des Gegen standes hinwegsetzen willst. Deine Hilfe.' »Ich stehe Dir in jeder Beziehung zur Disposition,' antwortete Luise zuvorkommend, aber kühl. Und mit ungewohnter Wärme, in beinahe bittendem Tone sagte Ada jetzt, nahe an ihre Schwägerin heranrückend und den vollen Arm um deren zarte Schultern legend: Sieh', Luise, Du wirst mich und mein Thun vielleicht nicht begreifen und verstehen. Es wird Dir räth selhast erscheinen, daß ich scheinbar in die mir gestellte

Falle gehen, dem Prinzen das Rendezvous im Pavillon gewähren will. Luise wandte entfetzt den Kopf nach Ada und starrte diese sprachlos an. »Ich bin des Kampfes,' fuhr Ada unbeirrt fort, .den ich seit meiner Lerheirathung gegen meinc Feinde zu führen gezwungen war, herzlich müde. Ich will mich nicht ergeben, o nein, daran denke ich nicht; ich bin eine geborene von Wartenegg, aber ich will meine Gegner kampfunfähig machen, indem ich einen mächtigen Bundesgenossen werbe, der alle Angriffe

verständige« ich muß eine letzte Unterredung mit ihm haben. Ich soll bei dieser Gegenheit auch noch gewisse Briefe in Empfang nehmen, die den Diebesfingern des Doktor Levy entgangen sind. O Luise! Wenn Du ein Herz hast, so wirst Du mir nachfühlen, waS ich empfinde. Be denke, was ich feit jener entsetzlichen Stunde gelitten habe. Tausende von Dolchstichen hätten-mein Herz nicht tiefer verwunde» können, als die tückischen und hämischen An griffe meiner Feinde es gethan. Wie Nadel spitzen dringen

mir die versteckten Bosheiten, mit denen Helene von Branden mich unaus gesetzt peinigt, in das Herz. ES würde mich wahnsinnig machen, wenn dieses Leben immer so weiter gehen sollte. Es muß endlich eine Aenderung eintren. Luise. Du magst über mich denken, wie Du willst, ich kann nicht anders handeln. Eine so willkommene Ge legenheit. meine Lage zu ändern, darf ich nicht unbenützt vorübergehen lassen. Ich muß den Prinzen sprechen. Ich muß den Prinzen sprechen, er muß meine Feinde zum Schweigen bringen!' Ada

hatte sich in eine exaltierte Stimmung, die ihr sonst fremd war. geredet. Sie glitt plötzlich vor Luise nieder, und deren Kniee umfassend rief sie mit vor Thränen erstickter Stimme: »Luise, ich flehe Dich an, erfülle meine Bitte und begleite mich in den Pavillon, damit kein Makel auf meine Ehre fällt und mein Gatte nichteine neue Gelegen heit erhält, mich zu verachten. WaS ich noch keinem Menschen, mir selbst kaum zugestehen gewagt. Dir sage ich eS jetzt. Luise, ich liebe Hugo unaussprechlich und seine Kälte bricht

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Alpenzeitung
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Seite 11 von 12
Datum: 24.12.1931
Umfang: 12
- und Widerwärtigkeiten so reichlich bescherte. Hannes Marini. Was sm Weihnachts abend geschah! Von Bera Vernoy. Weihnachtsabend ?m Kinderheim „Maria'! Schon frühzeitig hat man die Kerzen des Ehristbaumes entzllndet, damit auch die süng- ston Insassen des Heimes an der Feierlichkeit teilnehmen konnten. Jetzt um neun Uhr sind die Lichter bereits zu Stiìmpfchen herab ge brannt. Schwester Luise schreitet zwischen den Bett chen einher, in den meisten liegt schon ein fest schlafendes, rosiges kleines Wesen

, nur hier und da blinzeln ein paar braune oder blaue Äuglein. Kontrollierend geht Luise von Bett zu Bett, bald eine Decke heraufziehend —> oder ein Kissen glatt streichend. Ihr eigener kleiner Sohn liegt auch hier, und zuletzt tritt sie zu ihm — drückt einen Kuß auf seine Stirn — und verläßt dann geräusck>- los den Schlaframn. Sie kehrt in das Wohn zimmer zurück, wo es nun fast dunkel ist. Ein schwaches Flackern von herabgebrannten Ker zen erhellt noch das Gemach, und der Duft von Weihnachtsgebäck, Christbaum und Ker

zendunst macht die Luft schwer. Luise öffnet ein wenig das Fenster um die frische, kalte Schneeluft hereinzulassen. — dann knipst sie die elektrische Stehlampe an, und verlöscht die letzten Lichter am Baum. Ein Tisch mit Gaben bedeckt; die ihr gehö ren — man hat sie reichlich bedacht. Erfreut betrachtet Luise die hübschen Geschenke und nimnit manches bewundernd zur Hand. Ihre größte Freude aber war. daß sie einer Schar von fünfundzwanzig Kindern einen Weih nachtsabend bescheren konnte voll von Jubel

Noch einmal wirst sie einen Blick in den an grenzenden Raum — dort ist alles still —» bis. auf tiefe ruhige Atemzüge. ' 5 Einen warmen Flauschmorgenrock un? , Pelzschuhe — auch Christgaben — zieht Schwester Luise an, nimmt die Haube von dem dunklen, welligen Haar, und setzt sich in den^ -großen Lehnsessel neben der Stehlampe. Dass Buch'in ihrer Hand sinkt bald in ihren Schoß, 'und ihre Gedanken wandern zurück in die Ver»' 'gangenheit. Die Tränen, die nun in ihren, Augen schimmern, braucht sie nicht mehr verbergen

. ' ^ Wie anders war doch der vorige Heilige Mend, in dem kleinen hübschen Landhaus» -draußen in einem Vorort Hamburgs. — Der ffleine Rolf — erst drei Monate alt — das -schönste Geschenk fUr ihren Mann, der kürzlich von einer Geschäftsreise, nach Australien, zu rückgekehrt war. Aber schon wenige Tage nach Neufahr entstand eine Verstimmung zwischen ihrem Mann und ihr, nachdem er einen Brief aus dem Ausland empfangen hatte. Im Ver kauf kurzer Zeit wurde diese Verstimmung im mer schlimmer. Luise suchte vergebens nach dem Grund

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 22.11.1909
Umfang: 8
uns ebenso zart als innig. Breitenborn war mir der trcueste Freund und dazu ein unvergleichlicher Lehrer in der schweren Knust des Lebens. Er hatte eine merkwürdige Gabe, das Schwache und Kleinliche auszumerzen und ein gesundes Selbst vertrauen zu wecken. Dabei wirkte er erzieherisch ohne jede Pedanterie, lediglich durch das Beispiel — die Hauptsache freilich.' „Und keiner von denen, die den Horizont der Frau gerade nur bis an die Tür ihres Hauses ziehen,' warf Luise ein. „Gewiß nicht. Er gönnte

.' „Sie mögen recht Haben, Luise. Ich habe den großen Vorzug eines wcitgreifeuden Neise- lcbens auch nie unterschätzt. Bei einer vergrößerten Peripherie der Anschauung kann sich die Seck nicht verengen. Wie oft würde sie erschüttert durch eine Völkertragik vor der das eigene Weh in nichts versank. Und wenn ich sah, welchen Gewaltsamkeiten ein Urland in seinem Werde prozeß unterworfen gewesen, wie es die Segnungen der Zivilisation mit zahllosen blutigen Opfern be zahlen mußte, so dankte ich dem Herrn

und Bewunderer nicht schnöde im s Stich lassen wollen,' schloß Luise mit einem aus» ! munternden Lackeln. „Ach!' Marion hob in müder Abivehr die Hand. „Ob nicht hundert Federn darauf warten» daß ich die meine niederlege? Was verhalf mir denn zu dem bißchen Bekauntsein? — Zufall — Glück. Tie leichtflüssige natnrwahre Schilderung unserer interessanten Reisen machte mich zur beliebten Schriftstellerin, ich weiß nicht wie.' „Oho, Sie wollen sagen, eiue geistvolle 'Aussassung. von glänzendem Stile getragen

, macht Ihre charakteristischen Rciseslizzen so eigenartig packend, daß sie förmlich verschlungen werden.' „Luise, mit dieser fürchterlichen Schmeichelei fallen Sie ganz aus der Rolle. Strengen Sie sich nicht weiter an, ich weif; genau, mein leicht errungener Ruhm überdauert uicht den Tag. Ich weiß auch, woran es mir fehlt. Die scharfe Analyse, die strenge Logik, welche zum Beispiel Ihre Schriften so bemerkenswert auszeichnen, geben mir völlig ab. Ich schreibe eben nur Frauenbücher.' „Und jeder liest

, nein, verschlingt dies amü sante Geplauder, während der meinen Bestimmung schließlich die Makulatur ist.' „Aber, Luise, uud Ihr neuestes Buch ist nicht nur viel verbreitet, sondern auch brillant kritisiert worden. Sie verlangen eben denkende Leser; und nun ist den dummen Menschen endlich ein Licht ausgegangen, das Sie und Ihr großes Können hell uui strahlt/' „Abendsonne/ meinte Luise ruhig. »Sie glänzt, aber sie wärint nicht mehr. Doch für solch einen letzten schönen Schein ist man dankbar

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Alpenzeitung
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Seite 10 von 12
Datum: 24.12.1931
Umfang: 12
Donnerstag, den 24. Dezember Mutter gewesen? Nicht genug Frau und Ge liebte? Trug ihr Jahre hindurch ausgeübter Beruf daran Schuld? Vergaß sie sich selbst zu sehr «über das pflegende, sorgende Gefühl fllr Andere? Heut sieht sie es ein — sie HZtte mehr Weib sein müssen, auch der ernsteste Mani» will, daß seine Frau ihn fesselt. Die Uhr im Zimincr zeigt halb eins. Luise fühlt weder Nuhe nach Müdigkeit in sich, sie drückt sich lic-fer in die weilten Polster des Sessels, die wärinende Decke fester

um sich zie hend, Sie beschließt so den Morgen zu er- ivmlni — dann wird Schwester Angelika kom me» »in sie abzulösen. Sic schlief;! die Augen und versucht die Ge danken zu bannen. Wozu das Grübeln — wo zu immer wieder an die alte Wunde rühren? Es ist vorbei — Alles — must vorbei sein! Klaus hat geheiratet, und sie hat außer den monatlichen Geldsendungen. un5 heute einem Paket mit Spielsachen für Rolf, nichts mehr von ihm gehört. Ein gleichmäßiges Geräulch läßt Luise aufhorchen. Der Tritt von Füßen

— auf — ab — auf ab vor dem Haus. Wer mag zu so später Stunde allein In der Nacht hier auf und nieder gehen, ruhelos! Vielleicht ein Schutzmann, der Dienst hat? Luise fröstelt bei dem Gedanken jetzt, einsam in der Nacht, auf Wache sein zu müssen. Die gleichmäßigen Schritte halten an. Endlich läßt es ihr keine Ruhe, sie muß sehen wer dort ist. Vorsichtig schiebt sie die Portiere beiseite, ein Lichtstrahl fällt auf die Straße. Sie sieht eine Männergestalt, die beim Schein des Lichts stehen bleibt. Die Portiere fallen lassend

tritt sie vom Fenster zurück. Ein Mensch ver schlechte Absichten hat? , Nein — hier in einem Kinderheim wird man nichts stehlenswertes vermuten. Und dann würde der Mann nicht so auMllia am- und abschreiten. Was ist nur? Luise befallt eine Unruhe, die sie fast zittern macht. Leise und zaghaft läutet setzt die Glocke an der Haustür. — Luise zögert — doch dann geht sie in den Korridor hinaus, dreht das Licht an — schließt auf. und öffnet die Mr einen Spalt. Durch diesen Spalt sieht sie das bläulich

. Ermüdet und erstarrt steht er nun ganz benommen in der Helligkeit Und Wärme. Luise hat das Gefühl sich in einem Traurnzustani» zu befinden — und seden Augenblick muß das Erwachen kommen. Ohne zu fragen führt sie ihn in das Zimmer, drückt ihn in den großen weiclxm Sessel, deckt ihn zu, und entzündet den elektrischen Kocher, um von dem übrig gebliebenen Weihnachtspunsch zu wärmen. Das heiße Getränk verlagt die Kälte aus Klaus Gliedern, die Spannung seiner Nerven läßt nach. Als er zu sprechen anfängt

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Bozner Nachrichten
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Seite 6 von 8
Datum: 30.09.1904
Umfang: 8
V ^ . „Bozner Nachrichten', Freitag, 30. September 1904. Prinzessin Lonise von Kolmrg. Dtt^Heit'^ wird .<W. Jari^ 2.4^MHember/.gemeldet: >,ZMH.oie eben'er^oWy AegegnunK der Heiden .Schwestem Luise^ünb'Stephanie sWÄüfkläNlngM von außewr'dentlicher WichWkMzutage gefördert« wSrden.:?:Jn'den 'langeni undt'äus^-' MrlM^IMMchuygey/5die^ zwischen- den beiden Prinzessin nen Mtsc^ndM, eMben^ <mH PrinzessiwMe^ phlMle''0llH^M'^buWPMÄ jahÄang getäuM wurde. GräfiMLonyaychathier'erfahren, welche Vermüthün gen

^ noch Winoglich, WKEinzelheiten dieser An- MegiMeit nntzutheilen, nur so viel Karf man sagen,..daß die ^ Mei^ntttzigkeit'-ch'es^Mattachich Her' PrilHessin gegenübet, smne.M'olutUöble-Haltung während-der ganzen Dauer sei- nW Verkehrs mit Luise von Koburg stellte über allem Zweifel ^ is^und^durch -linwiderlegliche Beweise^im gegebenen Moment - bez eugt werden wird. Gräfin-Lonhay hat sich denn auch hier i die'MTe^Ueberzeugling von der Unschuld Mattachichs der- ^ schafft,'und sie war von dem Schicksal

des unglücklichen Ex- ? Offiziers curfs tiefste erschüttert.' ^ ^ ' MßtWerlaÄtet auch, und das ist wieder ein bezeichnendes DeWF daß der Prinz Philipp von Koburg zur Deckung jener Wechsel den im Palais zurückgebliebenen größten Theil des Schmücke seiner Frau verkauft hat. Dieser Schmuck ist per- sön^ch^Md 'privates' Eigenthum der Prinzessin Luise, die man « um, ib re Zustinunllna zum Verkaufe nicht gefragt hat rmd die auch bis jetzt nichts davon erfahren hatte. Man wird gewiß in der Oeffentlichkeit oft darüber

ge staunt haben/ warum die Gräfin Stephanie Lonyay niemals vorh^ihre.in der Anstalt befindliche Schivester besucht habe und Hl^re verstreichen ließ, ohne sich um die unglückliche Luise zu ÄMMern. Gräfin Stephanie Lmlyay hat auch darauf jetzt Alch^rß. gegeben..^ Sie wollte, als - sie von ider; angeblichen (^^anklmg.Md Intermie^ ihr^ Schwester Luise HHrte, sofM M'ihr Äen mch^fie hefttchen^ 'sie-sehen- und ihr irgend wie der PrinA Philipp Koburg, der die GräfA LMyMlbestänöig Verhinderte, die Prinzessin

Luise zu besuchM,- ,,Ellet est d^une folie furieuse, elle est ramollie!' sagte er^ ^Sie ist tobsüchtig und gehirnweich. ) Und er erklärte HyGay« ,.es. M. gefährlich,, die Prinzessin Luise zu ^ Gräfin Msse befürchten, 'sagte'Prinz'Koburg, daß ^hr'mn-die Gurgel fährt oder sie zu Boden D . gleiche Auskunft ertheilte der Kurator der Feisknantel. .1 So oft Gräfin Ste- Pham^ Lonyay sich im Laufe der Jahre, sei es bei ihrem Schwager,- dem Wmzen, oderbevdemKuratlK ihrer Schwe- ^kündigte

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Lienzer Zeitung
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Seite 27 von 32
Datum: 11.05.1907
Umfang: 32
»- 151 j- Luise willigte darein, war e» ihr doch gar nicht uuailgeuehm, mit dem unholden, hübschen Freiherrn noch ein wenig zn plandern. Die beiden Knaben stürmten davon und überließe» Luise und von Glücksfelo einem seligen Alleinsein. Diese hatten noch keine große Strecke zurückgelegt, als sie an eine Wasserlache kamen, über die ein Steg führte. Luise stand rat los davor, da sie allein nicht hinüberzugehen wagte. „Ich trage Sie hinüber, Fräulein Luise,' sagte von Glücksfeld

, und ohne noch eine Antwort Luisens abzuwarten, hob der starke Mann die schlanke Gestalt auf seinen Arm und trug sie über den Steg. Luise mnßte, um das Gleichgewicht herzustellen, ihren Kopf an den von Glücks felds lehnen. Noch nie hatte Feodor ein so süßwonniges Gefühl empfunden wie jetzt, da dies holde Wesen sich so an ihn schmiegte. Ein unendliches Glück jubelte in ihm auf bei dem Gedanken, daß dies immer so bleiben könne. Ja, könnte er das zarte, hübsche Ge schöpf dnrch das Leben tragen, er würde glücklich

auf seinen Arme». Er hätte sie nicht niedersetzen mögen und wäre er darüber zusammengebrochen. Luise sah, daß sie als Last aus die Dauer doch schwer drückte. „Am besten wird es sein, wir ruhen hier ein wenig ans,' schlug sie vor. Behutsam ließ Feodor von Glücksfeld sie herabgleiten auf den Boden. Was die beiden zu plauderu hatten, darüber schweigt der Wald; aber an ihren Gesichtern konnte man schon erraten, daß hier einer dem andern tief in die Seele hineingesehen hatte und daraus etwas hervorleuchten gesehen

, das das Herz freudig nnd schnell schlagen ließ. Sie mochten beide eine halbe Stnnde in seligem Allesnmsich- hervergessen gesessen haben, als ein Fuhrwerk uahte mit Herrn von Umbrecht als Lenker. Man sah es dem guten Herrn an, daß ihn die Äugst um sein Schwesterkind gewaltig anfgeregt hatte. Bei beiden angekommen, machte er Halt. „Aber, liebes Kind,' wandte er sich nach einer kurzen Be grüßung von Gliicksfelds an Luise, „wie hat das Unglück geschehen können? Ist das Bein gebrochen! Ich werde sofort

meinen guten, alten l)r. Martin bitten, herüberzukommen, oder wollen wir auch Papa rufen?' Feodor von Glücksfeld wurde grau und blan vor den Augen. Wenn Luise nicht noch einmal zu einer Notlüge griff. — Doch diese blieb Herr der Situation. „Nein, Onkelchen, so böse ist es nicht geworden. Hans und Martin haben das Übel Wohl schwärzer ausgemalt, wie es wirklich ist. Ein Bruch ist es nicht. Doch wird es am besten sein, ich fahre mit dem nächsten Zuge nach Hanse in Papas Klinik.' „Tante

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Der Arbeiter
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Seite 8 von 12
Datum: 06.06.1928
Umfang: 12
vor ihrem Sandhaufen. Ihr Spielzeug liegt zerstreut — vergessen und reizt sie nicht mehr zu fröhlichem Zanken. Alle kurze Weile schleicht der Tonl in den Flur, horcht mit offenem Munde an der Tür der Mutterftube, sucht die Tante und klammert sich beschwörend an ihre Schöße: „Warum dürfen wir denn nicht zum Mutterl? — Ist der Vater bei ihr drin nen? — Wo ist der Vater? — O, warum kommt der Vater nicht?" Der guten Frau Luise ist jede Antwort eine Folter. Alle schönen Sprüche hat sie schon verbraucht, um den bangen

schon nicht schimpfen, Hab nur auf eine kurze Zeit weg müssen vom Bett und Hab gemeint, weil du gegen Abend im mer am ruhigsten warst, ich könnt es leicht wagen. Brauchst etwas? Oder soll ich nicht besser Merft die Kinder ins Bett bringen?" „Laß sie mir ein wenig! Sie tun mir nichts. Und, Gott fei Dank. Ich fühl mich ja um vieles besser. Aber eins Mtt ich dich, Luise. . „Bitten? Schass doch an!" „Bring mir das Kindl?!" „Das Kleine?" zweifelt die Frau. „Bring mirs, bitt recht schön!" „Aber der Doktor

hat es so strenge verboten. Du bist noch zu schwach dazu." „Luise, du Haft selber ein Kleins. Denk, wie es dir ums Herz fein müßte. — Vrings mir!" (Fortsetzung folgt.) Ar. -28. <Sei*c «L. 7 Der Aigermer-Frarizl. Erzählung von Josef Häusler. Der Franzl konnte daheim nicht genug von den Herrlichkeiten der Bergwelt erzählen und war ganz begeistert von den Naturfchönheiten, die er unter der trefflichen Führung des Pfarrers immer mehr erfaßte und lieb gewann. Er konnte kaum den nächsten Aus slugstag erwarten

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 20.03.1899
Umfang: 6
mit dem seinen zu verknüpfen. Ihr Ruf sei ihr zu kostbar, «m ihn durch eine Verbindung mit einem so handelsüchtigen Menschen, der vor keiner That zurückschrecke, auf das Spiel zu setzen. Der alte Baron, müde des ewigen Aergers über den leichtsinnigen Sohn, überließ diesen vollständig seinem wohlverdienten Schicksal. Mochte der Sohn während der fünfjährigen Festungshaft, welche man ihm diktieren würde, über sein unwürdiges Lebm nachdenken. Als Ada erfuhr, daß ihr Bruder den Assessor von Schubert erschossen habe und Luise

, nein Sophies sagte sie, »versuche nicht, mich zu täuschen! Es ist besser, wenn wir ruhig und gefaßt dem Unvermeidlichen entgegensehen, und ich muß Dir offen gestehen, mir wird das Scheiden nicht so schwer. Wer so viel gelitten wie ich verlernt es, die Welt als ein Eden zu betrachten, in dem mair unausgesetzt »eilen möchte. Ich bin recht müde des Kampfes und sehne mich nach Ruhel Nun, da ich Luise gut und in glück lichen Verhältnissen, auch Magda versorgt weiß, wird es mir leicht zu sterben

. Kann ich doch über das Geschick derer beruhigt sein, die ich so innig liebe und nun hier zurück» lassen muß.' Ein schwerer, etwas gepreßter Seufzer entrang fich der Brust Amaliens. »Du wirst es jetzt vielleicht erklärlich finden, Sophie,' suhr sie nach einer kleinen Pause fort .wenn ich nun, nachdem ich mein Schicksal kenne, da» Bedürfnis fühle, einmal mein Kind an mein Herz zu drücken. Ich habe eine so unendliche Sehnsucht in mir, ich möchte, daß Luise wenigstens einmal mich mit dem süßen Namen .Mutter' ruft

. Auf dieses Glück habe ich ja so lange verzichtet; viel leicht ist nun gesühnt, waS ich dem Kinde «inst angethan, indem ich ihm die Mutter ent zogen. Bevor ich sterbe, möchte ich Luise als Tochter umarmen! Willst Du mir diese Bitte gewähren und — Deine Luise' — hiev flog ein schmerzliches Lächeln über die blassen Züge der Kranken — .hierauf vorbereiten?' Da brach Fra» Weichert in Thränen aus. Es erschien ihr jetzt so egoistisch, datz sie dieser Mutter so lange ein Recht vorenthalten, daß doch dieser allein

zukam. Sie bat Amalie um Verzeihung für diesen Egoismus und versprach, noch heute Luise in daS Ge heimnis einzuweihen. Da Magda nun zurückkehrte, so verabschie dete sich Frau Weichert. Noch einmal, als fie Amalie die Hand reichte, bekräftigte sie durch einen bezeichnenden Blick das. gegebene Ber« sprechenen. — Mit würdigem Ernst trat Frau Weichert nach einer Stunde aus dem Arbeitszimmer ihres Sohnes. Sie hatte Hugo darüber infor miert, wer die Witwe sei und welches erschüt ternde Ereignis

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 2 von 10
Datum: 31.01.1903
Umfang: 10
das Geheimnis, Luise erfuhr es noch immer zu früh. — Eines Morgens, als man eben das zweite Früh stück einnahm, meldete der alte Georg den Lord Brandon. Luise begrüßte ihn mit den ausgesuchtesten Artigkeiten, Amalie und Arthur höflich und zurück haltend, wie sie ihn stets behandelt hatten. Man erzählte über die Erlebnisse des Winters auf Sandorf und zeigte der Lord sich erstaunt, eine solche Lösung des SpukeS zu finden. Der Lord hin gegen ttttwarf ein verlockendes Bild von dem Leben m Paris, und man sah

, Amalie ein antik goldenes Kreuz, Rosa sollte ihr Andenken erst nach ihrer Rückkehr erhalten und Luise fand in dem feinen Maroquinetui ein Medaillon, strahlend von Diamanten. „Lord Brandon, Sie beschämen uns, Ihre Ge schenke find so reich, als daß wir dieselben annehmen dürfen,' sagte Arthur. „Eine Weigerung würde mich tief verletzen, nehmen Sie dieselben so an, wie ich sie Ihnen gebe, von Herzen.' Liebkosend fuhr Luise über das strahlende Ge schmeide, indem sie sagte: „So nehmen Sie unseren wärmsten

Dank, aber erfüllen Sie auch die Bitte, für die Zeit Ihres Aufent haltes der Gast in Schloß Sandorf zu sein. Auch eine Weigerung Ihrerseits müßte uns verletzten.' „Mit tausend Freuden nehme ich das Aner bieten an, habe ich dann doch das Glück, stets in Ihrer lieben Familie zu sein.' So hatte Luise gesiegt, Arthur hätte die Ein ladung nicht über die Lippen gebracht. An einem der folgenden Tage ließ der Lord sich vom alten Georg die Stelle des Ueberfalles zeigen, und knüpfte dabei eine Unterhaltung

viel kostbarer erschien, als nach Schätzen zu suchen, die gar nicht vorhanden waren. Die Geschwister überzeugten sich schon nach kurzer Zeit, daß zwischen Luise und dem Lord fich ein intimes Verhältnis gestaltete, und waren sie nicht mehr überrascht, als sich das glückliche Braut paar ihnen vorstellte. Die Verlobung wollte Luise aufs festlichste gefeiert wissen, obschon Amalie und Arthur es nicht passend fanden für eine Witwe. Nichtsdestoweniger traf sie die glänzendsten Vorbe reitungen, ihr Vermögen

, es war der Familienschmuck der Brandons, den der Lord im letzten Augenblicke noch der geliebten Braut geschenkt hatte. Es war ew Meisterwerk aller Kunst, und die Diamanten waren von immensem Wert. Luise schwelgte in Glück und Glanz! Sehr befriedigt von dem Feste kehrten die Gäste heim, aber wie verschieden mochten die Urteile sein, die im Dunkel der Wagen über die Verlobung ausgesprochen wurden. Einige Tage nach dem Feste fitzt Lord Brandon neben Luise im Gartensaal, fie waren viel allein, well die Geschwister fich

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 13.01.1899
Umfang: 6
SMge-M-M^1A.-der- „Bozner Zeitung' VM 13. Jänner 18W. -M- > .'i ^ ^ . Poman voM * ^ ' ^ (100 Fortsetzung.) Und Luise l Würde sie so' kampflos sich ein zweitesmal von! einer anderen verdrängen lassen? Würde sie .ruhig zusehen,'wenn der Mann, welchen sie anbetete, abermalt,anstatt ihrer eine Fremde wählen würde? Nein t. Allerdings war- sie für Helene eine Heilige— wenn auch nach den pessimistischen Ansichten der Branden nur eine Scheinheilige — aber diesmal, wo es sich um Helme handelte

, würde Luise aus ihrer kühlen Reserve heraus treten. Und das Mindeste, was sie diesmal thun würde, wäre gewiß das, den Bruder vor einer zweiten leichtsinnigen Wahl zu warnen und ihm abzurathen, die intriguante Helene — sie wußte sich von, Luise durch- t schaut — zu heirathen. Also auch Luise mußte unschädlich ge macht werden, und Helene begann in Ge danken schon° wieder eine neue Intrigue zu spinnen, aus weiche Weise- sie' diesen Zweck 1 erreiche. Das einfachste'war, Luise aus dem - Hause

ihres Pflegebruders baldmöglichst zu i entfernen: .Das Mittel hiezu hatte Helene vermöge ihrer scharfen Kombinationsgabe auch - sofort gefunden. Man mußte Luise auf das Unpassende ihres längeren Verbleibens im : Hause aufmerksam machen und ihr verschiedene Gerüchte hinterbringen, die sie darüber belehren, wie alle Welt ihre Lieb» zu dem Pflezebruder bemerkt und ihr Verhalten, daß sie im Haufe des verheiratheten Pflegebruders bleibe, getadelt habe. : Das sollte das Vorbereitungsmittel sein, um Luise,, die - bisher

alle Heirathsanträge zurückgewiesen, zu. bewegen, endlich auf einen derselben. zu reagieren^ Mittel zum Zweck hierzu sollte—- unbewnßt — ein früherer Verehrer HelenenS, der ihr jedoch abtrünnig geworden und zu Luise übergegangen war, sein, ^ Helene wüßte, daß der Assessor von 5 Schubert eine ernste Neigung zu Luise gefaßt Zuhabe und daß es nur einer geringen Auf- Z munterung bedürfe, um, ihn . einen Antrag D^wägen zu lassen. Helene beschloß, den Asses- sörszu'sich eichuläden und ihm bei dieser Ge legenheit

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Bozner Zeitung
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Seite 5 von 6
Datum: 18.01.1899
Umfang: 6
Beilage zu Nr. 14 der „Bozner Zeitung' vom 18. Jänner 1899 Nachdruck verboten.) Ada. Roman von * 5 *. (104 Fortsetzung.) Sie schaute mit trüben Mienen und um florten Blicken vor sich hin. Inzwischen war Helenens Wagen wieder vorgefahren und diesmal benutzte die schöne Wittwe denselben, um endlich nach Hause zu fahren und die Familie Weichert von ihrer lästigen Gegenwart zu befreien. Luise hatte ihr Köpfchen an die Lehne des Stuhles auf welchem sie saß, zurückgelehnt

, und unter ihren geschlossenen Wimpern stahl sich eine Thräne l'.ervor. welche von Frau Weichert unbemerkt blieb, da diese, aus dem Fenster blickend, dem Wagen Helenens nachsah. Als sie sich jetzt umwandte und ihre Tochter bleich und mit geschlossenen Augen sitzen sah, schritt sie ängstlich zu ihr hin. „Bist Du krank, mein Kind? Wenn Du nicht wohl bist, wollen wir zum Sanitäts- rath schicken!' Luise schlug die Augen auf und sah ihre Mutter mit einem so traurigen Blick an, daß es der alten Dame tief ins Herz schnitt

den Kopf ihrer Tochter an ihre Brust und strich liebkosend über das schöne kastanienbraune Haar. „Meine arme Kleine! Sie hat Dir sehr weh gethan, die boshafte Frau von Branden, nicht wahr? Das Herz ist Dir schwer, ich sehe es wohl! Weine Dich aus, Luise, dann wird es Dir leichter zu Muthe. Und wenn Du wieder frisch und wohlauf bist, wenn Deine lieben Augen wieder klar und muthiz in die Welt blicken, dann sprechen wir auch über den Sohn meiner lieben Jugendfreundin, über den Assessor von Schubert

. Versprichst Du mir, der Werbung dieses schönen, jungen, so braven Mannes ein williges Ohr zu leihen, mein Herz?' Frau Weichert zog Luise inniger an sich und diese schlang in aufwallender Zärtlichkeit beide Arme um deu Nacken der alten Dame. Jetzt ließen sich auch ihre Thränen nicht mehr hemmen und ein erleichterndes Schluchzen hob ihre Brust. Erst heute zeigte sie zum ersten Male offenkundig ihren Schmerz über ihr verlorenes Glück. Noch niemals hatte sie so wie jetzt zu erkennen gegeben, was Hugo

ehrfurchtsvollen Scheu. Da hatte heute Helene mit ihrer Rücksichts losigkeit dieses Heiligthum profaniert und den Tempel in Trümmer gelegt. Jetzt gab es für sie nur einen Weg und der mußte sie so bald als möglich aus diesem Hause führen, gleichviel, wohin, nur fort von hier, wo ihr längeres Verbleiben zum Verbrechen wurde. 25. Kapitel. „Sie ahnen nicht. Fräulein Luise, wie unendlich glücklich Sie mich durch die Annahm« meiner Werbung machen.' Die braunen Augen des Assessors von Schubert leuchteten

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Bozner Zeitung
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Seite 7 von 16
Datum: 25.02.1911
Umfang: 16
Nr. 46 „Bo.'.ner Zeitung' (Südtiroler Tagblatt). !><n »5. Februar '9!l. Die Sehuls der Ehe. Roman von j)aul Air st ein. lO. Fortsetzung. Nachdruck verboten, l i u. Zkapitel. ! Luise, das allzeit gelreue und hilfsbereite Dienst- Mädchen des Nolosfscheu Hauses, wunderte sich, »aß ihre gnädige Frau schon auf war, trotzdem die Uhr gerade erst halb acht geschlagen hatte. Sie wagte deshalb nicht erst zu frühstücken, sondern eilte, so schnell als möglich in das Wohnzimmer, um dort wenigstens

etwas instand zu setzen. Aber noch auf dem Wege dahin kehrte sie wieder um. „Wollen gnädige Frau nicht erst Kakao?' Paula hautierte schon mitTelleru und Töpfen in der Küche. ..Nein, lassen Sie nur! — Machen Sie nur schnell die Zimmer — ich koche schon allein . . .' Luise ging wieder zurück und wunderte sich Von neuem. Was . . . was war das nur? Warum stand die gnädige Frau mit eimmmat so früh auf ?! Sie selbst hatte sich so schön an das lange Schlafen gcuölim, und nun ... Selbst der Herr kam heute früher

. Wäre nicht noch das Kaufen auf — »Buch' gekommen, wie früher meist, sie hätte wirklich an Träume glauben müssen. Frau Paula ging in den Zimmern herum und holte alle ihre Nähsachen zusammen. Selbst den dazu gehörigen Tisch, den sie bisher nur immer recht stiefmütterlich angesehen, räumte sie auf. ^ .Wozu nur?- sragte sich Luise. ^ Aber Paula, die unter dem Druck freudiger Erwartung lebte, sagte zu alledem nichts. Sie sprach selbst nicht, als sie zu Axel ins Zimmer kam, wo das meiste ihrer Utensilien

; seine gramdurchzogenen Züge sollten allein für ihn zeugen. Aber Paula bemerkte sie gar nicht. Bemerkte auch die beschriebenen Bogen nicht, die er ihr ab sichtlich vor die Augen schob. Auch der aufgespießte Knopf, der anklagend in seiner Tintenlache groß und breit auf dem Schreibtisch lag, entging ihr. Sie hätte sonst — wie bisher — zum mindesten darüber gelächelt, wenn Sie ging ganz ruhig und nachdem sie alles g aüfuotiert hatte^ — den zunehmen Luise zum nicht gar hell aufgelacht, wieder zu ihrem Nähtisch, ehlende

auf einem Zettel sie später natürlich mit- vergaß — nachdem sie ihre Schere an luise zum Schleifen gegeben, machte sie sich zum Ausgehen fertig. .Luise — das Esse» also um zwei Uhr, pünktlich!' . ! .Jawohl gnädige Frau, aber .... ist das' »icht ein wenig früh? Der Herr ist dann am, End« noch nicht soweit.' .Ja... «S geht «icht anders. Ich muß wieder fort. Ich muß um drei wo sein.' Damit ging sie. Axel an seiuem Tisch hörte die Tür i»S Schloß sollen. Er wartete horchend noch eine kurze Spann« Zeit

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Bozner Zeitung
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Seite 6 von 6
Datum: 09.12.1898
Umfang: 6
, die Helne ebenso kühl erwiederte; dann schritt er stolz hinaus, und Helene empfand fast ein leises Bedauern über diesen formellen Abschied. Fünf Minuten darauf wurde Fred von Wartenegg gemeldet. 16. Kapitel. .Ich hättte nicht gedacht, Luise, daß der heutige Tag so ohne Sang und Klang vorüber gehen würde. Wir. mein Mann und ich, haben bis zu meines guten Heinrichs Tode alle Jahre unseren Hochzeitstag gefeiert.' Frau Sophi Weichert saß, miteinerHand- arbeit beschäftigt, am runden Familientisch

des Wohuzimmers. Das.Licht dersast auf den Tisch herabgelassenen Hängelampe^warf einen fahlen Schein auf das blasse Gesicht der alten Dame, der wohl .durch den.grünen Schirm,' welcher/die ^ Lampenglocke' bedeckte/ hervorgerufen wurde und so den Lügen der Frau Weichert etwas geisterhaftes verlieh. Wie ein- weyig ermüdet^ legte. He. den Kopf in die Kissen ihres Sessels zurück und' fügte seufzend hiMn 5,Ja» !ja,<Luise l «Die x MM.' Zeit hat neue Gewohnheitenich finde mich in der jetzigen ^W-lt nicht mehr zurecht

.' Das junge Mädchen richtete die bräunen Augen mit einem lieblichen Ausdruck auf die alte Dame, ließ die Handarbeit einen Moment in den Schooß sinken und antwortete in einem Tone, als solle die Antwort eine Ent schuldigung sein: »An. Aufmerksamkeit von Hngo's Seite hatte es nicht gefehlt ; dienst baren Blumen und der prächtige Brillant schmuck, den heute früh Ada auf dem Toiletten tisch gefunden, ist doch jedenfalls eine sehr schöne Errinnerung an den Tag vor einem Jahre.' „Und dennoch, Luise, wie kalt

ist diese Art deS Gedenkens! Anstatt den heutigen Abend zu Hause zu verleben, fährt Ada in die Oper und Hugo ist in seinen Klub ge gangen. Sage aufrichtig, Luise, wirst Du aus den Beiden klug?' Luise sah eine Weile sinnend vor sich hin und zuckte dann die Achseln, als wisse sie nicht recht, was sie hierauf erwidern solle. „Mama, aufrichtig gesagt, ich gebe mir keine Mühe, sie zu verstehen; sie haben so verschiedene Lebensanschauunzen und Ansichten. Hugo wußte, als er Ada heirathete, daß sie eine Dame

? Das freut mich!' Frau Weichert machte eine einladende Handbewegung. „Komm nur herein. Du störst ünS niemals!' 7' - Hugo hatte zwischen seine Mutter und Luise einen Stuhl geschoben und anf diesem Platz genommen. „SS ist hübsch, daß Ihr noch zusammen seid! Ich fürchtete, ihr tönntet Euch schon zurückgezogen haben.' Frau Weichert lächelte. „Schön jetzt? Es ist kaum neun Uhr; nun plaudert es sich am gemüthlichsten. Willst Du uns Gesellschäfi leisten? Sei unS willkommen l Du hast Deinen Klub so schnell

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Tiroler Volksbote
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Seite 5 von 40
Datum: 02.02.1912
Umfang: 40
, Hörde er in der Stnbe sehr lautes, vielstimmiges Reden und Helles Lachen. )-r öffnete die Türe und blieb wie angewurzelt stehen. Am Tische saß in einfacher, städtischer, ^ sehr kleidsamer Tracht Luise, das stumme ^^chen und rund um dasselbe hockten sämtliche „Luise, ist's möglich? Du bist's?' schrie er freudig überrascht. Das Mädchen wurde glührot, stand auf. «atzte seine Hand und sagte mit weicher, klang voller Stimme: '^rüß dich Gott, Sonnleitner. — Ja, end- u« bin ich dazu gekommen, meine alten

Wohl täter und Freunde zu besuchen und ihnen aus drücklich für alles zu danken.' Der Fried! riß Mund und Augen auf und brachte lange Zeit in seinem maßlosen Erstannen kein Wort hervor. Nachdem er eine Weile fast zweifelnd die Gesichtszüge des Mädchens ange starrt hatte, riet er zitternd vor Erregung: „Ja, Luise, bist du's, oder bist du's nicht? Du kannst reden, so schön reden! Ist ein Wunder geschehen, oder was denn?' „Ein Wunder ist g'vad nicht geschehen,' er widerte das Mädchen lächelnd

als auf dem Bilde. Fast entzückt schaute er es an und dann sagte er feurig: „Luise, ich wünsch' dir Glück — zu tausend mal Glück! .... Ich kann dir nicht sagen, wie es mich freut. ... Wenn ich selbst in deiner Lag' gewesen wär' und das Glück gehabt hätt', tät' ich' mich nicht stärker freuen. . . . Und daß du 'uns nicht vergessen hast, freut mich auch.' „Und gar so fein und nobel sprechen kann die Luise, fast zu nobel für uns', mischte sich der Steingasser in die Rede. „In der Stadt redet man so, ich hab's

und dann bleiben wir im- mer hier. . . . Aber ihr werdet nicht Platz haben für uns beide. . . . Wenn einmal der Sonnleit ner sein Haus ausbaut, könnt' er uns wohl ein Zimmer einrichten — wir sind nicht heikel.' Für eine Unterkunft werid' ich schon sorgen,' erklärte der Friedl begeistert. Man blieb noch eine Zeitlang im frohen, traulichen Gespräche beisammen. Dann schickten sich die Hausleute an, das Nachtmahl herzurich ten. Während dessen ging der FriM mit der Luise hinaus auf das Feld. Sie plauderten

mit sammen wie Geschwister. Nach einer Weile sagte der Friedl: „Luise, eigentlich sollt' ich mich schämen, daß ich so grob mit dir rede. ... Du bist nobel und vornehm und ich glaub' alleweil, ich darf nicht „d u' zu dir sagen.' ^ „Was dir einfällt!' entgegnete das Mädchen errötend; „wer hat mich denn in der Not aufge nommen? Mir die größten Wohltaten erwiesen? Mir das Leben gerettet?' „Sei still. Luise; du hast dich ja zuerst für mich geopfert, du bist für mich ins Feuer gegan gen.' „Ich tät

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Alpenzeitung
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Seite 4 von 4
Datum: 15.06.1940
Umfang: 4
Augenblick. Dieser Augenblick fängt da an, wo dvs Mädchen von der Mutter verlangt, wie ein erwachsener Mensch behandelt zu wer den. Es ist unmöglich für ein Mädchen ^ '7' l!icktü?r'sie iustw mach-nwü!de ?s Täter von Diebstählen usw. ermitteln gibt in diesem Augenblick dann zwei sehr > iìmackt'li«tte^ Geràni» ?ek «Ä Sà à à, niaen lind gekommen Das war fu- die Polrzeibe- Vorher war Luise -in kleines Mädchen, dàn ,^^lch.edenen Anlaß aber auch m beruhigen. Ein Indier be hauptet. er könne mit der Trommel

abgehalten. Die Seele des teuren Abgeschiedenen wird dem Gebete empiohlen. M a i a a l t a, den 13. Juni 1910 In tiefster Trauer- Marie Spitaler, geb. Alunger. als Gattin; hlas Spilaler. Anlon Spilaler. als Brüder; Wltwe Anna Steiner, geb. Spilaler, Maria Adler, geb. Spilaler, als Schwestern. Im Namen aller Verwandten. das der Mutter, alles, aber auch alles erzählte. Und nun scheint Luise au! ein mal verliebt zu sein. Die Mutter fragt sich, in wen? — Wie sielit er aus? — Hat er sie schon geküßt? — Wohin

geht sie denn eigentlich, wenn sie sich abends io schön zurecht macht und eine ganze Stun de gebraucht ehe sie bereit ist, um auszu gehen? Die Mutter würde von der Tochter Luise sehr schnell erfahren, wie es um das kleine, junge Herz bestellt ist, wenn die kleine Luise nicht befürchte» müßte, von genug, die gemachten Vorschläge zu unter breiten. lange stilliegen und „Braten' in Mutter nicht ernst genommen zu Sonne. Man bewege sich daher lieber in Werden.'Wir werden alle älter

, was die Tochter tut. Aber es gibt für ein empfindliches Gemüt nichts Gefährlicheres, als eine Liebesge schichte, ein ernstes zartes Verliebtsein ins Lächerliche gezogen. Wenn Luise also der Mutter gegenüber anders ist als sonst, dann geschieht dies, weil Luise befürchtet, daß die Mutter sie auslacht, wenii sie ihr erzählt, sie sei in den jungen'Mann verliebt, der an der Ecke in dem großen Geschäft arbeite. Und diele Furcht geht nord weiter. Luise hat Angst, die Mutter könnte bei der näch sten

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Brixener Chronik
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Seite 4 von 10
Datum: 10.01.1911
Umfang: 10
sind 13 Personen. Der Gesundheitszustand ist gut. — Der Piusverein zählt hier 195 Teilnehmer, gewiß viel für eine Gemeinde mit nur etwas über 700 Seelen. Sie ZudttSumsdriefwArKen. Es wird zur all gemein^.. Kenntnis gebracht, daß die zur Feier des 80. Geburtsfestes Sr. Majestät am 18. August 19 i0 ausgegebenen Briefmarken, die mit l. Jänner 1911 außer Kurs traten, in der Zeit bis 31. März 1911 kostenlos gegen Postwertzeichen der laufenden Emission umgetauscht werden können. Nie schWrse Luise. Zu unserer Notiz

in der letzten Nummer der „Chronik' über das Ableben der schwarzen Luise wird uns aus Mühlbach, 4. Jänner, noch geschrieben: Gestern schloß sich das Grab über unsere geliebte Negerin Aloisia Alima. Dieselbe wurde vom heiliqmäßigen Priester Pater Nikolaus Olivieri zu Kairo losgekauft und am 10. Jänner 1855 mit zirka 20 anderen armen Negermädchen nach Tirol gebracht. Die ehrwürdigen T^i^rsch western nahmen vier solcher Mädchen auf. Sie standen im Alter von 9 bis 10 Jahren. Alle waren kränklich

einem Jahre ihre ersten Spuren zeigte. Da sich aber ihr Leiden zu einer unheilbaren Krankheit gestaltete, konnte ihr trotz der liebevollsten und auf merksamsten Pflege unseres Hausarztes Dr. Paul Steger nicht mehr geholfen werden und die gute Luise erlag den großen, mit heroischer Geduld und voller Ergebung ertragenen Leiden am 1. Jänner 1911. Nun wird sie in der Ewigkeit ihr« voran gegangenen Gefährtinnen wiedergefunden haben! Von ihrer Kindheit erzählte Luise nicht gern. Wurde sie darum befragt, traten

ihr gar bald die Tränen in die Augen. Sie bedauerte oft noch in der letzten Krankheit die armen Heidenkinder, betete und opferte viel für dieselben. Ihrer Herkunft nach war Luise die Tochter eines Häuptlings. Sie wurde, während sie mit ihren Geschwistern im Garten ihres Vaters spielte, geraubt und siebenmal auf den Sklavenmarkt gebracht. Als Zeugnis dessen trug sie die sieben Schnitte an den Backen und am Kinn. Dieses wenige nur konnte Luise aus ihrer Heimat erzählen. Von der großen Beliebtheit

, welche „die schwarze Luise', wie sie allgemein genannt wurde, bei den Mühlbachern, deren Gemeindeglied sie nun mehr als ein halbes Jahrhundert war. genoß, sprach die zahlreiche Beteiligung von jung und alt, hoch und nieder an ihrem gestrigen Leichenzuge. Nicht nur Luise wird dafür im Himmel dankbar sein, sondern auch die Bewohner des Herz I'iu-Klosters sprechen hiemit allen und jedem den aufrichtigsten Dank aus. Gott vergelte es! hoteleindruch. Das Alpenhotel Ferdinands höhe am Stittserjoch wurde erbrochen

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Alpenzeitung
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Seite 6 von 8
Datum: 28.02.1932
Umfang: 8
?eiis k „Alpenzeiknng' Sonntag, den 23. Februar 1932 MtMZttMi Von Gustav Lindt. Im Dezcinbcr des Jahrs 1810 erhielt Luise Se!!)cr, die damals vierundzwanzigsährige Vlolerin, von Goeth? die Erlaiibnis. ihn zn malen. Während der Sitzungen. die jeden Mor- q?n im llrbino-Zimmer seines Hauses statt fand.'!!, plauderte das junge Mädchen von allen möglichen, besonders àr von Dresden, wo Luise studier! halle. »iid von den vielen dorti gen Freunden und Bekannten, und Goethe hör!? ki'.'Uüdii

I> zu. denn auch er liebte Dres den. N'0 er iin Somincr vorher die blonde Luise ke-ni.'ii gelernt halte. die junge Ma'?rin nun an jenem Win- t«.nn^igcn mit dem dichter plauderte, brachte sie di..' aus eine Dresdner Bekannte, eine ehe- »^hih.ibende ivrau, die nun aber, von ih- > ^n Mann verlassen, init ihrenKindern fast mit tellos dastand, sili aber durch Willenskraft und Tüchtimeit doch über Wasser zu hallen vermocht hatte. Tonn sie mar eine geschickte Stickerin und besasz außerdem ein hübsches Talent, die Zeich nungen

zu ihren Arbeiten selbst zu entwerfen. Ihre farbenschönen Stickereien fanden denn auch guten Absah, aber noch stand sie mitten im Härlesien Lebenskampf und bedurfte tatkräf tiger. 5)ilfe. Mit impulsiver Wärme schilderte Luise das sorgenschwere Leben der armen Frau, lind bald war es ihr gelungen, auch Goethes Teilnahme für ihren «chützling zu erwecken. Ja, er dachte sogar alten Ernstes nach, wie der Frau cim besten beizustehen wäre und geriet schließ lich auf den Gedanken, sich einfach eine Anzahl

. und schreibt dazu eigenhändig, den das Verzeichnis der verkauften Arbeiten hatte na türlich sein Schreiber, wenn auch unter seiner Anleitung, angefertigt, das folgende freundliche Schlußwort: „Durch Vorstehendes erfahren Sie, liebste Luise, wie es mit den Dresdner Waren gegan gen. Wenn Sie denken, so könnte man der Frau einstweilen das eingegangene Geld in Dresden anweisen. Wie heißt die Dame und wo wohnt sie? Mögen Sie beyliegendes als einen kleinen Weynachten vom Freunde freundlich aufneh men

und ihm bis zu einem frohen Wiedersehen ihre holden Gesinnungen bewahren. W. d, 23. Dez. 1810 G. Das „Beyliegende' war eine der Stickereien, die Goethe selbst cmgekaust hatte. Luise wandte sich nun natürlich sofort an diö Stickerin und besprach mit ihr alles Notwen dige, sodcm alles zur beiderseitigen Befriedi- , gung zu schnellem Abschluß gebracht werden konnte. Und Goethe nahm der armen Fran wirklich auch noch die Sorge um die Stücke ab, die bei der Gesellschaft in seinem Hause nicht verkauft worden waren, und ruhte

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