, sie zu treffen, war so groß, daß Luise, die sich anfänglich zurückziehen wollte, schließlich seinen stürmischen Bitten, zu bleibe», nachgab. Seine Abschiedsworte wollte sie doch noch hören und dann hieß es, siir immer entsagen. Mit zarten Worten dentete sie auf ihres Vaters Mißtrauen, auf sein Verbot hin — Thormann hatte keine Antwort, nur eine Frage darauf: „Geliebte, sage mir nur eines — das trauliche,Du' mußt du mir schon gönnen — liebst du mich, willst du mein Weib werden?' „Ja, ich liebe dich,' hauchte
sie, in seliger Scham erglühend. „Dann bieten wir der ganzen Welt Trotz, meine, ja bald meine Luise,' rief er, „und wenn dich tausend Väter mir ver weigern wollten.' Während die Schatten des Abends sich auf den Park herab senkten, wandelten die Liebenden auf und ab, Gelübde unwandel barer Treue ihrer Herzen miteinander tauschend. Es wurde ver abredet, daß Eberhard seiue Braut, nachdem er seinen Vater in Hamburg eingeweiht, durch einige Zeilen benachrichtigen werde, wie der alte Herr das Verlöbnis des Sohnes
aufgenommen habe. Aber Luise bat den Geliebten, ihr nur dann zu schreiben, wenn der Vater zustimme. Sie wolle Eberhard den Schmerz ersparen, sie mit einer Nachricht zu kränken, durch die ihr beiderseitiges Glück auf immer versinken müsse. „Warte hier noch eine Woche, bis die Würfel gefallen sind,' sagte sie, „wird mir von dir keine Knnde, so weiß ich, was das Schicksal über mich verhängt hat.' Eberhard suchte durch tausend zärtliche Worte ihre Befürch tungen zu zerstreuen. Als die Liebenden Abschied
von einander nahmen, drückte er den ersten Knß auf die keuschen Lippen. Nun wartete Luise. Die Zeit hatte für sie bleierne Flügel. Wie lang doch fo eine Woche war! Kein Brief von ihm kam, so sehr sie ihn auch ersehnte. — Schloß sie die Augen, so glaubte sie, ihn mit greifbarer Deutlichkeit zu sehen, schließlich sah sie ihn überall, bei Tage und bei Nacht. Luisens Lebensmut schwand mit jedem Tage mehr, und als Wochen vergangen waren, da wußte sie, daß es nur ein holder, kurzer Traum
gewesen War, der ihr ein unerreichbares Glück vorgespiegelt hatte. Sie trug ihren Gram still im Herzen. Die Jahre gingen da rüber hin, aber sie konnten ihn nicht mildern. — Eine innere Stimme sagte ihr, daß der Geliebte ohne Schuld, daß er ein Opfer der Verhältnisse geworden sei. Herr Rehbein hatte neuerdings die Gewohnheit angenommen, die Sommerferien, und zwar ohne seine Tochter, in Thüringen zu verleben. Eines Tages erhielt die völlig ahnungslose Luise die Verlobungsanzeige ihres Vaters, der eine wohlhabende Kaus- maunswitwe