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Brixener Chronik
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Seite 5 von 8
Datum: 06.10.1891
Umfang: 8
sie so zerlumpt aus, dass kein anständiges Gasthaus sie aufnehmen wollte. (Graf Herbert Bismarck) ist, wie die „Augs burger Postztg.' meldet, mit seiner Schwester, der Gräfin Rantzau, in Wörishofen bei Pfarrer Kneipp eingetroffen und im dortigen Cnrhotel abgestiegen. Also wohl,- um die KneiPP'sche Cur zu gebrauchen! (Wer ist Lehmann?) Gewiss ein Berliner, werden die Leser denken, oder wenigstens ein gewisser Jemand jenseits der Elbe; denn der Name klingt so norddeutsch. Aber weit gefehlt und nicht errathen

! Lehmann ist ein Elfäfser, aus dem Ried gebürtig, in der Rheingegend zwischen Colmar und Straßburg, er ist ein ansehnlicher, intelligenter Mensch, er war ein gewandter Kellner, bis er sich aufs — Stehlen verlegte. Und da ist er auch kein gewöhnlicher Dieb. Er ist Specialist, wie heute alle hervorragenden Fach leute, er betreibt den Einbruchsdiebstahl. Aber auch darin hat er wieder sein Besonderes. Seine Fachgenossen, die „schweren Jungen', wie die Berliner Verbrechersprache sie nennt, sind meist

Persönlichkeiten, die gelegentlich auch vor An griffen auf Leib und Leben mcht zurückschrecken. Das hat Lehmann nie gethan. Er hat noch nie einem Menschen ein Haar gekrümmt und doch unzähligeinale eingebrochen. Aber, was soll das alles? Der Leser wird ungeduldig.' Da müsste ich die Frage beantworten: „Wo ist Lehmann?' — und das vermag ich nicht. Könnte ich es, so würden die ersten Staatsanwälte von Belfort und Colmar mich dankbar in ihre Arme schließen; denn diese beiden möchten's gar zu gern wissen

, und gerade für diese fährt Lehmann augenblicklich im strengsten Jncognito in der Welt herum. Vor einigen Tagen verkündete uns nämlich der Telegraph, was wir längst erwartet: Lehmann ist im Gefängnisse von Belfort wieder ausge brochen. Wiederum? Ja leioer. Nunmehr sind uns drei classische Ansbrüche aus Gesängnissen von Lehmann bekannt. Zuerst glückte es ihm, aus dem Bezirksgefängnisse in Colmar zu ent kommen. Hier hat er aus Leintuchstreifen und seiner Leibbinde die „Rettungsleine' zusammen gebunden

. Endlich hatte man ihn wieder, und er wanderte ins große Zuchthaus nach Ensisheim. Auf einmal kam die unglaubliche Kunde: Lehmann ist aus Ensisheim durchgebrannt. Wirklich un glaublich war's: Aus dem Laudeszuchthause mit seinen Einzelzellen, seinen Gitterfenstern, hohen Mauern und seinem Militär! Hier scheint er mit einer Corsettenseder die Traillen durch sägt, und sich das betreffende Seil aus Abfällen gesponnen zu haben. Von da ab hat er nuu im ganzen Elsaß ein wahres Nomadenleben ge führt

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 6
Datum: 10.07.1890
Umfang: 6
sie draußen im Vorzimmer vor dem altmodischen Schränkchen auf dem der silberne Ehren- becher Prangt, den sich Bater Lehmann vor IS Jahren bei irgend einer großen Schützenfeier „erschossen' hat. Kein Dienst bote durfte jemals mit täppischen Händen dem Prachtstück vahen, Lehmann selbst berührte es niemals, aus Furcht sein Heiligthum fallen zu lassen und durch einen Riß, eine Beule zu verunzieren. Nur Liesl durste das Kleinod herunternehmen, es ab stauben und an hohen Feiertagen zur Wahrung des väter lichen

zu heben, da knarrt ein Schlüssel in der Entreethür! Papa Lehmann! Beide schlüpfen in's Zimmer zurück, ohne den Becher berührt zu haben. Dann tritt Papa Lehmann über die Schwelle. „Was der Teufel, Junge, Du hier?' Etwas verlegen wird er nun doch — der junge Herr aus Amerika. „Jawohl, Onkel, erschrick nur nicht zu sehr! Sogar' — er holt den Zettel aus der Tasche — „sogar bet Dir ein quartiert.' Erst stutzt Lehmann ein wenig, dann denkt er sich: „Ach was l Die alten Dummheiten sind längst vergessen

und LIeSl ist schon wer weiß wie lange über die Sache hinaus.' Er streckt dem Gast beide Hände entgegen: „Na, denn willkommen, Junge!' Onkel Hans, Lehmanns Bruder — ein jovialer alter Herr mit freundlichem Rothspohngesicht, hat sich zum Esse» eingefunden, und alle Vier sitzen seelenvergnügt um den appe titlich gedeckten Tisch und lassen sich den verbrannten Schmor braten schmecken. Heinz und Liesl thun so fremd und fromm, als könnten sie kein Wässerchen trüben, Lehmann er zählt von seinen Schützenthaten

lange merkwürdige Renom- mirgeschichten, Onkel Hans aber schüttelt ungläubig den Kopf dazu und lacht leise vor sich hin. „Na warte Du, ich hab Dir auch eine kleine Schützen-Reminiscenz mitgebracht zur Abkühlung! Die zeig' ich Dir nachher, wen» wir allein sind!' Und dabei schmunzelte er, wie ein Kobold! — Aber Lehmann läßt sich nicht irre machen. „Beim BundeSschießen wird sich's ja ausweisen', radomontirt er weiter» „ob meine alten Augen »och so klar und meine alten Knochen noch so fest

sind, wie damals — vor fünfzehn Jahren. Wo ist mein Ehrenbecher?' Heinz und Liesl verfärben sich — Onkel Hans lacht, daß ihm die Thränen aus den Auge» kommen. Ja, ja — viel Wein konnte Lehmann niemals vertragen. „Wo ist mein Ehrenbecher? Ich will daraus trinke» auf das Gelingen unseres Bundesschießens!' „Aber der Becher ist ja so verstaubt, Väterchen!' wirst Liesl ein, während ihr alle Glieder zittern. „Und wahrscheinlich hat er auch Grünspan an gesetzt!' stottert Heinz. „Was Staub — was Grünspan! Her

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 8
Datum: 09.05.1937
Umfang: 8
Einleitung zu dem Buche, dessen italienische Uebersetzung demnächst erscheinen wird, ist von General Göring geschrieben. Der Duce sprach der Autorin sein Lob aus. Nach dem Unglück des ,Hindenburg' Lakehurst, 8. Mai. Luftschiffkapitän Ernst Lehmann ist gestorben. Vor seinem Tods verlangte Kapitän Lehmann einen Dolmetsch und diktierte ihm seinen letzten Willen. Dem Dolme.sch erklärte Kapitän Leh mann, daß er über die Ursachen der Explosion nichts wisse. ^ Kapitän Lehmann wurde am 12. März 1886

in Ludwigshasen geboren. Er studierte in den Jahren 1906 bis 1918 Schiffsbau an der Tech nischen Hochschule in Charlottenburg. Später wurde er Marinebauführer an der kaiserlichen Werft in Kiel und ging dann als Luftschifführer zur „Delag' (Deutsche Luftschiff-A.-C.) in Frank furt a. M. Er steuerte das Passagierluftschiff „Sachsen'. Dieses Luftschiff führte er auch wei ter, nachdem es zugleich mit seinem Führer bei Kriegsausbruch von der Heeresverwaltung über nommen worden war. Im Oktober 1917 kam Lehmann

als Führer zum Armeeluftschiff «Z. 12' und steuerte dann noch drei andere Zeppeline. Nach dem Kriege wurde Lehmann vom Luft schiffbau „Zeppelin' in Friedrichshafen übernom men .nachdem er schon im letzten Kriegsjahr im Reichsmarineamt, Abteilung Zeppelinbau, leitend gearbeitet hatte. In den Jahren 1923 bis 1927 war Lehmann in der amerikanischen Tochterge sellschaft des Luftschiffbaues „Zeppelin', der „Goodyear'-Zeppelin-Gesellschaft in Acrori im Staate Ohio tätig. Zugleich war er Vizepräsident

der amerikanischen Gesellschaft. Seit dem Jahre 1928 hat Lehmann an allen größeren Zeppelin fahrten teilgenommen, in den letzten Jahren als verantwortlicher Führer. Vornehmlich standen die Südamerikafahrten unter seiner Leitung. Zuletzt übernahm Lehmann die Führung des „Hinden- burg'. Zur Uil.'eisuchiiiig der Ursache der Katastrophe des „L. Z. Hindenburg' wird sich eine aus Ver tretern der Zeppelin-Vaugesellkchaft und der Ree derei, der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt

an demselben Luftschiff-Typ arbeiten, und ich kenne persönlich die beiden ausgezeichneten Kommandanten des „Hindenburg': Lehmann und Pruß, mit welchen ich auch unlängst im Zeppelin gefahren bin. Die Ursachen des Unglücks können weder einem Kon struktionsfehler, noch Mangel an Vorsicht oder Kompetenz der Konstrukteure oder der Komman danten zugeschrieben werden. Nach meiner Ansicht ist die Annahme die wahr- sKeinllchste, daß beim Landungsmanöver einige Funken aus dem Zentralmotor das abgelassene Hydrogengas

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Meraner Zeitung
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Seite 1 von 12
Datum: 10.10.1894
Umfang: 12
in den einzelnen Parlamenten ergibt folgendes Resultat: Deutschland 11,5 pCt. der Sitze, Frank reich 6 pCt., Italien 4 pCt., Ver. Staaten 3 pCt.» Dänemark 2 pCt., Großbritannien 1,3 pCt., Schweiz 1,2 pCt. der Sitze. In Oesterreich-Ungarn, Belgien, Holland, Spanien, Schweden und Norwegen ist die Vertretung gleich Null. Der Präsident des Oberlandesgerichtes in Brünn tritt in Ruhestand. Als sein Nachfolger Km Lehmann ans Hambnrg. Eil!« Episode aus dem Leim bei Königs i! arol von »iumänieil. Mitgetheilt von Eug

einen Gefallen? „Also, hören Sie mich an l' suhr Bratianu sort. «In einigen Tagen trifft «in großer Kaufmann aus Deutschland, Herr Lehmann, ein Hamburger, hier ein. Der Mann führt viel Geld bei sich. Er reist nach Bukarest, um mit uns mehrer« bedeutende Geschäft« zu entriren. Ich selbst hab« Ihn ausgefordert, dahin zu kommen. Nun möcht« ich sehr gerne, daß Lehmann'S Anwesenheit in Wien ganz unbekannt bleibe. Möchten Sie ihn nicht zu sich ins Quartier nehmen?' Da eS sich hiebet um eine dem Minister

zu erweisende Gefälligkeit handelte und Herr Popowicz zudem die Aussicht hatte, so im Handumdrehen einige einträglich« Geschäft« mit dem reichen Hamburger Handelsmann abzuschließen, erklärte sich Popowicz sofort mit großem Vergnügen bereit, Herrn Lehmann gastfreundlich zu empfangen. Zwei Tage später tras Herr Leha.ann ein. DaS war «in wirklich sehr feiner, vornehme^ Kaufherr. Herr Popowicz erwies ihm alle erdenklichen Aufmerksamkeiten und beniitzte auch jeden schicklichen Anlaß, dem jungen, sehr distinguirt

aussehenden Hamburger Handelsmann unterschied liche GeschäftSvorschlSge nahezulegen. Lehmann ging immer mit großem Eiser aus die Ideen de» Herrn Popowicz «in, doch kam es niemals zu einer endgiltigen Abmachung, da Lehmann schließlich (Popowicz sekkirte mit seinen Geschäfts- Vorschlägen den Gast oft bis in die spät«» Nachtstund«» hinein) immer wieder erklärte: „Warten Si«, bi» lch in Bukarest feste» Fuß gefaßt hab«, dann btsuchen Sie mich dort, und wir schließen

Alles ab.' Da war nichts zu machen, und Popowicz entschloß sich zu warten. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt« «ist« Herr Lehmann ab, Popowicz schüttelte ihm kräftig die Händ« und ri«s: „In Bukarest sehen wir uni witder, da müssen wir handelSeinS werden >' — „Gewiß, natürlich!' erwidert« H«rr Lehmann. Zwei Tage nach dem Erzählten las die erstaunt« Welt, und mit ihr auch Popowicz, die Kund« in d«n Blätter», daß Prinz Karl von Hohenzollern als freigewählter Fürst von Rumänien an der LandeSgrenze festlich und unter unbeschreib lichem

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Bozner Nachrichten
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Seite 7 von 10
Datum: 03.05.1924
Umfang: 10
. ^ ' v Eine gewasttätfge Zigeunerin. Heute, atk 3l Mai. hat sich'vo^'vem 'Schivürge- richte in Bozen die Zigeunerin Johanna Lehmann, geboren 1895 in Ullingen, Württembergs noch Zchwanhaim in - Bayern -zuständig^ wegen Raubes zu verantworten.' - : ^ Die Anklageschrift stellt die Tatgeschichte folgen dermaßen dar: Am 27. Mai 1923 lagerte in der sogenannten alten Girlaner Höhle eine wohl 20 Köpfe statte Zigeunerbande und belästigte durch Hausbettel und dergleichen mehrere..Einwohner der nahen Ort schaft Airlan

— getrennt. ' . ' Verhaftung in Klausen. Am 2. Juni 1923 wurde sie jedoch in Klausen in^de? Person der Johanna Lehmann verhaftet und bei der bald darauf erfolgten Gegenüberstellung von Anna Bauhofer mit Ausschluß jeden Zweifels als die Räuberin wiedererkannt Dessenungeachtet leugnete die Lehmann, die Täterin zu sein und leug net auch heute noch die Tat. Insbesondere stellt sie in Abrede, jemals in der Gegend von Girlan gewe sen zu sein. Sie will am Tage der Tat-in Brixlegg, Unterinntal, gewesen und erst

am 30. Mai 1923 über den Brenner nach Italien ^ gekommen sein. Dieser Angabe steht hauptsächlich die Aussage des Zigeuners Franz Winters, des HaBbruders der Johanna Lehmann, entgegen, welcher bestimmt und klar aussagte, daß Johanna Lehmann immer in seiner Gesellschaft war, sich in Brixlegg über haupt nie aufgehalten hat und am 24. Mai 1923 von Landeck ^kommend, die italienische Grenze bei Neschen überschritt, und zwar in seiner Gegenwart. Der gleiche Zeuge sagte weiters aus, daß Johanna Lehmann

mit in Girlan war und erzählt hat, daß sie dort ein 5 Kronen-Stück fürs Wahrsagen erhal ten habe.^Der Lehmann wurden auch viele andere unwahre Angaben' nachgewiesen, die dartun, was von ihren Aussagen *zu halten ist. Bemerkt muß jedoch werden,' daß das der Bauhofer geraubte Hemd, so auch das Geldstück nicht mehr im Besitze der Jo hanna Lehmann gefunden wurden. Allerdings hatte sie auf ihrer Flucht von Girlan nach Klausen Gelegenheit gehabt, den Raub anderweitig zu ver werten. . Verschiebung

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Volksblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 14.10.1908
Umfang: 8
der Landesregierung ist Se. Exzellenz FZM. Anton von Winzor. Sein An dem verabredeten Tage, einem wunder schönen Augustmorgen, fand sich Assessor Doktor Müller H. pünktlich in der Villa seines Freundes ein. Der Wagen stand schon fix und fertig vor der Tür und, der Assessor mußte sich gestehen, daß der Preis wahrlich lockend erschien. Hastenbeck berief feinen Chauffeur Lehmann, stellte ihn dem Doktor vor und sprach die bedeu- tungsvollen Worte: „Lehmann, Sie sollen also mit diesem Herrn eine Autofahrt über Köln

und Frankfurt machen. Der Herr ist ein Vertreter der Staatsgewalt — also nehmen Sie sich doppelt in acht! In allen technischen Fragen sind Sie der Leiter, aber in allem, was Geschwindigkeit und Auswahl der Wege betrifft, solgen Sie genau den Weisungen meines Freundes. Sie sind im übrigen immer zuverlässig gewesen; nun machen Sie Ihre Sache diesmals besonders gut!' Lehmann lächelte mit jener Ueberlegenheit, die ein Meister in seinem Fach immer kundgibt, wenn ihm Anerkennung gezollt wird, und die Fahrt begann

. Es mochte gegen 10 Uhr morgens sein. Die Straßen Berlins waren fast menschenleer, und Dr. Müller, behaglich in die roten Federkissen zu rückgelehnt und seine Zigarre rauchend, freute sich an dsm ruhigen Lauf de^ eleganten Wagens, an der hellen Sonne und den schmucken Willen im Grunewald. Da tauchte — es war in der Königs allee — Plötzlich der Helm eines Gendarm auf. „Es ist doch alles in Ordnung?' fragte er, er schreckt auffahrend, den Chauffeur. „Alles!' ant wortete Lehmann und drückte auf die Hupe

, denn man befand sich vor der Kreuzung der Delbrück straße. Zu seinem Erstaunen sah Dr. Müller we nige hundert Meter weiter wieder einen Gendarm. „Das muß Zufall sein,' sagte er sich, vielleicht, daß sie in dienstlicher Angelegenheit zur Stadt müssen.' — Bald war der Wald erreicht, und der Motor holte aus. „Nur nicht zu schnell!' warnte der Assessor, „mehr als 50 Kilometer will ich auch auf frischer Chaussee nicht fahren.' Binnen kurzem erreichte man Wannsee-Beelitz- Hof. Lehmann stellte seinen Motor auf zehn

Kilo meter ein und erklärte auf des Doktors Frage: „Hier beginnt die geschlossene Ortschaft Wannsee, und hier ist eine der berühmten Autofallen. Wenn ich auch nur 15 Kilometer fahre, kriege ich un weigerlich ein Mandat. Es ahnt ja kein Fremder, daß wir uns in einem geschlossenen Ort befinden; da haben die Herren Grünröcke ein leichtes Spiel.' — Aufatmend lehnte sich Dr. Müller in seine Polster zurück. Ja, der Lehmann war ein zuver lässiger Mensch, Gott sei Dank! In gehobener Laune vertiefte

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Volksblatt
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Seite 4 von 8
Datum: 07.05.1924
Umfang: 8
dann später angezeigt, die Täterin, die an ihren ausfal lend schwarzen Haaren und Gesichtsfarbe leicht zu erkennen ist, konnte in Girlan-nicht mehr ermittelt werden; sie hatte sich bereits von ihren Genossen — den Zigeunerfamilien Herzberger und Gabriele getrennt. Verhaftung in Klausen. Am 3. Juni 1923 wurde sie jedoch in Klausen in der Person der Johanna Lehmann verhastet und bei der bald darauf erfolgten Gegenüberstellung von Anna Bauhofer mit Ausschluß jeden Zweifels als die Räuberin wiedererkannt

. Dessenungeachtet leugnete die Lehmann, die Täterin zu sein und leug net auch heute noch die Tat. Insbesondere stellt sie in Abrede, jemals in der Gegend von Girlan gewe sen zu sein. Sie will am Tage der Tat in Brixlegg, Unterinntal. gewesen und erst am 30. Mai 1923 über den Brenner nach Italien gekommen sein. Dieser Angabe steht hauptsächlich die Aussage des Zigeuners Franz Winters, des Halbbruders der Johanna Lehmann, entgegen, welcher bestimmt und klar aussagte, daß Johanna Lehmann immer

in seiner Gesellschaft war, sich in Brixlegg über haupt nie aufgehalten hat und am 24. Mai 1923 von Landeck kommend die italienische Grenze bei Neschen überschritt, und zwar in seiner Gegenwart. Der gleiche Zeuge sagte weiters aus. daß Johanna Lehmann mit in Girlan war und erzählt hat, daß sie dort ein 5 Kronen-Stück fürs Wahrsagen erhal ten habe. Der Lehmann wurden auch viele andere unwahre Angaben'' nachgewiesen, die dartun, was von ihren Aussagen zu halten ist. Bemerkt muß jedoch werden, daß das der Bauhofer

geraubte Hemd, so auch das Geldstuck nicht mehr im Besitze der Jo hanna Lehmann gesunden wurden. Allerdings hatte sie aus ihrer Flucht von Girlan nach Klausen Gelegenheit gehabt, den Raub anderweitig zu ver werten. Der vierte Freispruch. Die am Samstag, den 3. Mai, vor den Ge schworenen gestandene ZigeunerinJohannaLehmann wurde freigesprochen. Die Geschworenen verneinten mehrstimmig die erste Frage auf Raub, bejahten Jedoch ebenfalls mehrstimmig die vom Verteidiger beantragte Frage aus Gewalttätigkeit

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Der Burggräfler
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Seite 4 von 10
Datum: 07.05.1924
Umfang: 10
angezeigt, die Täterin, die an ihren auffal lend schwarzen Haaren und Gesichtsfarbe leicht zu «kennen ist, konnte in Girlan nicht mehr ermittelt werden; sie hatte sich bereits von ihren Genossen — den Zigeunerfamilien Herzbcrger und Gabriele — getrennt. Verhaftung in Klausen. Am 2. Juni .1923 wurde sie jedoch in Klausen in der Person der Johanna Lehmann verhaftet und bei der bald darauf erfolgten Gegenüberstellung von Anna Bauhofer mit Ausschluß jeden Zweifels als die Räuberin wiedererkannt

. Dessenungeachtet leugnete die Lehmann, die Täterin zu sein und leug net auch heute noch die Tat. Insbesondere stellt sie in Abrede, jemals in der Gegend von Girlan gewe sen zu sein. Sie will am Tage der Tat in Brixlegg, Unterinntal, gewesen und erst am 30. Mai 1923 über den Brenner nach Italien gekommen sein. Dieser Angabe steht hauptsächlich die Aussage des Zigeuners Franz Winters, des Halbbruders der Johanna Lehmann, entgegen, welcher bestimmt und klar aussagte, daß Johanna Lehmann immer

in seiner Gesellschaft war, sich in Brixlegg über haupt nie aufgehalten hat und am 24. Mai-1923 von Landeck kommend, die italienische Grenze bei Reschcn überschritt, und zwar in seiner Gegenwart. Der gleiche Zeuge sagte weiters aus. daß Johanna Lehmann mit in Girlan war und erzählt hat, daß sie dort ein 5 Kroncn-Stück fürs Wahrsagen erhal ten habe. Der Lehmann wurden auch viele andere unwahre Angaben nachgewicsen, die dartun, was von ihren Aussagen zu halten ist. Bemerkt muß jedoch werden, daß das der Bauhofer

geraubte Hemd, so auch das Geldstück nicht mehr im Besitze der Jo hanna Lehmann gefunden wurden. Allerdings hatte sie auf ihrer Flucht von Girlan nach Klausen Gelegenheit gehabt, den Raub anderweitig zu ver werten. Der vierte Freispruch. Die am Samstag, ven 3. Mai, vor den Ge schworenen gestandene ZizeunerinJohannaLchmann wurde freigesprochen. Die Geschworenen verneinten mehrstimmig die erste Frage auf Raub, bejahten ;edoch ebenfalls mehrstimmig die vom Verteidiger l'eantragte Frage auf Gewalttätigkeit

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 9 von 12
Datum: 03.05.1924
Umfang: 12
Hn ber von Algund «meinten die Geschworenen die Schuldfrage und es wurde somit in der laufenden Schonrr- gerichtssession der dritte Freispruch verkündet. Als PräDent fungierte in dieser Verhand klag kBertrSnmalvat Baron von Riccabona. die Anklage vertrat der Anwalt des Honigs Linser, die Verteidigung des Angeklagten die Advokaten Dr. Luchner imd Tes- sadn. Aigeunerstücke. Bozen, 3. Mai. Heute. Samstag, hat sich vor dem Schwur gerichte in Bozen, die Zigeunerin Johanna Lehmann, geboren 1895 in Ailingen

auch körperlich weit über legen. Der Vorfall wurde dann später an gezeigt. die Täterin, di? an ihren auffallend schwarzen Haaren und Gesichtsfarbe leicht zu erkennen ist. konnte in Girlan nicht mehr er mittelt werden; sie hatte sich bereit» von ih ren Genossen — den Zigeunerfamiken Herzenberger und Gabriele — getrennt. Verhaftung. Am?. Juni wurde sie jedoch in Klausen in der Person der Johanna Lehmann oerhaf tet und bei der bald darauf erfolgten Gegen überstellung oon Anna Bauhofer mit Aus schluß

jeden Zweifels als die Rauberin wie dererkannt. Dessen ungeachtet leugnete Leh mann, die Täterin zu sein und leugnet auch heute noch die Tat. Insbesonders stellte sie in Abrede, jemals in der (Segend von Girlan gewesen zu sein. Sie behauptet, am Tage der Tat in Brirlegg. Unterinntal. gewesen zu sein und erst am 3V. Mai 1923 über den Brenner nach Italien gekommen ,yi I«n. Dieser Angabe steht hauptsächlich die Aus sage des Zigsuners Franz Winter, des Halb bruders der Johanna Lehmann, entgegen, welcher bestimmt

und klar aussagte, daß Jo hanna Lehmann immer in seiner Gesellschaft war. sich in Brirlegg überhaupt nie aufge halten hat und am 24. Mai l923 von Landeck kommend die italienische Grenze bei Neschen überschritt, und zwar in seiner Gegenwart. Der gleiche Zeuge sagte weiter aus. daß Jo hanna Lehmann mit in Girlan war und er zählt hat. daß fie dort sin Mmfkronenstück fürs Wahrsagen erholten habe Der Lehmann wurden auch viele andere «noahre Angaben nachgewiesen, die darbm. was von ihren Aussagen zu halten

ist. Be merkt muß jedoch werden, daß das der Bau hofer geraubte Hemd, so auch da» Geldstück nicht mehr im Besitze der Johanna Lehmann gefunden wurde. Allerdings hatte sie auf ihrer Flucht von Girlan nach Klausen Gele genheit gehabt, den Raub anderweitig zu verwerten. Arieitasten. «. M. Mevm. Seid« können wir Ahr« An frage nicht beantworten Her?ki>«t». MMnel« pro« MM. visäon -Voll- i5UMllU-^,dsu>tzi in dsi Vvrpsoltnvg ,,3ok»ol»- rvl tcso» siobor ssill ässa ssmv kLunäsosadisr«i8ti,voi1 ' virkliok sin C?'parms

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Der Burggräfler
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Seite 2 von 18
Datum: 08.10.1910
Umfang: 18
Verfasser der Broschüre zeichnet sich H. Lehmann. Es ist dies jener Hans Lehmann, der von 1906 bis 1908 Vikar in Königsberg a. E. war. Als er privatim erfahren, er werde nicht bestätigt, hielt er e« trotz seine« arbeitefrohen, opferbereiten Sinnes nicht mehr in Oesterreich aus, kehrte vielmehr sofort nach Deutschland zurüa und ist nun, so viel uns bekannt, Generalsekretär de« Evangelischen Bundes in Halle a. S. Diese Stelle ist sicher viel einträg licher als ein Posten in Oesterreich

, also auch begehrenswerter und man hat dabei auch Zeit, Hetzbroschüren zu schreiben. Au« der vorgelcgten sieht man, wie gut es ist, daß Hans Lehmann Oesterreich wieder verlassen; man kann auf Grund seiner Schrift sich eine Vorstellung machen, wie sein Wirken in Oesterreich beschaffen gewesen wäre und vorher wirklich beschaffen war. Uebrigen» hat Lehmann seine fulminanten Ideen über die Ausweisung und Nichtbestätigung von Jmportpastoren hier nicht erst mals niedergelegt, er hat sie vielmehr schon früher

f). Aber die Zahl der Flugschriften des Evangelischen Hetzbundes muß doch vermehrt werden und so wärmt man eben den alten Kohl immer wieder von neuem auf. An Leuten mit gutem Magen, die alles verdauen können, fehlt es ja auch nicht. Uns interessiert in der Lehmannschen Broschüre ein Punkt und wegen dieses haben wir auch un« hier zum Worte gemeldet. Es wird nämlich von Lehmann immer wieder und eindringlich betockt, es sei gesetzliche Bestimmung, daß ein reichsdeutscher Pastor, der auf den Ruf einer Gemeinde

: für ihn besorgen. Ferner könne ein ordnungs- gemäß von einer Gemeinde gewählter evangelischer Pfarrer sein Amt gar nicht antreten, wenn er nicht zuvor das Staatsbürgerrrcht erlangt habe. Selbst verständlich wird von Lehmann auch mit Nachdruck auf die schlimmen Folgen hingewiesen, welche eine solche Verzögerung der Verleihung des Staatsbürger rechts mit sich bringe: da« kirchliche Leben der Gemeinden werde tief geschädigt, die Matrikenführung sei erschwert und die Gemeinden haben erhebliche Auslagen

für die evangelische Kirche A.U.H. B. vom 9. November 1891, auf die Lehmann 'sich beruft, in Einklang zu bringen? Auch hat Herr Jaesrich fein Amt in Meran angetrrten und übt es feil mehr als 10 Monaten aus und hat doch von Mettingische Haus 10: Kellenambt 11: Bene diktiner 12: Closter Frauen 13: kV Capuciner 14: 8. Leonhart.' Die künstlerische Qualität de« Bildes entspricht dem, was wir von Benedikt Auer wissen, insoferne, al« die ihm eigene Derbheit, — man könnte hier wo e« sich um ein ihm, dem religiösen Maler

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Brixener Chronik
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Seite 1 von 8
Datum: 08.03.1892
Umfang: 8
das größte Gewicht legt, und bei welchem Anlasse die wichtigsten Principien-Fragen in Bezug auf die Schule zur Iseuilleton. Ein berühmter Spitzlmbe. Was Alt und Jung im Reichsland aufs lebhafteste beschäftigt, ist keineswegs der Sturz des französischen Ministeriums — davon spricht man kaum — sondern die weit interessantere Neuigkeit — dass die Polizei ihn wieder einmal hat, Lehmann, den berühmten Spitzbuben, „die erste lebende Autorität auf dem Gebiet des Ver- schwindens aus bewachten Gebäuden'. Lehmann

, wo er am hellen Tage in einen Kaufladen einstieg und 2640 Francs mitnahm. Seine „Berühmtheit' im Elsasser Heimatlande datiert seit dem Jahre 1890, wo er wegen einer ganzen Anzahl geriebener Gauner stückchen in das Gefängnis in der Fadengaffe zu Straßburg abgeliefert wurde. Dort begann der Untersuchungsrichter alsbald ein gestrenges Ver hör mit ihm, aber weit kam er nicht; denn plötzlich schritt Lehmann, stolz wie ein Spanier, an dem verblüfften Richter vorbei nach dem Fenster und — wurde nicht mehr gesehen

! Man fragte das Land wohl auf und ab — er war und blieb verschwunden! Nur einmal war ein Gendarm auf seiner Spur, in Lehmanns Heimat dorf Sundhausen bei Colmar. Zu seiner Freude fand er dort an der Hausthür einen jungen z Mann im angelegentlichen Gespräch bei einer i Frau stehen, die er sogleich fragte, ob sie Lehmann ! nicht gesehen hätten, worauf ihm Lehmann aufs ^ freundlichste die geeignete Weisung ertheilte und ! der Diener des Gesetzes eifrig seiner Fährte : weiter folgte. Endlich bekam

man ihn doch und führte ihn in das mauerumgürtete Zuchthaus nach Ensisheim. Gleich beim Transport theilte Lehmann seinen polizeilichen Begleitern mit, er gedenke binnen kurzem wieder im englischen Hof zu Straßburg zu dinieren. Prompt wie immer hielt er Wort: im Mai war er bereits verschwunden. Eine Corsetfeder hatte er mit einem beim Spaziergange aufgehobenen Stein zu einer Art Säge verarbeitet, damit die Gitterstäbe seines hochgelegenen Zellenfensters durchgefeilt und war dann über die breite Mauer geklettert

, auf der Posten fortwährend auf und ab gehen. Als An denken hinterließ er uur den aus aufgesammelten Bindfäden kunstvoll gedrehten Strick, an dem er sich herabgelassen hatte. Sein Ruf erscholl nun wieder von allen Ecken und Enden; mindestens einmal in jeder Woche wurde auch seine Ver haftung gemeldet; hinterher aber war 's niemals Lehmann gewesen. Im Kienzheimer Wäldchen wollte ihn am 8. Juni das Auge des Gesetzes ganz sicher entdeckt haben; das Wäldchen wurde umstellt, und nun gieng mit Halüh und Halloh

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Alpenzeitung
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Seite 2 von 6
Datum: 27.06.1939
Umfang: 6
, das sich in der ersten Iuliwoche in Milano abwickeln wird. Den Reigen der Spiele eröffnete !» den Morgenstunden des Sonntags Woita aus Brunico, der einen leichten Sieg über Lindemann mit einein zweifache» 6:0 errang. Auch gegen seinen nächsten Gegner schnitt Woita siegreich ob und erwies damit seine derzeitige gute Form. Beh mann und Cimadon wurden in der Zwischen zeit über die beiden Bonetti Herr. Nach wenigen Gängen schon waren nur mehr die Spieler Lehmann, Woita, Cimadon, Gnecchi und Eomperini im Felde. Gnec- chi

wurde das erste Opsi-r Eomperinis. Cimadon trat als nächster an dessen Stelle und erlitt ebenfalls eine deutliche Niederlage. Wenn man damit gerechnet hatte, daß Lehmann in das Finale mit Eomperini kommen mußte, so erlebte man die Ueberraschung, daß jener gegen Woita nicht aufkommen konnte und ihm den Vortritt in das Finale überlassen mußte. Der Kamps Woita—Lehmann war der spannendste des Tages. Woita versuchte im Finale gegen Comperini äußersten Widerstand zu leisten, mußte aber ebenfalls mit hohem

Punkteunter schied dem Stärkeren das Feld überlas sen. Comperini hegt für das Finale in Milano berechtigte Hoffnungen. Sein außerordentlich sicheres Stellungsspiel und seine derzeitige Verfassungen gebe» ihm berechtigte Aussichten auf ein gutes Abschneiden in der Endklassifikation. Die Ergebnisse: Woita schlägt Lindemann 6:0, 6:0 Lehmann schlägt Bonetti 6:0, 6:0 Woita schlägt Vertorelle 6:3, 6:2 Cimadon schlägt Bonetti E. 6:3, 6:2 Comperini schlägt Gnecchi 6:1, 6:1 Woita schlügt Lehmann

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 6 von 8
Datum: 04.09.1903
Umfang: 8
, daß Kapitän Langreuter den Wirt der zuletzt besuchten Kneipe aus seinem eigenen Lokal an die frische Luft beförderte. Das einzige, dessen Kapitän Lemke sich am folgenden Morgen erinnerte, war sein Abrechnungsbogen. Hastig machte er Toilette, frühstückte und begab sich nach dem Kontor. Lehmann war bereits dort und ehe der Schiffer ihm noch den Zweck seines frühzeitigen Kommens erläutern konnte, traf auch schon der Chef der Firma ein. „Ich habe Ihnen die schriftliche Unkostenaufstellung gebracht, Herr

Bertling,' sagte der Schiffer und zog den Bogen aus der Tasche. - „Aha,' entgegnete der junge Chef freundlich lächelnd. „Sehen Sie, es war doch keine so große Arbeit.' „Mir ist keine Arbeit zu viel, Herr Bertling,' erklärte Ka pitän Lemke. „Sehen Sie, das macht die Sache viel übersichtlicher. Ich kann sofort sehen, wie die Dinge stehen und Lehmann kann die einzelnen Posten direkt in seine Bücher eintragen. Das ist für beide Teile besser. Nehmen Sie, bitte, Platz, Kap'tän Lemke.' Der Kapitän setzte

. Eine Zeitlang herrschte Stille im Kontor. Nur der Chef ließ beim Lezen von Kapitän Lemkes Abrechnung zuweilen halblaute Ausrufe hören. Dann rief er plötzlich: „Lehmann!' Der alte Buchhalter glitt von seinem Bock herab, folgte dem Wink seines Prinzipals und nahm mit offenbarem Erstaunen von der ersten in diesem Kontor präsentierten Unkostenrechnung Kennt nis. Nachdem er jeden einzelnen Posten flüsternd durchgelesen hatte, folgte er dem Beispiel des Chefs und blickte stumm auf die breit schulterige Gestalt

des am Fenster sitzenden Schiffers. „Kap'tän Lemke,' rief der Chef endlich, das peinliche Schweigen brechend. „Herr Bertling,' antwortete der Kapitän und drehte den Kops ein wenig. „Ich habe mit Lehmann über diese Aufstellungen gesprochen, begann der Reeder etwas verlegen. „Lehmann glaubt doch, dcH er 'ne Menge Eitra-Arbeit damit haben wird.' Der Kapitän drehte sich völlig um und blickte den erstaunten Lehmann verständnislos an. „Auf ein bischen EXtra-Arbeit darf es nicht ankommen, wenn das Interesse

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Zeitungen & Zeitschriften
Brixener Chronik
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Seite 2 von 8
Datum: 08.03.1892
Umfang: 8
kümmert aber die Arbeitslosen gewiss in letzter Linie. Wir sind keineswegs ge neigt, diese Leute trotz ihres ungehörigen Auf tretens so sehr scharf zu beurtheilen. Wenn jemand Weib und Kind hungern sieht, dann thut er manches, was er sonst unterlassen würde. Deshalb ist ihm auch viel zu Gute zu halten. Der satte Liberalis mus hat immer, wenn er die Massen aufgehetzt ergieng es einem promenierenden Kellner, der trotz allen Widerstrebens auf einige Zeit für Lehmann ins Gefängnis musste. Lehmann

selbst spielte inzwischen unter den mannigfachsten Ver kleidungen der Polizei fortgesetzt Streiche. Es erschien ein kunstvoll ersonnenes Vexierbild: „Wo ist Lehmann?', das sich eines großen Absatzes erfreute. Ganz unvermuthet kam da auf einmal die Kunde, dass Lehmann in Belfort dingfest gemacht sei. „Wann wird er wieder ausbrechen?' fragten die Zeitungen erwartungsvoll. Sehr bald lieferte Lehmann auch den Beweis, dass die französischen Gefängnisse für ihn ein ebenso überwundener Standpunkt seien

, wie die deutschen: er brach wieder aus. Man sah ihn in Straßburg spazieren gehen, auch wohl seinen Schoppen trinken und, wie es sich ziemt, baar. bezahlen, wobei er sich dann zum Abschied zu erkennen gab. Nun haben sie ihn wieder. Seine Tante in Neudorf brachte Verschiedeneinale Uhren aufs Pfandhaus, die aus einem Diebstahl in Ober elsaß herrührten-, man verhaftete sie und umstellte das Haus, ahnungslos, dass Lehmann drinnen in. Er hatte sich bereits hinter einem Schrank „Brise,wr Clirmrik

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Südtiroler Landeszeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 12.01.1922
Umfang: 6
...' Im „Faust' zumal Ist Goethe nicht zuletzt Mystiker, w!« e« dem spekulativen Deutschen ganz besonders liegt. Gleich zu Anfang; „Die Sonne tönt nach alter Welse...' Zu vergleichen mit dem Bibel- anfang: „Der Herr sprach, es werde Licht und «s w a rd Licht.' Die Sonne, die tönt, das Wort das Licht, Materie wird... es ist die Mystik des Geistigen, das über dem Materiellen stehtl Erst» Lehmann hat sich von Meran nach Bozen begeben, um »machst mitzuteilen, wa, «hm der Faust gegeben hat. Kein neuer Kommentator

, behüt«! Nur «ine Anregung, bereit» D^annt«, noch mals selbst zu lesen und Unbekannt», selbst zu finden. Doch hat sich Lehmann über diesen alten Faust neu« Gedanken gemacht und er selbst sagt auch: Wenn heute der zweit« Teil Faust al, Novität er- schiene und darum wieder plötzlich mehr gelesen wurde, er «ntfeflelte einen wahren Aufregungssturm und würde da» Buch der Zeit ge» nannt werden! Schließlich gibt es keine Lebenslage, in die der Mersch gerät für die es im Faust nicht «ine Belegstelle

di« Hörenden — Höhrerinnen auch hier in der Mehrzahl — kaum fasten will. Tine Lr. bauungsstunde, welche die „Urania' vermittelt hat. Rat Domenigg namens des Ausschusses sprach Bearüßungsworte zu der Vortrags reihe, die Fritz Lehmann auch die kommenden Sonntage unter dem Gesamttitel „Mhsti-k in Weltanschauung des Okzidents und Orients' halten soll. Fürwahr ein guter Griff, dieses ansprechend« Thema! Gern würde Lehmann eine eingehende Besprechung auch de» zweiien Teile» „Faust' folgen lasten» aber fürs

nächste Mal nimmt er di« Indisch« Mystik vorweg, di« Lehre vom Karma. Verwunderliches Didersoiel, auch so etwas wie Mystik, daß die deutsch« Philosophie zu deren Ver tretern auch Lehmann» gehört — die den Ruhm deutschen Denken« in alle Welt und wohl auch nach Indien getragen hat, nun verschenkt ist; da wir arm geworden sind, greifen wir zur selben Zeit, wo vielleicht in der Hochschule zu Kalkutta Kant gelehrt wird, zu Rabindranath Tagore, zur Lehr« vom Karma. Verwunderliche» Widerspiel

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