. Lina steht auf und stellt sich ans Fenster. Ihre Wohnung befindet sich im letzten Stock einer größeren Wohnanlage, der eine ähnliche gegenüber liegt. Von ihrem Fens ter aus kann Lina die Menschen von gegenüber in ihren Woh nungen sehen. Sie sieht sie ko chen, staubsaugen oder rau chen. Vom Bett her kommt ein lau tes Schnaufen, Lina dreht sich um. Sie legt sich wieder hin, vor sichtig, damit Jakob nicht auf wacht. Sie hatten nicht viel gere det an diesem Abend, sie hatten ferngesehen
, sich ein bisschen um die einzige Decke gestritten, dann waren sie eingeschlafen, und wie so oft war Lina nach ein paar Stunden wieder aufge wacht. Sie ärgert sich darüber, dass Jakob nicht daran gedacht hat, seine Armbanduhr abzu nehmen, weiß aber auch, dass sie an der Situation nichts än dern kann, da sie es nicht fertig bringen wird, ihn zu wecken. Seine Hand liegt jetzt wenigstens nicht mehr, wie vorher, neben ihrem Kopfpolster, sie liegt ruhig auf seinem Bauch. Lina schaut auf die Uhr. Es ist halb vier
von gegenüber nicht noch mehr Aufsehen zu er regen, als er es möglicherweise schon getan hat. Langsam sinkt er auf seine Matratze, die er acht los irgendwo im Zimmer abge legt hat. Er schaut auf seine Arm banduhr, fixiert den tickenden Sekundenzeiger. Es ist halb vier Uhr früh. „Ganz ruhig, es ist nie mand wach, alle schlafen, keiner hat dich gesehen!“, redet er sich in Gedanken zu. Dann fällt er in einen unruhigen Schlaf. Lina und Jakob verlassen das Haus früh. Vor der Haustüre ver abschieden
sie sich, sie müssen in verschiedene Richtungen. Ja kob küsst Lina auf den Mund. „Bis später!“, sagt er und geht ei lig davon. Lina sieht ihm gäh nend nach, und obwohl sie es schon so oft gesehen hat, wun dert sie sich auch heute wieder über Jakobs seltsam verkrampfte Art zu gehen. Dieser kleine Bu ckel, der sich bildet, wenn Jakob geht, der Kopf scheint immer ein Stück voraus zu sein, der die meiste Zeit nach unten gerichte te Blick vermittelt den Eindruck, als würde Jakob ständig kontrol lieren, ob seine Füße
auch nach kämen. Lina nimmt sich vor, Jakob wieder einmal nahezulegen, an seiner Haltung etwas zu ändern. Dann macht sie sich auf den Weg. Die Sonne, die durch die nicht abgedeckten Fenster kommt, weckt ihn früh. Er nimmt sich vor, sich gleich um die fehlenden Vorhänge und um ein paar Le bensmittel zu kümmern, und beschließt, bald aufzubrechen. Er hofft, dass ihm nicht zu viele Menschen begegnen. Vorsichtig nähert er sich dem Fenster und versucht sich so hinzustellen, dass man ihn von gegenüber