Autostraße. Sie ist asphaltgrau, der schwarze Kiefernwald steht hart an ihr, und links ist der Ausblick über das Meer. Autos rollen. Einige junge Leute eilen zu den Segelbooten, denn es geht Wind. Sie sind schlank und trainiert. „Wie Hermann", denkt sie, „nur nicht so hübsch." Sie begreift plötzlich, daß hier, auf dieser grauen Straße, am grauen Meer, auf diesem Kilometer zwi schen Seebad Swinemünde und Seebad Heringsdorf, zwischen zwei internationalen Punkten, eine deutschie Straße führt. Es kommt
?" „Ja." „Er ist eine Viertelstunde, nachdem er zu sich kam, verschieden. Ich war allein bei ihm. Ich konnte nie mand n:ehr verständigen. Sein letztes Wort war: Her- n:ann soll Annerl meinen letzten Gruß bringen . . ." Da fällt Hermann der Kopf nach vorn. Rudolf sieht ihn an. , > „Ich — gehe —" sagt Hermann mühsam. Und Hermann geht — geht langsam an den beiden schlanken Menschen vorbei, die die Ehrenwache an: schwarzen Tor bezogen Haben und steinerne Gesichter geradeaus richten — und weiter die Argentiner Straße hinunter
. Vorübergehend fällt ihm ein: „Ich müßt fahren —" Aber diese kleinen Gedanken, die die Ober fläche des Lebens berühren, können sich nicht in die Tat umsetzen. Er geht fast ohne Besinnung, unter einem bumpfen Druck, bis er in Hietzing ist. Von der Kirche schlägt es fünfmal. Ein Hund fährt kläffend an ein Garten tor, und Hermann erschrickt. Da fängt er an zu denken. „Er hat mir einmal ihre Adresse gegeben, und ich habe sie notiert." Er bleibt stehen und sucht in seiner Brieftasche. Menschen gehen vorbei
und sehen ihn an. Dann geht er fort — weiter — Utzber Unter-Sankt-jVeit hängen graue Gewitterwol- ken, ganz tief, in ahnen verlöscht die Sonne. Herma:::: hat eu: Gefühl der Beruhigung. Es tut ihn: direkt wohl. Er hat diese grelle, strählende Sonne als einen Mißton empfunden, ohne es zu wissen. Lina geht in die Küche zurück und gibt Christine eine Karte. „Wer ist denn das? Lies, Lina. Ich habe meine Brille nicht da." Lina buchstabiert schwerfällig und langsam: „Dr. n:ed. Hermann Fries." Christine
ist ungeduldig. „Das wird für den jungen Herrn sein. Ruf ihn. Er möcht' zu nur kommen." . „Mama, bitte, was möchtest du?" sagt Schorsch und steht auf der Schwelle. , „Da, ich weiß nicht, wer das ist, kenne den Namen gar incht. Das wird wer für dich sein." „Nein Mama. Lina, hat er nicht gesagt, in welcher Angelegenheit?" „Nein, er möchte die Frau Finanzrat . . ." „Schorsch, ich bitte dich, ich. kann nicht. Du siehst, wir kochen Ribisel ein. Geh, Schorsch, geh du." In: Salon steht Hermann und wartet