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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 20
Datum: 06.12.1912
Umfang: 20
zu Haus gekommen? Denn an der Geschichte, _ die er uns aufbinden wollte, war natürlich » kein wahres Wort!' Ganz verwirrt starrte » Gustav seinen Freund schweigend an. „Was ist denn mit dir los?' scherzte dieser. „Antworte doch. Kam, was hast du mit dei nem Bruder Abel gemacht?' „Ich bin so lange mit ihm herumgelaufen, bis er nüchtern war,' entgegnete Gustav stockend. „Natürlich war seine Erzählung nur Flunkerei.' „Wußte ich ja! Wohin gehst du jetzt?' „Nach Hause.' „Und heut' abend?' „Breont

hat mir sagen lassen, daß er im „Löwen' sein wird — vielleicht kommst du auch hin — ' „Werde sehen. Aha, da vor uns taucht Karlchen auf. Ihr zweie habt denselben Weg, ich mutz hier abbiegen — auf Wiedersehen!' Trällernd ging er seines Weges, nachdem er nhrem gemeinschaftlichen Freund, der auf Gustav wartend, stehen geblieben war, einen Gruß zugewinkt hatte. „Nun, angehender Ehemann?' wurde Hainbach von Karl begrüßt. „Du machst ja ein ganz katzenjämmerliches Gesicht! Hat dir Äreont gestern

noch viel zu schaffen gemacht?' Gustav langweilte es, lügen zu müssen, und die Wahrheit konnte und wollte er nicht erzählen. „Nein,' antwortete er deshalb kurz, „er lief mir davon, als wir ins Stadt wäldchen kamen, und ich verspürte keine Lust, auf ihn Jagd zu machen und mir dabei an den Baumstämmen den Schädel einzuren nen „Wäre mein Gnsto auch nicht gewesen. Wo ist er denn heute?' „In Moosbrunn.' Gustav war froh, als sie bei seiner Woh nung angekommen waren und er nicht länger mit Fragen nach Breont geplagt

» sie sich entschuldigte, weil sie auch am Abend H nicht kommen könnte. Gerade heute! Aber » wenigstens war ihr Ausbleiben ein Beweis, A daß sich nichts Besonderes ereignet hatte, s sie wäre sonst sicher erschienen, um sich mit A Gustav zu besprechen. Er konnte den Abend s kaum erwarten, um von Breont zu hören, S ob dieser mit Klausner zusammengetroffen ? sei oder nicht. So bald es dämmerte, machte « er sich auf deu Weg nach dem Löwenwirts- s Haus. S „Da ist Herr Hainbach, der wird Ihnen ! Auskunft geben können!' rief

der Wirt, als A Gustav die Tür des Gastzimmers öffnete. ! „Was für Auskunft?' rief Gustav erregt. A Neben dem Wirt stand Breonts Hausherr. H „Was wünschen Sie zu wissen, Herr Mitta?' A „Wo ich Herrn Breont finde. Es ist heute v nachmittags ein paarmal aus dem Werke; » um ihn geschickt worden, das wollte ich ihm z melden, da ich wahrscheinlich schoü schlafe, A wenn er nachhause kommt.' z „Im Werk müssen sie doch gewußt haben, l daß Breont heute in Moosbrunn ist. Es wundert

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Alpenzeitung
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Seite 8 von 8
Datum: 18.05.1932
Umfang: 8
, ^ ^ . m.... verkauft in En-gros Pflanzen, Blumen usw. An fragen au Opera Nazionale per i Combattenti, Merano, Corso A. Diaz 23c. M 1938-1 Draußen klingelt es. Draußen klingelt es Sturm. „Die Milchfrau!' schreit Mariechen auf. läßt die Nadel fahren, ruft laufend Gustav zu: „Nur noch umwickeln, nur noch umwickeln, Milien Pfingstausfiug nach dem idyllischen Gustav!' Waldschlößchen einzuladen,' Abfahrt Ii) Uhr Gustav wickelt den Faden natürlich nicht um. IS fahrplanmäßig. sondern reißt ihn mit Löwenkräften ab. nimmt

^ ^ Frau Fibian hat dankend abgelehnt, sie ist ilsberzieher, Stock. Frühstückspaket an sich, ^alranr. Der bucklige englische Dichter Pope nicht „für Staub', sie will lieber „dafür in ein stülpt den Hut ins Gesicht, ist schon auf der pflegte zu sagen: „Das Schicksal hat mich mit Kai gehen', Kino bildet, meint sie. und ist Treppe. einem Buckel ausgestattet, damit ich durch mein Nicht teuer. Aber Gustav Fabian will natür- „Hast Du den Faden auch umgewickelt? Haft Aeußeres die Menschen lehre, gerade

zu gehen iich mit. „Gehen ist gesund, Mariechen', hat Du nicht zur Sicherheit Klammernadà mit?' und den Kopf hoch zu halten'. sr erklärt und denkt dabei an das süffige Bier, schreit Mariechen, über das Geländer geSogen, > ^ !?as im WaldWößchen zum Ausschank kommr. ihm nach. „Gustav', hat Frau Babian schon um halb Doch unten klappt schon des Haukes Tür. sieben gemahnt, „Du weißt, ein Viertel nach Mariechen, die mager und eilfertig ist, reißt zehn geht der Zug, und eine Viertelstunde hast blitzschnell

noch das Fenster auf. Du gut bis zur Bahn. Wenn ich Dir auch „Bring mir einen Farrenstrauß mit. alles schon hingelegt habe, verfalle nicht in Dei-- Gustavi' trompetet sie dein dahinfausenden nen Schlendrian!' Gatten nach. Dann sinkt sie erschöpft auf den „Ja doch', besänftigt Gustav, dreht sich zur nächsten Stuhl und klagt: „Wenn das nur Wand und schläft noch mal eine Runde. Wo- gut geht.' zu hat man denn Feiertag? Leider, nein. Es ging nicht gut. .Gustav', zetert um acht die Frau, „komm Als Gustav

Direktor: Silvio Maurano Druck her Nnckdruckerei „S. I. T- E.*. Bolzano Lesucüt DSMS !>esnl«orl«t. «ts.is«!deii klclcoaklo k>«»I«gl Tctirlktllclis ^»kr»gen »ircl«? nur Wir kaufen Vrlvalblbllolheken im ganzen oder teil weise. Sind ständig Käufer von „Tyrolensien'. Buchhandlung S. Poetzelberger, Merano. Dom- plak. M 2 O//6//6 àà/5 VN? so O Ä. und die Thermosflasche steht gefüllt. Zieh lie ber die grauen Strümpfe an. Von dem neuen Anzug laß die Finger. Wer weiß, wie das Ganze endet.' Als Gustav

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Alpenzeitung
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Seite 4 von 6
Datum: 24.12.1939
Umfang: 6
sie: ob sie es auch erleben würde, daß Gustav Doktor ward? Es dauerte noch drei volle Jahre! Für den Jungen war das freilich nicht viel, er lachte darüber, aber für die Mut ter mit den weißen Haaren waren drei Jahre eine lange Zeit. Gott möchte ihr das Leben noch solange schenken, das war ihr einziger Wunsch. Der Junge sollte es einmal besser ha ben, als es sein Vater hatte. Zehn Jahre hatte der Vater als kleiner Schreiber auf dem Steueramte sitzen müssen, ehe er so weit war, eine Frau nehmen

zu können. Und dann hat er noch zwanzig Jahre hinter den muffigen Akten gesessen, und immer nur als Schreiber, bis ihm dabei die Luft endlich ausgegangen war. Ja, Gustav sollte es einmal besser haben; mit dem Doktortitel standen ihm ia alle Wege und Türen offen. Aber die Heinzelmutter wollte schon zufrieden fein, wenn Gott ihr das Leben solange schenkte, bis sie von Gustav die Nachricht bekam, daß er fertiger Doktor sei. Hungernd, sorgend und betend gingen die Jahre hin. Und Gott war gnädig. Die Nachricht drang von allen Seiten

zu ihr: der Sohn drahtete, die Nachbarn kamen: sie hatten es in der Zeitung gelesen, und überall im ganzen Städtchen sprach man nur von ihrem Sohne, lobte ihn und be glückwünschte sie. Die Heinzelmutter war in ihrem lan gen, armen Leben niemals so geehrt wor den wie in diesen Tagen. Und als sie ne ben ihrem Sohne durch die Stadt ging und die Leute „Guten Ta>, Herr Dok tor!' sagten, da strahlte sie über das gan ze Gesicht. Aber bald stahlen sich wieder heimliche Sorgen in ihr Herz. Ob Gustav nun wohl

eine Stelle bekommen würde? Es gab so viele junge Doktoren und so wenig Stellen. Aber die Mutter hungerte sich weiter durch, uin ihren Sohn zu halten, bis er seine Stelle hatte. Und sie betete alle Tage zu Gott, daß er ihr das Le ben noch so lange schenke, bis ihr Sohn untergebracht sei. Wenn sie nur einmal wissen werde, daß er feine feste Stelle habe, dann wolle sie wirklich gern und ruhig ihre Augen schließen. Und das Glück kam wieder ins Haus: Die Post brachte einen Anstellungs- briesl Dr. Gustav

. Aber die Last der Sorge stieg mit jedem Brief, der ins Haus kam. Nun erjrug sie es nicht mehr und bat den Sohn, er möge ihr doch Gewißheit geben. Gustav lachte: das wäre ja alles nur Scherz, und ans Heiraten habe er ernstlich noch gar nicht gedacht. Doch diz Mutter erschrak über diese Rede, denn dann erlebte sie es viel leicht gar nicht mehr und mußte mit ihrer Sorge im Herzen sterben. Es kam eine schwere Zeit. Die Heinzel mutter brauchte zwar nicht mehr Hun ger zu leiden, ihr Sohn gab ihr Geld und machte

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Lienzer Zeitung
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Seite 27 von 32
Datum: 28.08.1909
Umfang: 32
-----i- . in dem Hanna sein Haus wieder verlassen und mit dem Manne ihrer Wahl in dessen Heimat abreisen werde. Weder Gustav noch dessen Braut hatten eine Ahnung von dem, was in dem Herzen des plötzlich so einsilbigen, verschlos senen Doktors vorging, nur Emma erriet es, doch vermied sie ängstlich, den Bruder um den Grund seines Kummers zu be fragen, weil sie ihm ein Bekenntnis ersparen wollte, welches ihn in ihren Augen beschämen mußte. Gustav allein war der Alte geblieben, unbefangen

schuld trage. In welcher Weise, wußte sie freilich nicht, doch vermutete sie, man habe es dem Doktor übel genom men, daß er ein ihm fremdes Mädchen in sein Haus und seinen Schutz Nehme, und nicht nur hinter seinem Röcken darüber ge sprochen, sondern auch ihm selbst Vorstellungen deshalb gemacht. Gern hätte sie dem Assessor diese Vermutung mitgeteilt, und Rat mit ihm gepflogen, wie man dieser Unannehmlichkeit abhelfen könne, doch solange Gustav selbst die Verstimmung nicht bemerkte

, oder sich keine Gedanken über dieselbe machte, wollte sie seine heitere Laune nicht trüben und den über ihr Lebensglück ent scheidenden Augenblick, der ja bald eint eten mußte und den Doktor seinen eingegangenen Verpflichtungen überhob, abwarten. —Aber ein Tag nach dem andern verging, und noch immer nicht traf die Antwort des Regisrungrsats ein. — Gustav äußerte jedesmal, so oft er vom Bureau nach Hause kam, und den sicher erwarteten Brief noch immer nicht vorfand, sein Bedenken über diese uner klärliche Verzögerung

der Vater seine Einwilligung, so mußte der Präsident, wenn Gustav ihm seine Verlobung offiziell anzeigte, hieraus erkennen, daß das Verhältnis seines Untergebenen zu der Buchhalterin keine der Sitte und Tugend zuwiderlaufende Liaison gewesen, sondern auf eine reine, wahre Liebe begründet war, und diese Entdeckimg mußte ihm eine bessere Meinung über seinen Untergebenen einflößen. Gab der Vater hingegen seine Einwilli gung nicht, und scheiterten auch alle Versuche, die Gustav alsdann

Vorgesetzte selbst ge stehen, daß die Arbeiten des Assessors an Sauberkeit und Ge diegenheit die seiner Kollegen weit übertrafen und von seltener Verstandesschärfe und großem Talente zeugten, doch veränderte dies in seinem Benehmen gegen den jungen Mann durchaus nichts. Klagte Gustav dies seinem Freunde, schüttete er vor ihm seinen ganzen Unmut aus, so zuckte dieser gleichgültig die Achseln und wußte keinen besseren Rat, als Geduld zu haben, mit der Zeit werde es sich wohl ändern. Zu einem tieferen

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Lienzer Zeitung
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Seite 26 von 32
Datum: 28.08.1909
Umfang: 32
er ist reich und vornehm, und sein Vater einer jener Menschen, die härter und grausamer sind als das Schicksal, denen Glück nur Rang und Reichtum, Liebe nur Mitgist bedeutet. Warum den Versuch machen, die Eisrinde zu lösen, welche Konvenienz um das Herz des Vaters gezogen hat? Kenne ich ihn nicht genugsam, um voraussehen zu können, daß solcher Versuch nur fruchtlos sein wird? Weiß ich nicht, daß Gustav dem Vater Trotz bieten und den Fluch desselben auf sein Haupt laden würde, um an meiner Seite

aus ihrem für sie so wohltätigen Schlummer, die Traum bilder erloschen und zerrannen, und die Gegenwart trat wieder an das Lager, ihre Rechte auf die Erwachende geltend zu machen. — Sie war nicht wenig überrascht, als sie beim Erwachen auf ihre Uhr sah, rasch erhob sie sich und packte ohne Zögern ihre Garderobe in einen aroßen Koffer, warf die unentbehrlichsten Toilettengegenstände m eine Reisetasche, legte den Brief an Gustav auf den Tisch, blickte zum Abschied noch einmal wehmütig durch das Zimmer und schritt dann rasch

hinaus. Auch Gustav hatte diese Nacht durchwacht. Nicht im Kreise froher Zechgenossen noch im Gespräch mit einem teilnehmenden Freunde, sondern in heißer Sehnsucht nach der, bei der all sein Denken weilte, in deren Armen allein er sein ganzes Lebensglück finden zu können wähnte. Düstere, ängstigende Traumbilder zogen im leisen Halbschlummer an seiner Seele vorbei, und das unruhige, stürmisch pochende Herz zählte jeden Glockenschlag, horchte auf das Ticken der Taschenuhr, die neben dem Bette

auf dem Nacht tische lag, und seufzte ungeduldig dem Morgen entgegen. Endlich brach der Tag an, und ermüdeter denn am Abend vorher erhob Gustav sich, um bis zur Frühstücksstunde in seinem Zimmer auf und ab zu wandeln und die Schritte zu überlegen, die er zunächst tun wollte. Er war fest entschlossen, die wieder gefundene Geliebte nicht zum zweiten Male entwischen zu lassen; — ihre Skruppel hoffte er durch Worte der Liebe und Vernunft zu beseitigen, ihren Befürchtungen wollte er Männlichkeit

bindende Verlobung ins reine bringen, dann sofort an seinen Vater schreiben und den Rest des Tages in den Armen der Geliebten verträumen. Gustav v. Raaven kam soeben von seinem neuen Chef, dem Gerichtspräsidenten Weller, in dessen Bureau er von jetzt an ar beiten sollte, und war im Begriff, in eine Seitenstraße abzu biegen, um zu der Wohnung seines Freundes zu gelangen, als plötzlich eine dicht verschleierte Dame an ihm vorbeischritt, den Weg zur Bahn nehmend. Gustav stieß einen leisen Schrei

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 2 von 8
Datum: 29.11.1912
Umfang: 8
setzen, damit sich der Nebel in meinem Schädel verflüchtigt.' Gustav war mit diesen Vorschlag einver standen und führte Breont zum nächsten Ruheplatz. Als aber Breont auch jetzt'wieder >- davon zu faseln anfing, daß Lina ihn durch » einen nicht mißzudeutenden Blick die Erlaub- - nis erteilt habe, heute mit ihr zu sprechen, machte sich Gustavs mühsam im Zaum gehaltener Zorn endlich Luft. „Weißt du, daß du eine ganz ernstliche Lektion verdienst?' brach er los. „Wie kannst du dich unter steh

um. „Du bist ein lieber Freund, Gustav! lamen tierte er. „Wenn du mich brauchst, bin ich gut; aber mir helfen, damit ich mit Lina end lich einmal zu einer Aussprache komme, da von willst du nichts wissen!' Gustav stampfte mit dem Fuß. „Vor allem lass' uns erst einmal die Geldsache er ledigen — nachher von dem anderen.' Breont tastete nach seiner Brusttasche, zog . aber die Hand mit einem lauten Aufschrei A zurück. ' „Was hast du denn?' „Verdammt! Gestochen Hab ich mich, an meiner Kravattennadel. O — sapristi

! Durch und durch muß sie gegangen sein!' Er wühlte wieder in seiner Tasche. End lich erwischte er das Gesuchte- Eine Weile fingerte er in dem Kuvert herum, aus dem er die Geldscheine herausziehen wollte, er kam aber nicht damit zustande, und hielt Gustav darum den Geldbrief hin. „Ach was — da hast du — das andere ordnen wir morgen!' Gustav zog die für sich erbetenen Banknoten vollends aus dem Kuvert und gab dieses 5 samt dem Begleitschreiben der Bank Breont F zurück; dann legte er vorsichtig die Geldscheine

in seine Brieftasche. Während er dies tat, mußte er hell hinauslachen — Breont spielte eine zu ergötzliche Figur, wie er so dastand und sich vergeblich bemühte, das ihm von Gustav <retournierte Kikvert in seine Brust tasche zu schieben. Endlich gelang es ihm- — auch er lachte. „Mit mir dreht sich wirklich alles um und um. Ich denke mir, Lina erwartet mich in ihrem Zimmer: Wie werd ich nur an dem Spalier vor ihrem Fenster hinauf kommen? Unterstütze mich ein bischen, damit ich mich nicht blamiere. Wenn ich oben

bin, kannst du nach Hause gehen.' Er lachte neuer lich. Gustav zog ihn am Rocke auf die Bank zurück. Für heute wirst. du. deine Kletterver- sucheausgebciU Morgen ' — „Nein, nicht - morgen, heute. Ich ver sichere dich, daß sie mich erwartet —' . . Gustavs Geduld war M Ende. „Jetzt ist's genug!'.rief, er barsch. „Vergiß nicht, daß du von meiner Jugendgespielin, von der Freundin meiner Braut sprichst. So lange deine Faseleien wenigstens den Anstand nicht verletzten, habe, ich dich schwatzen lassen

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Volksbote
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Seite 5 von 10
Datum: 02.01.1931
Umfang: 10
schreiber verewigt hat. Daher weiß niemand» daß der Erich drei ins Gesicht bekam, der Viktor zwei in den Hals, die prickelnd über seinen Rücken niedertauten» ° daß Gustav, Anton und ich uns am Boden wälzten, bis der Schneemann über uns herfiel, weil er die grausame Rauferei nicht länger anschauen konnte. Als sich der Sturm in einen fried lichen Waffenstillstand auflöst«, sah es aus der Wiese und an unseren Röcken und Hosen gar schrecklich aus und der alte Binzenz sagte kopfschüttelnd: „Berflixte Buben

auf seinem Kasten eine schönge schnitzte Krippe hatte, wo vor dem Christkind die Könige des Morgenlandes knieten und ihre Gaben reichten. Nun losten wir die Rollen aus. Erich, Vik tor und ich bekamen die Würde des Kaspar» Melchior und Balthasar, Gustav die des Sternenträgers, Anton die Rolle des Hemdes. Der alte Binzenz wollte zuerst von unseren Plänen nichts wissen, denn er ahnte Unheil, aber wir bettelten so lange, bis er Türen und Laden öffnete, Kronen kleben, Stern- schnetden und Schwerter gürten half

aus dem Morgenlande. Herodes eilte. Inzwischen schwärzte ich mein Gesicht mit Holzkohle, Viktor half dem Gustav, den Stern auf einen langen Stecken binden, und Erich überzeugte den alten Binzenz, daß drei königliche Majestäten nicht zu Fuß wandern dürften, sondern, wie es geschrieben steht, auf Pferden oder Kamelen ausreiten müßten. Da sich Binzenz weigerte, das Kameel zu machen, fo mußte er im Stalle die dicke Fanny los binden, die dann erstaunt und griesgrämig in den kalten Winter trat. Auf der großen Wiese

hinter dem Apothe kerhause war das Morgenland. Gustav hob den zitternden Stern hoch und die drei Könige kletterten über den alten Vinzenz auf die Fanny, die wohl noch nie in ihrem Leben eine dreifache Majestät getragen hatte. Gustav, der Komet, wackelte voraus und schrie immer wieder aus Leibeskräften: „Platz dal Platz da! Die heiligen drei Könige kom men! Hoch, hoch, hochl' Dabei war niemand auf dem schmalen Bachweg, der vom Apothe ker- bis zu meinem Vakerhaufe führte, und die Sträucher am Graben waren so tief

un erkannt und ungeehrt vom Orient bis nach Jerusalem, wo Herodes in unserer Holzhütte seinen Thronpalast aufgebaut hatte. Knapp hinter dem Zauntürl verschwand auf einmal der Komet und arbeitete sich pustend aus dem Wiesengraben los, in den er durch einen unvorsichtigen Schritt hineingeraten war. Aber himmlische Sterne erlöschen nicht, ob wohl Gustav sein leuchtendes Wunder der Fanny zu Füßen warf und polterte: „Jetzt könnt ihr euch das blöde Zeug selber tragen! Ich will auch einmal König

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 04.09.1909
Umfang: 28
hatte, nicht an die isen Vorwürfe, von denen die hingeschiedenen Eltern nicht ver hont geblieben waren, er sah jetzt nur die Gegenwart, und über diese hinaus in die Zukunft. Gustav sollte, wie er, eine glänzende Karriere machen und inst ein hochgestellter Beamter werden; um dieses Ziel zu er- nchen, mußte er vor allen Dingen eine Ebenbürtige und, wenn wglich, die Tochter oder Verwandte eines bei Hofe angesehenen Aannes als seine Gattin heimführen. An diesem Plane hing Raaven mit eiserner Konsequenz, und nach langem

und persönlich dem Pflichtvergessenen gegenüber- utreten, um zu sehen, wie weit die törichte Leidenschaft schon gediehen sei, und im Notfalle den Sohn nach Hause zu holen. Daß er diesen liebte, wie nur ein Vater sein Kind lieben kann, daß er stolz auf ihn war und die beste Meinung von ihm hegte, bewies der Empfang, der Gustav zuteil ward. Ohne den Brief zu erwähnen, plauderte der alte Herr von Freunden und Bekannten, Neuigkeiten, die in der Residenz sich zugetragen hatten, und ward nicht müde, dazwischen

sich nach dem Befinden des Sohnes, seinen früheren und jetzigen Vorge setzten und seiner Lebensweise zu erkundigen. Gustav war schon seit zwei Jahren von Hause abwesend, vor seiner jetzigen Stellung Referendar in Güstrow gewesen, somit fand der Regierungsrat Gelegenheit zu mancher Frage, und schnell verstrich die Zeit, ohne daß zwischen den beiden ein Wort über die Angelegenheit fiel, welche den Regierungsrat bewogen hatte, den Sohn zu besuchen, und bei der allein die Gedanken des Assessors weilten. Endlich faßte

Gustav sich ein Herz und erinnerte den Vater an den Brief, den dieser wohl erhalten haben werde. Über die Züge des alten Herrn slog rasch ein Schatten des Unmuts. „Ach so, dein Brief,' entgegnete er, „ja, ja, ich habe ihn erhalten, aber seinen Inhalt schon halb vergessen; du weißt, für solche Lappalien hatte ich nie ein gutes Gedächtnis.' Gustav entfärbte sich. „Lappalien, Vater?' warf er, gewalt sam nach Fassung ringend, vorwurfsvoll ein, „ich kann nicht gut glauben, daß du im Ernst sprichst

abwarten, bis der Rausch, in dem deine Sinne sich befinden, verflogen ist.' An dem entschiedenen, strengen Tone, in welchem der Regie rungsrat diese Worte sprach, erkannte Gustav, daß die Hoffnung, das Herz des stolzen, kalten Vaters seinem Wunsche geneigt zu machen, töricht und nutzlos war, und entschlossen, nicht auf hal bem Wege stehen zu bleiben, sondern die Angelegenheck zu Ende zu bringen, sei es auf diese oder jene Weise, begegnete er fest und lauernd dem offenen Blick des alten Mannes, der kalt

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Lienzer Zeitung
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Seite 20 von 34
Datum: 05.06.1909
Umfang: 34
steren Weg räsounierend. Als Gustav sein Publikum aufmerksam machte, daß er seinen Freund nun bei dem Ofeutürcheii herauslassen werde, wurde scharf aufgepaßt. Es kam aber natürlich nichts heraus. Der Erwar tete marschierte indessen schon unter den Tischen umher und wußte allerhand Unterhaltsames mit dem Gustav zu schwätzen, was einen der Bauern, der sich vor Lachen den Bauch halten mußte, hin riß, dem Gustav seinen Beifall kundzugeben; er nannte ihn einen Erzschelm. Schließlich sagten sich die zwei

Spaßmacher „Gute Nacht', der Gustav ließ seinen Freund zur Tür hinaus; der kam dann aber nochmals zurück und rief etwas Spaßiges herein, darauf hmteu wir ihn fortgehen und die Vorstellung, die uns so belustigt hatte, war zu Ende. Gustav trank seinen Kronewittern aus, ließ darauf eine tüchtige Prise unter der Nase verschwinden, dann räumte er sein Fahrzeug aus der Tasche, wünschte uns „Gute Nacht' und kroch anf den Heuboden. Nächsten Morgen war Gustav der erste aus dem Nest; derweilen wir noch schliefen

fanden. Des Tages zweimal ließ er sich durch einen kleinen Buben sein Achtel holen, schnupfte fleißig und flickte emsig das Riemenzeug. Und dann kam niemand mehr um den Brannt wein — wir wußten: Gustav war fortgegangen. Sein Name ist aber zurückgeblieben. Er war im Dorf rasch bekannt geworden und die Leute hat ten ihn wegen seiner Schwäuke gerne gelitten. Den „narrischen Gustav' nannten sie ihn, weil er gar so viel ein fideler, närrischer Kauz war. Vom Sattlergesellen Gustav hörte man lange

nichts mehr. Es war der Winter gekommen. An einem Tage, wo die Waldbauern sagten: „Heut' sollt' ma koan Hund außijagen'. denn es war unge stümes Schneestöbern, und das war gerade an einem Sonntagnachmittag, da strampfte sich vor unserer Tür jemand Schnee von den Stiefeln. Die Tür sprang auf und herein tänzelte ein Schnee» mandel. . „Guet'n Ab'nd, Leut'!' grüßte der neue Gast. „Ah, heut' lass' i mir's g'fallen . . . A Achtel!' Da war er nun wieder, der Sattlergeselle Gustav. Mit Schneeflocken dicht übersät

, von der dicken Pelzhaube rieselte ihm das Wasser, sein Gesicht aber strahlte wie immer vergnüglich. Die in der Stube sitzenden Bauern entsetz ten sich, daß ein Mensch in diesem Schneegestö ber sich Überland wage. Gustav lachte. „Ah, 's Wetter tuet mir nix!' sagte er freu dig und warf das Vierkreuzerstückel für den Brannt wein auf den Tisch. (ingelangt sinci Xeukeite» in: kerrea- unci vsmen-kleickerzlokke, Sport-ksppea. Stutzen. Strumpfe. Socken, ksnäzckube. vsmen- unc! Kerren-Liirtel. Verscbieäene üourkten

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Sonntagsblatt/Illustriertes Sonntagsblatt
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Seite 1 von 20
Datum: 06.12.1912
Umfang: 20
Verlagsanstatt Minerva A^G. w Zürich «nd Würzburg. Nr. 49 Gratisbeilage zum „pusterthaler vote'. 1912 Um äes Kindes willen. Novelle von 1. Ank-Maishok. ! Fortsetzung. „Böses Kind, wann bist du denn nach Haus gekommen, um so lange zu schlafen?' Rasch kleidete Gustav sich an und ging nach dem Wohnzimmer hinab. Seine Mut ter kam ihm auf der Treppe entgegen. „Ich weiß es selbst nicht, Mama, meine Uhr ist stehen geblieben. Ist mein Freund Breont heute schon dagewesen? „Niemand war da. Lina fragte

nach dir, ehe sie fortging, bat mich aber, dich nicht zu wecken. Zu Mathilde habe ich gesagt, du ordnest deine Papiere.' „Danke, Mama, und Adieu. Ich muß vor bcm Essen noch einen Gang machen.' - „Mathilde ist im Wohnzimmer.' Gustav ging zu ihr hinein und bot ihr mit freundlichem Gruß die Hand. „Wie war die Nacht, Mathilde?' „Danke, lieber Gustav, gut. Aber heute liegt es wie ein Druck auf mir, so beängstigend, als ob ein Unglück drohe —' Gustav mußte fich zwingen, ruhig zu bleiben. „Das verursachen

die Herbstnebel,' meinte er beschwichtigend, „ihr Brodem dringt auch in die Wohnzimmer und tvirkt ungünstig auf dein Befinden ein. In ein paar Tagen tvirst du ja die warme Luft Italiens atmen, und alle Unglücksahnuugen vergessen haben.' Mit einem schönen Ausdruck des Vertrauens sah Mathilde zu Gustav auf. „Wie gut du bist! Gott vergelte dir deine treue Sorge für mich armes, krankes Go- schöpf!' Ein Gefühl tiefer Beschämung kroch Gustav durch's Herz, es war unerträglich, ein so inniges Vertrauen täuschen

zu müssen! Bedrückt entfernte er sich. Unschlüssig stand er einen Moment auf der Straße. Es wider strebte ihm, Breont zuerst aufzusuchen, nach dem dieser so unverantwortlich gehandelt; hatte. Allein die Geldangelegenheit mußte» geordnet werden, auch traf er den Ingenieur um diese Zeit kanm zu Hause. Dafür würde er sicherlich bei seinen Hausherrn hinterlassen haben, wo und wann Gustav mit ihn: zusam mentreffen könne. In der Nähe von Breonts Wohnhaus ge riet Gustav in eine Schar spielender Kinder

r)c')5x'x'>5x'x'x'x7)5x?x'x'x'x^ Denkmal zur Erinnerung an die deutsche Einwanderung in Amerika, für Philadelphia bestimmt, ein Werk des Zürcher Bildhauers Otto Schweizer. hinein, von denen ihm eines blindlings zwischen die Füße lief. Er packte den kleinen Mann am Kragen, um ihn und sich vor dem Niederfallen zu bewahren. Nachdruck verboten. „Guten Morgen, Herr Hainbach!' krähte der Wicht zwischen Gustavs Beinen hervor. Gustav besah sich das Kerlcheu, es gehörte dem Hauswirt Breonts. „Ist Herr Breont

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 21.08.1909
Umfang: 28
war es noch nicht gekommen, wozu auch hätte es einer solchen bedurft, unsere Nicke hatten sich ja einander schon gesagt, wie gut wir uns waren, wie nahe wir uns standen.' „Romantischer Schwärmer!' fiel August lächelnd dem Freunde ins Wort; „wer wird in unserm nüchternen Zeitalter sich noch mit euer so platonischen Liebe begnügen! Doch fahre fort, ich bin g spannt, das Ende der Geschichte zu erfahren.' „Dein Spott verletzt nicht, weil er nicht trifft,' fuhr Gustav ruhig fort. „Eines Abends saß ich im Garten

mit mir zu sprechen verlangte, erhob ich mich, öffnete die Tür und sah mich dem Hausknechte jener Schenke gegenüber, der mir, ohne lange Worte zu machen, einen Brief überreichte und dann, als drücke ihn das böse Gewissen, sich rasch aus dem Staube machte.' Gustav hielt inne, mit einem Blick voll Wehmut sah er dem Freunde ins Auge und zog dann einen Brief aus der Brusttasche. „Hier, lies selbst,' fuhr er leise fort, „wie heiß und innig meine Liebe ist, magst du daraus entnehmen, daß ich diese Zeilen stets

auf dem Herzen trage.' Der Doktor entfaltete den Brief und las: „Mein Gustav! So laß mich Dich nennen, Du mein teurer Geliebter, dessen Bild ewig und unauslöschlich in meinem Herzen ruht! — Hast Du doch selbst mir das Recht gegeben, Dich also nennen zu dürfen, und mein Herz macht Gebrauch von diesem Rechte, — ach, daß es auch meine Lippen dürsten! — Wohl hattest Tu recht, als Du sagtest, unsere Seelen seien füreinander ge schaffen, und eine würde nur im Glücke der anderen das eigene Glück finden! O, wie gern

wäre ich Dir ans Herz gesunken, an jenes treue, gute Herz, welches ich ganz durchschaut und liebge wonnen habe! — Doch das Schicksal ist hart, unerbittlich tritt es zwischen uns und ruft: Laßt ab, ihr Toren, die ihr ein Glück erträumt, welches euch die Wirklichkeit nie geben wird! — Sieh, Gustav, wäre ich reich wie Du, hätte ich geachtete Eltern und den Ruf einer ehrbaren, züchtigen Jungfrau, jubelnd würde ich hineilen zu Dir und Dir zujauchzen: Da bin ich, nimm

würde; — es ist besser so, und einst wirst Du es mir vielleicht Dank wissen. Lebe wohl, möge Dich der Himmel so glücklich machen, wie Du es verdienst, und Dir einst eine Lebensgefährtin zuführen, die besser als ich, Dein gutes, edles Herz zu schätzen weiß. — Noch einmal, lebe wohl, Du mein ewig, unsäglich geliebter Gustav! — Deine Johanna Eggert.' — Erstaunt und bewegt zugleich gab der Doktor den Brief seinem Freunde zurück. „Alle Achtung vor dem Mädchen!' sagte er; „sie scheint eine Perle zu sein, fände

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 21.08.1909
Umfang: 28
, jungen Mannes, der einem Elegant ähnlicher sah als dem armen Teufel, welchen der Doktor in dem Schellenden ver mutet hatte. August erhob sich und blickte dem Fremden einen Augenblick forschend ins Antlitz. „Alle Wetter!' rief er erstaunt, „bist du's wirklich? — Gustav v. Raaven? — Komm in meine Arme, alter Junge, und sei herz lich willkommen!' Er drückte den Freund an seine Brust und zog ihn dann neben sich auf das Sofa. „Diese Dame ist meine Schwester, und der Herr hier' — fuhr er zu Emma gewendet

fort — „mein bester, liebster Jugend freund, Gustav v. Raaven; weißt du, der lustige Studiosus, dessen dumme Witze ich dir so häusig erzählt habe.' „Ah — allzu gütig!' siel v. Raaven ihm ins Wort, während er sich vor dem Mädchen verneigte, „glauben Sie August nicht, er ist stets ein Bescheidener gewesen, der seine eigenen lustigen Streiche andern in die Schuhe schob.' „Er hat mir nur Liebes und Gutes von Ihnen erzählt,' er widerte Emma, „doch ich muß um Entschuldigung bitten

, daß ich Sie jetzt verlasse, Sie sind heute mittag unser Gast, so hat also die Hausfrau doppelte Pflicht in der Küche zu erfüllen.' „Sapperlot,' nahm Gustav das Wort, als die Tür hinter dem Mädchen ins Schloß gefallen war, „du hast eine hübsche Schwester, August; wäre mein Herz noch frei, ich glaube, die Rühe deiner Schwester würde seiner Ruhe gefährlich sein. Doch jetzt zu uns. Wie geht's dir? — Frisch, gesund und rüstig bist du noch, Ge sundheit und Lebenslust leuchten noch wie damals, als wir Stubengenossen

so bin ich denn bis heute noch um keinen Schritt in meiner Karriere weiter gekommen und harre noch immer der besseren Zukunft, die unverantwortlich lange auf sich warten läßt.' „Fatal,' erwiderte Gustav, „indes ein Mann wie du muß sich daraus nichts machen, du hast Geld genug, auch ohne Pa tienten leben zu können, gönne also deinen ärmeren Kollegen den besseren Verdienst, für welchen sie sich sauer genug Plagen > müssen. Bedarfst du eines Freundes, der dich tröstet und dir bis Grillen verscheucht, so verfüge

nur über mich, ich bleibe vorläufi? hier und bin gerne bereit, dieses Amt zu übernehmen.' „Du bleibst hier?' fiel ihm der Doktor sichtlich erfreut ins Wort, „eine angenehmere Nachricht hätte mir nicht Werder können. Du hast eine Anstellung hier?' „Als Assessor an das hiesige Oberlandesgericht versetzt!' fuhr Gustav fort. „Die Versetzung kam so plötzlich, daß ich dich nicht vorher benachrichtigen konnte.' „Um so größer und freudiger war die Überraschung,' unter brach ihn August. „Jetzt bin ich mit meinem Schicksal ausge

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Bozner Zeitung
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Seite 3 von 4
Datum: 18.11.1863
Umfang: 4
zu machen.' »Ist dies der Weg?' „Sei besonnen, Gustav!' flehte leise Marie. „Ich wollte meine Werbung um die Hand Ihrer Tochler wiederholen — bin zum Förster in Untenhal ernannt.' «Das ist gut für Sie — aber meine Tochter —' „Marie liebt mich und wird mich lieben —« „Albernheiten — Marie heirathet den Fabriksherrn Max Sturmschütz— ich habe vor einer Stunde mein Wort gegeben — dabei bleibl's —' „Mein Vater —« »Zurück, albernes Mädel — glaubst Du, ich habe nach Vermögen getrachtet, um einen Betteljungen —' „Ich bin von heute

an Förster und verbitte mir —' brauste Gustav empor, mit der Faust ans Jagdmesser schlagend. „Um Gott — Gustav — lieber Vater!' „Elender' — fuhr der Verwalter fort — „heraus mit der Fuchtel — gilt's doch nur einen sechzig, jährigen —« „Unbesonnener —' „Unbesonnen — könntest Du mich achten Marie — wenn —» »Jn'S HauS zurück!' brüllte der Alte und schleu derte seine Tochter vor sich hin — noch bin ich Herr „Das soll ' knirschte, wie von einem Wet terschlage betäubt, der Förster. »Sie sind mein Schwiegersohn

— hier meine Hand —' Da krachte ein Schuß und regungslos deckte der Verwalter den Boden. „Mein Vater! Gustav!« schrie das Mädchen und stürzte sich über die Leiche. Die Abendunterhaltung war so glänzend als mög lich arrangirt. nur Eines — der Frohsinn fehlte. Der Verwalter mühte sich umsonst, seinen geheimen Groll zu verbergen und Marie wandelte gleich einer Leiche unter.den Gästen umher. Max sprudelte von söge, nannten geistreichen Einfällen und stereotypen Redens arten. überbot sich an Erfindungen im Bereich

— mein Kopf ist bereits von neuen Unternehmungen voll — sollt ehestens ein Schreiben erhalten.' — Meister Gottlieb blickte dem Scheidenden nach, als ob er in der That einen Verlust erlitten hätte. Marianne athmete auf. dünge», den Alte» erschossen. ES war Anfangs nur «in gemeinsamer Einbruch verabredet gewesen. Der zwischen Gustav und dem Verwalter stattgefunden? erbitterte Wortwechsel, besten Zeuge der Verbrecher gewesen, bot einen willkommenen Anlaß. Gustav hatte sein Gewehr an ver Eingangspforte

cineS Rie» menS zu erhängen. Max ward zu mehrjährigem Kerker verurtheilt, i» welchem er auch später stari'. Gustav und Marie reichten sich zwar die Hand am Altare, aber das von Gram zu tief erschütterte Mäd- cheuherz pochte nur noch einmal freudig empor, um zu brechen. Goltlieb umarmte oft mit Innigkeit seine Ma rianne: „Dir vankc ich insbesondere, daß ich mich nicht, vom Wahnsinn beherrscht, in vie Arme meines Neffen warf. Im günstigsten Falle wären wir Bett ler! Uns wurde eine traurige

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Alpenzeitung
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Seite 9 von 10
Datum: 15.10.1932
Umfang: 10
, etwas lichter als Sorte 2 ^^tleltsgott ausgesproch.n. Den Konsumenten ^ Gustav vergi/igt seinem trauten Heim zu, nach dein Schleudern. unseres Hon.gs aber wun.chen wir frohen Ge- ^ Nrm.t die kà blonde Anna, schon an Wiener- und Vsrliner-Bühnen Zeugn's seines hohen Könnens ablegte. Für die kleineren Fä cher wurden noch Anni? Kalis. Felir Dombrov- sky und Roman Nomanoo verpflichtet. Die mu sikalische Leitung hat Kapellmeister Otto Groß in ne. Morgen, Sonntag, gelangt erstmalig Robert >olz neuest Aufführung

Stimmungsmusik. Konzert Dr. Otto Eisen wo seine Braut die kesse, blonde Anna, schon sehnsüchtig — wie er glaubt — auf ihn wartet. Ihr ist der schwere, massive Kerl, der an ihre Treue unbedingt glaubt, nun einmal verfallen. Als nun „ihr' Gustav plötzlich vor ihr steht, lächelt Anna mit ihren verführerischen Nixen- augcn ihr falsches Lächeln, während sie an den feinen Photographen Ralph denkt, der sie in ihrer ganzen unbedeckten Schönhiet photogra- phlert hat, und von dem Gustav nichts wissen darf

, da sie von nun an mit ihm Schluß machen will. Am nächsten Abend sieht er sie trotzdem beim Gartenfest in Treptow, wo sie ihm erst entschlüpfen will, ihn jedoch dann in sein Ate lier aufsucht. Und da ist ein Dritter, der für sie in Leidenschaft glüht und sie verrät: der junge Willy, der Sohn des verstorbenen Freundes Gustavs, den dieser nach seiner Freilassung an Sohnes Stelle angenommen. War das Pflicht- und Dankgefühl seinein väterlichen Gönner ge genüber? Wars Eifersucht? — Gustav, der sich ivährend des Festes

nun diesen ^ 5' ? Kiendlwirt Ncnk. verkaufen nun diesen minderwertigen Honig als einheimischen Ge birgshonig; dabei ist es sogar vorgekommen, 'daß der Namen eines einheimischen Imkers vor getäuscht würde um die Echtheit zu garantieren, l Die Prüfung des Honigs auf seine Echtheit ist nicht gerade schwierig, jedoch etwas um ständlich: deshalb empfiehlt es sich für den Käu- Bachauler Bufchen Dorf Tirol: aebratene Ka stanien, guter We!n. 5 Min. ober der Kirche. Als Gustav erfährt, daß Ralph tot sei, flieht er in ein sicheres

Versteck, wo er durch Willy Nach richten und Nahrung erhält. Der Polizeikom- missär kontrolliert Annas Wohnung und findet Willy, von dem er Gustavs Aufenthalt erfah ren will, aber Willy schweigt und da er selber abgeführt werden soll, spricht Anna, damit der Junge frei bleibe. Gustav sitzt nun wieder auf sechs Jahre! Aber einen Tag nimmt er sich noch frei, um zu wissen, wen Anna nun hat. Willy!. Ein rasender Kampf. Willy ist verwundet. Nun ist Gustav aber ruhig. Die ganze entsetzliche Wertlosigkeit

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Der Tiroler / Der Landsmann
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Seite 5 von 8
Datum: 24.08.1911
Umfang: 8
. Nun ist der Schluß gelesen. Langsam, mit zitternden Händen faltet sie den Brief zusam men. Sie lehnt an dem alten Gemäuer der Mühle und starrt nach dem Ruhenden hinüber. „Gustav!' Der Name kommt halblaut über die bebenden Lippen und zwei große Tränen fließen über die gefurchten Wangen hinab auf den dunklen Erd boden. Ein tiefer Atemzug hebt die Brust. Es ist ein Seufzer, ein erstickter Rnf. O, wie die Bilder ver gangener Tage herauf steigen aus dem Grabe der alten Zeit. Die zusammengepreßten Lippen öffneten

sich. „O. Gustav, war das deine Liebe zu mir? Kann sich Liebe so in Haß verwandeln? O Gott, wie ties kann der Mensch doch sinken, wenn er deinen Weg verläßt!' Frau Selmer wischt die Tränen aus den Angen und geht, mit dem Briefe in der Hand, aus den Ru henden zu. Nun steht sie dicht vor ihm. Sein Gesicht ist noch mit den Händen bedeckt. Die Atemzüge gehen ruhig. „Gustav!' sagte sie leise. Keine Antwort. Da legte sie die recht Hand auf die Schulter des Schlummernden. In der andern hält sie den ver hängnisvollen

Brief. Die Berührung weckt den Ru henden. Er schaut auf, um sich. Wo war er denn? Hatte er geträumt? Vielleicht, doch nun wachte er und vor ihm stand eine Person, die er kannte und die auch gealtert war wie er und die ihn jetzt vorwurfs voll und doch auch traurig anblickte. Nun hörte er eine schwache Frauenstimme, die zu ihm sagte: „Hier ist dein Brief, Gustav, dort am Wege lag er, ich habe ihn gefunden.' Hastig griff der Eichbauer nach dem Briefe, und blickte ängstlich in das ruhige, bleiche

Frauenantlitz. „Hast du ihn gelesen, Lisa?' „Ja, Gustav, ich kenne seinen Inhalt. Verschließe das Schreiben sorgfältig. Kein anderes Auge darf erfahren, was darin geschrieben steht. Und hier meine Hand, Gustav, ich gelobe dir tieses Schweigen.' Fran Selmer schwieg. Der Eichbauer seufzte tief auf. Wo waren Ruhe und Freude hin? Sein tiefstes und traurigstes Geheimnis war enthüllt. Sein Mit genosse jenseits des Meeres schwieg, dem hatte wohl gar der Tod den Mund verschlossen. Aber die Frau, die neben ihm stand

mit dem Oelzweig des Friedens. Die Himmels gabe des Friedens senkt sich nieder in das trostbedürf tige Herz des armen ManneS, der jetzt das Trost wort hörte: „Gustav, größer als unsere Schuld ist Gottes Barmherzigkeit. Komm mit mir in mein Hans, dort laß uns ruhig mit einander reden, komm!' Frau Selmer wandte sich zum Gehen und willen los wie ein Kind folgte der gebrochene Mann seiner Trösterin. 8. Kapitel. Auf der sonnigen Landstraße angekommen, blieb der Eichbauer stehen. Er war müde und wischte

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Dolomiten
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Seite 7 von 16
Datum: 15.11.1930
Umfang: 16
. In einem Lehnstuhl am Fenster saß ein Mann, der sich beim Eintritt der Dame hastig erhob. Es war Gustav Bürklin. Er machte einen seltsam verfallenen Eindruck. Die Farbe seines Gesichtes war noch leichen- hafter als vorher, seine Gesichtszüge noch düsterer. Als Laura Bürklin zu ihm trat, erhob er die Hand, als wollte er sie seiner Besucherin reichen, ließ sie aber wieder sinken, als er sah, daß sie keine Bewegung machte, seine Hand zu nehmen. Laura Bürklin ging ohne ihren Vetter anzuschen. an ihm vorüber

glaube ich das gar nicht. Du wirst vielmehr in Unruhe deinetwegen gewesen sein.' „Oh, nicht so sehr. Du sagtest mir ja schon gestern abends, die Polizei hätte von meiner Person keine Notiz genommen.' „Ja, das sagte ich — gestern abends. Jetzt — könnte ich dir auf dieselbe Frage nicht die gleiche Antwort geben.' „Ah — warum nicht?' stotterte Gustav Bürklin und entfärbte sich. „Der Untersuchungsrichter und der Poli zeirat waren heute in aller Frühe schon wieder bei mir.' ' „Nun — und —' „Sie kamen

mit einem Verdacht —' „Mit einem Verdacht — gegen wen?' • „Weiß ich, welche Gedanken sich hinter ■ den undurchdringlichen Mienen solcher Kriminalbeamten verbergen. Tatsache ist, daß sic sehr lebhaft nach dir fragten.' - „Nach mir — fragten —' „Ja — doch vorläufig nur, um dich zu be glückwünschen.' i „Um mich —' Gustav blickte Laura sprachlos an. ! „Ja — zu deiner Verlobung.' > Er schüttelte den Kopf. „Zu meiner Ver lobung —? Mit men?' „Nim, mit mir.' Gustav Bürklin blickte sic eine Weile starr an. 1 „Ich sehe

, denn ich habe den beiden Herren von der Polizei heute morgen unsere Verlobung mit geteilt.' Gustav Bürklin stand noch einen Augen blick wie erstarrt. Dann aber eilte er mit ausgebreiteten Armen auf Laura zu. „O Laura — endlich hast du mich erhört.' Doch eine herrische, abwehrende Gebärde Lauras bannte ihn an der Stelle. Ihr schönes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse voll beißenden Spottes. „Bitte, werde nicht herzlich, teurer Vetter. Das hätte unter Zeugen Zweck gehabt, doch wir sind unter uns. Es muß dir doch klar

sein, daß, wenn ich mich mit dir verlobe, daß dies nur eine Komödie ist, die keinerlei ernsthafte Folgen haben kann. Wenn cs dir Spaß macht, mich eine gewisse Zeit lang als deine Braut zu betrachten, so habe ich nichts dagegen. Deine Frau werde ich nie.' „Wozu denn eine solche Komödie?' knirschte Gustav. „Verlaß dich darauf, daß ich sie nicht mitspielen werde.' „Ach, mein Freund, darüber Worte zu verlieren verlohnt sich nicht. Du warst bis her eifersüchtig auf den Maler Hildebrand, weil du wußtest, daß ich ihn liebte. Du hast

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Bozner Nachrichten
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Seite 17 von 24
Datum: 22.09.1910
Umfang: 24
, in welchem wir Gustav Mederdörfer erkennen, „fei gegrüßt und «auch du, liebe Lucie, Jugendfreundin — — ja, so!' unterbrach er sich, „da muß ich Wohl vorstellen, die beiden scheinen sich nicht zu kennen, oder erinnerst du dich vielleicht noch des kleinen Mädchens von damals, Arnold, das — — nun, du weißt ja!' ' . „Nein,' unterbrach der mit Arnold Angeredete ihn, „die junge Dame ist mir fremd. Willst du mich vorstellen, Gustav?' > ' ' „Mein Freund Arnold von Freienwalde, Fräulein Lucie Benin, meine Schwester Helene

verschlungen und Träne um Tväne löste sich kristatl- perlengleich von ihren langen dunklen Wimpern. Em Bild Trauer, stund sie da, als ob sie jemand, der chr teuer ^lr, beweine. Gustav eilte auf sie zu und rief schon von weitem: '^ts fehlt dir, Lucie? Was ist geschehen?' . 'Vichts, nichts!' wehrte sie lächelnd -ab. „Ich bin zu A^irsen, das hat mir den Atem benommen; dazu der n so vor fremden Augen gezeigt zu Haberl!' Und dabei wies sie auf ihr offenes Kaar. kchrkchten' vom 22. September 1S1V „Fremd

?' wiederholte Gustav. „Wo denkst du hin? Kennen wir uns denn nicht seit unserer ersten Jugendzeit? Ich dachte, ich sei dir nicht fremd geworden!' „Ja, du! Aber jener, der da so unvermutet vor mir stand!' „Ach, du meinst meinen Freund?' fiel Gustav ein. „Ja, nicht wahr, den so plötzlich wiederzusehen, das überraschte dich. Er ist der Junge, der dich damals aus dem Weiher zog. Aber er will nichts mehr davon hören, nicht daran erinnert sein, das hat er mir wiederholt gesagt; -—die Zei ten sind vorüber

und er erinnere sich kaum, wie das kleine Ding da, das er gerettet habe, ausgesehen habe. Deshalb erkannte er dich auch nicht wieder. Ahnte er doch nicht, dich hier zu treffen; auch hast du dich so sehr zu deinem Vor teil verändert. Du und Helene — ihr seü> beide in der Zeit von zwei Jahren, die ich euch nicht mehr sah, ja voll ständige junge Damen geworden!' Lucie hatte sich, während Gustav sprach, gefaßt; sie ging scheinbar scherzend darauf ein, während sie sich bemuhte, ihr Haar zusammenzufassen

und in einen Knoten zu schlagen. Das Zwitter war inzwischen ausgebrochen und Helene lief mit Arnold vorauf, während Lucie und Gustav nachfolg ten. Schirme hatten sie nicht bei sich und nahmen solche des halb freudig in Empfang, als das Mädchen ihnen damit auf halbem Wege entgegenkam. , - Die Damen hätten sich halbtot geängstigt, jammerte das selbe auf französisch; sie hätte Mesdemoiselles im Garten su chen sollen^ als das Unwetter herannahte, sie habe sie dort aber nicht finden können.. Und nun wisse

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Lienzer Zeitung
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Seite 19 von 24
Datum: 31.08.1901
Umfang: 24
war im stände, uns zu retten.' „Aber Gustav Wasa. Muß ich, ein Weib, euch Männern zeigen, wo die Rettung, wo die Hilfe zu finden ist? Trotz seiner Jugend habe ich vor fünf Jahren, als er in Ridders war, in ihm den Mann erkannt, der Schweden retten kann; er zählt jetzt dreißig Jahre, schart euch um ihn und Schweden wird frei sein.' „Ich wäre nimmer heimgekehrt, um diese Mahnung von meines Weibes Lippen zu vernehmen, wenn Gustav Wasa in Schweden wäre. Von Sten Stures Leiche wäre ich zu ihm gegangen und hätte

zu ihm gesagt: „Freund, Bruder, tritt die Erbschaft an, die der Tote Dir hinterließ, trag' uns voran das Banner, das Sten Stures erkalteten Händen entsank,' aber vernimm die Unglücks kunde, die fast so furchtbar ist, wie die vou Sten Stures Tode: Gustav Wasa ist Gefangener der Dänen!' „Gustav Erichson, ein freier Mann, wie ist das möglich?' fragte Hertha. „Es war zu Pfingsten 1518,' begann Harald zu erzählen, „da kam König Christian, wie Du weißt, mit Heeresmacht über den Suud, um sich die Krone Schwedens

zu erobern. Er drang bis vor Brämkyrke, wo wir ihn unter Sten Sture aufs Haupt schlugen, daß er auf seine Schiffe flüchtete. Gott selbst gab ihn in unsere Hände, deuu der Wind verhinderte das Auslaufen seiner Flotte aus dem Hafen von Stockholm. Da fing der Heuchler Friedens unterhandlungen an, die in Stockholm ihren Abschluß finde« soll ten, wenn man ihm zur Sicherheit Geiseln schickte. Der Reichsrat glaubte ihm und sandte ihm sechs Jünglinge aus den edelsten Ge schlechtern, darunter Gustav Wasa

. Als die Jünglinge an Bord der Schiffe waren, schlug der Wind um, und König Christian suhr mit den Söhnen unseres Landes nach Dänemark. Wohl folgte ihm der Fluch des getäuschten Laudes, das nun klar erkannte, was es von seinem künftigen Könige zn erwarten habe, aber dieser Fluch gab uus Gustav Erichson nicht zurück. Sten Sture tot, Gustav Wasa Gefangener in Dänemark. Das ist unser Todes urteil, denn nun wird der fremde Tyrann kommen und unsere Freiheit in den Staub treten.' „War es Dir nicht möglich zu siegen

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 14.07.1894
Umfang: 8
. So ist denn in Folge der ungeheuren Ausgaben der Staats schatz erschöpft, der Reichthum der Länder zusammen geschmolzen, das Vermögen der Einzelnen schwer ge schädigt. Wir sind bereits soweit gekommen, daß der bewaffnete Friede unerträglich geworden. Sollte allmälig ein derartiger Zustand der bürgerlichen Gesellschaft seinen Grund in der Natur haben? Und doch können Wir Uns desselben nicht entledigen und zu einem wahren Frieden gelangen, es sei denn durch die Gnade Jesu, Zwangslose Mittheilungen, c. Gustav Adolf

, Tilly und Magdeburg. (Fortsetzung.) Die Bürger Magdeburgs wollten vertragsmäßig vom Schwedenkönig Alles haben und nichts für ihn thun. Dagegen hatte Gustav Adolf den Vortheil davon, wenn die Stadt zu Grunde ging, wenn sie vernichtet würde. Einestheils würde er dadurch von seiner lästigen Ver bindlichkeit, anderseits von der Furcht befreit, daß die reichen Mittel, welche er als Freund und Beschützer uicht in seine Hände bringen konnte, auf irgend eine Weise seinem Gegner dienstbar

würden. Eine Kapitula tion mit Tilly hätte diesem die Mittel gewährt, Magde burg zum Kriegssitz , zur Kriegsburg zu machen. Deshalb wollten Gustav Adolf und Falkenberg zunächst !eine Kapitulation. Die Stadt sollte nicht unver letzt bleiben; sie sollte mit Sturm genommen werden. Gustav Adolf kannte Tilly und kannte auch die Disci plin der Tilly'schen Truppen. Er wußte, wie dieselben !U Neubrandenburg uageachtet der Erbitterung, mit welcher sie auf die Schweden einHieben, von Tilly Zum Löschen der brennenden Häuser

von Minen inner halb der Stadt, die Brandstiftung im großen Maßstabe. Die Feuerflammen verzehrten theils die beutegierigen Krieger, theils zerstörten sie die Krie gs Mittel und Vorräthe, theils lockerte auch die Plünde rung den Geist der Ordnung, der Zucht, welcher Tilly's alte Soldaten zum gesürchteten Heere Europas machte. Dann knüpften sich an diese Zerstörung Magdeburgs für Gustav noch besondere Vortheile. Zunächst konnte er jetzt erst diesen aus Eroberungs sucht angefangenen Krieg

durch die Arbeit früherer Jahrhunderte, versprachen immer herrlicher zu werden als der Zwist im sechszehnten Jahrhundert entbrannte. Da die Christenheit durch Hader und Streit gespalten, die Kräfte Europas durch Feindseligkeiten und Kriege rung Magdeburgs noch kein Religionskrieg. Erst Gustav Adolf hatte den religiösen Fanatismus geschaffen. Schon bei Eroberung von Brandenburg durch die Schweden hatte er seinem Hcere diesen Fanatismus beigebracht und derselbe hatte bei Erstürmung von Frankfurt

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Dolomiten
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Seite 5 von 8
Datum: 30.11.1927
Umfang: 8
und blöden, glänzenden Augen ganz dicht am Feuer gestanden hatte. — Gustav Schräger, der idiotische Sohn des Gastwirts. Immer nach drei Schritten blieb er sichen und starrte in die lodernde Glut. Und dann reckte er die Hände in die Luft, als wolle er die Flammen aneifern, immer höher empor zu schlagen. „O je, es wird kleiner! Es ist nicht groß! Uff! Uff! Hu! Brr! Acch!' Die Weiber deuteten auf den Idioten und lachten. Dann riefen sie ihn an. Er kam lang sam näher, grinste und sagte ganz unvermit telt

: „Der Herr Raschdorf hai's angczündet!' Die Gesellschaft schrak bei diesen Wort jäh zusammen. „Gustav, wirst.- still sein! Das sagt man doch nicht! Mer Gustav!' Der Idiot schnitt eine Grimasse. „Ich weiß es! Er hat's angezündet! O! Ah! Dort, das is feinI Hoch! Hoch! Srrl' Er wollte wieder zum Feuer zurück, aber ein Weib hielt ihn am Arm fest. „Wie kannste denn so was sagen, Gustav? Das darsste doch nich.' Er sah sie grinsend an. „Es ist schön! Und es wird noch ein Mann verbrennen! Patz auf! Und sic

werden ihn tragen.' Siehst du! Siehst du.' Dort! Ooh — oooh!' Cr wollte sich losreißen, aber das Weib hielt ihn fest. „Gustav, du mußt's uns sagen. Wie kannste denn sagen: der Herr Raschdorf hat's ange zündet. Du wirst ja eingesperrt, wenn das rauskommt.' Der Idiot sah sie an und zog ein weiner liches Gesicht. „Ich laß mich nicht einsperren! Ich will nicht! Ich will zum Feuer! Ich sag's meinem Vater! Laß mich doch los! Du zwickst mich in meinen Arm!' „Aber woher weißte denn das vom Herrn Raschdorf. Gustav

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Dolomiten
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Seite 5 von 8
Datum: 24.11.1930
Umfang: 8
, praktisch und vor allem auch äußerst billig. Ein Meier 100 cm Drei* Preis L 1.50 Vopelwelder^Papterbondiiinden Men des Schicksals Kriminalroman von Heinrich Tiaden. Urheberrechtlich geschützt dem Lit. Bur. M. Lincke. Dresden 21. (Nachdruck verboten.) 41. Fortsetzung Da stößt er einen schrecklichen Schrei ans. taumelt zurück und fällt in den großen Lehnstuhl, der am Fenster steht. Noch ein zweiter Schrei ertönt im Zimmer. Dieser Schrei entreißt Gustav Bürklin seiner schrecklichen Vision

. Wie aus einem schweren Traum erwachend, blickt er umher und befindet sich nun wieder in seinem Zimmer, in dem immer noch der lange, schmale Sonnenstreifen liegt. Doch die Sonne ist inzwischen ihren Weg weiter- gewandert und hatte den Streifen um eine ganze Handbreite verschoben. Nun lag der Dolch im Schatten. Gustav Bürklin sah es — zugleich aber sah er Frau Dorn, seine Wirtin, die dicht neben ihm stand und ihn erstaunt und ängstlich anschaute. „Mein Gott, Herr Mertens, was haben Sie denn?' Cr strich verstört

so gehts mir', sprach Gustav. ; „Nun, bei meinem Manne hat sich das ! gegeben. Ich habe ihn aber auch gut ge pflegt. Sie müßten auch heiraten, Herr Mertens.' „Ich glaube schon, daß es gut für mich wäre', murmelte Gustav Bürklin. „Übri gens. warum waren Sie hereingekommen, Frau Dorn?' „Ich wollte Sie nur fragen, ob Sie ein Frühstück wünschen. Sie haben heute noch nichts genossen — und es ist schon bald l Mittagszeit.' „Sie haben recht, Frau Dorn. Wenn Sie so freundlich

sein wollen und mir etwas ' zurecht machen — Hunger habe ich zwar l nicht.' „Dennoch müssen Sie essen. Herr Mer tens — viel essen und viel schlafen, das ist das Beste für die Nerven. Damit habe ich meinen Mann gesund gemacht. Sie sollten auch nicht fortwährend auf Reisen sein, das bekommt nervösen Leuten auch nicht gut. Und nun hole ich Ihnen das Frühstück. Ah, was ist denn das — welch ein sonder bares Messer!' Damit nahm Frau Dorn den Dolch vom Tische und betrachtete ihn. Gustav Bürklin erhob sich mit einem Ruck

machen?' „Verkaufen will ich ihn. Was soll ich das Ding verwahren! Ich habe kein Interesse an Waffen und werde Tjoffcntlid) nie ein solches Ding gebrauchen. Ich kann nämlich kein Blut sehen, Frau Dorn, und wenns au ' nur Tierblut wäre.' „O, ich glaubs, wenn Sie so nervös sind. Aber wenn Sie den Dolch verkaufen wollen, dann machen Sie doch lieber erst die Blutflecken davon. So nimmt Ihnen doch kein Mensch das Ding ab.' In der Seele Gustav Diirklins sprang plötzlich ein Gedanke auf. „Sie haben recht', sagte

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