und ihnen Besuche äbstattet! Es ist traurig, daß ich das an dir erleben muß. Leute in deinen Verhältniflen haben keine Zeit zu solchen Abenteuern. Geschichten sind das, Geschichten! Was sollen sich denn die Leute hier den ken, wenn das bekannt wird? Botstiber, der euch gesehen hat, wird schon dafür sorgen, daß es an die große Glocke kommt; so 'ne Schande, so 'ne Schweinerei, mach, daß du mir aus den Augen kommst!" Florian, dem die Gabe rascher Verteidigung nicht ver liehen ist, schleicht mit einem perfiden
an ihnen getan. Und es wird Herrn Sünderlein nichts geschehen können, weil er es nicht besser gewußt hat. Vom Vater weg geht Florian in sein Zimmer, um zu überlegen, was man ihm alles vorgeworsen hat. Da hört er die Stimme seiner Mutter aus dem angrenzenden Schlafzim mer und reißt sich zusammen. „Tag, Mutter, wie geht es dir? Haben wir ein biß chen geschlafen?" Es ist Besorgnis in dem kehligen Ton sei ner Frage. „Ja," erwidert Frau Sünderlein tapfer, obgleich es nicht wahr ist. Sie hat sich in der letzten
Zeit zuviel zugemutet und muß das mm büßen. Sie hat Schmerzen und wenig Schlaf, und in ihrem leidvollen, zarten Gesicht stehen große ängstliche Augen. „Hat es mit dem Vater etwas gegeben, Florian, ihr war't so laut?" „Nicht der Rede ivert, du weißt ja, wie er ist. Er meint es nicht so schlimm." „Man kann ihn nicht mehr anders machen. Willst du mir nicht ein wenig Wasser bringen, es ist Zeit für die Tab letten," „Gerne, Mutter," sagt Florian und hat das gräßliche Gefühl, als wäre er ganz, ganz
verlassen aus dieser Welt. 3. Die Ferien sind zu Ende, und Florian ist wieder in München. Er hat wenig Geld, aber viele gute Ermahnun gen mitbekommen. Sünderleins müsien sparen, denn die Krankheit der Mutter hat ein Beträchtliches verschlungen. Zu allem Unglück waren sie in keiner Kasse. Reßls Vater hat 2000 Mark hergegeben, und die sind nach und nach ab zubezahlen. Florian wohnt bei der Witwe Klingelmann, Fliegen straße, erster Stock, Hintertrakt. Von der Klingelmann wäre zu sagen, daß sie immens
neugierig ist und grundsätzlich nur an „bessere Herren" vermietet, nachdem sie mit möblierten Damen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Außerdem ist sie halbtaub, halbblind und lieft grundsätzlich keine Zeitungen. Ueber Florian haust ein Flickschuster, der ein Grammophon, fünf kleine Kinder und eine floride Lungentuberkulose hat. Unter Florian betreibt eine Feinbüglerin ihr Geschäft, aus dem es immer nach Chlor und angesenkter Wäsche riecht. Florians Zimmer hat noch Gasbeleuchtung, ein fataler Um stand