11.816 Ergebnisse
Sortieren nach:
Relevanz
Relevanz
Erscheinungsjahr aufsteigend
Erscheinungsjahr absteigend
Titel A - Z
Titel Z - A
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/29_05_1934/TIRVO_1934_05_29_4_object_7663454.png
Seite 4 von 8
Datum: 29.05.1934
Umfang: 8
andere verwundet wurden. Qeucftissaal Sollte da nicht die Unternehmerin eingespent werden? Wien. 26. Mai. (-) Karl Sch war dreieinhalb Jahre hindurch aushilfsweise als Buchhalter in einem Cafö aus der Wieden beschäftigt. Er bezog einen Wochenlohn von sich vor. Der eine Gendarm hat einen Stern aus dem Achselstück und einen Furunkel über dem Kragen, vielleicht macht ihn letzteres so bärbeißig. Florian hat das nieder trächtige Gefühl, als wate er durch einen Backofen. Soll er den Gatterer zugeben oder nicht? Weiß

sein, der, sonst gingen nicht gleich zwei Gendarmen mit, tuscheln sie. Florian wird in ein puritanisches Zimmer geführt und durchsucht. Man gibt ihm die paar Kleinigkeiten zurück, und der mit dem Stern murrt: „Am besten ist. Sie gestehen alles. Ich meine den Einbruch in Neunkirchen." „Bin nicht eingebrochen." ! „Sie sind ein ganz Hartgesottener. Mit Ihnen ärgere ich mich nicht lange rum. Schluß, ab! Geh. Käsbohrer, führ den Kerl nach hinten. Mit den Personalien und den Finger abdrücken warten wir, bis der Kommissar

zurück ist. Mor gen früh wird der Bursche ins Amtsgericht eingeliefert. Ich gehe jetzt nach Tiesdorf und vernehme den Billinger. Servus." Florian kommt in die Arrestantenzelle, die hinter dem Gendarmeriegebäude in einem ehemaligen Heustadel im provisiert ist. ..Sie sind auch hu Fahndungsblatt aus» geschrieben", sagt? der ohne Stern zum Abschied. Dann schiebt er hinter Florian drei Riegel vor. Florian, wie eine Maus gefangen, steht sich mutlos fünf Schilling und stahl in der letzten Zeit wöchentlich

auf Aufnahme in den Heimatsvcrband abgelehnt wurde, als rechtskräftiger Bescheid anzusehen sei. däß daher Berufungen gegen einen solchen Beschluß inner halb der ordentlichen Rechtsmittel'srist eingebracht werden müssen. um. Betonboden, eine blechbeschlagene Tür, ein vergitter tes Fenster. Fahr' ab, Hoffnung! Eine Pritsche, ein Krug mit Wasser und ein Stück Roggenbrot. Schluß. Jetzt ist Dreck Trumpf, denk Florian und kaut an seinen Nägeln herum. Jetzt kommt alles an den Tag: daß ich nicht der Gatterer

. Es ist. als ob alle Helligkeit des freudlosen Raumes durch das vergitterte Viereck des hochgelegenen Fensters hinauszöge. Florian er hebt sich mit steifem Rücken und tappt dem abziehenden Licht nach. Wenn er sich streckt, kann er seine Stirn gerade noch an das kühle und feindselige Eisen legen. Nun begibt sich etwas Seltsames. Einer der groben Stäbe iveicht vor der andrückenden Stirn ein wenig zurück, nur ein wenig, die Spur einer Winzigkeit. Warum? Florian, aus seiner dahindänmrernden Verstörtheit aufgejagt, unter sucht

1
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/29_05_1934/TIRVO_1934_05_29_3_object_7660278.png
Seite 3 von 8
Datum: 29.05.1934
Umfang: 8
werden, das auf denselben Grundsätzen wie die „Arbeitsbataillone" beruhen wird. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Golbmarm, Verlag Leipzig, durch Dr. Präger. Pressedienst. Wien 10 Plötzlich, in qualvolle Gedanken hinein, spürt er etwas Kaltfeuchtes, Schnupperndes an seiner herunterhängenden schlaffen Hand. Ein panischer Schrecken reißt ihn herum. Ach, es ist nur der häßliche, gelbe Hund, der ihm nach gelaufen ist. 10 . Florian schlügt einen kurzen Dauerlauf au. Trapp, trapp

machen seine Sohlen aus der geteerten Straße. Es ist von Vorteil, möglichst viel Weg zwischen sich und die Affäre dahinten zu legen. Vielleicht hat er den Kerl ernst lich verletzt. Er, der Knabe David — diesen Prügelmenschen. Nu, wenn schon, es geht jetzt in einem Aufwaschen hin. In einer Wiese steht ein Bretterhäuschen für land wirtschaftliche Zwecke, vielleicht wird Heu darin verwahrt .oder Geräte. Florian beguckt sich das Ding, geht hinüber, beschnüffelt es und denkt: hier kann man den Morgen ab- warten

. Er tritt ins Innere, läßt ein Streichholz auf slammen und konstatiert eine primitive Bank, eine leere Konservenbüchse und sehr viel Dreck. Er sagt zu dem Hund: „Komm herein" und zündet ein Kerzenstümpchen an. das er aus irgendeiner Tasche wurstelt. Die Bank ist vollgekritzelt mit pfeildurchbohrten Herzen und saftigen An spielungen. Florian betrachtet sein Geschwür, das allmäh lich eine besorgniserregende Farbe annimmt, geht vor die Bank und versucht zu schlafen. Plötzlich drückt ihn etwas! Ach

so, die Brieftasche! Mal Nachsehen. Hm. da ist manches, was am besten vernichtet gehört: die Photos von Hansi zum Beispiel. Hat sich von dem Zeug bloß nicht trennen können bisher, war wie eine Brücke zu der Vergangenheit hinüber — weg mit aller Sentimentalität! Zerreißen, in ganz kleine Stückchen, und dann verbrennen. Man darf es den Grünen, diesen Blut hunden, nicht zu leicht machen. Florian trinkt das Bild seines Mädchens ganz ties in sich hinein, die Augen, die Linien um Mund und Nase, jede winzige Pore

in der Theatergasse. Die beigefügten Socken habe ich etwas enger gemacht, damit sie nicht wieder so Falten werfen. Vergiß nicht, mir rechtzeitig Deine alte Wäsche zu schicken, am besten Dienstags. Mach Dir keine Sorgen wegen mir, es ist schon wieder besser " Florian läßt entmutigt den Kopf sinken. Er glaubt nicht recht an diese Besserung. Das schreibt die Mutter nur, um ihn zu beruhigen — Er hält den Brief über die kleine Flamme und verbrennt ihn. Fast feierlich. Dabei muß er die Zähne aufeinandernageln

2
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/27_06_1934/TIRVO_1934_06_27_3_object_7659210.png
Seite 3 von 8
Datum: 27.06.1934
Umfang: 8
euren Uebertritt zum Gewerkschaftsbund an; am 30. Juni endet die Anmeldefrist! Vergeht nicht den 30. Juni: Uebertritt zum Gewerkschaftsbund! Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloevffer Copyright by Wilhelm Doldumnn. Verlag Leipzig, durch > Dr. Präger. Pressedienst. Wien 34 Tief in Gedanken eingesponnen wandert Florian bie Altstadt entlang, bis er vor dem Landgericht steht. Oben in der Wohnung der Eltern brennt ein verschüchlerreS kleines Licht. Florian betrachtet dieses Licht lange

und mir heiher Zärtlichkeit. Natürlich ist die Mutter wieder zu fleißig und verdirbt sich die Augen, durchfährt es ihn. Dann raftt er sich zusammen wie ein Mensch, der eine unaufschiebbare Sache endlich anpacken will, und setzt die Klingel in Bewegung. Droben wird ein Fenster geöffnet, ein Kopf biegt sich heraus — „Was gibt^s denn?" Florian kennt weder Gesicht noch Stimme der Fragen den. einer fremden älteren Frau, und seine Glieder sind se kundenlang von einem schmerzlick)en Erstaunen gelähmt

. Was soll dieser unbekannte Kopf in der elterlichen Woh nung? „Verzeihen Sie die Störung, ich möchte zu Herrn Sün derlein. Zu Herrn Justizoffiziant Sünderlein." „Der wohnt nicht mehr hier, ist nach München ver zogen." „So?" murmelt Florian verstört. „Können Sre mir vielleicht die neue Adresse sagen?" „Wer sind Sie denn?" „Ein Verwandter." „Warten Sie, ich komme mal runter." Florian stellt erschöpft sein Köfferchen zu Boden, es ist ihm plötzlich viel zu schwer. Auch seine Knie zittern ein biß chen

in Ingolstadt." „Kennen Sic die Leute näher?" fragt Florian in der leisen Hoffnung. Näheres von fe>nen Eltern zu hören. Ihm ist io entsetzlich bang zu Sinne, er hat die Ahnung irgend einer ungekannten. dunklen Gefahr. „Näher? Nein, gar nicht. Ich habe nur munkeln hören, die Frau soll nicht ganz gesund sein." Florian empfiehlt sich mit einem hastig gemurmelten Dank, packt seine Handtasche und wendet sich stadteinwärts. Er ill mit einer Vehemenz hierher gefahren, gute Vorsätze, die Aussprache mit den Ettern

und so weiter, und nun? Das Schicksal ist für Umwege, der Büßfertigkeit werden un geahnte Schwierigkeiten bereitet. Das Schicksal — oder wie man diese für viele Menschen unklare Sache nennen soll — will nicht, daß Florian sofort mit seiner Sühneaktion be ginnt. Es will ihn erst noch ein bißchen zwiebeln. Na schön, denkt Florian, wie vor den Kopf gehauen, und mietet sich im nahen Sebaldbräu ein Zimmer für die Nacht. In das Fremdenbuch schreibt er: Willi Haas aus Würzburg, Vertreter. Dann läßt er sich eine Flasche Wein aufs Zim mer

3
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1900/16_06_1900/OBEWO_1900_06_16_4_object_8025029.png
Seite 4 von 18
Datum: 16.06.1900
Umfang: 18
des gewerblichen Standes, Se. Majestät ! den Kaiser Franz Josef I., ein dreimaliges Hoch | ■ - ! ein buntes Band geflochten, und wenn es auch nur j ein altes Wollband war, so sah es doch grad so schön aus, wie die seidenen Bänder der anderen Mädchen. So war es auch mit dem Mieder und dem einfachen Rock, der weißen Schürze und den Schnallenschuhen. Alles das prüfte Florian. Und nun gar das blaue Halstüchel, das war ein Staat! Der Bursch hatte es ihr vor einigen Tagen „insgehoam" zugesteckt — „insgehoam

", als wären sie beide zwei Liebesleut'. Florian sah den ganzen Abend nur die Zenzl; . es war ihm selbstverständlich, daß er heut nur mit ! ihr allein tanzte. Aber die reiche Vevi, mit der er ; sonst getanzt hatte, schien das nicht so selbstverständ- j lich zu finden. „Die bovere Magd!" sagte sie wegwerfend. Die Vevi war ihm zur Frau zugedacht. Freilich, seit er das Auge auf die Zenzl geworfen hatte, konnte er der Vevi mit dem rothen Gesicht wenig ; Geschmack mehr abgewinnen. O, wenn sich's

um j seine Zukünftige handelte, hatte er doch auch ein i Wörtl dreinzureden. Als sie abends selbander heimgingen, sagte Florian: j „Nu, Zenzl, hast di amüsirt?" „O, dös war zu schön!" rief diese. „Aber habt Ihr net die Vevi geschaut, wie sie giftig ausaesehen hat?" „I scher' mi den Kuckuck um die Vevi!" sagte Florian derb. „Di is mir —" - er schnalzte mit dem Finger durch die Luft, „seit i ein liebes gut's Dirndl weiß, das mi haben könnt' „Weißt, Zenzl," scherzend beugte er sich zu ihr nieder, „es heißt

. Die k. k. Behörden und Funktionäre, der Velerancnverein usw. wohnten denselben bei. — (Die Generalversammlung des Erz- „Dann will i's glei wegthun," sagte Zenzl und löste das Sträußlein. „Recht so!" meinte Florian lächelnd. „Gieb's her, dann bist du für keinen mehr zu haben!" Er nahm die Blumen und küßte das Mädchen auf die frischen Lippen. „So," meinte er kurz, „nu sein wir Brautleut'!" Zenzl war ganz verwirrt vor Seligkeit. War so was möglich? Sie, ein armes Findelkind, und er, der reiche Sohn des Durnerbauern

? „Aber insgehoam!" sagte Florian. Es war Florian's Plan, daß Zenzl sich durch treue Pflichterfüllung bei den Eltern beliebt machen sollte, und dann, wenn sie unentbehrlich geworden war, wollte er vor seine Eltern treten und sie um Segen und Jawort bitten. Selbstverständlich war, daß die Verlobten nun erst recht umeinander tanzten. — An einem Montag war's, da mußte Florian zur Stadt und versprach seiner Zenzl, ihr vom Markt „a schöues Kettel" mitzubringen Kaum war er fort, da erschien Vevl's Mutter

4
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Grenzbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIGBO/1942/25_11_1942/TIGBO_1942_11_25_3_object_7758907.png
Seite 3 von 4
Datum: 25.11.1942
Umfang: 4
. Es war einmal ein Malersmann... Lin heiterer Eünstterroman von Eis« Jung-Lindemann Urheber-Rechtsschutz: Drei Quellen-Verlag, Königsbrüdt (Bez. Dresden) 41] Mit Grauen dachte Leni an den Frühling, den Florian am Ammersee verbringen wollte, während sie eine ganze, lange Woche in der Stadt ausharren mußte, bis sie sich Wiedersahen. Die Nacht verging. Den nächsten Tag kürzte die Arbeit, und als Leni nach Büroschluß auf die Straße trat, stand Florian vor ihr und lachte über das ganze Gesicht. „Dirndl, wenn du wüßtest

, was ich für eine Überraschung mitgebracht habe", orakelte er geheimnisvoll. „Na, was wird das schon sein? ... Wieder mal ein Bild verkauft?" Trotz gespielten Gleichmutes war Leni doch sehr neugierig. Florian lächelte, sagte aber nichts. Zu Haufe sollte sie alles erfahren. Zu Haufe war Florians Atelier, und kaum waren sie dort und hatten ihre Mäntel abgelegt, holte Florian ein uraltes Metermaß aus seinem Handwerkskasten und begann die Bodenfläche des Ateliers auszumessen. „Zwölf Quadratmeter", sagte er, und sein Gesicht

hatte mit einem Male einen sonderbaren Ausdruck. „Kind, Kind, das sind ja an Fläche achtzigmal mehr Quadratmeter. Herr gott ... achthundertsechzig Quadratmeter .. „Sag' mal, spinnst du?" Leni betrachtete den Freund bedenklich, weil sie sein komisches Getue nicht begriff. „Möch test du mir nicht endlich erklären, was deine Fußboden rutscherei zu bedeuten hat?" Florian legte das Metermaß feierlich auf den Tisch, stand auf und küßte Leni auf den Mund. „Ich bin Grundbesitzer geworden, Herzerl", sagte er groß artig

, „in wenigen Tagen, wenn alle Formalitäten erledigt sind, werde ich achthundettsechzig Quadratmeter Wiesengrund besitzen mit zwölf Obstbäumen, etlichen Beerensträuchern und einer Erdbeerplantage." „Wo ... auf dem Mond?" Leni glaubte es noch nicht, und Florian war beleidigt. „Gott sei Dank auf der schönen, runden Erde, nahe am Ammersee, und dicht neben Kranewitters Haus auf der An höhe." „Nicht möglich!" Leni schnellte hoch, ganz Eifer, ganz fiebernde Erwartung, mehr zu hören. Sie wollte vor allem wißen

, wie er dazu gekommen wäre? Das war bald erklärt. Der Oberförster hatte fein eigenes Porträt gekauft, und da er es nicht bar bezahlen konnte, hatte er sein Stück Obstgarten dagegen eingetauscht. Da Florian der Wert dieses Grundstückes höher erschienen war als der des Bildes, hatten sie sich geeinigt, daß der junge Maler auch noch die Frau Oberförsterin malen sollte. „Und siehst du, Leni, so also bin ich stolzer Besitzer eines Obstgartens geworden. Wenn ich will, baue ich mir ein kleines Gartenhäusel hinein

5
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/17_05_1934/TIRVO_1934_05_17_4_object_7663482.png
Seite 4 von 8
Datum: 17.05.1934
Umfang: 8
, klar, Die gedenkt man sich denn zu amüsieren?", grinst Reßl. „Ich muß schon bitten," sagt Florian gereizt. Er haßt den andern in dieser Minute verschtvenderisch. „Hab ich was gesagt?" tut Reßl unschuldig und zündet sich eine Zigarette an. „Du, ich soll dich von Gina grüßen." „Danke," murmelt Florian steif. Was geht ihn dieses Fräulein von Heß an. Ihr Vater ist irgendwo hohes Tier in München und alter Herr bei Reßls Korps. Man ist sich mal vorgestellt worden, das ist alles. Vielleicht heiratet Reßl

so etwas auf? Oder jener Oeldruck über Florians Bett! Ein sanfter Engel geleitet zwei festlich gekleidete, aber ahnungslose Kinder über einen schaurigen Abgrund. Warum wird so etwas nicht verboten? Oder jene Häkeldecke auf dem altmodischen Tisch! Warum schmeißt Florian, der doch auch eine kleine Ahnung von Geschmack haben muß. das Zeug nicht einfach raus? Stud. jur. Reßl, der aus der Sphäre behaglicher Klub sessel kommt, kann natürlich nicht wissen, daß jenes aufrei zende Reh von dem sechsjährigen Florian mit mühsam er sparten

Pfennigen auf einem Jahrmarkt erstanden wurde oder daß Frau Sünderleins fleißige Hände während ihres Krankenlagers jene Decke gehäkelt haben, um Florian eine Geburtstagssreude zu bereiten. Er kann auch nicht nachemp finden, daß jener allzu farbenprächtige Engel Florian nur deshalb teuer ist, weil sich unaustilgbare Kindheitserinne rungen an ihn knüpfen und weil Florian ein verinnerlichter und pietätvoller Mensch ist. Reßl, von Unbehagen über rieselt erhebt sich. „Ich will dich nicht länger aufhalten

. Wiederschauen!" „Sei nicht böse, Reßl —" „Quatsch! Amüsier dich gut. Was ich übrigens fragen wollte, hast du kein Buch, in dem man sich über Gravidität orientieren kann? Leicht faßlich, verstehst du? Daß es auch unsereiner begreift. Ich ochse nämlich gerade den Para graph 218 ... da wäre so was ganz instruktiv." Florian geht zu seiner Bücherstellage, überlegt und ent schließt sich zu einem dicken Band. „Da, nimm den Bumm, aber ich müßte das Buch bald zurückhaben?" ..Abgemacht heißen Dank, Servus!" Mit Reßl

ist eine Art Bedrückung aus dem Zimmer ver schwunden. Florian beendet seine Toilette im Sturmschritt. Während er der Krawatte einen koketten und leichsinnigen Schwung gibt, singt sein Herz: Hansili. Hansili, wie freu ich mich! Viktor Reßl ist ein Herr, aus den wir pfeifen, ein Großkapitalist mit einem lacksunkelnden Auto, einem sagen haften Wechsel und einem Fünfröhrengerät. Er hat alles, alles, alles, bloß das HaUsili hat er nicht! Da bleibt ihm der Schnabel sauber. Halt, die Geranien müssen

6
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1951/29_12_1951/TIRVO_1951_12_29_4_object_7679899.png
Seite 4 von 8
Datum: 29.12.1951
Umfang: 8
. „Wenn man eine Ansprache hat, geht alles viel leichter .. !“ so dachte Florian S., Bauer im oberen Murtal, als er in Knittel feld, wohin er wegen eines Viehkaufs ge kommen war. ganz zufällig einen Mann kennenlernte, dei gleich Florian sehr bäu erlich gekleidet war und ziemlich viel von der Landwirtschaft zu verstehen schien. Fr deutete auch an, er sei mit derselben Absicht wie Florian nach Knittelfeld gefah ren. Der neue Bekannte, er nannte sich Schant), war Florian ausgesprochen sym pathisch .. . Viehkaufen

man jetzt den wackeren Mann für die Dauer des Winters von seinem hohen Standplatz, um ihn vor den Witterungsunbilden zu schützen. Ebenso wurde auch der hl. Florian vom Stadtbrunnen wegen der Aufstellung des großen Christ baumes entfernt. Er wird erst im Frühjahr an seinen altangestammten Platz zurückkehren. Den großen Christbaum neben dem Stadt brunnen stellte die Gemeinde auf. Er wird durch zahlreiche Kerzen allabendlich bis zum Morgengrauen elektrisch beleuchtet. Die Freilichtbühne am Schloßberg

, die im vergangenen Jahre anläßlich der Kanzler- Biener-Feier unter großen Kosten errichtet worden war, ist jetzt über den Winter abge baut worden. Lediglich die Sitzplätze wurden an ihrem Platze belassen. Im kommenden Jahre wird man die Bühne wieder aufbauen. Man befaßt sich heute schon mit der Planung der im kommenden Jahre wieefer zur Auf führung gelangenden Großspiele. und Preise und, weil sie noch Zeit hatten, ging Florian recht gern auf den Vorschlag seines neuen Bekannten ein, sich für ein oder zwei Krügel

in eine Wirtsstube zu setzen. Kaum waren sie einige Minuten dort, da rief der neue Bekannte plötzlich erstaunt: „Ja, bist es du, Ferdl? Geh, ich hab glaubt, du bist noch in Kärnten!“ Und er stellte den eben Eingetretenen, einen gleichfalls im Schladminger stecken den jüngeren Mann, dem Florian vor. Ein Bauernsohn aus der Seckauer Gegend . . . Wieder wurde eifrig facligesimpelt, bis das Gesprächsthema knapp zu werden begann. Da schlug der Schantl vor: ..Spieln wir ein bisserl Karten . . und, den Zug

des Widerstrebens in Florians Ge sicht bemerkend, setzte er breit lachend hinzu: „Brauchst dich net zu fürchten . . . Mir zwa san kaue Solchen« . . . weißt sh, Bauernfänger . . . hahahahaha! Aber, ich hab an Einfall, mir werden dir so ein heik- lichs Spiel zeigen. „Die Rote gewinnt“ hoaßt's ... Na, na brauchst eh nit mit- spieln, machst halt den Kiebitz, gelt? Viel leicht kommst drauf, daß nur ganz blede Leut drauf reinfalln . . . ! Und das Spiel begann . .. Und der Kiebitz Florian schaute zu, mit wachsendem

7
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/23_05_1934/TIRVO_1934_05_23_3_object_7659771.png
Seite 3 von 8
Datum: 23.05.1934
Umfang: 8
hätte! Die Landwirtschaft ist, obwohl nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Bauern zu den Rundfunkteilnehmern zählt, da gegen überaus reichlich mit Vorträgen berücksichtigt wor den. —kg— Der arme Sünder Florian Em Roman des Lebens. Von WalterKloepffer , Copyright by Wilhelm Goldmann, Verlag Leipzig, durch Dr. Prager. Presiedienst, Wien S „Dummerle! Uebrigens Hab' ich mich selber ein bissel geschämt. Warum müßt ihr aber auch immer gleich so Stiel augen machen, ihr seid ein tolles Geschlecht

, ihr Männer. Hast du etwas gegen Reßl? Ich finde ihn ganz nett, früher häb' ich ihn nie leiden mögen." Florian bekommt ein ekelhaftes Gefühl in der Herz gegend. so was Ziehendes. „Gegen Reßl kann ich natürlich nicht antreten, "mault er bitter, unlogisch und eifersüchtig. „Sei kein Kind, Florian." Er schweigt verbockt und denkt: da sieht man wieder, was so'n Suitier für Eindruck schindet! Was bin ich armer Hund gegen so eine reiche Rübe . . . „Sei nicht fad Florian. Sei gut." bettelt Hansi und küßt

den Geliebten rasch und heftig auf den trotzigen Mund. Ihre feine Zungenspitze fährt wie ein Schlängelchen gegen eine Mauer von zusammcngepreßten Zähnen. „Warum streiten wir uns eigentlich? Der Reßl ist mir doch ganz einer lei. Ich will doch bloß dich, merkst du das nicht?" Jloran. von dem Anhauch ihres Atems gestreift, steht Plötzlich in hellen Flammen. „Du warst so schön vorhin," stammelt er. „Hab^ ich dir gefallen?" flüstert sie, von seiner Trunken heit angesteckt, und hängt sich schwer an ihn. Florian

du mich denn so? . . . Sag ja." „Ja." „Wann, Hansili?" „Am nächsten Sonntag . . . vielleicht", haucht sie und läuft ihm weg, den andern nach. 5. Florian soll seine erste Sektion machen. Mit Gummihandschuhen, Galoschen und einer Wachs- tuchschürze angetan steht er im Souterrain des Pathologi schen Instituts und hat ein Gefühl, das von Uebelkeit nicht weit entfernt ist. „Nur nicht schlapp machen", grinst der Prosektor diabolisch. „Schöne Schnitte bitte ich mir aus. wie Sie's gelernt haben, so und so und so, vorher rauchen

Sie aber mal erst 'ne Zigarette oben, wir wollen die Putz frau nicht bemühen." Florian ist ungeheuer dankbar für diese Gnadenfrist, torkelt in den Oberstock und zieht die frische Luft, diese normale, von keinerlei Zersetzungsprozefsen geschwängerte Luft wie ein köstliches Aroma in sich hinein. Dabei grü belt er: Bin ich eigentlich gern Mediziner, tauge ich über haupt dazu? Oder hat mich nur ein fremder Wille zu die sem Kriegsdienst gepreßt? Achselzucken, leichte Kopfschmer zen. Florian kommt

8
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1915/02_10_1915/TIRVO_1915_10_02_5_object_7608652.png
Seite 5 von 8
Datum: 02.10.1915
Umfang: 8
, deren Größe ihren Besitzern selbst unbekannt ist, und deren Be sitzer ohne die Hilfe eines intelligenten Angestellten nicht einmal die Quelle ihrer Einkormnen anzugeben imstande sind." Und von den Besitzern selbst heißt es: „Der König kann kein Unrecht tun, nicht nur, — 148 — digung keine Sorgen. Seitdem Florian wieder zu Hause war, be fand er sich überhaupt in einer glücklichen, gehobenen Stimmung, und die^ Arbeit war wieder seine Lust. Es konnte bei dem blühen den Zustande seines Hofes

Wiedererscheinen auf dem Marienhofe alle ihre Entwürfe und Hoffnungen traf. Nun glaubte sie sich auch in ihren Erwartungen vom Pater Gury getäuscht; denn die Kündigung der Hypothek bewies ihr, daß er nur noch an Rache dachte, nachdem ihm Florian entschlüpft war. Verhielt es sich so, dann lag darin freilich auch ausgesprochen, daß Pater Gury auf die Erfüllung ihres Schwu res verzichtete, welcher Benedikta dem Kloster gelobte. Hierin wurde sie durch ihren Aberglauben bestärkt. Es war das Geld der heiligen

und sich in das Unvermeidliche fügen? Aber da stieg das Testament Barthel Staudachs wieder vor ihr auf, und wenn sich Beck vielleicht auch damit begnügte, immer nur Geld durch dasselbe zu erpressen, so fiel der Löwenanteil an dem Erbe doch Florian zu. Ten Haß gegen diesen konnte sie nicht bezwingen und ersticken, und abgesehen davon, daß seine Flucht ihre Pläne durch kreuzt, machte sie ihn auch für die Strafpredigt verantwortlich, die ihr der Pfarrer vor der ganzen Gemeinde gehalten hatte. Ihre Er bitterung sog selbst Gift

hat zwar die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen, sie sind aber auch danach." Florian, der eine Weile wie betäubt dagesessen, stürzte hastig den Rest seines Weines hinunter und stand auf, um sortzugehen. Die Stubenlust drohte ihn zu ersticken. Ignaz reichte ihin seinen dicken Zeigefinger und sagte: „Pfüt Gott, komm' mal wieder." Auch seine Frau war freundlich, sie übertrug es auf Florian, daß sie ihrem Herzen wieder einmal hatte Luft machen können. Anna war nicht in der Stube. Es war ihr peinlich

gewesen, die Mutter in solcher Weise vor dem Gaste reden zu hören, und nachdem sie eine Zeitlang mit niedergeschlagenen Augen dagesessen, war sie still hin ausgegangen. Sie trat Florian auf dem Flur entgegen und bat ihn, er möchte nicht übel von der Mutter denken, weil sie gleich in seiner Gegenwart von anderen Leuten schlecht gesprochen habe; sie nleine es gar nicht so, sondern sei bloß ein bißchen rasch. „Ich glaub' dir alles, Annerl," sagte er, unter ihrem bitten den Blicke tief ausatmend

9
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/15_06_1934/TIRVO_1934_06_15_4_object_7659396.png
Seite 4 von 8
Datum: 15.06.1934
Umfang: 8
zu, fertig. Florian, der bei Flix etwas zu tun hatte, kommt an Nummer 12 vorüber, sieht die Tür halb offen und denkt: nanu, was ist denn da los? Er guckt hinein. Sieht nie mand. Meint, die Tür ist vielleicht von selbst aufgegangen, und will sie zumachen. Plötzlich erblickt er den Rücken von Meier zwo hinter den Vorhängen des Balkonfensters. Flo rian kennt diesen Rücken haargenau, diese kleine Speckfalte im Nacken. Der scheint ja ganz versunken . . . was hält er denn da in der Hand? Muß doch mal Nachsehen

Florian, der geräuschlose Hausschuhe an hat, betritt vorsichtig das Zimmer und pirscht sich an das durch dünne Cchleiervorhänge abgedeckte Balkonfenster heran. Meier zwo hat das grüne Kuvert der Exzellenz vor sich, kramt darin, hält eine Briefmarke an8 Licht — ein viereckiges Pa pierchen, grün, mit einem Neuner darauf — sitzt eine Ewig keit, dann kommt Leben in ihn, er zieht eine goldene Uhr pnd legt die grüne Marke hinein. Sonderbar! Warum steckt er die Marke ausgerechnet in seine Uhr? Na, schön

, geht mich schließlich nichts an. denkt Flo rian und macht, daß er wieder aus dem Zimmer kommt. Vor dem Eingang zu Bau IN stößt Florian auf den Pförtner. Versammlung der Sewerkschaftrdunder in Lienz Innsbruck, 14. Juni. (AK.) Am Samstag, den 16. Juni, findet um 19 Uhr 30 im Gasthaus „Zur Alpenrose" in L a n d e ck eine Arbeiter- und Angestelltenversammlung statt, in der folgende Tagesordnung behandelt wird: Was bedeutet der Gewerkschastsbund im Ständestaat für die Ar beiter- und Angestelltenschaft

in Gries bei Bo zen begonnen werden. Diese Niederlegung soll Raum schai- fen für den in der nächsten Umgebung des „Siegesdenk mals" entstehenden neuen Stadtteil. Ein italienischer Soldat als Lebensretter In der Nähe der Brauerei Groebner in Gosiensaß glitt kürzlich der Schulknabe Florian Keim auf einem schmalen Steg, der über den Eisack führt, aus und stürzte in den rei- ßenden Fluß. Ein vorübergehender Soldat sprang mutig in den Eisack und rettete den schon bewußtlosen Knaben vor dem Ertrinkungstod

. Ein ^tchenfund im Ridnauntal In M a r e i t bei Sterzing am Eingang des Ridnaun- tales fand ein Hirte in der Nähe einer Almhütte den Leich nam eines unbekannten Mannes, der, der Verwesung nach zu schließen, schon seit dem Herbst dort gelegen sein dürste. Es ist noch nicht bekannt, wer der Tote war und auf welche Art er ums Leben gekommen ist. „Für Nummer 14 ist ein Brief da!" „Ja, wirklich?" sagt Florian bestürzt. „Eine Frau hat ihn geschrieben. Man möchte ihn Herrn Wunderlich gleich übergeben." „Her

10
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/27_06_1934/TIRVO_1934_06_27_4_object_7659591.png
Seite 4 von 8
Datum: 27.06.1934
Umfang: 8
, wenn ich nicht irre?" „Gewiß, Mittwoch, zwanzig Uhr." Florian stoppt seinen Schritt dicht hinter dem Paar ab und entzündet sich mit bebenden Fingern eine neue Zigarette, um einen Vorwand zu haben. Dieses vergnügt gekrähte „kommen, Fräulein von Heß" hat wie ein Blitz in ihn eingeschlagen. Fräulein von Heß? Ja. gibt es denn zwei Fräuleins von Heß? Vielleicht eine Kusine? Aber die Beine! Und die Stimme vor allem! Diese spröde junge Stimme, in der eine Idee von Hochmut mitschwingt! Eine jähe und hilflose Schwäche

— ihr Kind, das bereits vier Spra chen hin und meint: „Aber jetzt muß ich in die Klavier stunde. Professor Spolianski wartet nicht gern. Adieu, Herr Kellermann." „Adieu, Fräulein Regine!" Das Paar trennt sich, und Florian geht der Dame nach, deren Gesicht er noch immer nicht gesehen hat. Er muß sich zusammennehmen, um nicht wie ein Betrunkener zu schwanken. Fräulein Regine — Fräulein Regine —, lärmt es in seinen Ohren. Fräulein Regine von Heß — Das ist doch nicht möglich, das ist in gar keiner Weise mög

lich, ich bin ein Idiot und höre schlecht, flüstert Florian be täubt in sich hinein. Das Fräulein von Heß liegt auf irgendeinem Friedhof, hat ein wunderschöne? Grab, hat erlesene Blumen daraus, aber — es läuft doch nicht in der Arcisstraße herum! Es stehen doch die Toten nicht auf — Ich muß Gewißheit haben! Florian macht einige rasche Schritte, kommt der Dame zuvor, reißt sich auf den Absätzen herum, blickt unter das blaue Hütchen und raunt mit ausgetrocknetem Hals: „Re- gine! Fräulein Regine

!" Mehr als diese drei Worte för dert sein verkrampfter Kehlkopf nicht zutage. Denn das Antlitz, das ihm erschreckt, dann beleidigt entgegenstarrt, ist — Regine. Jeder Zug, die Nase, die Augen, die ein wenig kurze, geschürzte Oberlippe, alles ist Regine. „Ich bin so glücklich, ich bin so glücklich. Sie können sich gar nicht den ken, wie glücklich ich bin", stammelt Florian, die Silben überstürzend, manche schreiend, manche verschluckend. Seine Hand fährt mit einer ungewußten, sinnlosen Bewegung

in Agonie. Seine 88jährige Tochter und seine 12. Gemahlin weilen in seinem Krankenzimmer. nimmt sich nicht einmal die Mühe, in ihrem Gedächtnis zu graben. Der Bursche ist ein unzurechnungsfähiger Frech ling, ein Aufdringlicher, vielleicht ein Lustmörder, kalkuliert Regine von Heß, zischt ein paar Schimpfworte und stöckelt mit beschwingten kleinen Schritten davon. Einige Häuser weiter verschwindet sie in einem Portal. Florian, festgewurzelt an den Platz jener denkwürdi gen und traumhaften Begegnung

11
Zeitungen & Zeitschriften
Unterinntaler Bote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/UIBO/1899/05_05_1899/UIBO_1899_05_05_3_object_8312520.png
Seite 3 von 10
Datum: 05.05.1899
Umfang: 10
verlieh weiters Florian v. Waldaus, seinen Erben und Nachkommen zur Wahrung der Würde „die Behausung, Weingärten, Äcker und Wiesen, so früher Eigen des ehrenwerthen Mopses von Butzla ge wesen, mit allen Rechten und allem Zugehör, ferner die jüdische Synagoge und das an dieselbe anstoßende Haus des Juden Isaak, sämnltliche in der Stadt Stuhl weißenburg gelegen." Florian v. Waldaus und seine Nach kommen erhielten zugleich das 'Recht, diese Güter nach Be lieben veräußern zu können. (Der lateinische Text

der hier angeführten Urkunde ist mit beigefügter deutscher Über setzung 1895 vom hiesigen Stadtmagiftrat als Neujahrsent schuldigungskarte ausgegeben worden.) In' demselben Jahre 1490 hatte Maximilian (am 9. Oktober) Florian v. Waldaus auch die Pflege der Herr schaft Schönau übertragen; diese Herrschaft wurde Ende Jän ner des folgenden Jahres (1491) von Kaiser Friedrich de finitiv an Waldaus verliehen. Der Titel „v. Waldenstein" stammt vom Lehensschlosse gleichen Namens in Württemberg. Mader fügt dem folgende

(aus der Valentin v. Waldauf'schen In ventur d. d. 20. Februar 1629), welche Schriften der hoch selige Pfarrer Valentin Felder (von Anras) aus dem Archiv des Gerichtsschlosses zu Anras erhoben und dem Schrift steller dieses Werkes zugeschickt hat, allwo folgende Forma- lia in den brieflichen Gerechtigkeiten Nro. 7 Vorkommen: „wiederum Florian von Waldauf vom Kaiser (i. 6. damals Röm. Königes) Maximilian I. in Latein gegebene kaiserliche Freiheit, darinnen er zum Ritter geschlagen und etliche Häuser und Güter

) ist auch manglbar, so wohl der Lehnbrief um Mannslehen in Würtemberger- land ist nicht vorhanden." Aus diesem folget, daß Florian

12
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1907/14_05_1907/TIRVO_1907_05_14_2_object_7594002.png
Seite 2 von 8
Datum: 14.05.1907
Umfang: 8
, für den Prevot (Oberrichter) bestimmt, war noch unbesetzt; links von demselben auf einer Bank saß der Auditor (Hilfsrichter), Meister Florian; vor diesem der Gerichts schreiber, die Feder in der Hand. Gegenüber, vor den hölzernen Schranken, hatten die Zu schauer ihren Platz. Meister Florian, der Hilfsrichter, war taub, was aber bei einem Richter nicht viel zu bedeuten hat, und speziell bei Meister Florian nicht, denn er richtete darum nicht minder gut, und zwar ohne Appellation. Es ist hinreichend

, wenn ein Richter sich nur den Anschein gibt, zuzuhören, und und Meister Florian erfüllte diese Bedingung, die einzig wesentliche einer guten Rechtspflege, um so besser, als seine Aufmerksamkeit durch kein Geräusch gestört werden konnte. „Aufgepaßt, Robain Poussepaint! Wen bringen sie denn jetzt, daß soviel Sergeanten auf den Beinen sind? Beim Jupiter, die ganze Meute ist in Bewegung! Das muß ein Haupt stück der Jagd sein!"' so sagte ein Zuschauer hinter den Schranken zu einem seiner Freunde

Bludenz-Land: JofefBrügge- ler, Oberkondukteur d. k. k. Staatsbahn in Bludenz. Glöckner von Notre-Dame, gebunden und unter starker Bedeckung. .Es lag übrigens, seine Miß gestalt ausgenommen, in Quasimodo nichts, was diesen ungewöhnlichen Aufwand von Spießen, Büchsen und Schwertern rechtfertigte; er war düster, schweigsam und ruhig. Kaum warf von Zeit zu Zeit sein einziges Auge einen zornerfüllten Blick auf die Bande, die ihn fesselten. Inzwischen blätterte Meister Florian in der gegen Quasimodo

- gab, so hielten die einen dies für tiefe Gelehr samkeit, die anderen für Dummheit. Meister Florian gab sich so viele Mühe, seine Taubheit zu verhehlen, daß es ihm meistens gelang. Nachdem er nun Quasimodos Sache wohl auf gefaßt und sich einverleibt hatte, bog er das Haupt rückwärts und schloß die Augen zur Hälfte, um sich ein majestätisches und unparteiisches Ansehen zu gebeu, so daß er jetzt sowohl blind als taub war, ohne welche doppelte Bedingung es keinen vollkommenen Richter gibt

, so heftig, so soll, daß es selbst den beiden Tauben nicht entgehen konnte. Quasimodo zuckte die Achseln und blickte verachtungsvoll um sich. Meister Florian, gleich ihm verwundert, bildete sich ein, daß irgendeine unehrerbietige Antwort des An-

13
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/30_06_1934/TIRVO_1934_06_30_4_object_7660672.png
Seite 4 von 16
Datum: 30.06.1934
Umfang: 16
genähten Visage? Wenn sie anständig ist — mag sie ihn. ;Und sie ist anständig! Florian ist bereit, dafür seine Hand uns Feuer zu legen. Er denkt an den Krieg. Haben nicht auch im Krieg die Frauen ganze Männer hergegeben und zusammengeschossene Krüppel zurücknehmen müssen? Diese Erwägung gewährt großen Trost. Florian zupft , feine Krawatte zurecht, prüft den Sitz der Mütze, prüft die Bügelfalten seiner Hose, allright. In bezug auf Bügel falten hat Fräulein Witt, sagen wir es ruhig, eiüen kleinen Fimmel

. Ein Herr ohne Bügelfalten ist für sie kein Herr. An den Knien verbeulte Beinkleider sind nur Monteuren gestattet, Oekonomen und ähnlichen Berufen. Florian ist '.mit der Musterung seiner Garderobe leidlich zufrieden und wendet sich wieder den arroganten Kleiderpuppen zu, die mit ihren Dekolletes, mit ihren überzüchteten Gliedern und ihren Karminmündern einen Hauch von Leichtfertigkeit in das graue Bild der Straße tragen. Gottlob, so ist Hansi nicht. Ganz und gar nicht. Sie ist viel hübsche noch aks

diese Ersatz-Mannequins, viel molliger und viel braver. Sie ist die Krone aller Frauen, eine Perle, die Herzöge tragen könnten. Aus diesen sehr angenehmen Träumen wird Florian durch eine Turmuhr gerissen, die die zweite Nachmittags stunde verkündet. Aus dem weiten Portal der Hauptpost trippelt ein Schwarm junger Damen, die sich viel zu er zählen haben. Es sind nette Mädchen, die die graue Tele- phonistinnenschürze mit einem wohlgefälligen Kleidchen vertauscht haben. Ganz hinten, unter den Nachzüglern

, . 27 . Juni. (KH.) Bei den Salzburger Festspie-^ len wirken heuer 40 Damen und Herren unseres Opern balletts mit. Bisher wurden bei den Balletteinlagen bei den Festspielaufführungen deutsche Künstler aus Bevlin, München und Hannover verwendet. Wie die Korrespondenz Hevwei erfährt, werden die Ballettkräste der Wiener Staatsoper im Reinhardtschen „Faust" vor allem in der Walpurgisnacht, dann in den Opern ,/Oberon" und „Don Juan" Mitwirken. nackten Beine bringen Florian ein bißchen aus dem Kon zept

. Natürlich kann man Hansi nicht zumuten, in Schwarz zu gehen, aber diese betonte Munterkeit brauchte es nicht. Nun trennt sich Hansi von der Freundin und geht allein weiter — Florian muß eine ganz blödsinnige Angst hinunter würgen, ehe er die paar Schritte tut. Dann bricht ein Laut aus seiner Kehle, halb geflüstert, halb gekeucht: „Hansili!" Fräulein Witt fährt zusammen. Wer ruft da? Ein fremder Mensch mit Sportmütze und Brille? Plötzlich be greift sie und stößt einen spitzen, kleinen Schrei

14
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/19_05_1934/TIRVO_1934_05_19_4_object_7663902.png
Seite 4 von 12
Datum: 19.05.1934
Umfang: 12
und ihnen Besuche äbstattet! Es ist traurig, daß ich das an dir erleben muß. Leute in deinen Verhältniflen haben keine Zeit zu solchen Abenteuern. Geschichten sind das, Geschichten! Was sollen sich denn die Leute hier den ken, wenn das bekannt wird? Botstiber, der euch gesehen hat, wird schon dafür sorgen, daß es an die große Glocke kommt; so 'ne Schande, so 'ne Schweinerei, mach, daß du mir aus den Augen kommst!" Florian, dem die Gabe rascher Verteidigung nicht ver liehen ist, schleicht mit einem perfiden

an ihnen getan. Und es wird Herrn Sünderlein nichts geschehen können, weil er es nicht besser gewußt hat. Vom Vater weg geht Florian in sein Zimmer, um zu überlegen, was man ihm alles vorgeworsen hat. Da hört er die Stimme seiner Mutter aus dem angrenzenden Schlafzim mer und reißt sich zusammen. „Tag, Mutter, wie geht es dir? Haben wir ein biß chen geschlafen?" Es ist Besorgnis in dem kehligen Ton sei ner Frage. „Ja," erwidert Frau Sünderlein tapfer, obgleich es nicht wahr ist. Sie hat sich in der letzten

Zeit zuviel zugemutet und muß das mm büßen. Sie hat Schmerzen und wenig Schlaf, und in ihrem leidvollen, zarten Gesicht stehen große ängstliche Augen. „Hat es mit dem Vater etwas gegeben, Florian, ihr war't so laut?" „Nicht der Rede ivert, du weißt ja, wie er ist. Er meint es nicht so schlimm." „Man kann ihn nicht mehr anders machen. Willst du mir nicht ein wenig Wasser bringen, es ist Zeit für die Tab letten," „Gerne, Mutter," sagt Florian und hat das gräßliche Gefühl, als wäre er ganz, ganz

verlassen aus dieser Welt. 3. Die Ferien sind zu Ende, und Florian ist wieder in München. Er hat wenig Geld, aber viele gute Ermahnun gen mitbekommen. Sünderleins müsien sparen, denn die Krankheit der Mutter hat ein Beträchtliches verschlungen. Zu allem Unglück waren sie in keiner Kasse. Reßls Vater hat 2000 Mark hergegeben, und die sind nach und nach ab zubezahlen. Florian wohnt bei der Witwe Klingelmann, Fliegen straße, erster Stock, Hintertrakt. Von der Klingelmann wäre zu sagen, daß sie immens

neugierig ist und grundsätzlich nur an „bessere Herren" vermietet, nachdem sie mit möblierten Damen schlechte Erfahrungen gemacht hat. Außerdem ist sie halbtaub, halbblind und lieft grundsätzlich keine Zeitungen. Ueber Florian haust ein Flickschuster, der ein Grammophon, fünf kleine Kinder und eine floride Lungentuberkulose hat. Unter Florian betreibt eine Feinbüglerin ihr Geschäft, aus dem es immer nach Chlor und angesenkter Wäsche riecht. Florians Zimmer hat noch Gasbeleuchtung, ein fataler Um stand

15
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/20_06_1934/TIRVO_1934_06_20_4_object_7659428.png
Seite 4 von 8
Datum: 20.06.1934
Umfang: 8
sich um einen in den Fünfzigerjahren stehenden Mann. In seiner Tasche befand sich ein kleiner Betrag ausländischen Geldes. Flix zieht einen Stuhl an das Bett und denkt nach. Sein Monokel funkelt mondän, was sich angesichts dieses so un erwartet hingerafsten Professors seltsam genug ausnimmt. Dann stützt Flix das Kmn in die Hand und sieht wie ein ma gerer, sehr weiser Marabu aus. Die Sache mit Wunderlich ist weder ihm noch Florian koscher. Herzschlag? Hm. „Dem sein Herz war prima", sagte Flix jäh durch die Stille. „Lues

und Adernverkalkung kommen auch nicht in Frage. Florian, da ist eine Schweinerei im Bunde." Flix liebt zuweilen so starke Ausdrücke. „Wollen mal nach- ^suchen." Er beriecht den Mund des Toten, untersucht die Hände, die evbrochene Magenflüssigkeit. Nichts. Schließlich wandert er wie ein Detektiv durch das Zimmer. Nachttisch, Schubladen, Kleiderschrank — nichts. Plötzlich schleicht ein überraschter Pfiff über Flixens Zähne. Hinter der Dampf. Heizungsschlange liegen angekohlte Papierfetzen, Ueber- 'bleibsel

seines Aerztemantels verschwinden und stöbert weiter. Auf der Tischdecke liegt ein ziegelrotes Allerweltskuvert. Als Flix es aufmacht, fallen sieben Hundertmarkscheine heraus und ein ' kleiner Zettel." „600 Mark sind für das Begräbnis — 200 für den Pfle ger Florian. Ich mache Schluß, weil ich es satt habe! Gott- fried Wunderlich." „Hat man so etwas schon gehört?" sagt Flix und schielt den verdutzten Florian von der Seite her an. „Ich habe keine Ahnung", verteidigt sich der und reibt über seine Stirn

. „Meine nur, meine nur! Verbrennt erst sein Vermögen, dann futtert er geklautes Morphium und schreibt: Habe es satt. Merkwürdiger Mensch! Wenn sich alle davonmachen wollten, die es satt haben! Seine Krankheit war übrigens gar nicht so schlimm, kein Krebs, nicht mal Ulkus, nur so nervöse Beschwerden. Holen Sie mal Doktor Schneider, Florian." Während Florian abgeht, denkt er: Lieber Flix, du hast ja keine Ahnung, was mit dem armen Teufel eigentlich los war. Der hat sein Morphium aus ganz anderen Gründen genommen, nicht bloß

wegen des bißchen Magens. Kurze Zeit darnach kommt er mit dem Assistenzarzt zu rück, den er mitten aus einer interessanten Blutunter suchung gerissen hat. Dr. Schneider hat weiße Ohren und ein unglückliches Gesicht. Florian hat ihm nämlich unter wegs erzählt, daß Wunderlich tot ist und daß er Wunderlich gestern aus der Anstaltsapotheke kommen sah. Ob Doktor Schneider dem Professor zu dieser Zeit etwa ein Medika ment ausgehändigt habe? Doktor Schneider hat nichts her gegeben, nicht das mindeste

16
Zeitungen & Zeitschriften
Volkszeitung/Deutsche Volkszeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TIRVO/1934/06_06_1934/TIRVO_1934_06_06_3_object_7658832.png
Seite 3 von 8
Datum: 06.06.1934
Umfang: 8
eine Steigerung um 70.000 Kilogramm bedeutet. Der arme Sünder Florian Ein Roman des Lebens. Von Walter Kloepffer Copyright by Wilhelm Goldmarm. Verlag Leipzig, durch Dr. Prager. Pressedienst, Wien 16 Er ist nunmehr acht Tage hier, und alle sind mit ihm zufrieden. Es kann keine Rede mehr davon sein, daß man ihn fortschickt. Die Exzellenz hat ihm sogar einen abge legten und noch ganz guten Anzug geschenkt. Mal Nach denken: Also da ist zuerst der Chef, Geheimrat Gottesauge. Alter Mann, frofchgesichtig, selten

zu sehen, weil die ärzt liche Leitung Doktor Flix hat. Der Chef besorgt das Ge schäftliche, das Finanzielle. Außerdem treibt er sich in sei nen freien Stunden in den Gewächshäusern herum und macht dem Gärtner das Leben sauer, weil er ihm in die 'Gurken- und Erdbeerzucht hineinredet. Weiter ist da dieser Flix. Wir kennen ihn bereits. Ein Mensch, aus dem Florian nicht ganz klug wird. Eine Mischung von Voltaire und Gentleman. Vor seinem Spott ist niemand sicher. Er hat eine Art, den Leuten die Wahr heit

zu sagen, gegen die man nicht aufkommt. Er ist Ket tenraucher. brennt nächtelang das Licht und wird von man chen Damen als Lebemann taxiert, obwohl ihm nichts Po sitives nachzuweisen ist. Florian mag ihn gut leiden. Außerdem ist er ein fabelhafter Diagnostiker. Doktor Schneider, der Assistent, ist zuverlässig, heiter und ein starker Esser. Bei den Herren ist er wegen seiner Fertigkeit im Kartenspielen, bei den Damen als Arrangeur amüsanter Gesellschaftsspiele geschätzt. Die paar Patienten, die Florians

und hängt seine Anzüge allabendlich über einen Klei derbügel. Nimmt das Personal nur bedingt zur Kenntnis und pflegt sich bei der Exzellenz anzuschustern. Florian hat ihn über alle Maßen dick und gönnt ihm feine fünf Kinder von ganzem Herzen. Desgleichen die beginnende Arteriosklerose. Denn Florian ist eben auch nur ein Mensch, ein schwacher Mensch sogar, und kein Heiliger. Bleibt zu guter Letzt noch der Mathematiklehrer Wun derlich. Florian fühlt für diesen Herrn, der Jägerhemden und Röllchen trägt

, eine stille und unklare Zuneigung. Vielleicht ist es gerade das Ungeschickte und Aengstliche, das Sanfte und wie an die Wand Gedrückte, das Florian für ihn einnimmt. Es ist etwas Verschrumpeltes, Verschüch tertes um diesen Herrn Wunderlich, dessen Augen imitier um Entschuldigung zu bitten scheinen, daß er überhaupt ge boren ist. Er scheint es auf der Lunge oder am Herzen zu haben. Er sitzt zuweilen mit gesenktem Kopf auf irgend einer Bank und hat ein Buch in der Hand, ohne darin zu lesen. Die Suwarin geht

17
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1900/16_06_1900/OBEWO_1900_06_16_6_object_8025031.png
Seite 6 von 18
Datum: 16.06.1900
Umfang: 18
u. s w. der \ Wunden, obwohl bei vollem Bewußtsein, mit keiner \ Wimper zuckte. Levensüöerdrüsstg. Infolge eines häuslichen s Zwistes hat sich dieser Tage eine junge Frau aus ; Torbole mit ihrem zweijährigen Söhnchen in den j G«rdasee gestürzt. Zwei herbeigeeilten Männern ! gelang es jedoch, die Frau und das Kind noch ! lebend aus dem Wasser zu ziehen; die Geretteten be- ; finden sich völlig wohl. JkuchLversuch und Hestandniß. Am 6. d. ver- ; suchte der des Doppelmordes zu Rovereto verdächtige Florian

hatten recht, wenn sie mich, die arme Magd, net zur Schwiegertochter haben wollten. Daß i das net glei gemerkt Hab'! Daderdrum haben sie mi doch fortgeschickt! Unsre Lieb' is ihnen ver- rathen worden. Es is schon besser, Florian, du nimmst dir eine reiche Frau und vergißt die arme Zenzl. Es soll den Kindern Segen bringen, wenn sie die Wünsche der Eltern achten!" „Zenzl, dös kann net dein Ernst sein! rief Flo rian. „Arm, wie du bist, will i di haben, wenn du nur zu mir hältst! I mag

mehr gern!" Tieftraung hatte Florian diese Worte gesagt. Traudl, die lm Hintergründe des Zimmers dem Gespräch gelauscht hatte, winkte ihm. jetzt das kranke Mädchen nicht länger zu drängen. „Geht jetzt, Bauer, und kommt vorderhand net wieder. Ihr habt euch ja jetzt ausgesprochen. I versprech' Euch, wenn sie erst ganz gesund is, soll sie net eher fortgehen, bis sie noch 'mal mit Euch geredet hat." „I glaub'," sagte Florian draußen, „i Hab' ihr Herz für immer verloren!" Unter Traudl's guter Pflege

gegen ihre Wohlthäterin wollte die Zenzl nicht erscheinen. „Gebt!" sagte sie mit einem tiefen Seufzer und machte sich auf den Weg. „Wart' nur ihr Protzen " murmelte die Alte, als das Mädchen aus der Thür war, hinter ihr her- schauend, „i will euch helfen, daß euch darüber Hören und Sehen vergehen soll!" Der Durnerbauer und seine Alte druselten Nach mittags ein bischen im Sorgcnftuhl und auf der Bank, während Florian am Fenster saß und Fliegen fing. Da kam die Magd und sagte: „Draußen steht die Zenzl mit einem Brief

." Die beiden Alten warfen sich verlegene Blicke zu. Zenzl trat mit einem „Grüß' Gott" in die Stube. Florian wollte ihr entgegenstürzen; aber er be sann sich und blieb fitzen. Zenzl wollte ja nichts mehr von ihm wissen; er hatte also kein Recht mehr an sie. (Schluß folgt.) — Explosion. Man meldet aus New-Aork vom 9. Juni. Eine furchtbare Explosion fand in den Gruben von Gloucester statt. 230 Arbeiter wurden verschüttet. 175 derselben konnten gerettet werden. — Zehn Personen ertrunken. Man meldet

18
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Volksbote
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/TVB/1906/01_04_1906/TVB_1906_04_01_3_object_2249806.png
Seite 3 von 20
Datum: 01.04.1906
Umfang: 20
Sahvg. XIV. „Gjvoler Volksboke.^ Seile A. mählich wieder bemerkbar. Die Nachbarn staunten geradezu, wie der Florian in so kürzer Zeit eine derartige Umwandlung zustande gebracht hatte. — Auch Urschel, die Bäuerin, wurde von der Ordnungsmacherei fortgerissen. Sie hatte einen ge waltigen Respekt, ja eine gewisse Furcht vor dem Florian und darum nahm sie sich beim Kochen nach Kräften zusammen, die Kost wurde besser und die Bäurin gewöhnte sich auch daran, die Mahlzeiten genau auf die Minute

einzuhalten. Es wurde auch wieder fleißig gebetet am Morgen und abends, die Haus türe war in der Nacht gesperrt und niemand durfte außen herumzigeunern, das Fluchen und die bösen Reden wurden voll ständig abgebracht, man sah die Erstfelderifchen — Bäuerin, Kinder und Dienstboten — auch wieder häufig in der Kirche bei den Sakramenten. So kam der Winter und Neujahr, dann Lichtmessen. Obwohl der Florian dem Stradegger vor sieben Monaten erklärt hatte, länger als ein halbes Jahr in keinem Falle beim

Erstfelder zu bleiben, so traf er doch jetzt keine Anstalt zum Wandern. Im Gegenteil, er trug sich dem Stradegger herwärts an, die Wirtschaft beim Erstfelder noch weiter zu führen. — Die Erfolge, die er in der kurzen Zeit als Meisterknecht errungen, machten ihm große Freude und stachelten seinen Ehrgeiz, den abgewirtschafteten Hof wieder ganz in die Höhe 'zu bringen und ihn zu einem größeren Glänze zu erheben, als er jemals besessen. — Einigermaßen beeinflußt wurde der Florian auch durch den hohen Lohn

und Angelegenheiten, gab ihm gute Ratschläge — und oft, wenn er fortging, steckte sie ihm einen Leckerbissen oder ein neues Kleidungsstück oder sonst ein Geschenk zu und ließ ihn gar nicht zu Worte kommen, wenn er danken wollte. — An die gute alte Frau dachte der Florian nebst dem Mariele am öftesten und er betete jeden Tag zu Gott, daß er das Mütterchen recht lange erhalte; er sinnierte auch viel, wie er der Mariann' einmal eine rechte Freude machen könne. Beim Erstfelder waren zu Lichtmessen die meisten alten

Dienstboten fortgezogen und hatten neuen, tüchtigen Kräften Platz gemacht. Der Florian schaute jetzt mit Freude und Hoffnung dem neuen Arbeitsjahr entgegen.. Doch bevor die Acker- und Saatarbeit begann, sollte ihn ein unerwarteter Schlag treffen. Ueberhaupt das neue Jahr hatte wenig Glück für den Florian in seinem Schöße; es sollte zum traurigsten seines ganzen Lebens werden. Zu Anfang des Monats April mußte der Florian wieder zu der Waffenübung einrücken. Früheremale hatte ihn dies nicht besonders

20
Zeitungen & Zeitschriften
Tiroler Land-Zeitung
/tessmannDigital/presentation/media/image/Page/OBEWO/1900/16_06_1900/OBEWO_1900_06_16_5_object_8025030.png
Seite 5 von 18
Datum: 16.06.1900
Umfang: 18
gebrochen hat sich am 11. Juni Nachmittags Michael Bacher, 56 Jahre alt, Witwer, Pächter des Putzer-Anwesens am Krancbittberge. Er fiel beim Heuarbeiten in der Nähe des Noth- der Durnerbäuerin selbst. Sie hat gestohlen, drum haben sie sie fortgejagt!" „Is möglich?" rief die andere. „Und schaut immer aus, als ob's kein Brünnlein trüben könnt', die Zenzl! und erschien alleweil so treuherzig und so hübsch —" „Ja, die nette Fratzen thut's net, wenn die Bravheit fehlt," versetzte Vevi scharf. Florian

, Pflichtvergessenheit, als man sic ablohnte; sie wußte nichts weiter. O, wer ihr dock hätte sagen können, was sie eigentlich gethan haben sollte! Ader sie war entschlossen; ihren Florian wollte sie Wiedersehen, sich Trost bei ihm holen und ihm sagen, daß sie nichts gethan habe, wodurch sie ihm umwerth wurde. An der Hinterseite des Gartens, wo sie sich oft trafen, erwartete sie ihn, Sie brauchte nicht lange zu stehen; da kam er. Thränen entrollten ihren Augen. Hatte doch ihre Godl gesagt: „So was muß man gelassen

wankte eine ! bleiche Gestalt und wankte ihr in dre Arme. Kopfschüttelnd legte Traudl die Ohnmächtige zu j Bette „Armes Würmel, haben'« dir so arg mitgespielt!" i entfuhr es ihr grollend. Einige Wochen später traf Hexentraudl beim j Wasserholen den Florian am Brunnen. Sie warf - ihm e nen stechenden Blick zu, als er sie grüßte, j Er sah aus, als habe er eine schwere Krankheit über- ! standen „Weißt, Florian," begann sie, „daß Zenzl seit > drei Wochen schwer krank bei mir liegt?" Florian zuckte

, daß 's nix Unwürdiges gemacht hätt'! Glaubst Du, wenn eins auf'm Todtenbett liegt, lüg:'s?" Florian kraute sich hinterm Ohr. „I glaub', die Zenzl hat nicht recht verstanden, was i ihr g'sagt Hab'," meinte er. „I hoff's, daß ihr der Schmerz erspart geblieben is," versetzte ihm Traudl. „Schlimm genug is," wenn einen der Liebste ein verächtlich Ding nennt. Nu sag' amal ehrlich, von wem hast denn das Ge tratsch, daß die Zenzl was gestohlen hat?" Kleinlaut kam's über des Burschen Lippen: „Die Vevi hat's

21