eines wirklichen Frie densfreundes, der die Verantwortung für eine schädliche Politik von sich abwälzen will — in jedem dieser Fälle in die Gefahr, über der Billigung oder Ablehnung seiner Bemerkungen über die deutsche Politik die Folgerungen, die sich daraus für die österreichische Politik ergeben, unbeachtet zu lassen. Wenn man zum Beispiel die Kritik Lichnowskys an der deutschen Diplomatie für im wesentlichen richtig ansieht, läuft man Gefahr, den Anschein zu erwecken, als ob die-österreichische Diplomatie
über diese Kritik erhaben wäre — wie ja die „Reichs post" sich über jede Stellungnahme zu den Enthüll lungen Lichnowskys hinweghilft, indem sie be merkt, daß diese Vorwürfe die österreichische Diplo matie nicht träfen. Wenn man aber die Kritik Lichnowskys als gehässig ansieht, gerät man wieder in die Gefahr, der Heuchelei beschuldigt zu werden, da ja vieles von dem, was Lichnowsky der deutschen Diplomatie vorwirft, falsch sein kann, damit aber nur die eigene Verantwortung der österreichischen Diplomatie
nun erst recht bewiesen wäre. Man wird das sofort einsehen, wenn mün etwa die Kritik ins Äuge faßt, die Lichnowsky an der Unter stützung der österreichischen Balkanpolitik und na mentlich an der Politik nach der Ermordung des Thronfolgers übt. Wer diese Kritik als richtig ansieht, wird leicht der Versuchung erliegen, daraus, daß man mit Lichnowsky der deutschen Regierung den Vorwurf macht, sie habe die Oesterreicher in ihren kriegeri schen Absichten gegenüber Serbien bestärkt, den Schluß zu ziehen
, daß also die österreichische Di plomatie nur das Opfer der Verlockungen der deutschen Kriegspolitik, selbst aber friedlich ge stimmt gewesen wäre. Und doch würde man damit der österreichischen Diplomatie nur ein bitteres Unrecht zufügen. Denn, wenn auch Lichnowsky recht haben mag, die Unterstützung der Politik des Grafen Berchtold j durch Bethmann zu kritisieren, so wäre es auf jeden Fall eine Geschichtsfälschung, wenn man etwa behaupten wollte, Graf Berchtold habe sich j nur unter dem Drucke Deutschlands zum Ultima
werden am wenig- « sten bestreiten können, daß, wenn — wie sie sagen | — Deutschland wegen des englischen „Handels neides" zu einem Waffengang mit England kom men mußte, vom deutschen Standpunkt aus, das heißt -vom Standpunkte des deutschen Militaris mus, der Krieg zu der ungünstigsten Zeit ausbrach, zu einer Zeit nämlich, wo Deutschland gegen die ganze Welt in den Kampf ziehen mußte, und nicht einmal für ein direktes deutsches Interesse, son dern für ein Interesse Oesterreichs, während für • den Krieg