Beilage zu Nr. 129 der „Bozner Zeitung' vom 9. IM 1899. » 5 Stachdruck verboten. 1 Am ein Von (Schluß.) Offenbar sind sie hitzig aneinandergerathen ; nur ein verletzendes Wort braucht zu fallen und ein Duell ist prooizirt. Den Ehrenpunkt galt es, das Bild war Nebensache. Das klang zwar nüchtern, aber ziemlich wahrschein lich, der Toggenburgsekte war der Kultus ver kümmert. Aber das Bild war nicht Nebensache. Man bot ihm Geld, wenn er das Bild auch nur herleihen würde, man bot ihm viel Geld
und er war ein armer Mann, bitterlich arm. Die Zeitungen zerissen vor Schmerz ihre Oberkleider und klagten den Abonnementen ihr bittteres Leid, daß das Bild um keinen Preis zu haben sei. Es sei sein Schatz, er behielt es für sich, — jetzt fiengen auch die Gouvernanten und Mütter zu bewundern an. Das war als Ehrensache, das stand noch höher. So lange sich Männer für Frauen duelliren, kann kein Duell mehr ehrenhaft für den einen der Kämpfer sein. „Wir Mädchen entbrannten in Neid und Eifersucht. Wer ist das Urbild
, dessen Bild schon solche Macht besitzt? Und weiß sie es? Wie glücklich muß sie sein! Verdient sie es aber auch? Wer ist sie, wird man es endlich lesen? In unseren Mädchenkreisen gieng es unruhig her. Ich war die ruhigste, vielleicht weil ich am tiefsten fühlte. Das war das Glück, welches ich suchte, welches ich ersehnte, einen Mann, wie diesen armen Gelehrten. Die Freundinnen schwärmten laut, mir aber vergieng das Reden, es wurde mir übel zu Muthe, wenn ich daran dachte, was mich einst erwartet: wohl
Schwester! Ich telegraphirte ihr und fragte an: Welches Bild fehlt Dir in Deinem Album? — Rückantwort: Woher weißt Du, das mir ein Bild fehlt? Es ist das Deine. Schicke mir sofort eine Photographie, der Platz muß besetzt werden. Nun wnßte ich's. „Sie begreifen, daß ich jetzt hier stehe. Sie haben es dahin gebracht. Wollen Me mich zunkWezbe? .... ' Dann aber rieb er sich die Stirn und sagte: „Hm, hm, ist mir nicht neu, was ich da höre. Ich habe eS oft genug gehört, in meinen einsamen Träumen
, daß dieser Engel . . Hinter dem Vorhange steht das Mädchen, unfähig, sich zu rühren. Er aber springt aus: „Es ist genug, weiter geht's nicht mehr!' Er reißt den gutgepackten Reisekoffer auf, stürzt ihn um, wühlt mit den Füßen den Inhalt auseinander und sucht nur eins dariu — seine Duellpistole. Sie, mit der er sich für das Bild geschlagen, soll ihn von den Qualen dieses Dasein befreien. Er rafft sich auf, ladet sie — datönteinmarkerschütternter Schrei an seine Ohren und in das Innerste seines Herzens