gefegnen soll. Da du also gut und ein rechter, treuer Freund bist, so erfülle auch noch meinen letzten Wunsch und Willen, dieweil ich sterben und von dieser Welt abschei den muß. Unter meiner Habseligkeit findest du ein gar wonnigliches und fast gnadenreiches Bild Unserer Lieben Frauen Sant Maria, so ich von Candia mit mir geführt Hab. Das Bild sollst du nehmen und in einer Kirchen der Stadt Rom aufstellen, auf daß viele Arme und Presthafte allda Hilfe finden, das es ein hochbegnadetes Bildnis
ist." Und darauf erzählt er dem Freund von dem Meeressturm und andern ähnlichen Sa chen. Der Gastfreund versprach dem Kaufherrn, nach seinem Begehren zu tun, und darnach starb der Kaufherr aus Candia eines gottseligen To des. Sein römischer Gastfreund aber hatte nit anderen Sinn, denn daß er, so bald und aller erst er könnte, dessen letzten Willen und frommen Wunsch erfüllen möchte: Er hatte aber ein Weib, und alsobald dieses vernahm und hörte, was für ein hochbegnadetes Bild aus dem Hause getan
würde. Solches wär aber in allen Wegen nit recht gewesen, auch wenn es aus purer und lau ter Frommheit geschehen wär, was nit glaublich, sintemal das Weib' eine rechte Eva war, will sagen eigensinnig und rechthaberisch, sonsten aber nit bös. Also wollte das Weib recht behalten und nit leiden, daß das Bild in eine Kirche übertra gen würd, ihr Mann aber unterzog sich, weil er nit Händel im Haus wollt haben. War sol ches Nachgeben auch nit recht, da er hätte nach Pflicht und gegebenem Versprechen und Wort Handelen
sollen. Und zu dreien Malen ermahnte ihn Unsere Frau Sant Maria im Schlaf, und im Traum, daß er sollt Wort halten und nit also das Bild für ihn nehmen.. Es war fein Wille auch gar nit schlecht, aber also schwach und blöd, daß er allzeit von seinem Weib sich um drehen und abspenstig machen ließ. Allda er schien ihm Unsere Fraue zum vierten und letzten Male im Traum und sagt zu ihm mit fast trau rigem Antlitz: „Ich seh wohl ein, daß du mein Bild nit nach Schuldigkeit willst aus dem Haus tragen
aufgestellt und verehrt werden." Es verstand aber das Kind nit, was es sagte, allein die Mutter verstund es gar Wohl und ward sie durch des Mägdleins einfältige und unschuldige Red gar sehr gerührt, also, daß sie ohne ein wei teres Zaudern noch Widersetzen sich des Bildes zu entschlagen bereit war. Es machte ihr nur noch eins Kümmernis, in welcher Kirchen oder Kapellen sie das heilige Bild tragen wollte. Da kam kurze Zeit darnach das Kindlein wieder go- loffen und .sprach abermalen: „Ich Hab ganz ge wiß