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Lienzer Zeitung
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Seite 5 von 16
Datum: 10.06.1939
Umfang: 16
Folge 23 Seite ? Kavalier, nicht so einfach Von Ralph Urban, Mödling bei Wien Der Gymnasiast Alfred Riegel hatte von Onkel Theodor einen Maßanzug bewilligt bekommen. Nicht etwa zum Lohn für her vorragenden Fortschritt in der Schule, sondern deshalb, weil Onkel Theodor im Gedenken an die eigene lasterhafte Ver gangenheit eine Schwäche für jene Jungen empfand, die für das vorzeitige Ergrauen des Lehrkörpers verantwortlich zeichnen. Nach heißem Sehnen und unruhigen Träumen hatte Alfred am Sonntag

vor mittag die Lieferung des Anzuges doch noch erlebt. Nun stand er vor dem Spiegel und übte das zu dieser wundersamen Kleidung gehörende Kavaliersgesicht. Die Mutter er schien störend in der Tür. „Fein siehst du aus', sagte sie, „schon fast wie ein richtiger Herr.' Alfred überhörte das beleidigende „fast', denn er benötigte dringend zwei Mark, um seine vornehme Erscheinung im entsprechen den Rahmen zur Geltung bringen zu kön nen. Das Ergebnis der Verhandlungen lau tete schließlich 1.S». Noch am letzten

Bissen des Sonntags bratens kauend, sauste Alfred zur Tür hin aus. Auf der Straße wurden seine Be wegungen jedoch gemessen und würdevoll. Leider laH alles in mittägiger Ruhe, so daß niemand da war, der ihm Bewunderung zollen konnte. Der junge Mann beschloß da her, nach der „Alten Schießstätte' zu wan dern, wo am Nachmittag männliche und weibliche Jugend zusammentraf, um das Tanzbein iu schwingen und Kaffee zu trin ken. Alfo zog er dem Ausflugsort zu. Als er den Waldweg erreichte, sah

er in einiger Entfernung vor sich eine wundervolle weib liche Figur, die sich in gleicher Richtung be wegte. Näher kommend, erkannte Alfred, daß da vorn kein Mädel ging, sondern eine rich tige Dame, die natürlich sicher um gute paar Jabre mehr zählen mochte als er. Und mit der seiner Altersklasse oft eige nen Zuneigung der reiferen Frau gegen über wandelten auch Alfreds Gymnasiasten träume in ähnlichen Gefilden. Augenblicklich malte er es sich aus, wie herrlich es sein müßte, an Seite dieser Dame dahinschreiten

zu dürfen. Der bloße Gedanke verursachte ihm wildes Herzklopfen, obwohl ihm die Verwirklichung dieser Idee genau so un wahrscheinlich vorkam wie die Fahrt in der Mondrakete. Plötzlich geschah aber etwas Großartiges. Die Dame, die etwa noch zehn Schritte Vorsprung hatte, verlor einen Hand schuh. Alfred fuhr wie ein Habicht dqrauf los, hob ihn auf und raste schon. Die Dame drehte sich erschrocken um. Der junge Mann riß den Hut vom Kopf, schleifte ihn in küh nem Schwung nach dem Vorbild der Mus ketiere

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Bozner Nachrichten
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Seite 9 von 16
Datum: 04.07.1907
Umfang: 16
?' * Wie gebannt hatten Evas Augen auf dem Fortschreiten den gericht, erst jetzt wandte sie sich der Fragenden zu und schauerte zusammen. „Nein, ich — ich dachte es mir, — aber ich — ich erkannte ihn auch zuletzt kaum.' ^ „Laßt uns. auch in das Haus gehen zuMmna, Alwine,' War Alfreds.Vorschlag. ^ 5 ^ „Ich darf nicht, ich muß hier auf ihn warten,' versetzte Eva und sah von einem zum anderen. „Dummes: Zeug, das kannst Du im Hause ebenso gut tun!'.rief Alfred, und als Eva den Kopf schüttelte, brauste

er auf über, ihre Torheit. o ^ „Du hast unrecht,' fiel -ihm da Alwine in seine heftige Rede. „Es ist ihr Vater; sie muß tun, was er ihr befiehlt. Erinnere Dich,MzS wir erst heute in der Religionsstunde gelemt Habens Eva!' ^ Spöttisch verzog Alfred, die Lippen/>,Der wird was Gutes befehlen!' ^ Alwine Warf den dunkelhaarigen Kopf in den Nacken und erklärte sehr, bestimmt: „Es bleibt immer ihr Vater, dem sie zu gehorchen hat.' - ^ Eva..sah sie mit großen erschrockenen Augen an und Preßte die Hände wie in aufquellender

blieb Herr von Waldegg einen Augenblick hinter dem Hans- Portale stehen, Nnhrend Roczinski finster und mit erbitter tem Altsdruck die Stufen hina'bschritt und Eva zu sich heran winkte. „Sie erlauben mir wohl einige Minuten ungestörter Aussprache mit meiner Tochter, ich möchte doch auch ihre Ansicht' kennen lernen. Sie ist ja groß genug!' Sein Blick ging langsam von Eva zu Alfred und Alwine. Ein höhni sches Lachen flog über sein Gesicht, als er sah, daß Alfred Evas Hand fest in der seinen hielt. Herr

von Waldegg verbeugte sich vornehm, rief Alwine zum Fortgehen und gab Alfred einen Auftrag an seine Tante, der ihn in das Hans führen sollte. Nach einem ermutigenden Händedruck folgte Alfred der Weisung, aber äugenscheinlich sehr ungern. .Me dursten sie jßoa allein lassen mit dem Manne, der eher einem Räuber, als einem ehrlichen Bürger glich. . ^ »W er Mrklich Evas Vater?' flüsterte Alwine, während D'wtt Oerm Mn>MAegg Hinanging. - „Natürlich,' antwortete dies er. „Wo ist er denn so lange gewesen?' Herr

. . Nach einiger Zeit Wurde Mn im HaNse eine Tür zuge worfen. Alfred stürmte die Treppe herab. „Ist Em noch nicht da?' „Nein, wir sollen sie mit ihrem Vater allein lassen und erst nach einer halben Stunde hereinholen.' Alwine gab sich Mühe, ruhig zu erscheinen; Alfred durfte nicht mer ken, daß sie sich gekränkt fühlte. - Aber er dachte gar nicht an sie. „Ist es nicht schändlich!' -brach er los. „So herzukommen und einfach —' - Sie richtete einen erstaunten Blick auf ihn. „Ich meine, es ist doch ganz natürlich

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 23.04.1936
Umfang: 6
. Verrückt war das alles, was sie bedrängte. Ausgeburten einer tollen Phantasie peinigten sie. Lächerlich war alles und nicht wert, einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden, und wenn man es eines Tages wagen sollte, Alfred Heldberg zu verdächtigen, wenn oieser blonde, langaufgeschossene Narr sein Schwei- aen brach oder Gisela Hammer ihr Ver sprechen vergaß, um ihrem toten Prinzen den Ruhm ins Grab nachzutragen, dann würde sie auftreten und für die Ehre Alfred Held bergs streiten, und wenn es nötig

sein sollte bis zur Selbstvernichtung. Das war sie dem Toten schuldig. Dem Toten, der immer so gut zu ihr gewesen, der sie über alles geliebt, und der doch noch vor seinen Sterben an ihrer Liebe hatte zweifeln müssen und sie dem anderen vererbt hatte wie irgendeinen Gegenstand. Sie schlug-die Hönde vors Gesicht. Scham hüllte sie rin wie eine heiße Woge. Wie einen Gegenstand hatte sie Alfred Heldberg vererbt, und die Erbschaft war zurückaewiesen worden wie ein Gegen- stand, an dessen Besitz einem nichts gelegen Ihre Tränen rannen

schneller, und das arme Herz tat weh — so sehr weh! Zweiunddreißigstes Kapitel. Auch in Kötn hatte die Aufführung von Alfred Heldbergs letztem Werk begeisterten Beifall gefunden. Ein Kritiker schrieb: „Es erscheint zuweilen unglaublich, daß der Autor der einfachsten märkischen No vellen und Romane es im Schauspiel zu solcher Höhe bringen konnte. Zwei Seelen wohnten in seiner Brust. Schlicht, fast un beholfen in seinen Novellen und Romanen, spröde und eckig im Ton, wenn auch ge diegen und heimattief

, wird alles, was er zu sagen hat, in seinen Schauspielen feurig lebenoig. Klingend und blendend im Satz- bau. Ein Eigener ist er gewesen, einer, der nur für die Bühne schaffen konnte.' Auch Maria Franz las die Kritik, und sie sann: so verschieden tonnte eigentlich ein und derselbe Mensch doch gar nicht schreiben, wie es Alfred Heldberg getan. Das gab es wohl kaum. Ein und derselbe Mensch! Da war er schon wieder, der gräßliche Zweifel: Hatte Alfred Heldberg, der Verfasser der schlichten Novellen und Romane wirklich

. Aber währeno der ganzen Fahrt hockte die Angst neben ihr in dem engen Raum. Die Bilder des Prinzen würde sie sehen. , Vielleicht war doch eins dabei, das sie an den Herrn erinnerte, der früher ein paarmal zu Alfred Heldberg gekommen, und den es wie ein Geheimnis umschwebt. Seinen Namen hatte sie nicht erfahren und nicht, was er ge wollt. * Gisela Hammer empfing Maria mit großer Freundlichkeit in dem Zimmer, in dem über dem Schreibtisch das große, lebenswarme Porträt des Prinzen hing, und als Marias Blick

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Volksbote
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Seite 3 von 6
Datum: 23.01.1936
Umfang: 6
» ' •büßten Staaten 175 Todesopfer gefordert. t Ohne Fallschirm an» dem Flugzeug ge sprungen. Bukarest. 22. Jänner. Ein rumä nisches Militärflugzeug istSü Kilometer -von «Salat, infolge eines Motorendefektes abgestllrzt. - .Der Pilot Leutnant Alfred», sprang, obwohl er keinen Fallschirm hatte, in etwa zehn Meter Höhe au» dem Flugzeug heraus and rettete fich ko vor dem sicheren Tod«. Allerdings brach er sich bei diesem kühnen Sprung beide Beine. t Lawine verschüttet 80 Arbeiter. Tokio. 22. Jänner

, getraut. Die Braut ist ein mehrfähriges flei- ftiges Mitglied de», Pfarrchores. Während der Trauungsmefle wurde« von Mitgliedern des Pfarrchores religiöse Gesänge vorgetragen. b Unfall., Der IZsähriae Alfred Mitterstieler in Oltrifarco glitt auf oer Straffe aus und a e. Mit einer schweren Verletzung der n Hand mutzt« er stch in spitalsärztliche Behandlung begeben. b Drei Berhaftungeu m einer Diebstahl», angelegenheit. In der Stadtausgabe des „Bolks- boten' vom 16. Jänner wurde berichtet, dah

-Einlage »Der erste Schnee', «egimyriten: «!. Mo7%, 9.80 llhr. Obst- un» Weinbauern! Verlangen Sie ausdrücklich die besten u. billigsten Talfaro-BekSmpfuvgs- mittel filr Winter und Sommer. — Wo nicht erhSMch wmde man stch an «.Sicher, Bia beaii Rr. 18 lSilbergaffei in V v l z a n o. Die vererbte Graut Roman von Anny v. Panhnys. Urheberrechtefchutz: Aufwärts-Derlag, T.m.b.S-, Berlin. (18. Fortsetzung) Atemlos stieß sie hervor: »Er ist da mtb bleibt zu Tisch. Alfred hat kh» mir vorgesteD

. Es ist furchtbar?^ Berns Sickhardt, die sich noch eben, in Tedankml vergnügt, mU den heutigen Ein käufen beschäftigte, fragte verwundert: -Wer ist da? Wer bleibt zu Tisch? Was ist furchtbar? Und wen hat dir Alfred vor- gesteL?' Maria war auf dem nächsten Stuhl ge- funken. .Rall Burggraf ist hier, Alfted hat heim- uch doch an ihn geschrieben, und nun hat er heute hier Besuch gemacht, well er gerome in Berlin zu tun hat. Er bleibt zu Tisch!' ^ Maria stieß es abgerifleu hervor, und ihr ' Bestchtsaudruck

für dich als auch für mich werden: aber oa alles einmal varübergeht, werden auch die Stunden norübergehen, die uns ,mangenehm sind. Danach wird dir Ralf Burggraf bestimmt nicht mehr in den Weg kommen, well er setzt weiß, du bist Alfred Heldbergs zukünftige Gattin.' Sie seufzte. „Wir müssen durch die Geschichte hindurch, wenn uns auch Dornen hecken den Weg erschweren. Und setzt nimm eine Kolatablette, die verscheucht die aller größte Angst, ,md dann mach' dich ferttg. Ich gehe vor und laste ein drittes Gedeck austegen.' Sie küßte Maria auf die Wange. „Laß gut

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Volksbote
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Seite 3 von 6
Datum: 13.02.1936
Umfang: 6
v. P a n h u y s. Urheberrechtsschutz: Aufwärts-Berlag, G.m.b.K„ Berlin. f16. Fortsetzung) „Ich darf mich leider nicht danach richten, Fräulein Franz, da mich das Testament ver- Mchtet, Herrn Burggraf zu benachrichtigen. Pflicht ist Pflicht: Pflicht gegen einen Toten und seinen letzten Willen steht besonders hoch!' Maria schüttelte heftig mit dem Kopfe. „Das wäre ja, als wenn mich Alfred Held berg dem anderen anbietet. Das wäre ja, als wenn er ihm seine Braut vererbt!' Berna Sickhardt mischte sich ein. „Ich meine. Herr Justizrat

. Sie brauchen sich wirklich nicht so genau an den Wortlaut des seltsamen letzten Willens zu halten. Cs ist ja Maria Franz darin nicht zur Bedingung gemacht worden, den Wunsch des Berstör- denen zu erfüllen.' Der Anwalt widersprach: „Cs steht ausdrücklich da, ich soll Herm Burggraf benachrichtigen, und daran mutz ich mich halten.' Cr wiederholte: „Ich mutzi' „Das ist doch Wahnsinn!' entfuhr es Derna Sickhardt heftig. „Gnädige Fraul Man soll nicht impulsiv nach dem Schein urteilen. Alfred Heldberg war eln

dich doch nach dem Mittagessen mit Burggraf in den Park. Alfred ging dann in sein Zimmer. Wie kann er nur etwas von dem wissen, was zwischen dir und Burggraf gespielt?' «Ging er wirklich in sein Zimmer? Weitzt du das ganz sicher, Tante Bema?' fragte Maria. Sie glaubte sich plötzlich zu erinnem, datz sie Alfred Heldberg nach ihrer Rückkehr aus dem Park so seltsam angesehen. War das nicht auffallend? Auch hatte er Ralf Burggraf nicht mehr eingeladen, und sogar von einem gelegent lichen Briefwechsel mit ihm war nicht mehr

die Rede gewesen. Irgend etwas in Alfred Heldbergs Ge-' ssnnung gegen Burggraf mußte sich in der kurzen Zeit verändert haben, während sie mit dem Park und tm Pavillon gewesen. War es nicht nachträgllch, als hätte sie tm Pavillon flüchtig das Gefühl gestreift, mtt Burggraf nicht allein zu fein? Oder bildete sie stch das nachträglich nur eln? Ihre Nerven befanden stch ln traurigem Zustand. Das Wiedersehen mit Ralf Burg graf, die Krankheit Alfred Heldbergs, fein rascher Tod, das sonderbare Testament tmgen

nicht anders sein! Cr hat etwas von dem Geschehenen gewußt!' Sie sah auf ihr Trauerkleid nieder. „Seine Braut war ich, der Hochzeitstag war angesetzt, und jetzt vererbt er mich, wie man Geld oder einen Gegenstand an eine andere Person vererbt. Behandelt man so einen Menschen, den man lieb, gehabt?' Bema Sickhardt antwortete erst nach einer Weile. ^Jch glaube eher, es war höchste Liebe, die Alfred Heldberg so ein Testament aufzwang. Ich sage aufzwangl Denn er handelte unter einer Art von Zwang, das geht klar und deut- sich aus dem Testament

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 06.02.1936
Umfang: 6
angezelstet I Heilmittel bei , LvbrstoppunoJ Vloflen- und Nierenleiden, f \hlgrAne, Forunkeln, Juk- 1 Iten u. Biutverdnderun-, Leen. Mutier sratli bei/ idetvVerlr.Hanzoni, Inländische« Erzeugnis! Lab. G. Manzoni & To.. Dia Dela 8, Mikano. Aut. Prekett. Milano Nr. 6815. 24. 2. 1928. Sk richtig machen will, und das Schicksal lacht spöttisch und löst alle schweren Fragen auf schnellste Weise ganz anders, als es der kleine Mensch getan hatte. Die anscheinend so leichte Erkältung, der Alfred Helbberg

, um Alfred Heldberg zu retten. Aber das Wunder geschah nicht. Am Abend des vierten Tages ging es mit Alfred Heldberg zu Ende. Cr konnte nicht mehr viel sprechen, nur wie röchelndes Flüstern glitt es in Marias Ohr: - „Wenn ich für immer gehen muß, meine Maria, dann gräme dich nicht zu sehr. Dann denke nur: ich wünsche nichts sehnlicher als dein Glück! Dergiß das nie, niemals. Es könnte einmal eine Stunde kommen, wo du nötig hast, dargn zu denken.^ Und nach einem letzten -langen Blick, der sich gar

nicht von ihrem Gesicht lösen konnte, der noch einmal alle Lieblichkeit Marias ln sich aufzunehmen schien für di« Ewigkeit, ging Alfred Heldberg aus der Welt. Maria brach schluchzend vor seinem Lager in die Knie. Berna Sickhardt betete mit blassem Gesicht ein leises Vaterunser. Zum Begräbnis kamen vleie, viele- Menschen. Sie alle wollten dem berühmten' Manne die letzte Ehre erweisen, und als Maria mit Bema Sickhardt dann vom . Friedhof zurückkehrte, schien ihr alles daheim unsagbar unheimlich und still. Heute

hatte die Hochzeit sein sollen. Heute, zur Stunde, da man Alfred Heldberg in die Erde gebettet. Frau Sickhardt schlug vor, Maria sollte sie nach Frankfurt begleiten, doch da erschien Justizrat Schröder und sprach von einem Testament» das der Verstorbene vor zwei Jahren von ihm hatte aufsetzen lassen. Cr erklärte, am nächsten Vormittag würde es hier im Hause geöffnet werden, zugleich schlug er .vor, den Schreibtisch Alfred Heid bergs einer Durchsicht zu unterziehen, da immerhin die Möglichkeit eines späteren

Testament nicht von der Hand zu weisen wäre. Cs geschah in Gegenwart seines Büro vorstehers und zweier Zeugen. So kam der Umschlag zum Dörscheln, der Alfred Held bergs letzten Willen enthielt, den er in der Gewitternacht niedergeschrieben. • Der Justizrat fand aus dem Umschlag den Vermerk: „Mein lieber Justlzrat Schröder mag dafür Sorge tragen, daß mein letzter Wille erfüllt wird. Ich danke ihm im voraus dafür.- Am nächsten Vormittag faßen daNn Maria und Berna Eickhardt im Schreib zimmer

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Brixener Chronik
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Seite 1 von 10
Datum: 12.10.1907
Umfang: 10
m p la r für den Adressaten. Zluf jede; weiter» Dutzend ebenfalls ein Kreiexemplar. — AnkLnölgUNgeN für den „Tiroler volksbolen' pro fünfgespaltene Nonpareillezeil» (Z S Aentim, breit, lt) Zeilen — ?Z lNillini. hoch) ZV Ii. Wr, 123. Brixen, Samstag, den ^2. Oktober G07. XX. Jahrg. Fürst Alfred von und MieWnstkin I-. Fürst Alfred Liechtenstein, der Bruder des Fürsten Alois, des Landmarschalls von Nieder- Oesterreich, und Schwager des regierenden Fürsten Johann von Liechtenstein, ist am 9. Oktober nach mittags auf Schloß

Frauental bei Deutschlands- bM in Steiermark an einer Herzlähmung ge- - storben. ' So heißt die kurze Trauerbotschaft, die ganz Oesterreich schmerzlich berührt. Denn Alfred Liech tenstein war Fürst vom Scheitel bis zur Sohle, ein ganzer Katholik, ein ganzer Oesterreicher. Seit mehr als drei Jahrzehnten hat er all seine Hrast eingesetzt für die Verwirklichung und Kräs- , tigung der christlichen Weltanschauung im öffent lichen Leben unseres Vaterlandes. ; Fürst Alfred hatte sich in den letzten Jahren

, nachdem er schon vorher aus dem Abgeordneten- ,. Hause geschieden und ms Herrenhaus als erbliches ^' Mitglied eingetreten war, vom pMischen Leben zurückgezogen,- mn EaWW> der Manunenhmg mit den Gärungen W ttt bev StSMMMk bet^ dem Aufeinanderstoßen der alten konservativen Richtung und der jungen christlichsozialen Be wegung sich zeigten. Fürst Alfred, der im stei- rischen Landtage ein Kampfgenosse des verstorbenen Prälaten Karlon gewesen war, folgte dem Auf streben der christlichsozialen Richtung

mit warmen Sympathien, wenn er sich auch nicht ganz der selben anschloß. In den großen Kämpfen für die konfessionelle Schule, die deren Führern wenn auch nicht einen vollen Erfolg, so doch die un auslöschliche Dankbarkeit des christlichen Volkes sicherten und auch manche Milderung des ur sprünglich gewollten Systems herbeiführten, war Fürst Alfred Liechtenstein, ein Mann reiner, uner schütterlicher Grundsätze, immer in den vordersten Reihen. Wo immer seine Parteifreunde oder Landsleute seine Mitarbeit

für etwas Großes und Gutes anriefen, war Fürst Alfred immer tat kräftig ihnen zur Seite; im charitativen Leben Steiermarks und ganz Oesterreichs war er immer der edelmütige Grandseigneur. In seiner engeren Heimat genoß er deshalb uneingeschränktes An sehen und Verehrung, in der Umgebung, in der er lebte, war er eine volkstümliche Persönlichkeit. Ueberaus schön war das Familienleben des Fürsten. Seiner Ehe mit Henriette Prinzessin Liechtenstein, die am 26. April 1865 abgeschlossen wurde, entsprossen neun Kinder

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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 25.02.1911
Umfang: 28
um quälende Gedanken in eine andere Bahn zu lenken? Er empfiehlt Wechsel der Umgebung, und wenn es dir recht ist, so führst du, mich in das nächste Zimmer, und ich berühre nach einander die verschiedenen sich dort befindlichen Mobili ^gegen stände, um mich auf diese Weise mit unserer neuen Umgebung vertraut zu macheu.' „Ach, Alfred, du findest stets das Rechte und siehst trotz deiner Blindheit besser und genauer als ich,' rief Nora, sich i n den Gatten schmiegend; „und nun folge

mir in das nächste Gemach,' fuhr sie schelmisch auflachend fort; „ich werde deine Hnd an das kost barste Mobiliarstück desselben geleiten, und sollst du aus der Be rührung erraten, was es ist.' Froh, seine Gattin auf andere Gedanken gebracht zu haben, folgte Alfred seiner Fi'chrerin in das anstoßende Gemach. Dort war für diese erste Nacht das Bettchen des Kindes aufgestellt worden und die Amme siß neben dem Lager des schlafenden Kleinen. Ihr zuwinkend, legte Nora den Finger auf die Lippen; dann faßte sie Alfreds

, während die Amme zum Essen gehe. Sobald Sylvia sich entfernt hatte, schob Nora dem Gatten einen niedrigen Sessel an das Bettchen, und sich auf eine Fuß bank setzend legte sie ihren Kopf auf Alfreds Knie. „Sage mir, Alfred,' fragte sie nach einer Weile, „fühlst du dich ganz glücklich und zufrieden?' „Vollkommen glücklich und zufrieden.' „Du Armer — du kannst das s gen und hast doch unser Kind nicht gesehen! O, Alfred, ich fühle mich so schlecht, so er bärmlich neben dir — ich besitze soviel mehr

als du, und doch läßt der Gedanke an das unglückselige Geheimnis mich nicht zum Bewußtsein meines Reichtums kommen!' „Mein Liebling,' sagte Alfred f nft und leise, indem er seine Hand auf ihren dunklen Locken ruhen liest, „ich gliube, du emp findest meine Blindheit sch nervlicher als ich. Seit ich dich mein nenne, habe ich nach keinen Augenblick gehabt, in welchem ich mit meinem Schicks .l gehadert bätte, denn deine Liebe ebnet Meinen Pfad, und wohl jedem Blinden, dem ein solcher Engel in Gestalt seines Weibes

zur Seite steht.' „Ach, Alfred, wie stolz und glücklich machen mich deine Worte! Gebe Gott, daß du in mir stets deinen Engel sehen möchtest!' Dann aber, sich zusammennehmend, sagte die junge Frau leb haft: „Jetzt will ich dir ganz genau beschreiben, wie das Zimmer unseres kleinen Lieblings eingerichtet ist, und wenn die Amme wiederkommt, gehen wir hinüber ins Wohn-immer und spielen wie allabendlich unsere Partie Sch ch, damit wir nicht wieder auf das alberne Geisterzimmer kommen.' Das Programm wurde

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Volksblatt
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Seite 5 von 8
Datum: 12.06.1920
Umfang: 8
habe, will aber trotzdem glauben machen, daß er sich nicht bewußt wurde, daß es sich um eine Unredlichkeit handle. Die Verhandlung endete mit der Verurteilung der drei Angeklagten und zwar erhielt Casar Ober höller 2 Jahre schweren Kerkers (wegen Aus stellung des .Offenen Befehles wurde er freige sprochen); Franz Frenner 1 Jahr und Albm Laner 3 Monate schweren Kerkers. Seite 5 Keruntreunng «nd Diebstahl. Vor dem Schwurgericht in Bozen fand am 11. Juni die Verhandlung gegen Alfred Wächter, geboren 1901 in Sterzing

be schäftigt zu haben. Zu diesem Zw'cke fuhr er öfters l»on Sterzing nach Innsbruck, besorgte hiebet auch, allerlei Kommissionen für andere Personen, haupt sächlich der Krämerin Karolina Gürtler, ohne jeden Anstand. Am 17. oder 18. Jänner 1920 übergab nun Karolina Gürtler dem Wacher 23.600 Kronen österr. Papiergeld mit dem Auftrag, hievon 1600 in die Sparkasse zu legen, die restliche Summe dem Bruder der Gürtler, Rudolf Männer in Innsbruck, zu übergeben. Ende Jänner 1920 übergab die Gürtler dem Alfred

Wächter wieder 1500 Lire mit dem Auftrag, dieses Geld nach Umwechslung in Kronen in die Tiroler Bauernspsrkasse zu legen. Jedesmal nach seiner Rückkehr sagte Wächter der Gürtler, wie er den Auftrag erledigt hatte, händigte ihr das erstemal die mitgegebenen Sparkassebücher ein; bezüglich der 1500 Lire gab er vor, daß er das Geld vorläufig hinterlegen mußte, weil dessen Herkunft vorerst geprüft werden wird. Mit dieser Auskunft gab sich Karolina Gürtler zufrieden. Am 12. Februar 1920 wurde Alfred Wächter

mit an deren Burschen wegen eines Diebstahls einer Brief- tasche mit etwa 1000 Lire Inhalt zum Schaden des Bauers Jakob Bacher aus Telfes bei Sterzing verhaftet und dem Gerichte Sterzing eingeliefert. Inzwischen hatte die Gürtler in Erfahrung gebracht, daß ihr Bruder Männer die 22.000 Kr. nicht er halten hat, weshalb sie wegen dieses G eldes und auch wegen der 1500 Lire, deren Empfang st; eben falls von der Kasse nicht bestätigt hatte, bei Gericht die Strafanzeige gegen Alfred Wächter erstattete. Alfred

Wächter hierüber einvernommen, gab bald zu, daß er die 22.000 Kr. und die 1500 Lire widerrechtlich für sich verwendet habe. Er habe das Geld zur Befriedigung seiner kostspieligen Bedürf nisse verbraucht, einen namhaften Betrag von 6—7S00 Kr. — Zeugen sagen von 12.000 Kr. — in einem Jnnsbrncker Kaffeehaus verspielt. Einen anderen Teil des Geldes habe er bei einem Ziga rettengeschäft verspekuliert. Eine weitere Verun treuung beging Alfred Wächter im Herbste 1918, indem er 700 Kr., die ihm Hedwig Schwarz

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Dolomiten
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Seite 4 von 6
Datum: 25.07.1938
Umfang: 6
Die' ncrin (Mezzosopran). Alfred Germont sTenorl. sein Vater (Bariton). Baron Doupbal (Bari' tont. Dr. Grenvil. Arzt (Baßl. Ort: Pariser Umgebung. Zeit: Gegenwart. 1. Akt: Bei Violett« Valery. der Vertreterin der leichtlebiqen Welt, ist große Gelcstschost. Unter den Gästen befindet stch auch Alfred Gcr- mont. der ihr als beaeisterter Vcrcbrcr vor gestellt wird. Ein starker Hustenanfoll nötio.t Dioletta. stch vom Tanze sernruhalten. Als ste allein ist. sucht Alircd ste auf und bekennt ibr seine heiße

Liebe. Da ist etwas so ganz anderes, als was ste gewöhnlich zu hören bekommt, da'n es ihr ganz ciaentiimlich ums Herz wird. Wohl rat ste dem Jüngling. von ihr abzulnssen. aber ste gewinnt es nicht über stch. ibn auf Nimmer wiedersehen gehen zu losten. Das Verblühen der Kamelie, die ste ihm überreicht ioll ibm ein Zeichen des Wiederkommcns sein. Glücklich ner- läßt Alfred die Geliebte, die zum ersten Male Reu« über ihr bisheriges, inhaltsloses Leben empfindet. 2. Akt: Alfred hat stch

mit seiner Geliebten auf einen stillen Landstt? bei Paris zurückgezogen. Er lebt nur seiner Liebe und denkt gar wenig der alltäglichen Sorgen, wird aber an die Wirk lichkeit erinnert, als ihm die Kammerzofe Vio- lettas mitteilt. daß ihre Herrin Befehl gegeben habe, in Baris alle Wertsachen zu verkaufen, um den Aufwand bestreiten zu können. Jetzt eilt Alfred selbst nach der naben Stadt, um alles in Ordnung zu bringen. In seiner Abwesenheit kommt sein alter Vater. Georg Germont. zu Dioletta. Er fordert

von ihr die Freigabe seines Sohnes. Alfred bat nämlich eine Schwester, die verlobt ist, der Bräutigam würde aber stchcr zurstcktreten. erführe er von Alfreds Verbindung mit einer Dame ihresgleichen. Dioletta ent schließt stch nach schwerem Kamvfe. das Opfer zu bringen und. als Alfred zurückkehrt. nimmt ste ohne Erklärung von ihm Abschied. Alfred hat keine Zeit, ihrem Beginnen näher nachzu forschen. denn plöhlich steht sein Vater vor ihm. der ihn in warmen Worten an die Heimat mahnt. Als aber Alfred einen Brief

erhält mit der Mitteilung, daß Dioletta an einem Feste einer leichtfertigen Dame namens Flora teil nehmen werde, steht sein Argwohn darin den Grund des Abschieds. Er stürzt von dannen. — Verwandlung: In Floras Haus geht es toll zu. Zu ihrem Schrecken entdeckt Dioletta. die an Baron Douvbals Arm hereintritt. Alfred an einem Spieltisch. Er beachtet sic nicht. Das kann ste nicht ertragen: sie sucht ihn auf und erklärt ihm. daß ste ihn verkästen mußte, weil es fvmand verlangte, der ein Recht dazu batte

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Volksbote
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Seite 4 von 6
Datum: 16.01.1936
Umfang: 6
nicht?' y Zigaretten in feine Nahe und hörte nun, es handle sich nur um einen ganz flüchtige» Besuch „Das tut mir aber sehr leid!' bedauerte Alfred Heldberg. „Doch Sie werden einmal für länger wiederkommen. Später, wenn ich verheiratet sein werde.' Er blickte ihn auf merksam an. „Sie haben sehr große Aehn- lichkeit mit Ihrem Vater, nur war er damals, als er mich rettete, schon etwas älter als 6te.* Er holte ein Nasche Malaga herbei und scheiflte ein. „Sie bleiben natürlich zu Tisch, dann kann ich Sie gleich

? Er schob den Gedanken an sein blondes Abenteuer schroff von sich und erwiderte lächelnd: „Ich nehme Ihre Einladung zu Tisch sehr gern an, Herr Heldberg!' Alfred Heldberg erzählte nun den Traum, der ihn so überstark an seinen Lebensretter erinnert, und fragte dann seinen Besucher viel, brachte bald aus ihm heraus, wie wenig zufrieden er im Grunde genommen mit seiner Stellung war, und wie sehr er sich danach E te, Kirchen und Schlösser bauen zu dür, an Stelle von Mietkasernen und Kauf- ent. Alfred

man sich wahren und kann es. solange man die heuige Flamme in sich nicht aus- gehen läßt.' Ralf Burggraf reichte dem Aelteren die Rechte. „Ich will mein heißersehntes Ziel immer vor Augen haben — immer.' Alfred Held berg war ihm ungemein sympathisch; ihm schien es, als hätte er in ihm einen väter lichen Freund gewonnen. Und sie unterhielten sich beide so gut* das die Zelt dabei verflog, ohne das sie es merkten» bis Alfred Heldberg plötzlich fest- stellte: „Gs ist ia schon halb zwei Uhr, also höchste

Essenszeit! Ich wundere mich, wo meine Damen so lange bleiben.' In diesem Augenblick hörte man ein Auto hupen; aber man konnte es nicht sehen, das Arbeitszimmer lag nach dem kleinen Park zu. Alfred Heldberg lächelte: «Eben sind die Damen gekommen, nun wlrms gleich zu Tisch gehen.' Zwei Minuten S ätet klopfte es an, und gleich darauf stand laria Franz auf der Schwelle. Sie trug ein einfaches weißes Kleid mit blauwetßem Jäckchen und großer blauer Schleif», »in blaues Hütchen ließ Vas lichte blonde Haar

war er im Bilde. Sie» die er geküßt, deren süße Blondheit stürmisch und überschnell sein Hem erobert, war die Braut des viel älteren berühmten Mannes, und würde in kurzer Zeit seine Frau sein. Bitternis erfüllte ihn. Alfred Heldberg merkte nichts von dem Er schrecken der beiden, er stellte vergnügt vor: „Das ist Ralf Burggraf, der Sohn meines Lebensretter«, liebe Maria! Ich schrieb ihm doch, und da er gerade in Berlin zu tun hatte, besuchte er mich.' Er wandte sich an Ralf Burggraf und stellte

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Bozner Nachrichten
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Seite 7 von 8
Datum: 22.05.1915
Umfang: 8
,Bozner Nachrichten', Samstag, 22 Mai 1915. Nr. Ilb War einst ein Urinzeßchen. Roman von Erich Ebe n st e i n. ' _ , ' Fortsetzung.) In Rodenbach hatte es einen bösen Tag gegeben, als Gisberts- Einladung zur Hochzeit kam. Onkel Daniel wütete förmlich in ent rüstetem Worten über diese „Verhöhnung'. Denn nur so faßte et die - Einladung auf und davon konnten ihn alle Boxstellungen Siöyllens nicht abbringen. Als er sich genug ausgetobt hatte, setzte er sich hin und schrieb Ein ladungen an Alfred

und an all seine Tribusweiler Bekannten zu einem Gartenfest, das am dreizehnten Juni in Rodenbach stattfinden sollte. . '7 - ^ ^ ^ ' - So, gerade an diesem Tage! Dadurch würde es Wohl allen klar werden, daß man in Rodenbach Gisberts Heirat keine Beachtung schenkte:-' ' ' '^ ' '' - — ^^ . Durch diesen Einfall Onkel Daniels wurde Alfred Trotz von Trotzenstein, Gisberts Bruder, in- eine peinliche Lage versetzt. Alfred war dem nur um ein Jahr älteren Bruder trotz der gegen seitigen Verschiedenheit stets gut

, daß auch Gisbert dahin versetzt wurde. Seitdem war ihr brüderliches Verhältnis nicht getrübt worden, bis Alfred, merkte, daß man in Rodenbach aus der hübschen Gerda und Gisbert ein Paar machen wollte. Von da an wurde er etwas. kühler gegen den Bruder. - ^ d ^ Jetzt aber, wo durch Gisberts Heirat die Bahn zu Gerda wieder frei geworden, empfand Alfred eine an Begeisterung grenzende Dünk- . burkeit für den Bruder und hatte sich vorgenommen, diese dadurch zu beweisen, daß er trotz Rodenbachs Groll zur Hochzeit

, reicht lange nicht aus sür derlei fürst liche Gewohnheiten.' Da fuhr Gerda aus ihrer lässigen Stellung auf und antwortete ebenso scharf:' ' ^ . . - ' - „Wer sagt dir denn, daß diese Aussicht vorbei ist? Durch Gis berts dumme Heirat kann Rodenbach nun dereinst nur Alfred zu fallen und der ist Wachs in meinen Händen. Mir liegt nicht unbe dingt an der Person des blonden Siegfried — der andere paßt mir sogar besser. Er ist viel lenksamer.' - > Angesichts dieser kaltblütigen Erklärung war die Generalin

wie der andere hinschlich. - A 5 „Und ich will leben! Endlich einmal wirklich leben^-'NMnelte Herda erbjttert in sich hinein. - ^5 Da holte sie Alfred von Trotzenstein ein. Eine Weile ritten sie in gleichgültigem Gespräch dahin, Vis Al fred seine Absicht ausführte und ihr sein Herz ausschüttete. Gerda hörte ruhig zu. 'Als er sie aber um Rat fragte, was er tun solle, da sprühten ihre blauen Augen ihn Plötzlich beinahe zor nig an. „Das wisseu Sie nicht? Sie können auch nur eine Sekunde im Zweifel sein, Herr. Oberleutnant

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 8
Datum: 08.09.1915
Umfang: 8
neuestens für das Bridge z. B. . . „Brigde ist ein himmlisches Spiel? So aufregend und dann,' die Generalin warf goldblonden Kopf zurück und blitzte den Gemahl mit ihren dunklen Märchenaugen stolz an, „gewinneich auch fast immer! Zan ken darfst du erst, wenn du Spielschulden Zahlen mußt.' Alfred, der etwas im Hintergrund stand, seinen Schnurrbart strich und Dolly dabei mit den Augen verschlang, dachte: „Es ist nur gut, daß er auch ihre Liebeleien als Kindereien betrachtet, sonst, bei Gott

im Spiel war wechselnd gewor den. Zwar lag augenblicklich wieder ein an sehnlicher Betrag im Geheimfach ihres Schreibtisches — das Anlegen bei der Bank hatte man längst aufgegeben, denn man brauchte das Geld ja doch immer bald wie der — aber wer weiß, was noch alles vor der Abreise zusammenkam? Vorläufig kam am ersten November wirklich Alfreds Ernennung zum Rittmei ster und Versetzung nach Wien heraus. Gerda jubelte, Alfred strahlte und bei Merenbergs wurde ein großes Abschieds fest für die Scheidenden

— mit Trotzensteins kamen auch Kornell, de Val und Gräfen- fteins nach Wien — gerüstet. Am dritten November sollte es stattfin den, am vierten wollte Gerda dann nach Wien, um eine Wohnung zu suchen. Gleich nach der ersten sicheren Nachricht — Dolly hatte sie am letzten Oktober tele graphisch aus Wien erhalten und Alfred aus der Kaserne holen lassen — fuhr Gerda zu ihrer Mutter und bat sie um zweihundert Kronen für die Reise nach Wien. Die Generalin war sehr erschrocken. „Zu mir mußt du darum kommen

, wo du das Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswirfst für fremde Leute? Diese ewi gen Feste bei euch kosten ja ein Heidengeld!' „Das mußte sein, Mama. Ohne die Be ziehungen, die wir so sorgsam pflegen, wäre Alfred wahrscheinlich nach Bosnien oder Galizien gekommen.' „Und wenn? Tausende müssen dahin gehen!' „Für uns wäre das ein Unglück gewor den. Ich glaube, Alfred hätte sich aus Ver- Nr. 203 zweiflung eine Kugel in den Kopf ge schossen.' „Na ja, das ist bei modernen Menschen ja an der Tagesordnung

— die Zauberstadt — man konnte doch nicht mit leeren Händen hinkommen, sondern wollte gleich allerlei mitmachen! Und wer weiß, wie lange es dauerte, bis Kornell Alfred in die versprochenen Spiel- gesellschaften eingeführt hatte. Leicht sollte es überhaupt nicht sein, als Fremder da hineinzukommen. Die Teilnehmer waren sehr mißtrauisch und hatten auch allen Grund dazu bei der scharfen Aufsicht, die die Polizei übte. Sie machte also Lebus begreiflich, daß sie augenblicklich keinen Kreuzer habe und es sein eigenes

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Lienzer Zeitung
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Seite 23 von 28
Datum: 14.12.1907
Umfang: 28
— sie hätte nicht sagen können, weshalb? — aber gegen ihre sonstige Gewohnheit überkam sie plötzlich eiu Gefühl der Scheu, der Freundin, vor der sie sonst kein Geheimnis hatte, anzuvertrauen, was sie noch keiner Seele verraten hatte. „Da kommt Bruder Alfred—' rief Hilde, als die Korridor klingel erscholl — „ich habe dir wohl noch gar nicht erzählt, daß er z i- l/us am Weihnachtsabend überraschte und bis zweiten Junuar ltr- laub hat — er freut sich riesig, dich wiederzusehen; er behauptet, zum letzten Male

war sie doch auf ihn — wie er Wohl aussehen, wie er in seinem ganzen Wesen geworden sein mochte. Hübsch war er nie gewesen — etwas kleiner und stärker als ihr ftecher Un bekannter, auch blond wie dieser, nur etwas Heller — Alfreds Haar neigte ein klein bißchen ins Strohgelbe — jener war auch viel schlanker und vornehmer in Gang und Haltung — das ließ sich nicht leugnen, dafür hatte Alfred aber viel hübschere Augen, dieser freie, offene Blick, in dem sich die Güte und Liebenswürdig keit seines Charakters so unverkennbar

spiegelten, während jener — warum sie nur immer an diesen Menschen denken mußte — und nun gar Vergleiche zwischen ihm und Alfred ziehen. Sie zog ihre weiße Stirne kraus, doch blieb ihr nicht Zeit, sich lange über sich selbst zu ärgern — die Türe ging auf, Bruder Alfred trat ein —. „Wenn du wüßtest, wie ich mich auf unser Wiedersehen gefreut habe!' begrüßte er seine Jugendfreundin, indem er ihre kleine weiche Hand wohl ein bißchen länger in der seinen hielt, als nötig — und wie warm und fest erwiderte

sie seinen Druck. Nach zehn Minuten waren sie wieder vertraut, wie in alter Zeit, sie schwatzten und lachten und des Erzählens war kein Ende. „Donnerwetter, Kinder!' rief Alfred Plötzlich, als er die Uhr zog, und beim Schein der Straßenlaterne, die direkt vor dem Hause stand, nach der Zeit sehend — „schon sechs vorüber — habe nur ja mit Hermann Rendezvous gegeben!' „Willst schon wieder fort?' rief Anncheu in bedauerndem Tone, „dabei habe ich dich noch gar nicht sehen können in der Dunkelheit hier.' „Morgen

bleib ich länger — da holen wir das Versäumte nach.' Er sprang auf. „Adieu, meine kleine Braut — das bist du doch uoch? —' lachte er übermütig, „Adieu, Schwester, auf morgen!' Bei dem Namen Hermann war Annchen leicht zusammen geschreckt — aber die Freude an 6er Gegenwart Alfreds ließen keinen unliebsamen Gedanken in ihr aufkommen. — Wieder um ungefähr dieselbe Zeit stellte sich Alfred am folgenden Tage ein; er fand alle zusammen im Wohnzimmer. Er begrüßte Annchen mit so festem, beredtem Händedruck

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Alpenzeitung
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Seite 7 von 10
Datum: 11.11.1939
Umfang: 10
!IDitternclcìit im .. Von P. Reinke Wenn man quer über ben kleinen Feld weg geht, sind es bis zur Stadtrandsied- lung zehn Minuten. Auf der gepflasterten Straße macht man einen Umweg von fünf Minuten. Wenn Alfred die Straßenbahn verlas sen hat, geht er immer den Weg übers Feld, Man macht sich zwar das Schuh, werk ein wenig schmutzig, aber ma» ist doch schneller daheim in seinem Garten» ivo die Blumen vielfarbig leuchten. Er könnte den Weg im Schlaf wandern. Morgens und abends geht

er ihn. Und einmal im Monat geht er diesen Weg auch um Mitternacht. Aber auch dann findet er ihn ohne Schwierigkeit. Heut« regnet es. Und wie es regnet! Aber man kann nicht an ter Strafen« bahnhaltestelle stehenbleiben, um bei die sem Wetter hier draußen etwa auf eine Taxe zu warten. Also Kragen hoch, Hän de in die Taschen und querfeldein. Cs regnet, als habe der Himmel alle Wasser türen aufgemacht. Alfred eilt im Dunkel über den Feldweg. Plötzlich steht, wie aus der Erde gewachsen, ein Mann vor ihm mit einer dunklen

Schirmmütze, die er tief in die Stirn gezogen hat. „Haben Sie ein Streichholz?' Bei diesem Wetter in dieser Nacht und mitten unter freiem Himmel ein Streich holz, denkt Alfred. Der Mann hat eine heisere Stimme. Alfred reicht ihm die Schachtel. Dem Mann gelingt es, trotz des Regens, schnell die Flamme zu entwchen. Im Licht des Streichholzes sieht Alfred sein Gesicht, ein wenig sympathisches Gesicht, findet er. Alfred klopft das Blut in den Adern. Einhundertdrei Mark und sechzig Pfen nig trägt

damit. „Hallo! Hallo!' Alfred hört die Stim me des Mannes ganz dicht hinter sich. Da kommt ihm ein Gedanke: Er wird ihm die Geldbörse einfach geben. Viel leicht hat er ein Herz. Auch er würde es haben in dieser Nacht. Unvermittelt bleibt er stehen. Dort schimmern schon die Lichter der ersten Häuser. Da steht der Mann vor ihm. Der Kerl hat ein teuflisches Gesicht. „Hier', sagt er. „Sie sollten besser auf Ihr Geld achten.' Und der Fremde reicht ihm seine Geldtasche, „Als Sie m>r Feu er gaben, zogen

Sie mit den Streich hölzern die Tasche mit heraus. Man muß achtgeben auf sein Geld, auch in ' einer solchen Nacht' Alfred steht noch lange im Regen und sieht, wie der Mann im Dunkel ver schwindet. yìmmel unà Hölle Von F. Müller. Als ich neulich über die Straße ging, spielten sie Himmel und Hölle. Ich drückte mich in einen dunklen Winkel und schaute zu. Zuerst verstand ichs nicht. So ein lach war die Technik von Himmel und Me nicht. Da waren neben- und aus einander fünf dicke Rechtecke mit Kreide

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Volksbote
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Seite 4 von 8
Datum: 31.10.1935
Umfang: 8
: „Morgen Abend wollte der Fremde wlKer- kommen; wenn es ihm ernst ist mit den fünf hundert Mark, brauchen wir uns natürlich gar nicht den Kopf zu zerbrechen, ob Maria in den nächsten Tagen wieder weg muß oder ob wir sie als Tochter hierbehalten. Es wäre gut. wenn sie bei uns bliebe, weil wir doch so allein find.« Das Mädelchen hatte es Alfred Heldberg angetan. So eine Tochter haben, so eine zane, feine, blonde Herzenstockter, wie schon da« wäre! Und er gab innerlich schon nach, und hatte nur noch Angst

10.000 ärztliohe Gutachten. 3. Serravallo, Trleste, Barcola. Also war er doch pünktlich gekommen! Halb freudiger Schreck, halb ängstliche Abwehr löste die Mitteilung in ihm aus, und dann betrat Alfred Heldberg fein Zimmer, in dessen Mitte der Fremde stand. Zweites Kapitel. „Ich wünschte, ich hätte Ihr großes Talent!' bekannte Alfred Heldberg ganz ehr lich und reichte dem Besucher die Hand. „Ich danke Ihnen herzlich für die An erkennung — sie tut mir gut!' Der Fremde hatte glänzende Augen. „Ich hoffe

Rech ten uftb allen Vorteilen, die sich daraus er- geben. Ich will und werde im Dunkel bleiben.« Er hob die Arme. „Der Ruhm gehört mir ja doch, in mein Dunkel strahlt er, meinen Augen sichtbar, und da» ist Glück genug filr mich!« Setn Gesicht hatte einen so verklärten Ausdruck, wie ihn Alfred Held« berg vordem noch auf keines Menschen Antlitz gesehen zu haben glaubte. Der schlanke, große Mann ließ die Anne sinken. „Wollen aller, was nötig ist, schnell be sprechen. Ich möchte nachher

Abmachungen. Ich zahle Ihnen monatlich fünfhundert Mark, und Sie kümmern sich dafür um mein Schau spiel, als hätten Sie es geschrieben. Kommt es zur Aufführung, erhalten Eie ein zweite» Jahr lang von mir monatlich fünfhundert Mark, und ergeben sich Einkünfte, gehören sie Ihnen samt Ruhm und allem Sonstigen.« Seine Rechts zuckte hoch. Alfred Heldberg sah eine zum Schwur bereue Hand, und der Fremde sprach feierlich: „Ich schwöre, da» eben gegebene Versprechen nie und nimmer zu brechen.« Er ließ

sich in den nächsten Stuhl fallen. „Jetzt schwören Sie mir, nie und nimmer, wie es auch kommen möge, zu verraten, wer das Schauspiel in Wirklichkeit geschrieben hat, und möglichen Mißerfolg, den es Ihnen bringen könnte, ebenso auf sich zu nehmen wie kleinen oder großen Erfolg.« In Alfred Holdberg meldete sich «ine Stimme, die riet: Laß die Finger davon, du bist auf dem Wege zu einem bösen Betrug! ^Das glaubte er ja bestimmt zu wissen: das Schauspiel würde zur Aufführung gelangen, und besonderer Erfolg schien

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Volksbote
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Seite 3 von 6
Datum: 30.01.1936
Umfang: 6
ein. „Schließlich ist das alles nicht so besonders wichtig. Du und Maria, ihr habt vielleicht recht, es war eine fixe Idee von mir, an ihn zu schreiben. Der dumme Traum hat mich irritiert.' Bema Sickhardt stellte bedauernd fest: es war schade, daß Alfred Heldberg so ver tätet zu dieser Einsicht gekommen, und ihre Gedanken beschäftigten sich mit den zwei Menschen, die setzt durch den Park gingen. Mochte der Himmel Maria gnädig sein und verhüten, daß der Spaziergang zu Aergernis führte. Ferngespräch kam

etwas früher als Mfred Heldbero anaenommen, und es war schnell erledigt. Bern« Sickhardt war inzwischen hinauf in Ihr Zimmer gegangen, und Alfred Heldberg entschloß sich. Maria und Ihren Begleiter Im Park zu suchen, sich ihnen anzuschließen. Run hatte er dazu Zelt aenua. Wenn er den kürzesten Weq nach dem Pavillon einschlug, würde er die beiden jetzt ungefähr dort treffen!, nahm er an. Wenn Bema Sickbardt etwas von I Vorhaben geahnt hätte, wäre sie ga, schnell genug die Treppe hiniinteraeko, um ihn daran

w verhindern. So aber | oben In einem Sessel und dachte nu Moria und Ralf Burggraf; sie ahnte daß eine neue Gefahr heraufzog. Sechzehnte» Kapitel. Der kürzeste Weg nach dem Pavillon führte an der dicht von Gestrüpp, bewachsenen Mauer entlang, und weil die beiden jungen Menschen unterwegs noch mehrmals stehen- S «blieben waren, geschah es, daß Alfred Held- erg eher den Pavillon erreichte als die beiden. Cr sann, vielleicht kamen sie über haupt nicht hierher, obwohl er Maria empfohlen hatte, dem Besucher

, zuiammenaerafft. Orientalischer Krimskrams paßte gut hier her und war reichlich vorhanden. Dies Zimmer betrat Alfred Heldberg durch den Ertraeingang. Cr hielt sich gern stier auf, wö er auch zu weilen arbeliete. Er wallte gemächlich marken, die beiden konnten ja noch kommen. Cr ließ fick, auf einem Hocker nieder, und Herz und Sinn waren bei Maria, die er täg lich mehr liebte. Nach einigen Minuten vernahm er Schritte vor dem Pavillon und störte die Tür zu hem ssroßen Zimmer auffchließen. hörte die Schritte

gleich darauf nebenan. Warum erhob sich nun Alfred Heldberg nicht sofort? Warum lächelte er vergnügt vor sich hin» wie e« vielleicht ein Kind tut. das Verstecken spielt und glaubt, sich gut ver steckt zu haben? Warum meldete er sich nicht? Ein Hüsteln schon hätte ihm Schweres. Allerschwerstes ersvart. Die beiden Räume wurden durch eine Schiebetür verbunden, die nicht ganz dicht zugeschoben war, deshalb war jedes Wort von nebenan deutlich zu verstehen. Alfred Heldberg glaubte seinen Ohren nicht trauen

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Bozner Nachrichten
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Seite 5 von 10
Datum: 27.06.1915
Umfang: 10
„Bozner Nachrichten', Sonntag, 27. Juni 1915 Nr. 144 War emstemPrinzeschen. Roman von Erich Ebenstein. (9. Fortsetzung) . In Rodenbach hat es einen bösen Tag gegeben, als Gisberts Einladung zur Hochzeit kam. Onkel Daniel wütete förmlich in entrüste ten Worten über diese „Verhöhnung'. Denn nur so saßte er die Einladung auf und davon konnten ihn alle Vorstellungen Sibyllens nicht abbringen. Als er sich genug ausgetobt hatte,. setzte er sich hin und schrieb Einladungen an Alfred und all

seine Tribnsweiler Bekannten zu einem Gartenfest, das am dreizehnten Juni in Ro denbach stattfinden sollte. So, gerade an diesem Tage! Dadurch würde es wohl allen klar werden, daß man in Rodenbach Gisberts Heirat keine Beachtung schenkte. ' Durch diesen Einfall Onkel Daniels wurde Alrfed Trotz von Trotzenstein, Gisberts Bruder in eine peinliche Lage versetzt. Alfred war dem nur um ein Jahr älte ren Bruder trotz der gegeuseitigeu Verschieden heit stets gut gewesen, wenn auch vielleicht mehr aus Gewohnheit

war ihr brüderliches Verhältnis nicht getrübt worden' bis.Alfred merkte, daß man in Rodenbach ans der hübschen Gerha uitd'zGisbert ein Paar machen wollte. Von da an r wurde er etwes kühler aeaeu den Bruder. . Jetzt aber, wo durch Gisberts Heirat die Bahn zu Gerda wieder frei geworden, em pfand Alfred eine an Begeisterung grenzende Dankbarkeit für den Brnder und hatte sich vorgenommen, diese dadurch zu beweisen, daß er trotz Rodenbachs Groll zur Hochzeit fahre. Und nun versetzte ihn der Onkel in diese peinliche

.' . Da snhr Gerda aus ihrer lässigen Stellung auf und anrwortete ebenso scharf: Wer sagt dir denn, daß diese Aussicht vorbei ist? Durch Gisberts dumme Heirat kann Rodenbach nun dereinst nur Alfred zu fallen und der ist wie Wachs in meinen Hän den. Mir liegt nicht unbedingt an der Person des blonden Siegfried — der andere paßt mir sogar besser. Er ist viel lenksamer.' Angesichts dieser kaltblütigen Erklärung war die Generalin anfangs sprachlos. Als sie endlich stammelte: „Aber dir gefiel doch bis her

erbittert in sich hinein. Da holte sis Alfred von Trotzellstein ein. Eine Weile ritten sie in gleichgültigem Ge spräch dahin, bis Alfred feine Absicht ausführte und ihr sein Herz ausschüttete. Gerda hörte ruhig zu. Als er sie aber um Rat fragte, was er tun solle, da sprühten ihre blauen Augen ihn plötzlich beinahe zor nig an. , „Das wissen Sie nicht? S'e könnet! auch nur eine Sekunde im Zweifel sein. Herr Ober- leutnant von Trotzenstein, wo Ihre Pflicht liegt? In der Tat, wenn Sie es über das Herz

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Meraner Zeitung
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Seite 9 von 18
Datum: 24.03.1895
Umfang: 18
-A! I^ei» eine» ^Isoon» t Ilnone. ttsupt'vöpot für üllsran: gki'i'R.olZSr-b8t. KeorsS'äM. tn OI»vrin»is. Lacke-Vor valwllg. p^ackäruclc virä nickt Iloaonrt ) 321 Imker WW. 5!ovelle von Erich Roggr. lv) (Nochdruck deriotea.) (Fortsetzung.) .Aber wie Du nur sprichst, Amelie!' brummte nun der leicht empfindliche Alfred. .Ich bin doch kein dummer Junge . . . Sopperment auch, man ist doch Mann . . . so'n Spielchen . . na ja, ich will Dir ja Recht geben, hätte ich das verdammte Jeueu gelassen, wäre ich vielleicht heute

deS Gatten und dann mühte sie sich ordentlich, rechte Freude über die kost bare G^be zu empfinden; aber «S war ihr nicht mög lich. AuS den Steinen funkelte ihr düsteres ZukunstS« ahnen zu. Der so gemüthlich begonnene Abend verlief ein silbiger und gedrückter, als die Gatten gedacht hatten. ES war plötzlich ein R ß zwischen sie getreten, sie wollten es freilich nicht Wort haben, aber er war da. Vergebens mühte sich Amelte, den durch Alfred be gangenen Wortbruch in der mildesten Weise

vor sich zu entschuldigen. An und sür sich hatte ja jener Spiel abend nichts zu bedeuten, zumal Alfred gewonnen hatte. Aber mit Erschauern dachte Frau Amelte daran, wie anders wohl der Sachverhalt geworden wäre, wenn das Glück dem Spieler nicht günstig gewesen, dieser vielmehr erhebliche Summen verloren haben würde. AuS seiner Tasche hätte Alfred solchen Verlust gar nicht trage» können, und die Spielschuld zu decken, hätte Allred nothwendiger Weise die Dlenstgelder an greifen müssen, welche er bei den einzelnen General

Segen, Weichen Gottes Baterhuld ihr gewährt, im selben Augen blicke von dem Leichtsinn deS Gatten hart bedroht ge wesen warl Aber auch Alfred w^r mit dem Verlauf der Dinge unzufrieden; er hatte fich 'S anders gedacht, zumal er noch einige Weitere Mittheilungen auf dem Herze» hotte. Geblendet durch den in Wahrheit schönen Schmuck hatte er sei» Frauchen lachen und jubeln z» sehe» ge hofft ; nun verhielt sie nur mühsam die Thräne». Nun ja, eS war nicht ganz korrett von ihm gehandelt ge wesen, wider

das gegebene Versprechen zu spielen, Liters sogar zu spielen, denn das Geständniß mit dem »einen Mal' war nur ein ausgestreckter Fühler gewesen, um die Stimmung der Gattin zu erforschen. Nun fie'S so tragisch auffaßte, hütete sich Alfred naiürlich wohl, von den anderen Spielabenden, die da und dort in den ersten Hotels, in welchen er jeweils abgestiegen war, stattgefunden hatten, auch nur ein Sterbenswörtchen verlauten zu lasse». Er pries im Stillen sein Geschick, daS ihn mit einem blauen Auge hatte davon

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Der Bote für Tirol
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Seite 10 von 12
Datum: 02.11.1905
Umfang: 12
, die Geueralin G . . . . z, nach dem Kurorte brachte, war sie sich unmer gleich geblieben, feierte immer init demselben kalten Lächeln ihre Triuinphe, hatte immer denselben höhnischen Zug um den Mund, wenn man von Liebe sprach. Keiner der Anwesenden konnte sich rühmen, ihr Teilnahme eingeflößt zn haben, und es gab nnter denfelbeu doch welche, die liebenswürdig waren oder sich wenigstens einbildeten, es zn sein. Unter den wirklich liebenswürdigen befand sich auch Alfred v. Guzmann, ein hübscher blon der Juuge

au einem jener wnnderbarcn Som- merabende, wie sie im Südeu die vou der Hitze ermatteten Bewohner so wunderbar frisch uud kühlend erfreuen und kräftigen. Alles strömte hinaus, nm mit vollen Zügen die wür zige Luft einzuatmen nnd sich im harzigen Duste des Waldes zu badeu. Es war schon spät, als Alfred von dem Hü gel hinabstieg, nm nach seiner Wohnung zn eilen. Sein Weg führte ihn au der Garten türe des Landhauses, das Emilie bewohnte, vorüber; die Türe war offen. Eine geheime Macht trieb Alfred in den Garten; cr trat

ein. Von der rechten Seite hörte cr ein Geflüster, er nahte sich leise der Laube, aus der es kam. Deutlich unterschied er die Stimmen Emiliens »ild des Grase». „Teueres, angebetetes Mädchen,' hörte er Leo flüstern, „willst Du mein sein, ganz mein, willst Dn mir folge» als geliebtes Weib diirchs ga»ze Leben?' „Aus ewig!' hauchte Emilie, dann wnrde es still nnd nur eiu leises Geräusch drang zu Al fred, wie von Knssen, die gegeben uud erwie dert wurden. Alfred hatte genug gehört. Er stürzte wie wahnsinnig

ausgezeichneter Fechter uud Schütze uud besauu sich keine« Augenblick die Forde rung anzunehmen. Am Hochzeitsmorgen ordnete cr noch einige Kleinigkeiten zur Festlichkeit au uud ver ließ darauf das Landhaus. Ju kurzer Zeit er reichte er deu Hügel. Alfred erwartete ihu. Sie stellte» fich eiuauder gegeuüber. Leo hatte als der Geforderte den erste» Sch»ß. Er zielte kalt, drückte fast gleichgültig ab uud Alfred stürzte zusammen. Der Gras hatte gut getrof fen. Alfred war unfähig, den zweiten Schnß zu tun. Brazzoli

sich gegenseitig sowie die Herrin des Hau ses begrüßt, uur der Bräutigam fehlte noch. Endlich erschien anch cr, nnd der Zug begaun. Emilie sah reizend wie noch nie aus, sie war mit einer Pracht uud Eleganz gekleidet, die alles berauschte. Mau näherte sich der Kirche, die hinter dem Hügel in einem schattigen Taleinschnitte lag. Da traten plötzlich die Diener des Grasen ans dein Gehölze nnd trugen auf eiuer Bahre von Tauueuzweigeu deu tödlich getroffene» Alfred vorüber. Das Blut strömte aus seiner klaffen

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Lienzer Zeitung
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Seite 28 von 34
Datum: 21.01.1911
Umfang: 34
Arau wandte sich zu ihrem Gatten und fragte lebhaft: „Nun, Alfred, bist du zufrieden, habe ich meine Heftigkeit gegen die alberne Person wieder gut gemacht?' „Vollkommen', mußte Alfred lächelnd zugeben, „irre ich mich oder hast du Annemarie wirklich die Hand geschüttelt, als du ihr das Band schenktest?' „Ja, das tat ich — hätte ich es etwa nicht tun sollen, Alfred?' „Nun, nötig war's jedenfalls nicht bei dem gesellschaftlichen Unterschied, der zwischen dir und jener alten Jungfer besteht.' „Ach

du sprichst! ,Alle Menschen sind gleich geschaffen, wir haben die gleiche Anzahl von Gliedern, wir empfinden Hunger und Durst, einerlei, welchem Stande wir an gehören, wir frieren im Winter und leiden im Sommer unter zer Hitze — ich könnte dich nicht inniger lieben, als es der Fall -st, wenn ich auch eine Herzogin wäre, und nicht weniger, wäre Ich auch nur eine Magd.' „O Nora, selbst im Scherz solltest du nicht so reden!' rief Alfred fast erschreckt; „die Kluft, die dich von einer Magd trennt

, Alfred,' meinte Nora lebhaft, „dann würde ich dir vorschlagen, mich nach Castel Maure zu beal-tten und uns beide dem Herrn zur Seite stehen zu lcssen.' Alst.d äußerte: „da die westlichen Zimmer ja noch leidlich gut imstande sind, wird's ganz leicht zu machen fein, daß wir auf kurze Zeit nach Castel Maure gehen und uns mit dem Archi tekten beraten.' „O, Alfred, willst du das wirklich?' rief Nora, ihren Gatten stürmisch umarmend, „wie freue ich mich darauf, mein Geburts haus wiederzusehen! Ich zählte

fünf Jahre, als wir es verlief en, wieviel mag sich inzwischen verändert haben! Der nö^liche Flügel war damals schon im Verfall, aber ich schwärme für ver fallene Schlösser, sie sind romantisch! O, was werden wir alles entdecken, denke nur an das „Geisterzimmer', vor welcher? ^ den Leuten gruselt.' Die Restaurierung des nördlichen Flügels wird Unsumme? kosten,' sagte Alfred überlegend, „allein dafür dürfen wir dazn doch die begründete Hoffnung hegen, daß dein Vater seinen Wide? willen

gegen sein Stammschloß überwindet und dauernd mit MW lebt — und dies Endziel ist des größten Opfers wert.' „Du sprichst mir aus der Seele, Alfted', murmelte Nor« ^ griffen, indem sie die Hand des Gatten innig drückte. „Ist er denn der Meinung, daß der Aufenthalt in Castel Mauk- den Tod deiner Mutter verschuldet habe, weil er das Schloß M dem meidet, Nora?' fragte Alfred gespannt. „Ach nein, es ist auch nicht allein Mamas Tod, der ihm Enste Maure verleidet hat,' versetzte die junge Frau, „ein anderer seit samer

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