Tirols Landes-Vertheidigung oder bisher größtentheils noch unbekannte Biographien, Skizzen und Anekdoten merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger ....
In dem im Jahre 1504 zwischen Baiern und dem deutschen Kaiser ausgebrochenen Kriege, da Churfürst Rupert von der Pfah in die Reichsacht erklärt wurde, nahm Kaiser Maximilian, als Ent schädigung der seines Theils aufgewandten Kriegskosten, die drei bairischen Städte und Herrschaften Kufstein, Rattenberg und Kitzbüchl. Ende September 1504 kam Kaiser Maximilian mit einer Hee- res - Abtheilung vor Kufstein und ließ es auffordern. Im Kriegsheere des Kaisers Maximilian befanden sich fol gende hohe
Personen: Erich, Herzog von Braunschweig; Friede rich, Casimir und Georg, Markgrafen von Brandenburg; Chri stof, Markgraf von Baden, und die Bischöfe von Freising und Würzburg. Der Schloßkommandant war Ritter Johann von Pienzenau, den der Kaiser in seiner Stelle bestätiget und als kaiserlichen Die ner in Pflicht genommen hatte. Er brach seinen Eid, und erklärte sich für die pfälzischen Prinzen, denn er war von Seite BaiernS bestochen, den Platz nicht an den Kaiser abzngeben, und drohte den Bürgern
, welche dem Kaiser die Thore öffnen wollten, sie im Jnnstrom ersäufen Zu lassen. Der Kaiser sieng also an, das Schloß Zu beschießen; da aber die Geschütze zu leicht waren und den Mauern keinen sonderlichen Schaden zufügten, verhöhnte Pien zenau auf eine einem Kriegsmanne unziemende Weise die kaiser liche Majestät; er ließ nämlich nach jedesmaligem Schüsse, den Ort der Mauern, welchen die kaiserlichen Kugeln trafen, mit Be sen, nach Andern mit einem Fuchsschwänze, abkehren. Mittler weile ließen die kaiserlichen
Regenten zu Innsbruck, Rudolf von Anhalt und Paul von Liechtenstein, zwei ungeheure CarthauneN gießen, die hundertpfündige Kugeln schossen, und zu Wasser nach Kufftem bringen. Der Kaiser, schon durch Pienzenauers Eidbruch erbittert, wurde durch dessen Spott auf's Höchste entrüstet, schwur, die Spötter auf's Strengste Zu bestrafen, 'und jeden seiner eigenen Ritter, die für selbe Fürbitte einlegen würden, mit einer Ohrfeige abZufertigen. — Die Beschießung wurde demnach aus den zwet großen Kanonen, deren
eine Purlepauß die andere Meckauf be nannt war, auf's Eifrigste begonnen und mit solchem Nachdruck sortgesührt, daß an mehreren Orten Breschen entstanden. Pienzenau kroch zum Kreuze und sandte zwei Edelknaben, .lN Weißen Kleidern, in'S kaiserliche Lager, das Schloß dem Kaiser unter der Bedingung freien Abzugs anzubieten. Maximilian aber schickte die Unterhändler mit den Morten zurück: „ So will nun der Hauptmann denn endlich einmal die Besen wegwersm, mit denen er uns so lange gefoppet? Gehet, saget