Geschichte der Ereignisse in der österreichischen Monarchie während der Jahre 1848 und 1849 in ihren Ursachen und Folgen
Zustände in Ungarn. 59 die auszuarbeitcnden Vorschläge überließ. Wie wenig Erfolgreiches aus diesem Gauge zu entsprießen vermag, dies hat die Erfahrung in'S Helle Licht gestellt und den Beweis geboten, daß aus demselben kein Heil zu gewärtigen sei, während die Prätensionen der Stände sich in dem gleichen Maße steigerten, als die königliche Gewalt in der Abnahme war. Jedes Land bedarf vor Allem regiert zu werden; versiegt die Re gierungsgewalt in der obersten Region, welcher die Gesetze
das Recht und die Pflicht des RegierenS zuerkennen, so werden sich Gewalten in den unteren Regionen erheben, welche diese Sorge — ohne sie auch nur im beschränktesten Maße erfüllen zu können — in Anspruch nehmen. So ist es in Ungarn ergangen. In demselben Maße, in dem die Reichstage sich mit Erfolg Eingriffe in die Rechte der Krone erlaubten, haben die Comitats-Jurisdictionen die Rechte der Reichstage beschrankt, bis sie selbst unter die Zuchtruthe des Betteladels geriethen. — Beständen in Ungarn
nicht den dortigen socialen Zuständen angehörende Eigenthüm- lichkeiten, und bildete das Land nicht einen nur legislativ und administra tiv getrennten, politisch aber vereinten Theil des Kaiserreiches, so wären Ungarn und Siebenbürgen bereits längst der grossen Revolution verfal len. Nur die erceptionellen Bedingungen, unter deren Bereich die beiden Länder stehen, vermochten dies zu verhindern. Statt in Flammen aufzu- gehen, glimmen die revolutionären Elemente in selben nicht minder, und wird ihnen nicht Einhalt
gethan, so werden sie die alten Gebäude in einen Aschehaufen verwandeln. — Die ersten Schritte zur Rettung sind im Werke. Sie müssen verfolgt und zu Ende geführt werden, denn daö Ein halten in deren Ausbildung würde unausbleiblich den Ausbruch der offen kundigen Revolution herbeiführen. Dort, wo die Dinge einmal stehen, wie in Ungarn, bleiben sie nicht stehen, denn sie können es nicht. — Ungarn muß durch die Fürsorge deS Königs einer verständlichen Lage zugeführt
werden, oder es wird einer solchen Lage auf selbstgesuchten Wegen nachstreben, d. h. auf Wegen, welche denen gleichen, die Ströme sich bei Wasserfluten, ohne Rücksicht auf ihr Abfließen und die Verwüstun gen, welche sic anrichten, bahnen." Während des Kampfes gegen Frankreich, in welchem Ungarn dem Kaiser treu zur Seite stand, hatte man nicht Ruhe und Zeit gefunden, um den constitutionrllen Formen Ungarns gemäß die Fragen zu erledigen, welche die letzten Landtage offen gelassen halten. Die Ungarn warteten die Wiederherstellung