Einleitung und Geschichte der deutsch-italienischen Sprachen-, Völker- und Staatenscheide im Etschtale.- (¬Die¬ Ausbreitung des Deutschtums in Südtirol im Lichte der Urkunden ; 1)
deutsche Kirchengesänge und Schulen. 13g hielt es für das beste, die deutschen Texte samt und sonders zu unterdrük- ken, weil er aus Unkenntnis der Sprache nicht beurteilen konnte, ob sie protestantischen Lehrmeinungen huldigten und oft genug mag seine all gemeine nationale Abneigung gegen das Deutschtum hierin sich ausge wirkt haben. Auch schon früher, in der Regierungszeit des Erzherzogs Ferdinand II., hat Kardinal Madruz, aus einem Trientiner Adelsgeschlecht, das trotz gegenteiliger
Versicherungen seiner Zugehörigkeit zur deutschen Nation den Romanismus stark begünstigte und im Innern italienisch gefühlt hat 1 ), als Bischof vonBrixen in diesem Bistum die deutschen Psal men untersagt; die tirolische landesfürstliche Regierung hat gegen die deutschen Kirchenlieder nie ein allgemeines Verbot erlassen, nur gegen diejenigen, die sich nach näherer Untersuchung konfessionell verdächtig zeigten, aber sich für die Beibehaltung einwandfreier deutscher Texte sogar eingesetzt. 2 ) In den Jahren
von 1579—1585 sind bei den Visitationen im deutschen Anteil des Bistums Trient, so in Bozen, Mölten, Mais, Eppan, Kaltem, Auer, Montan, Neumarkt und Salurn eine große Anzahl von deutschen Büchern protestantischen Inhaltes beschlagnahmt worden und solche anderen Inhaltes gingen dabei mit. 3 ) Auch die sogenannten deutschen Schulen, d. h. diejenigen, in denen kein Latein gelehrt wurde, galten beim Klerus als geeignet, den Geist der Bevölkerung vom Katholizismus zugunsten der neuen Lehre abzuziehen
, und manche wollten sie ganz durch lateinische Schulen, d. h. solche, welche auf die Erlernung und Übung der lateinischen Sprache eingestellt waren, ersetzen. Die landesfürstliche Regierung suchte auch da zu vermitteln, indem sie anordnete, daß überall an den Pfarren latei nische Schulmeister bestellt wurden, die,,daneben deutsch lernen“können. 4 * ) Im geschlossenen deutschen Gebiet — von Salurn nordwärts -— ist ja auch überall die deutsche Volksschule, wie sie an vielen Orten schon seit dem 14. Jahrhundert
nachweisbar bestanden hat, als selbstverständliche Einrichtung erhalten worden. 6 ) Anders aber in jenen deutschen Gebieten, wo die Seelsorge dauernd und gänzlich in die Hände von Italienern über gegangen ist, also in den deutschen Sprachinseln und Streulagen in Welsch tirol, denn da wurde bei der engen Verbindung zwischen Seelsorge und Schule mit ersterer auch letztere verwelscht, beide wurden die wichtigsten Pflanzstätten der italienischen Sprache in den bisher deutschen Gemeinden, statt