, die nahe bei der Stadt wohnte, Bericht erstattete und von den Kindern und ihrer Entwicklung erzählte. Zu schildern gab es rein gar nichts, was die Mutter nicht bereits wußte, und wenn er ihr zum Muttertag einen Brief schrieb, so blieb also nichts übrig, als ein mal von ihr zu sprechen. Am Ende war es auch richtig. Es gab ohnehin so manches, wofür man niemals die Worte gefunden hatte, wenn man ihr gegenübersaß, und es würde leichter sein, es einmal zu Papier zu bringen. Freilich kam er sich dabei
und streicht über die Haare der kleinen Mäd chen. Die fast Neunzigjährige erzählt, klar, rein, sich erinnernd, von ihrem Leben. An eine schönen Frühlingstage fährt die Schwiegertochter mit einem Auto nach draußen und holt die Mutter in die Stadt. Auf dem Platz vor der Kirche, auf dem sie in ihrer Kindheit gespielt hat, auf dem ihre Mutter Nein, das klang pathetisch. „Liebe Mutter! Du bist die beste Mutter der Welt!“ Das war übertrieben, Mutter würde sich mit Recht darüber ärgern. Er nahm das vierte Blatt
/18 verzeichnet sind. Fast scheint es so, als wolle sie alle Namen der gefallenen Männer der kleinen Stadt lesen, aber in Wirklichkeit sucht sie nur einen Namen. Sie fand ihn bei den Gefallenen des 64er Krieges. Als sie ihn gefunden hatte, las sie langsam und halblaut: „Wilhelm Schwanke aus Dielingen“. Ihr Gesicht schien unbe weglich, als sie zu den Kindern gewandt sagte: „Er war mein erster Bräutigam. Er wurde verwundet und starb im Hospital.“ Sie stand noch eine Weile, als sähe sie ins Unbestimmte und sagte
kam das Tele gramm, das den Tod dieser Frau meldete: Sie wurde begraben an einem Tage, der nach vielem Regen, vieler Trübheit am Mit tag die Sonne hervorbrachte. Man begrub sie auf dem Friedhof der Stadt, auf der Grabstätte, die Heinrich Röt- ger kaufte, als der geliebte Sohn Gustav starb, auf der Heinrich, der geliebte dritte Sohn, auf der Heinrich Röttger, der geliebte Mann und Luise Fischer, die geliebte Schwester, begraben lagen. Wind raunt in den Kronen der alten Friedhofbäume. Hilf