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Lienzer Zeitung
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Seite 10 von 24
Datum: 04.07.1913
Umfang: 24
teilnehmen werde. Andern Tags waren wir wieder bei L. versammelt, und Freund Viktor quälte mich unausgesetzt mit Fragen, aus welchem Grunde denn Kollege H. gar nicht mehr mit uns zusammen käme. Da blitzte urplötzlich in mir ein Gedanke auf. „Nanu,' sagte ich ganz erstaunt, „wußten Sie denn wirklich nicht, daß Kollege H. sich verheiratet hat, der ist schön böse auf Sie. daß Sie ihm nicht gratuliert und auch gar keine Aufmerksamkeit für seine junge Frau hatten.' „Aber. Mensch, warum sagen

Sie mir das denn nicht!' rief Freund Viktor empört, „ich hatte ja keine Ahnung, daß H. geheiratet hat, sonst hätte ich doch ein Geschenk geschickt. Wo wohnt er denn eigentlich?' „In Woltersdorf wohnt er momentan mit seiner jungen Frau, er hat dort eine Sommerwohnung gemietet, um in un gestörter Ruhe seine Flitterwochen zu genießen, aber wenn Sie ihm schon etwas schenken wollen, senden Sie es doch in die Wohnung seiner Mutter, wenn das junge Paar in der Stadt ist, wohnen sie immer dort, weil sie sich erst zum Oktober

eine Wohnung nehmen wollen; schreiben Sie einfach auf: .Für Frau H.', wenn Sie den Neuvermählten ein Hochzeitsgeschenk machen wollen.' „Aber das ist doch selbstverständlich,' unterbrach mich Viktor voll Eifer, „es tut mir nur leid, daß Sie es mir so spät erst sagen! Wie sieht sie denn übrigens aus. ist sie-hübsch, nett, wie kam er zu ihr, die Sache ging doch furchtbar schnell, vor acht Wochen war er doch noch nicht einmal verlobt!' Ich konnte kaum noch das Lachen verbeißen. „Na, schön kann man eigentlich

nicht sagen,' antwortete ich mit möglichst großem Ernst, „aber Geld hat sie, klotzig viel Geld, und Sie wissen ja, so ein armer Schriftsteller überlegt sich dann die Sache nicht lange.' Wir blieben noch eine geraume Weile zusammen, denn unser Freund Viktor konnte sich kaum über die so schnell ge schlossene Heirat beruhigen. „Passen Sie auf,' sagte er immer wieder, „H. wird unglücklich, so übereilte Ehen bringen nie etwas Gutes, Sie werden daran denken, was ich Jlnen jetzt sage; nein, es ist wirklich

zu schade um den lieben Kerl, aber glauben Sie mir, er wird unglücklich.' Zu Hause angelangt, setzte ich mich schnell hin, teilte Freund H. seine Verheiratung mit und bat ihn, doch in den nächsten Tagen zu L. zu kommen und Viktor gegenüber den Beleidigten zu spielen. Vier Tage darauf, wir hatten gerade einen Dreimänner skat begonnen, kam Kollege H. an, er grüßte uns auf das herzlichste. Vikior schien er nicht zu sehen. „Willst Du nicht mitspielen, Alfred,' fragte

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Seite 22 von 24
Datum: 31.05.1902
Umfang: 24
„Wie heißt diese Straße?' „Nun, es ist der Rindermarkt, kennst Du Dich nicht mehr aus?' „Nehmen wir einen andern Weg.' „Was für Einfälle! — Kommst Du abergläubisch aus Italien zurück? Da unten sagt man, ist es Mode; aber fürchte nichts: Heute ist Dienstag und der dreizehnte ist erst morgen, auch sehe ich keine Krähen ans den Dächern und zu unserer Linken keinen Leichenwagen . . , Aber wahrhaftig. Du bist sehr blaß; ich spasse nicht mehr . . , Was ist Dir?' „Nichts,' antwortete Viktor schnell

und setzte seinen Weg fort. Nach einigen Schritten blieb er aufs neue stehen, als hätte er einen Platz wieder erkannt. „Beim Teufel!' rief Ferdinand aus, ihn mit sich ziehend; „es hat den Anschein, als ob Du in Ancona einem Irrenhause ent sprungen wärest.' Viktor antwortete nicht; seinen Weg verfolgend, überließ er seinem Freunde die Sorge der Unterhaltung. Einige Augenblicke nachher befand er sich an einem gut besetzten Tische, welchen ein Dutzend zügelloser junger Leute umgab, denen von des Bechers

verloren, welche hundert tausend Gulden in Banknoten enthält. Derjenige, welcher sie wieder zurückbringt, erhält zur Belohnung fünftausend Gulden.' Darauf folgte die Adresse. Viktor zitterte. „Fünftausend Gulden zur Belohnung!' fuhr Ferdinand fort. „Findet ihr den Spaß nicht lustig?' „Den Spaß?' fragte einer der Zecher; „warum ein Spaß?' „Warum? Weil die Brieftasche entweder, in die Hände eines ehrlichen Mannes gekommen ist, welcher sie ohne Belohnung zu rückgeben wird, oder in die eines Diebes

, welcher genug von der Rechenkunst versteht, um zu wissen, daß die ganze Summe größer ist als der versprochene Teil.' „Das ist richtig!' riefen vier oder fünf Stimmen zu gleicher Zeit. „Trinken wir! Auf Deine Gesundheit, Ferdinand!' Die Gläser klangen, leerten sich, und füllten sich wieder. Nur Viktor hatte das seinige nicht geleert. „Ein Dieb? ein Dieb?' rief der junge Mann, welcher Viktor gegenüber saß. „Ihr seid sehr scharf, meine jungen Freunde. Nun, ich schäme mich nicht zu gestehen

, daß, sollte es der Zufall fügen, mich durch einen Fund in den Besitz einer solchen Summe zu setzen, ich ihn für mein rechtliches Eigentum ansehen und benutzen würde, auf die Gefahr, von euch verdammt zu werden.' „Das wäre ein großes Unglück,' murmelte Viktor, als spräche er zu sich selber. „O, ein großes Unglück, denn das Leben, welches Sie heute so leicht tragen, würde Sie quälen, und die Freuden, welche Sie mit diesem Gelde sich zu verschaffen wähnen, wären vergiftet.' Der junge Mann betrachtete ihn. „Bei Gott!' rief

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Seite 18 von 24
Datum: 23.04.1904
Umfang: 24
als er, ohne Blanche und ihren Jugendfreund wiedergesehen zu haben, dem mechanischen Stnhle des Herrn von Sautiers gegenüber saß. Und zwar in der sicheren Erwartung, zwei Partien zu ver liebn, nämlich die Schachpartie und die der Heirat. B^vor er sich verabschiedete, hatte er noch Gelegenheit, seinen jungen Rivalen kennen zu lernen. Er war ein hochgeschossener, von den Anstrengungen des Dienstes etwas abgemagerter Mensch. Aber er hatte gute Manieren und benahm sich sehr höflich gegen Viktor

in seinen Hoffnungen, trat Viktor den Heimweg an. 4. Acht Tage waren inzwischen vergangen, während welcher sich Viktor nicht ein einziges Mal in der Villa Gerda blicken ließ. Sie waren ihm traurig und lang genug erschienen. Er schrieb einen ausführlichen Brief an seinen Pariser Freund, in welchem er seine letzten Erlebnisse berichtete, und beschloß, an einem Juninachmittag gegen Abend, sich persönlich nach dem Befinden des kranken Herrn von Sautiers zu erkundigen. Es war dasselbe kleine Fuhrwerk

. Die Dämmerung brach ungewöhnlich zeitig herein, und Viktor konnte schon hier und da am Rande des Weges hinter schmut zigen Scheibe» das Aufflammen einzelner Lampen bemerken, die die Dunkelheit mit ungewißem und flackerndem Schein erleuchteten. Znr Rechten sowohl wie zur Linken, scheinbar bis ins Unendliche hinein, fühlte Viktor die weite Ebene sich ausdehnen und war zufrieden, es nicht auch noch sehen zu müsse», dieses „abgrundtiefe Nichts', das seiner Zukunft, seinem Leben so ähnlich sah. Er blieb

aber war der alte Rat in seinem Zimmer. Man ließ Viktor jedoch in den Salon eintreten, wo er Frau von Villeroh mit ihrem Sohn antraf, die in der Villa diniert hatten. „Mein Vater ist heute leidender,' sagte Blanche. „Erlauben Sie mir, daß ich Ihnen in seiner Abwesenheit Frau von Villeroh vor stelle ... Herr Viktor Ravol, unser neuer Staatsanwalt, von dem Papa wohl schon gelegentlich zu Ihnen gesprochen hat, liebe Tante.' Indem Viktor sich verneigte, empfand er ein gewisses Miß vergnügen über die vertrauliche

und Stimme. Made moiselle befand sich nicht im Salon, so daß Viktor keine Beob achtungen in betreff der Gegnerschaft der beiden Damen machen konnte. Aber nach kurzer Zeit erschien die Erzieherin in der Tür, um zu melden, daß Herr von Sautiers die Herrschaften bitten ließe, auf sein Zimmer zu kommen. Man begab sich dorthin. Nachdem Herr von Sautiers mit schwacher und leicht keuchen der Stimme den Staatsanwalt willkommen geheißen hatte, ent schuldigte er sich bei Frau von Villeroh, deren Wagen bereits

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Seite 18 von 24
Datum: 07.05.1904
Umfang: 24
durch das Städtchen gefahren sei. Einmal von Paris kommend, das andere Mal dahin zurückkehrend. Viktor brachte die Reise Rogers sogleich mit Blanche in Zu sammenhang. Das jnnge Mädchen, welches acht Tage vorher so freimütig zu ihm gewesen war, zeigte sich heilte etwas gezwungen in ihrem Sprechen. „Haben Sie Besuch gehabt, seit ich Sie nicht gesehen habe?' fragte Viktor. „Sie wissen wohl, daß mich hier kanm jemand aufsucht und daß ich im übrigen nicht empfange.' „Ich habe erfahren, daß Herr von Villeroh

diese Woche durch Merh-snr Anbe gekommen ist.' Blanche errötete nicht, sie rmHelte uur uumerklich die Augen brauen. Dann erhob sie sich nnd schlug eine Promenade durch den Garten vor. Es war im November, ein klarer, aber etwas kalter Tag. Eine leichte Schicht von Rauhreif lag auf den Zweigen der Bäume. Die jungen Leute gingen lange nebeneinander, ohne ein Wort zn sprechen. Endlich brach Viktor das Schweige». „Habe» Sie mir nichts zu sage», nachdem Sie so dringend wünschten, daß ich Ihr Vertrauter

vou andern Dingen sprechen? Es ist überhaupt am besten, wenn dieser Gegenstaud zwischen uns so wenig wie möglich erörtert wird.' Viktor konnte indessen nicht deu Eindruck gewinnen, als ob die ander«? Gesprächsstoffe, die er berührte, fesseMder fnt'das jnnge Mädchen seien. Er dshiite seine» Besuch daher nicht lauge aus. Zwei- oder dreimal in der Woche begab er sich nach der Villa und las gewöhnlWVkUuche UM Frau Bertheau etwas vor. Aber im Grunde empfand er wenig von der stillen Glückseligkeit

, die er von diesem Zusammensein erträumt hatte. Fräuleiu vou Sautiers, die sich im Anfang immer sehr liebenswürdig und freundlich zeigte, wurde bald zerstreut, verlor sich i» Gedanken und war meist nicht bei der Sache. Das bereitete ihm aufrichtigen Kummer, so daß auch seine Stimmung davon beeinflußt wurde. Im Anfang des Dezember wollte Blanche zn ihrem Vormund nach Troyes reisen, um dort längere Zeit zu bleiben. Viktor würde inzwischen also gänzlich vereinsamt sein. Man konnte ihm die tiefe Entmutigung, die er darüber

empfand, anmerken. „Wann werden Sie wieder zurückkehre»?' fragte er Blanche, als er ihr Lebewohl sagte. Noch vor dem Ende des Winters, hoffe ich. Ich liebe den Aufenthalt iu der Villa viel zu sehr, um nicht so bald wie mög lich dorthin zurückzukehren. Und ich freue mich schon daraus, Sie dann wieder hier zu empfangen.' „Danke für das Almosen! Aber ich verlange wirklich nichts.' „O, welch schlimmer Stolz! Zu Ihrer Strafe werden Sie nach Trohes kommen und mich besuchen.' Viktor machte eiu unbestimmtes

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Seite 1 von 6
Datum: 05.05.1943
Umfang: 6
die kahrl zur Laukauptstadt Viktor I.ukk Löiilöil VerlewuMii erlegen Berlin, 3. Aai. Der Stadsedek der Viktor I^ut?e, ist aNi Sonnta» adend im Städtiseken lirankenkaus kotsdam seinem dei dem liratdnagen- unkail erlittenen sedieren Verlet/un^en erleben. Der Kr«s der Männer, die vom ersten läge an ihre ganne kersönlicdkeit und ihre Krakt dem Durch- brucli der natlonsIsoNsIistisZien Idee uud später dem Aufbau des LroLdeutsclien Reiches gewidmet haben, ist in den letzten Jahren immer kleiner ge- worden

, miibselizer. aller von zroLcn Lrkolzen gekrönter Aufbauarbeit und jet?t schon vier Jahre unerbittlichen blutigen kxisienzkawpfes umfassen. >Iit am Anfang der öevczun? stand der SA-^lann Viktor hutze, der Soldat des groken Krieges, scdwerverwundet aus den Schlachten Zurückgekehrt, in sich aber brennender als den Schmerz der Körper- licken Kriegsverletzung di>' Wunde kühlend, die der Zusammenbruch des deutschen Volkes, die Schmach der unverdienten kiederlage geschlafen batte. Ohne Schonung

gegen sich selbst, hart, einsatzbereit, ver bissen uud zäh ha' Viktor I-utZe all die Stationen des heides. die das deutsche Volk durchlaufen mukte. erlebt, nickt als ein stiller Dulder, der Schmach und LIend als eine Selbstverständlichkeit nahm, son- dern als ein Aktivist, der in den Stunden der Kot über sich hinauswuchs, der immer da war. wo es galt, einen Baustein in de^ keubau einer besseren Zukunft 2v fügen. Im Westen Deutschlands sammelte er Männer um sich, denen gleich ihm der <?laube an ihr Volk

durch nichts geraubt werden konrte. Während der Kubr- beset2ung war er einer der Aktivisten, die die fran zösischen Kegerkorden unter ständigem kinsat? ihres Hebens bekämpften. Als unermüdlicher Prediger der Idee Adolk Hitlers zog er durch das Hand, stärkte die Zweifelnden, rüttelte die hauen auk und gab dcn Lläubigen Ziel und Richtung. Ls Ist wohl kein Zu fall, dak gerade aus dem Kreis de» ehemaligen Lau- sturmkührers Kühr, Viktor I -utZe, eins groKe Anzahl nationalsozialistischer kükrer hervorging

, die mit den verantwortungsvoüsten. wichtigsten Aufgaben betraut wurden, hin glänzender Organisator, ein glühender Idealist, verstand es Viktor l-utze. Kameraden zu finden. Talente ZU fördern, kührerpersönlickkeiten zu bilden. Unendlich viel, was beute jedem Deutschen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. hat Viktor Hut2e in unermüdlicher Kleinarbeit ersonnen und aufge baut. Vorbild kür jedg SA-kormation waren die Verbände, an deren Spitze Viktor hutzs stand. Vor- bild wie er selbst mit seiner ganzen Persönlichkeit und Binsat

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Seite 19 von 24
Datum: 23.04.1904
Umfang: 24
um ihren kind lichen Mund. Wenn sie schwarz gekleidet gewesen wäre, so hätte Viktor glauben können, daß ihr Vater inzwischen gestorben sei. Aber trotz ihres dunkelblauen Tuchkleides mit dem Wueu Einsatz machte Fräulein von Sautiers doch den Eindruck einer Trauernden, das konnte man auf den ersten Blick wahrnehmen. Die Rosen von ihren Wangen waren verschwunden, eine fahle Blässe bedeckte ihr Gesicht vom Nacken bis zu den kastanienbraunen Haarlöckchen hinauf. „Herr Ravol,' sagte sie, „ich habe weder Zeit «och

Lust, dem Ursprung der Entschlüsse nnd Wünsche, die mein armer Vater gestern vor mir enthüllt hat, nachzuspüren. Er verlangt, daß ich Sie heirate. Sie lieben mich, wie ich erfahren habe, und erweisen mir damit eine große Ehre. Aber ich halte es für meine Pflicht, Ihnen zu sagen, daß ich Sie nicht liebe.' Diese in kurzem Tone abgegebene Erklärung erschien Viktor geradezu grausam, über sein Gesicht ging ein Zucken, aber er verneigte sich sehr tief, um seine Bewegung zn verbergen. Auch Fräulein

von Sautiers' Selbstgefühl und Mut schienen sie plötzlich im Stiche zu lassen. Ihre Brust hob und senkte sich stürmisch, sie ließ sich in einen Stuhl fallen und die so lange tapfer zurückge haltenen Tränen liefen über ihre blassen Wangen. „Verzeihen Sie/ sagte sie zu Viktor, der sich ihr bestürzt ge nähert hatte, „wenn ich hart zu Ihnen gesprochen habe, und ver- zeihen Sie mir auch meinen Mangel an Selbstbeherrschung. Ich bin sehr zu beklage», glauben Sie es mir. Es, stürmt so viel auf mich ein. Mein Vater

unter zwei Ge fühlen leidet. DaS eine ist meine Liebe zu Roger, das andere meine Freundschaft für Sie...' Viktor so?> ihr mit einem Ausdruck des Unglaubens ins Gesicht. „Ja,' fuhr Manche fort, „es ist so, wie ich sage. Ich habe immer eine aufrichtige Freundschaft für Sie empfunden. Ich war froh, daß Sie kamen, ich plauderte so gern mit Ihnen, denn ich habe mich mit niemand auf der Welt bisher so angenehm unter halten ... Kurz, ich wollte Ihnen sagen, ich will die Frau Roger» von Villeroh

werden, aber Ihre Freundin bleiben. Da Sie nun wissen, welcher Art mein Gefühl für Sie ist, können Sie doch un möglich dabei beharren, mich heiraten zu wollen. Verzichten Sie darauf, und ich werde Sie immer als Freundin lieben.' Es lag in der traurigen, flehenden, aber nicht furchtsamen Stimme des jungen Mädchens ein unaussprechlich kindlicher Reiz, dem zu widerstehen Viktor die größte Mühe kostete. Er stand stumm, ungewiß, schwankend vor ihr und fühlte sich durchaus bereit, einen Akt der Großmut zu begehen

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Seite 14 von 20
Datum: 16.04.1904
Umfang: 20
sagte gar nichts. Kurz, in einem Monat hatte Viktor riesige Fortschritte gemacht. Er frühstückte oder dinierte wenigstens ein mal in der Woche in der Villa Gerda und unterhielt sich dabei angelegentlich mit Mademoiselle, die mit ihren prickelnden, ge wandten Entgegnungen für ihn eine nicht zu verachtende Partnerin im Wortspiel war. Und Manche empfing ihn wie einen alten Kameraden, so daß es schien, als hätte sie in ihm den Vertrauten gefunden, den sie sich immer gewünscht

und von dem sie bei Vik tors erstem Besuch gesprochen hatte. Der junge Staatsanwalt sagte sich, daß es nun Zeit wäre, seine Stellung zu befestigen, denn er wünschte sehnlichst, daß Herr von Sautiers nicht eher sterben möchte, als bis er ihm die Hand seiner Tochter gegeben hatte. Eines Nachmittags Mitte Juni kam Viktor, nachdem die Sitzung beendet war, in die Villa Gerda. Er war nicht wenig überrascht, auf einer Bank in der großen Allee nicht weit vom Hause Blanche in Gesellschaft eines jungen Mannes, einer Mili

von Villeroh. Sie erinnern sich wohl?' „Ich habe keine Ahnung. Aber da fällt mir ein, es ist wohl ein Sohn von Fran von Villeroh, von welcher ich öfter sprechen hörte?' „Ganz recht. Ein junger Freiwilliger, dessen Dienstzeit bald vorüber ist. Wenn er vom Militärdienst frei ist, wird er studien halber nach Paris gehe». Aber er wird nicht für immer dort bleiben, wie seine Mutter befürchtet.' Mademoiselle lächelte verstohlen. „Natürlich,' sagte Viktor, „er wird wiederkommen- Ist dieser Herr von Villeroh

.' Das war so deutlich, daß Viktor es nicht mißverstehen konnte. „Ah, Fräulein von Sautiers und Herr von Villeroh sind ver lobt?' fragte er mit einem leichten, kaum merklichen Zittern in der Stimme. „Verlobt kann man nicht sagen,' antwortete Mademoiselle. „Aber jedenfalls streben sie danach, es zu werden. Herr von Sau tiers ist indessen der Meinung, daß ein junger Mann von zwanzig Jahren zunächst als Verlobter oder gar Gatte nicht in Betracht kommen könne. Solche jungen Leute schließen viel zu rasch der gleichen

sie noch nicht alles gesagt, was sie sagen wollte. Nachdem sie ein Weilchen schweigend neben Viktor gegangen war, wobei sie sich von Zeit zu Zeit ihm zuwandte, als erwartete sie seinerseits eine Frage, aus welcher sie einen Vorwand zu neuen Mitteilungen herleiten konnte, entschloß sie sich, ohne Umschweife auf ihr Ziel loszusteuern. „Wollen Sie mir erlaube»,' sagte sie, indem sie stehen blieb und den jungen Mann mit einer Freimütigkeit ansah, die er ihr kaum zugetraut hätte, „einmal sehr, sehr indiskret

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Seite 19 von 24
Datum: 18.06.1904
Umfang: 24
zu sehen. Die Glocken von Merh und der drei nächsten Dörfer läuteten unaufhörlich, und dies beständige Läuten erregte schließlich die Aufmerksamkeit des völlig iu sich versunkenen Spaziergängers. Das gewöhnliche Vesperläuten dauerte nicht so lange uud wurde auch nicht so geräuschvoll mit sämtlichen Glocken ausgeführt. Darüber nachdenkend, ging Viktor plötzlich die Er kenntnis von der festlichen Bedeutung des Tages auf. Es war ja Ostern heute. Er horchte den Klängen

, ein Gebetbuch in der Hand und von Frau Bertheau be gleitet, langsam den Weg heraufkam. Das Gesicht des jungen Mäd chens hatte einen ruhig lächelnden, fast glückstrahlenden Ausdruck, wie Viktor schon von ferne bemerkte. — Das war nicht der feierliche Ernst, wie man ihn nach einer ergreifenden Predigt aus der Kirche mitbringt, es war etwas anderes, das aus ihren Zügen sprach. Zwischen Überraschung und Bewegung geteilt, wartete Viktor, bis Fxänlein von Sautiers nahe an ihn herangekommen war, dann grüßte

er sie, indem er ihr eine tiefe, förmliche Verbeugung machte. Manche ergriff zuerst das Wort. „Endlich,' sagte sie, ihm die Hand entgenstreckend, „sieht man Sie einmal wieder! Und dazu muß einem ein Zufall verhelfen, ein purer Zufall, indem man am Ostertage zu Fuß aus der Kirche zurückkehrt.' Sie zögerte etwas, als ob sie aus eine Antwort wartete, und dabei blieb das freundliche Lächeln in ihrem Gesicht. Viktor empfand eine sonderbare, unüberwindliche Gezwungenheit. Für gewöhnlich nicht schüchtern, schien es ihm heute

gänzlich an Worten zu fehlen. Und er wußte in der Tat nicht recht, welche Haltung er bei dieser unerwarteten Begegnung einnehmen sollte. „Sie sind in der Kirche gewesen? Ich wußte nicht, daß Sie eine fleißige Kirchgängerin seien.' Das war alles, was er zunächst zu sagen wußte. „Es ist heute kein gewöhnlicher Sonntag . . . übrigens bin ich eine gute Christin. Kann man dies sein, ohne darum aufzuhören, human und vorurteilsfrei zu denken?' „Gewiß,' antwortete Viktor. „Aber was die humane Denkart anbelangt

ist. Die Berührungs punkte mit der Wahrheit sind verschieden, das ist alles. Das ist sogar ein sehr tröstlicher Gedanke.' Viktor hörte kaum daraus hin, was sie sagte, er hatte nur das eine Wort „Verlobter', welches Manche besonders hervorgehoben hatte, gehört. Bei seinem gequälten Nervenzustand empfand er dabei ein heftiges Beben in seinem Körper, woraus Fräulein von Santiers aber nicht zu achten schien. Als sie schwieg, sagte er mit rauher, harter Stimme: „Warum haben Sie dieses Wort ausgespro chen

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Seite 18 von 24
Datum: 09.04.1904
Umfang: 24
, hervor. Viktor, der sein Pferd selbst lenkte und nur selten von der Peitsche Gebrauch machte, ließ sich willig von dem stillen Zauber dieser Einsamkeit umspinn?». Das Auge auf den fernen Horizont gerichtet, grübelte er über dem Eutwurf eines Romans nach, der ein noch kindliches, junges Mädchen zur Heldin hatte. Bisher hatten die Mühen und Sorgen seines Berufs jede romantische Laune von ihm fern gehalten, aber in der Beschaulichkeit dieses Erdenwinkels drängten sich ihm allerlei Träume

auf. Die Einförmigkeit der Landschaft blieb stets dieselbe und wurde nur hier und da durch ein reizloses, kleines Dörschen oder einen Weiler unterbrochen, die mit ihren Lehmmauern und Strohhütten einen ziemlich ärmlichen Eindruck machten. Trotzdem erschien es Viktor schon jetzt gar nicht so unwahr scheinlich, daß man anch inmitten dieser öden Umgebung, im An blick dieses ewig gleichmäßigen Horizontes leben könne. Er begann zu verstehen, daß die Macht der Gewohnheit die Eintönigkeit der Linien und Farben erträglich

, ja sogar den Augen angenehm machen könne, er ahnte die Besänftigung, die Ruhe, welche sich unter dem Einfluß dieser einschläfernden Landschaft in die Seele senkt. Eine kleine Stnnde, nachdem er Merh-snr-Anbe verlassen hatte, erreichte er in seinem Kabriolett das Dorf Montaux, an dessen äußerstem Ende die Villa Gerda lag. Viktor ließ Pferd und Wagen in dem primitive» Wirtshause zurück und wandte sich zu Fuß einer weißgetünchten, mit einem kleinen Dach versehenen Mauerpforte zu, au welcher mit schwarzen

. Der alte Dieuer, welcher Viktor aus der Verauda empfangen hatte, führte den jungen Staatsanwalt in einen kleinen Salon, an den ein geräumigeres Zimmer, das im Geschmack des Jahr hunderts Ludwigs XIV. möbliert war, grenzte. Die Blumen darin, zumeist Feldblumen, erinnerten an das Walten einer Frau in diesem Raume. Der Staatsanwalt übergab dem alten Diener, in welchem er auf den ersten Blick den Begleiter des Fräulein Blanche erkannt hatte, seine Karte. Kaum fünf Minuten später, während welcher Zeit

Viktor seine Blicke nachdenklich über das getäfelte Parkett schw -fen ließ, trat Fräulein von Sautiers ein. Das junge Mädchen war allein. „Mein Vater läßt Sie um Entschuldigung bitten, mein Zerr, daß er Sie im Augenblick nicht begrüßen kann,' sa'tesie. „Seine seit langer Zeit erschütterte Gesundheit zwingt ihn häufig zum Liegen. Nichtsdestoweuiger wäre es ihm sehr peinlich, wenn Sie Ihre erste Visite vergeblich gemacht hätten, und er bittet Sie, zu warten, bis er Sie empfangen kann.' Viktor

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Seite 18 von 24
Datum: 04.06.1904
Umfang: 24
tümlichen Tapeten bedeckten Wände, die verwitterten Skulpturen und abgenutzten, aber sauber blinkenden Möbel. Auf diese Weise harmonierte alles miteinander; das Ver gangene war nicht ins Auge gerückt durch Reliquien und Überreste, sondern es lebte durch die Pietät der Erinnerung. Frau von Villeroh und Viktor durchschritten zwei oder drei in dieser Art ausgestattete Zimmer und traten dann in einen Salon, der wie die übrigen Räume streng antik gehalten war und iu den durch die mit wundervoller

Glasmalerei versehenen Fenster nur ein gedämpftes Licht drang. Die einzigen modernen Gegenstände, die man in ihm erblickte, waren das Bildnis und die Marmorbiiste eines Mannes und mehrere Photographien, welche dieselben sanften, ernsten und noch jungen Züge zeigten, die man ans der Büste und dem Bilde bemerkte. Es waren die des verstorbenen Schloßherrn. Ein eigenartiges Gefühl überkam Viktor, als er dieser Frau gegenüber saß, von der er sich nur mäßig geachtet und noch weniger geliebt wußte

Tage vorher gemacht hatte, trug allerdings nicht wenig dazu bei, denn sie konnte nach diesem den jungen Staatsauwalt nicht mehr als einziges Hindernis für die Verwirklichung ihrer mütterlichen Wünsche ansehen. In dem Augenblick, als Viktor sich erheben wollte, um sich zu verabschieden, sagte Frau von Villeroh, die einen besonderen Grund in Viktors unerwartetem Besuch vermutete, in höflichem Tone: .Ist Ihnen die Adresse Rogers in Paris bekannt? Wenn Sie ihm etwa Mitteilungen

zn machen haben: er wohnt Rne de Belle- chasse Nr. 73 . , . übrigens wird er in vierzehn Tagen wieder hier eintreffen und Ihnen den Besuch, den Sie ihm heute machen woll ten, in Merh erwidern. Ich danke Ihnen in seinem Namen dafür, es hat mich sehr gefreut, Sie bei mir gesehen zu haben.' Obwohl sehr viel Liebenswürdigkeit in den Worten der Frau von Villeroh lag, sprach doch unverkennbar auch eine gewisse Nen- gierde aus ihnen. Viktor ging daher noch nicht sogleich. „Gnädige Frau,' sagte er, sie mit seineu großen Augen

frei mütig ansehend, „ich bedaure es eigentlich sehr, Villeroh verlassen zu sollen, ohne das Vorhaben wenigstens zum Teil erfüllt zu haben, das mich hierhergeführt hat.' Frau von Villeroh sah Viktor überrascht und neugierig au. Und Viktor fuhr fort: „Ja, gnädige Frau, ich hatte deu sehr dringenden Wunsch, Ihren Herr» Sohn hier anzutreffen. Es handelt sich um eine Mission, die ich mir in seinem Interesse auserlegt habe. Und da Sie als Mntter an der Angelegenheit direkt interessiert

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Seite 34 von 36
Datum: 24.06.1911
Umfang: 36
, wo sie umsteigen mußten. „Aber du hast ja nicht bezahlt', flüsterte sie ihm zu. - „Das ist wohl nicht so gefährlich', antwortete der junge Mann leichthin. „Aber Viktor! Das ist wohl nicht dein Ernst? Der Schaffner kommt gerade aus dem Wagen — beeile dich und bezahle noch!' Jedoch Viktor schien die Aufforderung durchaus nicht zu ver stehen. Cr sprang ab und nahm die Hand des Mädchens, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. Der Wagen rollte weiter. „Schrecklich, es war zum Ersticken im Gedränge', sagte

er. „Aber du bezahltest ja nicht für uns', bemerkte das Mädchen. „Nennst du das ehrlich?' Vittor stutzte, es lag so viel Emst in ihrer Stimme. „Welch ein abscheuliches Verbrechen, nicht wahr?' „Verbrechen! ich weiß nicht, ob das das rechte Wort dafür ist. Aber niemals hätte ich es für möglich gehalten, daß du zehn Ore unterschlagen könntest. Du hast das Geld ja tatsäch lich gestohlen, nur daß das viel einsacher war als ein Diebstahl.' „Du urteilst wie ein kleines Kind', lachte Viktor. „Wie kannst du das sagen

. Das ist ein offenbarer Diebstahl und ich begreife deine Hand lungsweise nicht —' Hwn wurde Viktor heftig. „Ja, es ist wirklich entsetzlich, daß ein Mann, den du heiraten sollst, solch einen Bubenstreich ausführen kann. So, da kommt unser Wagen — ich kann ja zehn Ore bezahlen und die Umsteige- billets nicht abgeben, ist dir das recht?' „Ich möchte lieber gehen', sagte das Mädchen und schritt langsam weiter. „Ich bin überhaupt viel zu aufgeregt, um still sitzen zu können. Du kommst vielleicht von neuem in die Ver

sehr notwendig.' „Du hast recht, Bittor. Ich werde dir nachmittags den Ring zurückschicken.' „Was sagst du, Karin? Willst du unser Verlöbnis lösen? Willst du mich um solcher Kleinigkeit willen für das ganze Leben unglücklich machen?' „Ja — ich muß — weil diese Kleinigkeit für mich die Hauptsache ist. Nun wollen wir über die Sache nicht mehr reden, Viktor.' Karin war unerbittlich. Die beiden junge Leute, die vor einigen Stunden so glücklich zusammen weggegangen waren, reichten sich nun kalt die Hände

, um sich nie mehr zu begegnen. Viktor eilte nach Haufe, aber er sah durchaus nicht verzweifelt aus. Im Gegenteil, er lächelte vor sich hin. Zu Hause schrieb er an Karin. Diese hingegen weinte bittere Tränen über die aufgelöste Verlobung. Nie hatte es eine schönere und herrlichere Liebe gegeben, als ihre, dachte sie. Sie zog ihren Verlobungsring ab, küßte ihn einmal über das andere, als wenn sie sich nie von ihm trennen könnte, legte ihn schließlich in das Etui und versiegelte es. Bevor sie einen Boten rief

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Seite 1 von 6
Datum: 25.09.1943
Umfang: 6
. VsnMiköM liilck Volk äurok eins Klutt gstrsimt Lnglanll kMgrtet „Srieg8erlilsrung' Viktor Kinanuels - „Selienntnj88e' ösäogüos r6. kern, 23. September. (IZigenbeiickt.) D»s italienische Volk kat vom Duce un/^ durch die Ilntsr- hausrede Okurchill-- nunmehr such vom keind gekört, wie das itslienischs Volk von seinem König verraten wurde. Der Verrat ist ein doppelter, nämlich am italienischen Volk, dem versprochen war. durch die bedingungslose Kapitulation werde es den ?ris6en erhalten. Churchill kat

enthüllt, wie schmählich der König und ösdoglio den kriten die italienische W«lk- kenhilfe angeboten haben und wie sie tatsächlich dem italienischen Volk gar nicht den l?risden bringen konnten und wollten. Oer ..Daily LxpreL' glaubt nun sagen zu können, dak Viktor Lmanuel bald eine Kriegserklärung an Deutschland folgen lassen würde. Ls wäre allerdings eine Kriegserklärung eines Monarchen schon okne I-snd, der — auk der klucht bekindlich — sich b?i den Alliierten beliebt machen möchte. Der . Daily

Englands Dank nickt ZU rechnen haben. So verlautet in Stockholm, dak Viktor Lmanuel wahr scheinlich nach Kairo geführt werden soll, ks war vorgeschlagen worden, ihn nach Lnzland zu bringen, aber dieser Vorschlag sei verwarten worden. Uan Koo8svsltjuäö LanilZd sMit äsn öranä Lin „Krieg mit grolien KKMn' - vis Itsüön-ksMuIiltioii belltet äie IM kw. Stockholm, 23. 8eptember. (Lizenbericbt.) Lines der unbestrittenen Häupter des Weltjudentums. einer der amerikanischen Kriegsiudcn aus dem enge- reo

müsse sofort eingesetzt werden. Selbst die Kapitulation Italien' werde, so meinte der lüde melancholisch, die kelastung kür die Vereinig- ten Staaten vermehren statt sie üv vermindern, ks seien nickt nur gewaltige Versorgunzsleistung--n. son dern auck eine Vermehrung der militärisch m Schlag- Kraft der Vereinigten Staaten notwendig. karuch hielt diese Re6e im Rahmen 6er gegen- wärtig stattfin6en6en Auseinsn6erselzungen um die krage einer kefreiung der ksmilienväter bei den ge- planten weiteren

und dauernde Unterdrückung jeglicher militäri scher Organisation: 5. keseitigung des deutschen Kriegspotentials: 6. Auklösung der lugendbews- gung: 7. Auklösung sämtlicher Sportvereini gungen. Vansittard hat bei dieser Lelegenkeit auch die kormulierung gebraucht, man möge kuropa Sta linsüberlassen, damit er es von Lrund auk „zivili siere'. , »ske «z auch nicht kl5 «ngeblsckt «a, »ick dsk Verräterkölliz in tiord»krikl «ukkält. Auck der I^ezus siskt jetzt die ?eit zekomoieii. sein k^ütcken sn Viktor kmsnusl

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Seite 8 von 12
Datum: 30.11.1940
Umfang: 12
vor sich hin, steht dann langsam auf, schnallt sich das Koppel um, tupft mit dem Zeigefinger zum Mützenrand hin und draußen ist er. Weil wir nun kein Grammophon be sitzen, nimmt Viktor die Gitarre zur Hand und summt ein Liedel vor sich hin. Wir stimmen ein, sogar der Xaver paßt dazu und bald ist es recht gemütlich. Heimatlieder klingen auf, wir sind in Gedanken wieder einmal daheim. Viktor will soeben die Gitarre weglegen, weil es ja schon bald Zeit zum Essen ist, da kommt Toni wieder daher. Sein Gesicht strahlt

soll und muß der Unterstützte aber im mer wisse», daß er selbst in allererster Linie ver pflichtet ist, mit eigener Kraft seine Not zu mei stern. Wäre es anders, würde mit der Zeit eine Verweichlichung des Einzelnen und der Gesamt heit eintreten. Der Wille zum Kampf mit dem Leben würde bald ersticken durch den lausenden Almosenempsang. Der Staat würde damit auf die Entfaltung schöpferischer Kräfte verzichten und sich selbst den Untergang bereiten. Großdeutschland aber will leben und dazu bedarf es Menschen

, die auch dann noch groß und stolz stehen und um ihre Existenz kämpfen, wenn die Not fie einmal packt. Daß dagegen der nationalsozialistische Staat m all den Fällen, in denen Hilfe aus eigener Kraft infolge Alters- und Arbeitsunfähigkeit un möglich geworden ist, die Sicherstellung des Le- benSbedarfeS in einer überaus großzügigen Weise vornehmen wird, hat der Führer bereits gesagt. Hier erfolgt keine „Unterstützung' mehr. Das ge samte schaffende Volk stattet dann vielmehr seinen Volksgenossen den Dank

wirtschaftliche Ver hältnisse eingetreten sind, müßte bei einiger Ueber- legung für jeden gesund denkenden Menschen selbstverständlich sein. Ebensowenig wie der Freund nicht dem Freunde und der Nachbar nicht dem Nachbarn aus einer augenblicklichen Not helfen wird, wenn der andere nicht den Willen hat, vor erst einmal seine eigene Kraft und seine eigenen Mitteln zur Behebung der Not einzusetzen und späterhin die dem Freund oder Nachbarn ent standenen Ausgaben zu ersetzen, kann der Hilfs bedürftige

ober Unterhaltsleistung verlangt werden kann, richtet sich je nach Lage deö Falles. Grundsatz ist und muß bleiben, daß zuerst die eigenen Eltern, bezw. Großeltern ihre Kinder, bezw. Enkel und umge kehrt unterstützen und erst dann, wenn das Maß der erforderlichen Hilfeleistung über ihre Kraft hinausgeht, die Hilfe der Allgemeinheit, oder im landläufigen Sinne gesagt, die Hilfe fremder Menschen in Anspruch genommen werden darf. Parkplätze in Meter Me NMöuser entlang der lZlocknerstraße - kin

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Seite 16 von 22
Datum: 02.04.1904
Umfang: 22
grüner Schmetterlinge gleich, ansge- porträts und Gelegenheitsgeschenken ausgeschmückt. breitet lagen. Weiterhin verursachten die in Be- Die Besitzerin hat ihr eigenes Domizil auf dem Bo- N wegnng befindlichen Räder einer Wassermühle em den aufgeschlagen, um in der Lage zn sein, ihr ganzes ^ monotones, einschläserndes Geplätscher. Hans vermieten zu können. Und dies ist ja auch Viktor Ravol war ein junger Mann von offe- von so geringem Umfange, daß die Hälfte davon zu nem, einnehmendem

- / < > HM ihrer persönlichen Phantasie heraus auf das ein- mel, daß es dazu beitrüge, mir eine günstigere Stelle - I XX zelne ihrer Toilette übertragen. Und diese Eigenart zn verschaffen und meine Provinzielle Verbannung MW ^ Kleidung, welche sich nicht sklavisch nach der abzukürzen. Im schlimmsten Falle bin ich genötigt, s Mode richtet, drückt ihren Trägern einen deutlich eine Reihe von Jahren lang den ehrwürdigen Ahnen bemerkbaren Stempel ans. Alles in allem, Viktor der Bertheaus (ich glaube, es war ein alter

Be- DM W Ravol war einer jener seltenen Männer, die man zirkögendarm), in seiner vorsintflutlichen Uniform W sofort von andern unterscheidet, wenn man ihnen mit den stählernen Knöpfen und der gepuderten begegnet, und er wäre auch ohne das kleine gelbe Perrücke auf mich niederblicken zu sehen. Seine Bändchen, welches das Knopfloch seines Rockes nichtssagende Miene, sowie seine steise Feierlichkeit Z ^ schmückte und verriet, daß Viktor seinerzeit auch die genieren mich außerordentlich

weichem Grase eine Art getroffen habe, selbst nicht auf Gemälden, wo man A c- Laube bildete. Viktor verließ den Fußsteg und warf doch Überraschendes genug sieht. Das Porträt ist ^ nahe am Ufer in das Gras. Das Kinn in in seiner Ausführung zwar nur sehr mittelmäßig, » die Hand gestützt, eiueu Halm wilden Hafers zwi- aber das Modell muß reizend sein. Ich werde Frau scheu den Zähnen, sah er dem Fließen des Wassers Bertheau fragen, wen es darstellt, oder wer das zu. Durch das leise Gemnrmel des Flusses

- daß ich alle vier Seiten eng beschrieben habe, was lichem Alter befand und eine große Ähnlichkeit mit dn nach der Lektüre aller Wahrscheinlichkeit nach dem Porträt zeigte, welches Viktor so gut gefallen nicht einmal verlangt hättest. Eigentlich brauchten hatte, auf ihn zugeritten. Ein alter, schlecht genug die Leute in der Provinz mit ihren Freunden nur ausstaffierter Diener, der seiner verdrießlichen Miene telegraphisch zu verkehren. Wenn man es recht be- A ^ nach offenbar lieber jede andere Rolle

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Seite 16 von 22
Datum: 30.04.1904
Umfang: 22
den Arm der guten Frau Bertheau fahren zu lassen. Diese gab sich die größte Mühe, ein Alleinsein der beiden jungen Leute im Garten, wo der Staatsanwalt die beiden Frauen bei seinem Besuche überrascht hatte, herbeizuführen. Aber Fräulein von Sautiers wußte diese Absicht immer zu vereiteln, und Viktor mußte für dieses Mal darauf verzichten, etwas von den Gesinnungen Blanches in betreff ihres Verhältnisses zueinander zu erforschen. Er begnügte sich, beim Abschiednehmen nicht ohne eine gewisse Ironie

. Er hatte zwar für den Augenblick ihren Sohn nicht zu fürchten, aber er war überzeugt, daß die Mutter von Blanche ins Vertrauen gezogen war und ihren Einfluß auf das junge Mädchen zu seinen Ungunsten geltend machte. Ein un vorhergesehener Umstand, der Besuch des Vormundes, bei welchem Viktor sich bereits bei seiner letzten Durchreise in Trohes vor stellen wollte, den er aber nicht zu Hause getroffen hatte, kam dem jungen Mann zu Hilfe. Eines Sonntags traf er Herrn Msrignaux, das war der Name des zum Vormund bestimmten Vetters

noch einige Wochen nach Trohes kommen werden. Ver gessen Sie nicht, daß man Sie dort stets mit offenen Armen emp fangen wird. Ihre Zimmer werden von meiner Frau jederzeit für Sie bereit gehalten. Und auch Sie, Herr Staatsanwalt, sind uns herzlich willkommen. Sie dürfen Blanche besuchen, so oft es Ihnen gefällt.' „Tausend Dank, mein Herr,' entgegnete Viktor, flch verneigend. „Ich werde von dieser Erlaubnis Gebrauch machen , . . ohne sie zu mißbrauchen,' fügte er, sich halb gegen Blanche wendend, mit einem Lächeln

. Die beiden jungen Lente blieben in dem Zimmer der ersten Etage, welches an Blanches Boudoir stieß und ihr als Salon diente, allein. Man hatte die meisten von Herrn von Santiers früher bewohnten Räume geschlossen. Nach einer peinlichen Pause der Verlegenheit legte Fräulein von Sautiers die Hand auf den Klingelknopf und sagte: „Ich weiß gar nicht, wo Frau Bertheau bleibt...' Viktor hielt sie von ihrer Absicht zurück. „Verzeihung,' sagte er, seinen ganzen Mut zusammennehmend, „es ist hier soeben

habe ich sie einmal gegeben und ich werde sie nicht zurückziehen . , aus genommen, daß Sie mich selber von der Verpflichtung befreien. Was Ihre Besuche anbetrifft, so würden, falls diese mich kom promittieren sollten, nur Sie allein davon betroffen werden, da ich bald Ihren Namen tragen werde.' „Ich möchte vor allen Dingen gern wissen,' sagte Viktor mit etwas sicherer Stimme, „wie Sie mich beurteilen, was Sie von mir denken?' Sie sah ihn mit einem Blicke an, als sei sie im Begriff, ihm eine beißende Entgegnung

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Seite 15 von 20
Datum: 14.05.1904
Umfang: 20
saßen schon eine geraume Zeit auf einem Kanapee zusammen, jedoch in schick licher Entfernung, und plauderten miteinander. Den Fächer in der Hand, lächelnd und reserviert, saß sie wie ein junges Mädchen auf dem Balle da, das unter den mütterlichen Augen den Er zählungen ihres Tänzers lauscht. „Hast du bemerkt, wie gut sie sich benimmt?' fragte Beaumont seinen Frennd, indem er ihn ans die beiden aufmerksam machte. „Es ist unzweifelhaft, daß er sie liebt,' entgegnete Viktor. „Aber auch Roger benimmt

Weise unter die Haube kommt.' „Das ist sehr edel von dir,' spottete Viktor. Als hielte sie es sür schicklich, ihre Unterhaltung mit Roger nun abzubrechen, erhob sich Floreuce und näherte sich den beiden Herren. Sie trat mit dem gemessenen Schritte der Frauen in Balltoilette, der die Harmonie der Falten der Robe und die Majestät der Schleppe so vortrefflich zur Geltung bringt, auf die beiden zu. Ihre Hände bewegten den Fächer, ihre Schultern, die nur bescheiden aus der Taille hervorsahen, blendeten

. Wenn Sie wollen, so lade ich Sie dazu ein.' „Danke! Meine Mutter geht gern zeitig zu Bett,' antwortete das junge Mädchen. „Wenn Ihre Frau Mutter zeitig zu Bett geht, so könnten wir freilich nicht hier, aber dafür im Restaurant soupieren.' „Ich spreche nicht von mir, denn ich bin nicht egoistisch. Aber ich finde, daß sich alle diese Leute da im Grunde zu wenig amüsieren.' „Besten Dank für das Kompliment!' „Sind Sie nicht auch meiner Ansicht, mein Herr?' fragte Florence, sich an Viktor wendend

könnte, so würde er cineö guten Empfanges sicher fein.' Der Ton, in welchem sie, zn Viktor gewandt, die letzten Worte sagte, war noch liebenswürdiger als diese selbst. Die Art ihrer Einladung hatte fast den Wert einer Liebkosung. Viktor dankte, entschuldigte sich aber, indem er von seiner dem- nächstigen Abreise sprach. Schließlich nahm er in der Erwägung, daß sich ihm dabei Gelegenheit für weitere Beobachtungen böte, aber doch an. War es nicht leicht möglich, daß sich gerade an diesen. Abend etwas Bedeutungsvolles

zwischen Florence und Roger zutrug? „Ich werde eigens zu dieser Gesellschaft aus Merh-sur-Aube kommen, mein Fräulein,' sagte er. „Das würde reizend von Ihnen sein . .. Aber sagen Sie mir doch, kennen Sie Herrn von Villeroh?' „Wenn ich Ihre Frage bejahe, so will das heißen, daß ich heute das Vergnügen habe, ihm zum zweitenmal begegnet zu sein.' „Er hat mir das eben auch gesagt.' Herr Beaumont hatte sich inzwischen entfernt. Florence setzte sich und sah Viktor an, als lade sie ihn an ihre Seite. Es war klar

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Seite 14 von 20
Datum: 14.05.1904
Umfang: 20
ich dich zum Diner ein. Du wirst dort Roger in Tätigkeit sehen, denn Florence wird ebenfalls hier sein; vielleicht flößt dir dies gesündere Ideen ein. Auf alle Fälle wird die Sache dich interessieren, und ich bin nicht sicher, ob du nicht noch selbst für sie schwärmen wirst. Aber eine Fatalistin ist sie nicht und wünscht es auch nicht zu sein, denn sie will sich ihr Schicksal selbst zimmern.' Viktor nahm die Einladung seines Freundes mit größerer Be reitwilligkeit an, als ihm sein strenges Glaubensbekenntnis

der sammetenen Tapeten und den gediegenen Luxusgegenständen, die auf Kamin und Gesimsen nmher- standen. Der Herr des Hauses, begleitet von eiuer stattlichen brünetten Dame, deren Hals und Arme von Diamanten schimmer ten, empfing seine Gäste mit der größten Liebenswürdigkeit. Die Dame war eine verheiratete Cousine, die bei solche» feierlichen Gelegenheiten die Hausfrau vertrat. — Viktor, der als einer der ersten erschienen war und etwas ab seits an einen Tisch gelehnt stand, machte die erfreuliche und ziem

lich selten zutreffende Bemerkung, daß alle geladenen Frauen hübsch waren, oder doch noch nicht aufgehört hatten, es zu sein. Florence war noch nicht anwesend, aber Roger bereits erschienen. Er sah sehr elegant aus, hatte eine Blume im Kuopsloch und war aus gelegt und munter. Er kam an Viktor heran, um ihn zn be grüßen, und die beiden jungen Leute spräche» kurze Zeit von Merh- sur-Aube und der Villa Gerda, ob»» indessen den Namen Manches zu erwähnen. Dann nab«« Herr Beanmont seinen Frennd

Leben und Bewegung in die Gesellschaft. Nur einer hielt sich ab seits, Roger von Villeroh. Aber sein Auge flammte auf, sein Ge sicht erblaßte und seine Hand umfaßte krampfhaft die Lehne eines Sessels, als hätte er Mühe, an sich zu halten. Die andern be wunderten, er liebte sie. Viktor wurde Florence vorgestellt und sagte sich, daß gegen die Macht einer solchen Schönheit nur eine ernstliche Liebe, wie sie in seinem Herzen lebte, schützen könne. Niemals hatte er so berückende, rätselhafte Augen

, so reine Züge, einen so zarten Teint gesehen. Nie so prachtvolles, sonnenglänzendes Haar, einen wie zum Küssen geschaffenen Mund. Der junge Staatsanwalt unterhielt sich mit ihr mit jener Sicherheit des Benehmens, die immer Eindruck macht. Auch im Speisesaal saß er neben ihr, denn Herr Beaumont hatt? absichtlich Florence zwischen Viktor und Roger gesetzt, um dem ersteren Gelegenheit zu geben, Roger genau beobachten zu können. Als Fräulein Aruaud am Tische Platz nahm, entledigte sie sich langsam

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Seite 17 von 24
Datum: 18.06.1904
Umfang: 24
von Sautiers? Welche Nachrichten haben Sie mir zu bringen?' „Ausgezeichnete,' sagte die alte Dame, etwas weiter in das Zimmer hineintretend, „ausgezeichnete . . . was ihr körperliches Befinden anbelangt.. .' Viktor wies mit liebenswürdiger, fast lächelnder Miene auf einen Fauteuil — er nahm alle Kraft zusammen, um den Kelch über sich ergehen zu lassen, denn er glaubte im voraus zn wissen, was nun kommen würde. „Sie sind also schon seit länge rer Zeit in die Villa Gerda zu rückgekehrt ?' „Seit ungefähr

Beilage zur Menzer Äeikung Verlag von I. G, Mahl in Lienz. Der Roman des ^taalsanwalts. Frei nach dem Französischen des Henry Nabusson vo» Heinr. Kühler. s2 (Schluß.) 14. ach Merh zurückgekehrt, fühlte Viktor sich außerstande, sogleich Manche gegenüberzutreten. Er hätte sie nicht wiedersehen können, ohne von Roger zu sprechen, ohne Erkundigungen danach einzuziehen, was aus den Bekeh rungsversuchen bei seinem unglücklichen und doch wieder triumphie renden Nebenbuhler geworden sei

und vor allem nicht, ohne dem jungen Mädchen nun endgültig seine Freiheit wiederzugeben, damit sie Roger gegenüber nngefesselt war. Aber obgleich dies alles nur die notwendigen Folgen seiner Handlungsweise waren und er vor dieser mit allem abgeschlossen, aus Glück und Liebe endgültig ver zichtet hatte, fühlte er doch augenblicklich nicht die Kraft in sich, den letzten Schritt in dieser Angelegenheit zu tun. Er hatte das Bedürfnis, sich erst in der Einsam keit zu sammeln, zu beruhigen, ehe er das Äußerste unternahm, und beschloß

damit zu warten, bis Man che wieder in die Villa Gerda zu rückgekehrt sei. Verschiedene Tage, eine und zwei Wochen verflossen, ohne daß Viktor sich über den augenblick lichen Aufenthalt des Fräulein von Sautiers unterrichtet und ohne daß er mit seinem Freunde Beau- mont eine Zeile gewechselt hätte. So stark war der geheime Wunsch seines Herzens in ihm, so lange wie möglich die Periode des Schwei gens nnd der Untätigkeit, die ihm wie die vorletzte Phase seines Le bens erschien, zu verlängern. Er ging eifriger

» mit dem Zielspiegel. (Mit Text.) Es war Fran Berthean, die auf die Schwelle des Zimmers trat. „Ich störe Sie gewiß . . . Aber ich konnte nicht an dem Hause vorbeigehen, ohne Sie zn besuchen. Man wundert sich nngemein, daß Sie sich nicht wieder sehen ließen, noch sonst ein Lebenszeichen gegeben haben.' Viktor stieß mit einer Lebhaftigkeit, die man als Ungestüm hätte bezeichnen können, einen Stoß dicker Bücher, die vor ihm geöffnet lagen, beiseite. „Ah, Sie sind es, Frau Bertheau! . . . Was macht Fräulein

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Seite 17 von 24
Datum: 04.06.1904
Umfang: 24
gesagt, daß dies ein Glück für das junge Mädchen bedente. Und wenu der Klatsch verbreitete, daß er, der Verlobte des Mäd chens, diese Heirat herbeizuführen suchte, würde er dabei nicht eine geradezu lächerliche Rolle spielen? Eine solche Aufopferung würde kein Mensch verstehen und wäre diese Aufopferung nicht im Gruude eine Inkonsequenz bis zum Unverstand? Unter solchen Gedanken unternahm Viktor in seinem Wagen eines Tages eine Fahrt nach Billeroh. Er mußte an der Villa Gerda vorüber, nm dorthin

zu ge langen. Heiterer Sonnenschein lag über den Häitsern des kleinen Weilers, es war ein schöner Tag zu Ende des Winters. Nnr die verlassene Villa gewährte einen traurigen Ausblick. Die kahlen Bäume des Gartens und der Weiße Staub auf dem einsamen Wege vertieften noch den Eindruck von Verödung uud Verlassenheit, den das stille Haus auf Viktor machte. Einige Sckritte von der Pforte entfernt, spielte am Rande des Gartens ans dem harten, trockenen Wege eine Bande Gassen jungen nnd wälzte sich im Staub herum

. Viktor eriuuerte sich, daß an dem Sonn tage, als er zum ersten Male über die Schwelle der Villa geschritten war, auch eine Horde solcher Jungen an derselben Stelle sich herumgewälzt hatte. Der einzige Unterschied bestand darin, daß die Gesichter der Kinder damals von der Hitze gerötet waren, während sie es heute von der Kälte waren. Es war fast, als wenn der Zufall ihm mit Absicht in diesen düsteren Augen blicken dieselbe Szene vorführen wollte, wie damals iii einer glücklicheren Stimmung

. Mit einer nervösen Bewegung riß Vik- tor au den Zügeln, und das Kabriolett rollte schnell an der Pforte vorüber. .lach werterer Fahrt gelangte Viktor an eine Weg grenze, an der er nch erkundigen mußte, ob er sich rechts oder uuks zu wenden habe. Er erfnhr von einem Vorübergehenden, daß er den Weg zur Rechten einschlagen müsse nnd Billeroh noch Neben Kilometer von ihm entfernt sei. Weithin dehnten sich die Felder aus, eines so einförmig wie das andere. Aber Viktor war schon so sehr an dieses Panorama

, dem a-'eS Malerische mangelte, gewöhnt, daß er kaum noch darauf achtete. »MWMW Wassilij Wereschtschagin, s beim Untergang des „Petropawlowsk'. <Mt Text.) Auf einem kleinen blanen Schild, das an der Maner des ersten Hauses des Dorfes angebracht war, las Viktor endlich den Namen Billeroh neben verschiedenen kilometrischen Bezeichnungen. Er war also am Ziel, uud hundert Schritte weiter bezeichnete ihm ein offenes Gitter den Zugang zum Schlosse. Biktor sprang vom Wagen, ließ Pferd und Wagen in den Händen eines kleinen

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Seite 19 von 24
Datum: 09.04.1904
Umfang: 24
ist meine Er zieherin ... so leidet sie an Neuralgie.' Fräulein Manche lächelte kaum merklich; aber Viktor, der sie beobachtete, entging die flüchtige Nuance von Mißachtung nicht, welche über das Gesicht des jungen Mädchens, den Spiegel einer treuen, naiven Seele, huschte, als sie von ihrer Erzieherin sprach. Dieser Ausdruck, so vorübergehend er auch war, gab ihm zu deukeu, aber eine Frage, die Persönlichkeit Mademoifelles betreffend, er schien ihm doch zu indiskret, denn er witterte ein Familiendrama

. War es ihr peinlich, diesem Fremden etwas von den Empfindungen ver raten zn haben, die sie für ihre Erzieherin hegte? Oder machte sie sich den Vorwurf, sich mit ihm überhaupt in zu intimer Weise unterhalten zu haben? In dem kleinen Zimmer, in welches Viktor geführt wurde, saß Herr von Sautiers in fast liegender Stellung auf einer Chaise longue. In seiner sorgfältigen Kleidung konnte man auf den ersten Blick ihm nichts von Krankheit oder Gebrechlichkeit an merken. Das einzige, was bei Herrn von Sautiers an fein

Leiden erinnerte, waren seine bequemen Stiefel. Sonst war er wohl frisiert und rasiert, trug einen feinen, schwarzen Anzug und machte durchaus keinen mitleiderregenden Eindruck. Er war der echte Typus eines würdigen Justizbeamten. Wenn man den Herrn Rat aber näher ins Auge faßte, so wäre» die Anzeichen feiner In validität doch nicht zu verkennen. Viktor empfand, während er die liebenswürdigen Worte des Willkommens mit anhörte, die der Rat zu ihm sprach, tiefes Mitleid mit dieser menschlichen Ruine

, auf die der unerbittliche Tod seinen Stempel gedrückt hatte. Herr von Sautiers war trotz seiner Gebrechlichkeit Weltmann vom Scheitel bis zur Sohle geblieben. Nachdem er die liebenswürdige Ansprache auf das artigste erwidert hatte, bemerkte Viktor, sich umwendend, daß die dunklen Augen der bewußten Mademoiselle fest und forschend auf ihn gerichtet waren. Fräulein Miuette Giradet, oder einfach Mademoiselle, wie man sie in der Villa Gerda nannte, erschien dem jungen Staats anwalt als eine sehr hübsche Frauengestalt

müssen, ihre Stelle zu vertreten. Es gehörte nicht viel Scharfsinn dazu, um aus dem Ton der Erzieherin zu erraten, daß sie sich hier gewissermaßen als verrin fühlte und auf den kranken Hausherrn einen großen Ein fluß ausübte. „Arme, kleine Manche!' dachte Viktor, „sie mag dieser Person gegenüber keinen leichten Standpunkt haben. Herr von Santiers, auf die Pflege Mademoifelles angewiesen, wird nicht genug Energie nnd Willen besitzen, um bei etwaigen Kon flikten seiner Tochter ein guter Schutz

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