zum Schloß. Es war für die Gattin des beim Fürsten so angesehenen Künstlers nicht schwer, durch die Schar der Läufer, Lakaien und Pförtner bis in das Borzimmer des Herzogs einzu dringen, in welchem der Kammerherr die Dame höflich, wenn auch erstaunt, empfing. Sie kannte ihn wohl, es war Graf Karl Friedrich Hahn, der große Musik- und Theaterfreund. „Ich bitte Sie, Herr Graf Hahn, verschaffen Sie mir eine Unter redung mit Seiner Hoheit, ich komme vom Kranrenbett meines Mannes, des Kapellmeisters Westenholz
.' „Ich kann nicht lange wegbleiben, fuhr Marie Westenholz bescheiden, aber bestimmt fort, „wenn Sie, Herr Graf Hahn, Seine Hoheit von meiner Anwesenheit unterrichten möchten —' Graf Hahn wollte antworten, da öffnete sich die Tür und der Fürst erschien auf der Schwelle. „Aber, lieber Graf, Sie haben hier wohl Tamenbesuch?' fragte er heiter, „ich höre, wie ich da schreibe, immer eine Damenstimme und muß nun mal schauen, was es gibt.' Marie Westenholz hatte sich tief verneigt, und der Herzog sah freundlich
auf die hübsche, schlanke Frau, die in ihrem schlichten, dunkelseidenen Kleide vor ihm stand. „Madame Westenholz, die Gattin unseres lieben, kranten Kapellmeisters, wünscht Eure Hoheit zu sprechen; es handelt sich um die Vertretung heut abend. Sie weiß einen Kapellmeister, der Westenholz vertritt — so sagten Sie doch, nicht wahr, Ma dame Westenholz?' Die letzten Worte waren unmittelbar an Marie gerichtet. „Ja, Herr Graf Hahn, so sagte ich.' „Das ist ja herrlich,' rief der Herzog, „da wären
er — ich bitte Euer Hoheit, gnädigst gestatten zu wollen, daß ich an Stelle meines Mannes die Oper dirigiere. Wir haben stets zusammen studiert, was er kann — ich kann es auch, ich kann auch die Oper leiten, denn — ich will es.' Herzog Friedrich Franz und Graf Hahn sahen sich voller Uber- raschung an, der Fürst ließ sich in einen der tiefen Sessel fallen, beiden Herren schien die Zunge zuerst gelähmt. „Das wollten Sie wagen, Madame Westenholz?' „Ja, Euer Hoheit, ich wage nichts, was ich nicht unter nehmen
dann nicht, ob es Männer sind, deren Instrumente mein Taktstock leitet, ich weiß nur, daß wir alle zusammen etwas Höherem dienen: der Kunst.' Graf Hahn sah erstaunt auf die schöne Frau, der Herzog schien schon halb überzeugt, aber er hatte noch ein Bedenken: „Und Sie, so jung und schön, hätten wirklich den Mut, unter lauter Männern am Pult zu stehen, fürchten Sie keine — keine Zudringlichkeiten?' 5A 4'«- Marie Westenholz hob ihre reinen, großen Augen zu dem Fürsten auf: „Ich bin eine treue Gattin — und Mutter