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Lienzer Zeitung
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Seite 22 von 28
Datum: 14.01.1911
Umfang: 28
Castel Maure, dem Vater der Braut.' „Ganz recht — der ist's,' nickte der Pfarrer. „O, das ist mir höchst interessant,' rief der Advokat lebhast, „ich habe so viel von jener Expedition gehört. Wer wie kommen denn die Castel Maure hierher nach dem Jura, so viel ich weiß, sind sie in Spanien begütert — ihr Stammschloß Castel Maure muß ja dort liegen!' „Graf Castel Maure', erwiderte der Advokat nachsinnend, „ist das derselbe Castel Maure, der die Forschungsreisen nach der neuen Welt gemacht hat?' „Ganz

Maure, oder jetzt vielmehr Nora du Bon-ssjour nicht, Dumont,' sagte der Pfarrer warm. „Sie und Alfred sind sozusagen zusammen groß geworden — die Bäter waren von Jugend an befreundet und als Graf Castel Maure sich vor Jahren hier ansiedelte, entspann sich ein reger Berkehr zwischen den beiden Häusern. Kurz ehe AlfrÄ» am Typhus erkrankte, hatten die beisen sich verlobt; als später seine unheilbare Blindheit konstatiert wurde, wollte der junge Mann Nora ihr Wort zurückgeben. Sie aber nahm

, steckte der Advoka ein Fläschchen mit stärkenden Tropfen in die Tafche, bewaffnet« sich mit seinem Regenschirm und folgte dann dem Freunde hinam in den wohlgepflegten Gatten. 4-^-5 Langsam zwischen den Beeten auf- und abschreitend, meinte der Advokat: „Daß Graf Roberto seinen Stammsitz Castel Maure verkaufte, ist an sich schon seltsam genug, aber geradezu unbegreif lich erscheint mir's, daß er das Stauung 1 ^ann nicht wenigstens in die Hände seines einigen Bruders, des Grafen Carlo übe» gehen ließ

. Graf Carlo mag ja manche Scyrulleu haben, aber er galt doch stets für einen Ehrenmann, soweit ich mich seiner erinnere/ „Hm — er ist ein Menschenfeind schlimmster Sötte,' versetzte der Pfarrer. „In ihrer Jugend war das Einvernehmen der Brüder ein leidliches und auch das Testament des Vaters, laut welchem Graf Roberto, der Ältere, das Stammschloß mit alle? Ländereien und Gerechtsamen erbte, während Graf Carlo ein Bar- vermögen von einer Million Franken zufiel, änderte nichts ax dem Verhältnis. Graf

Carlo lebte in Madrid und Graf Roberto machte weite Reisen. Da geschah etwas Seltsames — Grai Roberto, schon ein starker Vierziger, lernte eine Kunstreiterin kennen, verliebte sich in sie und heiratete die Dame, welche wohl etwas exzentrisch war, aber einen tadellosen Ruf hatte und für eine Schönheit ersten Ranges galt. Graf Carlo geriet außer sich als er erfuhr, sein Bruder habe sich mit der Kunstreiterin verlobt Noch kurz vor der Hoch-.eit reiste er nach Castel Maure und setzte seinem Bruder aufs

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Lienzer Zeitung
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Seite 20 von 22
Datum: 24.04.1914
Umfang: 22
mir ferne, sagen zu wollen, daß Seine erzbischöfliche Gnaden begehrliche Augen über seine Grenzen hinaus werfen, er wird sich aber nicht weigern, Euer Land als Entschädigung sür die ihm zugefügte Beleidigung anzunehmen. Betrachtet es einmal von diesem Punkte aus. Würdet Ihr mir oder lieber dem Erzbischos von Trier einen Gefallen tun wollen?' „Das kann doch nicht fraglich fe n', antwortete der Graf. „Dcnn würde mir ein großer Gefallen geschehen, wenn Ihr mir versprechen ivolltet, Seiner Durchlaucht

, war fast ganz leer und unter Bedeckung von zwei Landsknechten, die sast so groß waren wie die Lanzen, die sie trugen, trat der Graf in den Thronsaal, wo sich aller Augen ihm zuwandten. Vor einem erhöhten Baldachin, dessen Mitte ein Thronsessel bildete, der aber jetzt noch leer war, blieb er stehen. Um den Thron, auf einer Erhöhung, standen die drei Erzbischöse von Trier, Köln und Mainz, auf der anderen Seite der Pfalzgraf vom Rhein und die drei anderen Kurfürsten. Ihrem Range nach folgten die Edlen

des Reiches. Beim Erscheinen der riesenhaften Gestalt des Grafen ging ein Gemurmel durch den Saal, wie wenn der Wind durch die Bäume des Waldes führt. Die Stirne des Erzb schofs von Trier verfinsterte sich, während die Erzbischöse von Köln und Mainz die ihrem Konfrater zugefügte Beleidigung mit einer gewissen christlichen Ergebung aufzunehmen schienen. Unbeholfen stand der Graf dort, wo man ihn hingeführt hatte, weder rechts noch links wandte er seine Blicke, die auf den leeren Thronsessel gerichtet

den eines Herrschers und eines Mannes. Verwundert rieb sich der Graf die Augen und konnte kaum glauben, daß er jetzt vor demselben Manne stehen sollte, der vor wenigen Minuten noch so freund schaftlich zu ihm gesprochen hatte. Der Kaiser saß auf semem Thron und einer seiner Räte flüsterte ihm etwas zu, dann fragte die Majestät mit klarer, Heller Stimme, die bis in Äie äußersten Winkel des großen Saales drang: „Ist der Graf von Winnebllrg da?' „Ja, Euer Majestät.' „Er soll vor mich treten.' Der Graf machte zwei

große Schritte und mit rotem Gesicht und verschämtem Ausdruck stand er vor dem Kaiser. Der Offizier zu seiner Seite sprach leise zu ihm: „Knie nieder, du Dummkopf!' Recht plump versuchte der Graf, das Knie zu beugen, und er glich dabei einem Elefanten, der seine Last entgegennehmen ivill. Das Gesicht des Kaisers blieb regungslos und kurz rief er: „Erhebt Euch.' Sobald der Graf wieder auf seinen Füßen stand, atmete er erleichtert auf. „Graf von Winneburg,' begann der Kaiser, „es ist hier vor gebracht

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Seite 27 von 33
Datum: 09.10.1909
Umfang: 33
Herrn von Hollen mel dete, summte er eine der neuesten Melodien aus dem Metropol vor sich hin. „Ah, lieber Graf.' Hans Jochen bewunderte sich selbst. Wie leicht er den Hof ton traf, wie schnell er sich in die schale Konvention eingelebt hatte. Denn der Graf zu Hollen war ihm eigentlich ein höchst unsympathischer Mensch. Seinen Untergebenen ein Tyrann, gegen Gleichgestellte am Hofe von unnahbarem Stolze und gegen die höchsten Herrschaften von aufdringlichem Devotismus — war Graf zu Hollen das Urbild

eines Hofmannes. Graf zu Hollen war es auch, der peinlichst über die alte strenge Hofetikette wachte, und nur um etwa fünf Jahre älter als der Erbprinz, hatte er sich doch zum festen Vorsatz gemacht, den so langjährig von Hof Ab wesenden in die Geheimnisse der Etikette einzuweihen. Dies durchzuführen erschien ihm um so leichter, weil er sich der Zu stimmung des alten Herzogs sicher fühlte. Se. Hoheit, der regierende Herzog Wilhelm Ferdinand hatte ein unglaubliches Faible für den Grafen zu Hollen

, die gern einen etwas freieren Zug in das höfifche Dasein bringen wollte, ihre Führer in dem Hofjägermeister Baron von Merkwitz und vr. 'Brian, dem Geheimen Kabinettsrat Sr. Hoheit besaßen. Bei der liebenswürdigen Anrede des Erbprinzen verneigte sich Graf Hollen noch um etwas tiefer, und Hans Jochen entging es nicht, wie der Kammerherr sich mühte, einen Zug des Triumphes von seinem Antlitz zu bannen. In diesem Augenblick stand der Entschluß bei ihm fest, den Kampf mit dieser Hofkreatur aufzu nehmen

Stimme fragte er: „Das ist alles Ihre Psicht, Herr Graf?' „Meine Pflicht und Schuldigkeit, Ew. Hoheit.' „Mir ist nur neu, daß die Beamten (Graf Hollen zuckte zu sammen) meines Hofstaates ihre Pflichten selbst formulieren.' — Und Herr von Hollen antwortete: „Ew. Hoheit wird wohl noch mancherlei neu sein im Getriebe des Hoflebens.' Hans Jochen erbleichte. Er wandte sich ab und herrschte: „Verlassen Sie mich jetzt.' Hollen verneigte sich tief und verließ das Zimmer, während der Erbprinz in großen

und des Geheimen Kabinettsekretärs vr. Brian ein. Nachdem Se. Hoheit die anwesenden Herren begrüßt hatte, setzte man sich um den großen grünen Tisch und vr. Brian verlas nun, daß Se. Hoheit, der Herzog in Rücksicht auf sei» hohes Alter Se. Hoheit, den Erb prinzen Hans Jochen zum Mitregenten ernannt habe, ferner, daß Graf zu Holleu zum persönlichen Adjutanten Sr. Hoheit des Erbprinzen bestimmt worden sei und endlich in Anbetracht der Wichtigkeit des Tages einen Amnestieerlaß. — Die Hofbeamten gratulierten

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Seite 22 von 32
Datum: 18.02.1911
Umfang: 32
Maure knüpften, bekannt waren; zudem sei das Schloß sein Ge- burts- und Vaterhaus und wenn auch der nördliche Flügel, um den allein es sich hier handeln könne, schon seit langen Iahren verfallen und unbewohnbar gewesen sein dürfte, so lasse sich doch annehmen, daß er in jungen Jahren manches darüber ge hört und vielleicht auch behalten habe. Sollte dies wider Er warten nicht der Fall sein, dann besitze Graf Carlo doch vielleicht einen alten Plan des Schlosses. Laut Testament seines Vaters

habe Graf Carlo eine wertvolle Sammlung alter Handschriften und Bücher, die sich in Castel Maure befunden, geerbt, und l sse sich voraussetzen, daß ciese Sammlungen noch unversehrt erhalten sind. Wenn es ein Geister zimmer im Schlosse gebe, was ja einstweilen mir Vermutung sei, lasse sich dasselbe mit Hilfe eines Planes vielleicht entdecken — schwieriger werde es sein, den alten, menschenfeindlichen Sonder img zur Herausgabe des etwa vorhandenen Planes zu veranlassen. Wie Graf Roberto mit seinem Bruder

gestanden habe, sei es aus geschlossen, daß Nora sich mit einer derartigen Bitte an den Oheim »sende; er, Abbe Didier, erbiete sich daher, den alten Herrn um freundlichst leihweise Überlassung eines etwa vorhandenen alten Planes von Castel Maure zu bitten. Er sei in früheren Jahren mit Graf Carlo bekannt gewesen und wenn er ihm schreibe, er bedürfe des Planes zur Verfolgung eines antiquarischen Interesses, Werde der Adressat ihm vielleicht gewähren, was er Nora, der Tochter seines Bruders, rundweg

der Antwort und Zventuell des Planes senden. Inzwischen war es doch Juni geworden, und da für Nora so- »shl wie für das prächtig gedeihende Kind von einer Reise nichts «ehr zu befürchten war» traten Herr und Frau du Bonsejour N« IS. Juni oie Reise nach Castel Maure an. ch ^ » Es war Backtag in dem einsamen Hause, welches Graf Carlo bewohnte, der Sonderling hatte in letzter Zeit angefangen, das Ml Brotbereitung nötige Mehl selbst auf einer kleinen H ndmühle zu mahlen und sodann mit Unterstützung des alten

. „So — werst es nur über das Hoftor — ich hole es dann schon', klang es zurück. „Schön' — also heute in drei Tagen komme ich wieder. Mit diesen Worten entfernte sich der Bote eilends. Sobald seine Schritte verhallt waren, ward das Hostor von innen geöffnet und ein alter Mann trat auf die Straße und spähte dem Boten nach, worauf er in den Hof zurückkehrte und das am Boden liegende Schreiben aufhebend, gemächlich ins Haus ging. Aus der großen Küche scholl das- Klappern der Handmühle. Graf Carlo

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Seite 19 von 24
Datum: 14.09.1901
Umfang: 24
überlassen konnte, brachte sie Olaf zu Bett, der ihr jetzt nur allzu willig folgte; die von Thränen schweren Augen lider wollten auch gar nicht mehr offen bleiben, und brechenden Herzens versprach ihm die Mutter: wenn er jetzt artig einschlafe, sollte er morgen früh den Papa sehen, der so fest fchlafe. Die Diener waren zurückgetreten vom Lager des Grafen Rid ders; nur Graf Holm und Hertha standen an demselben; da schlug der Erstarrte die Augen ans, dieselben trafen die Gattin, und sie leuchteten

auf in tiefer, starker, treuer Männerliebe. „Hertha,' rief er, und der Name sagte alles, was er für sie im Herzen trug. Dann schlössen sich diese schonen Augen wieder, die die Sterne auf Herthas Lebensweg waren, und die Bewußtlosigkeit des Fiebers hüllte den Schwerkranken ein. Graf Holm hatte diesen Blick ge sehen, den Rnf „Hertha' gehört, und in seinem Herzen rang und kämpfte es. Die Liebe, die sich nach zehnjähriger Ehe noch so kündete, sie mußte echt und wahr sein. Liebe war die ganze Schuld, die jeuer

Mann dort gegen ihn begangen; er selbst hatte geliebt als Jüngling und hätte sich damals nicht besonnen, das Gleiche mit und um Wanda zu thun, was Harald für Hertha gethan. „Die Rache ist mein, ich will vergelten,' spricht der Herr. „Richtet nicht, so werdet ihr nicht gerichtet.' 7. Fast zwei Monate lag Graf Harald Ridders in der Bewußt losigkeit des Fiebers, uud der Tod stand dräuend an seinem Kranken bett. Hertha war aber nicht allein seine treue Pflegerin, sie ver nachlässigte

auch ihre anderen Pflichten als Hausfrau, Tochter und Mutter nicht. Wenn der alte Graf auch bisweilen am Bett des Schwiegersohnes saß, damit die Tochter zeitweilige Ruhe habe, so war er zu einer eigentlichen Krankenpflege doch zu schwach und be dürfte selbst der Pflege nur allzusehr, die ihm anch von der Tochter gewissenhaft zu teil wurde. Mit der todesbangen Sorge im treuen, liebenden Herzen ging Gräfin Hertha in ruhiger Hoheit umher, keine Klage kam je über ihre Lippen, keiner litt unter ihrer Sorge, ihrem Schmerz

, und bewundernd sah der alte Graf auf diese Tochter, die von Tag zu Tag sein Herz mehr eroberte. Ihrem Knaben verhehlte sie die Gesahr, der daher nie Angst um den Vater fühlte; er fragte Wohl nach demselben und wollte ihn auch sehen. Um diesen Wunsch zu erfüllen, benutzte sie die kurzen Augenblicke, wo der Kranke in unruhigem, fieberhaftem Schlummer lag, in dem Zustand, wenn er die Angen offen hatte, durfte sie ihn seinem Knaben nicht zeigen. Nach Kinderart war derselbe denn auch mit diesen kurzen Besuchen

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Seite 16 von 22
Datum: 12.07.1912
Umfang: 22
Elfenbeinfächer bis über die blitzenden Augen, während sie sich lachend zu ihrem Nachbar hinüberbog. — Zum erstenmal fiel es mir auf, daß sie schön war. Immer wieder streifte mein Blick das reizende Gesicht, ich sah, wie sie sich lächelnd umwandte, wie der hübsche Mann cm chrer Seite sich niederbog, um blitzschnell ihre Hand cm die Lippen zu führen. Dann begegnete ich den Augen Graf Lessens. Er hob plötzlich sein Glas. „Auf meinen Knaben!' Unsere Gläser stießen hell zusammen und zum ersten Male fand

ich einen warmen, freundlichen Glanz in seinem Blick. Das Dessert war aufgetragen. Lauter wurde das Stimmen gewirr, glänzender die Augen und röter die Wangen. Mit lautem Knall barsten die Hüllen der Bonbons, Hüte und Hauben aus Seidenpapier wurden entfaltet und aufgesetzt, wäh rend die begleitenden Verse lachend und scherzend verraten wurden. Graf Strachwitz half mir, die rote, hohe Mütze auf meine Locken stülpen, während er mir immer und immer wieder ver sicherte, wie entzückend sie mich kleide

. „Was?!' und mein hübscher Nachbar schlug seine weißen, wohlgepflegten Hände zusammen. „Nun, mein Gott, erstaunen Sie doch nicht so, Strachwitz!' mischte sich Graf Lessen in unsere Unterhaltung, und der schlimme ironische Zug um seinen Mund verschärfte sich. „Fräulein Welsen ist ja ein Landkind, zwischen Baum und Feld aufgewachsen, wo solches weltliche Treiben nicht zuHaus ist!' Ich fühlte mit Schmerz und Zorn, daß ich tief errötet war. Mit einem Ruck riß ich das Mützchen herunter, es zu einem winzigen Bällchen

Himmel in Gottes herrlicher Natur. — Bälle, Theater und wie die Genüsse alle heißen, die ein Kind der Großstadt schon so frühe kennt, ich habe sie nie vermißt, vielleicht, weil ich sie nicht kannte, vielleicht —' ich brach plötzlich ab. Graf Strachwitz hatte mir schweigend zugehört, und als ich nun den Blick hob, überraschte ich einen Ausdruck in seinen Augen, bewundernd und feurig zugleich. „Warum sprechen Sie nicht weiter, mein gnädiges Fräulein, es hört sich so gut zu —.' „Bitte, versorgen

Sie sich doch, Strachwitz!' fiel Graf Lessen ein und schob ihm die frisch entkorkte Rotweinflasche zu. „Danke! Danke!' klang es etwas zerstreut zurück, dann nahm er, sich zu mir wendend, das Gespräch wieder auf. — „Ich höre Ihnen gern zu, denn was Sie mir da erzählen, mein gnädiges Fräulein, klingt mir nicht fremd, es erinnert mich vielmehr an daheim, an mein eigenes Elternhaus, denn auch ich bin auf dem Lande aufgewachsen.' Und nun begann er mir den köstlichen Landsitz in Mecklenburg zu schildern, seine fischreichen

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Seite 34 von 36
Datum: 10.06.1911
Umfang: 36
zum Schloß. Es war für die Gattin des beim Fürsten so angesehenen Künstlers nicht schwer, durch die Schar der Läufer, Lakaien und Pförtner bis in das Borzimmer des Herzogs einzu dringen, in welchem der Kammerherr die Dame höflich, wenn auch erstaunt, empfing. Sie kannte ihn wohl, es war Graf Karl Friedrich Hahn, der große Musik- und Theaterfreund. „Ich bitte Sie, Herr Graf Hahn, verschaffen Sie mir eine Unter redung mit Seiner Hoheit, ich komme vom Kranrenbett meines Mannes, des Kapellmeisters Westenholz

.' „Ich kann nicht lange wegbleiben, fuhr Marie Westenholz bescheiden, aber bestimmt fort, „wenn Sie, Herr Graf Hahn, Seine Hoheit von meiner Anwesenheit unterrichten möchten —' Graf Hahn wollte antworten, da öffnete sich die Tür und der Fürst erschien auf der Schwelle. „Aber, lieber Graf, Sie haben hier wohl Tamenbesuch?' fragte er heiter, „ich höre, wie ich da schreibe, immer eine Damenstimme und muß nun mal schauen, was es gibt.' Marie Westenholz hatte sich tief verneigt, und der Herzog sah freundlich

auf die hübsche, schlanke Frau, die in ihrem schlichten, dunkelseidenen Kleide vor ihm stand. „Madame Westenholz, die Gattin unseres lieben, kranten Kapellmeisters, wünscht Eure Hoheit zu sprechen; es handelt sich um die Vertretung heut abend. Sie weiß einen Kapellmeister, der Westenholz vertritt — so sagten Sie doch, nicht wahr, Ma dame Westenholz?' Die letzten Worte waren unmittelbar an Marie gerichtet. „Ja, Herr Graf Hahn, so sagte ich.' „Das ist ja herrlich,' rief der Herzog, „da wären

er — ich bitte Euer Hoheit, gnädigst gestatten zu wollen, daß ich an Stelle meines Mannes die Oper dirigiere. Wir haben stets zusammen studiert, was er kann — ich kann es auch, ich kann auch die Oper leiten, denn — ich will es.' Herzog Friedrich Franz und Graf Hahn sahen sich voller Uber- raschung an, der Fürst ließ sich in einen der tiefen Sessel fallen, beiden Herren schien die Zunge zuerst gelähmt. „Das wollten Sie wagen, Madame Westenholz?' „Ja, Euer Hoheit, ich wage nichts, was ich nicht unter nehmen

dann nicht, ob es Männer sind, deren Instrumente mein Taktstock leitet, ich weiß nur, daß wir alle zusammen etwas Höherem dienen: der Kunst.' Graf Hahn sah erstaunt auf die schöne Frau, der Herzog schien schon halb überzeugt, aber er hatte noch ein Bedenken: „Und Sie, so jung und schön, hätten wirklich den Mut, unter lauter Männern am Pult zu stehen, fürchten Sie keine — keine Zudringlichkeiten?' 5A 4'«- Marie Westenholz hob ihre reinen, großen Augen zu dem Fürsten auf: „Ich bin eine treue Gattin — und Mutter

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Seite 15 von 20
Datum: 13.02.1914
Umfang: 20
Residenz war sie stets so zärtlich, fast mütterlich zu Lisa, die um fünf Jahre jüngere Bekannte. „Laß uns etwas rascher reiten, die andern haben einen großen Borsprung.' „Ich bin dabei', entgegnete Asta und beide Mädchen sprengten nun durch den tannenduftenden Wald und hatten in wenigen Minuten ihre Angehörigen erreicht. Lisa gesellte sich jetzt zur Mutter. Sie war durch Astas Worte etwas verstimmt und hatte keine Lust, sich weiter in ein Gespräch mit ihr zu vertiefen. Asta ritt an Graf Marcos

Seite und verwandte all ihre Liebenswürdig keit, um des ernsten Mannes Interesse für sich zu erwecken. Graf Marco gefiel ihr. Die Mutter hatte schon so manches Gute von ihm gehört. Jedenfalls wird seme Gattin einmal eine glänzende Stellung einnehmen. Er war-noch unverheiratet, obgleich bereits vierzigjährig. Aber vielleicht gerade deshalb hatte sie mehr Chancen. Dieser sprach wohl sehr artig und höflich mrt ihr, ging jedoch in vielem nicht auf ihr Geplauder ein, ja, Graf Marco wurde mehr und mehr

einsilbig und suchte die nächste Gelegen heit, um aus der Nähe Astas zu kommen. „Das kennt man', dachte sie. Der Graf war in Damengesell- jchast etwas schüchtern- Er müßte mehr aus sich herausgehen, sagte auch die Mutter, die ihn in der Residenz kennen gelernt und schon manches Interessante von ihm wußte. Er sollte eine unglück liche Liebe gehabt haben und deshalb noch unvermählt geblieben sein. Die Mutter redete ihr immer sehr zu, recht liebenswürd-g and zuvorkommend

zu ihm zu sein, wenn es einmal der Zufall wolle, daß sie ihm gegenüber stand. Er wäre eine glänzende Partie, wenn der Graf auch bedeutend älter als Asta, so war dies weiter kein Fehler, besonders da Graf Marco noch sehr gut aus sah und bedeutend jünger erschien als er in Wirklichkeit war. Diese kleine Unterredung hat ihren Mut gehoben, und sie nimmt sich vor, nichts unversucht zu lassen, um den Grasen für sich zu gewinnen. Als die Gesellschaft sich wieder auf den Heimweg machte, begegnete ihr auf der Chaussee ein Leichenzug

, der sich langsam nach dem auf einer kleinen Anhöhe gelegenen Friedhose be wegte. Franz Krämer wurde zur letzten Ruhe bestattet. Hinter dem einfachen fchwarzen Sarge schritt der Geistliche, die schluch zende Witwe folgte, und ein paar Männlein und alte Weiblein bildeten das Trauergeleit. Die Damen und Herren hielten ihre Pferde an, um den Trauerzug vorüber zu lassen. Die Weiber und Männer grüßten ehrerbietig. Graf Fermond mit seinem Gefolge. Lisa blickte voll Teilnahme dem Zuge nach, erinnerte

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Seite 35 von 40
Datum: 04.12.1897
Umfang: 40
ihm nicht sagen, was mich drückte. „Da eines Tages ließ mich der Graf zu sich rufen. Ich saß gerade vor der Hausthür, Deine Mutter stand am offenen Fenster und ließ Dich in ihren Armen hüpfen. „Ich wollte meinen Livreerock anziehen, aber der Bote sagte mit eigentümlicher Betonung: „Das lassen Sie nur. Der Herr Graf wird nicht nach Ihrem Rocke sehen, die Sache hat Eile. Es scheint etwas nicht in der Ordnung zu sein; es sollen im Schlöffe Andeutungen gehört worden sein, als wäre man einem Verbrechen

in meinem Leben, unfreundlich gegen sie und trat in noch sehr erregter Stim mung vor meinen Herrn. „Du kamst soust schneller, wenn ich Dich rnsen ließ,' redete mich der Graf an. „Halten zu Gnaden, Herr Graf, aber meine Frau wurde krank — sie hatte eine Ohnmacht.' „Hat sie daran öfter zn leiden?' fragte der Graf. „Nein, Herr Graf, sonst niemals. Aber vielleicht der Schreck —' „Also wirklich der Schreck?' unterbrach mich der Graf mit er regter Stimme. „Sie wußte also, um was es sich handelte?' „Nein, Herr Graf

, das weiß sie nicht und ich auch nicht; aber der Franz sagte, es sei ein Verbrechen im Schlöffe entdeckt —' „Und da wurde sie aus Schreck ohnmächtig? Willberg,' sprach der Graf mit merklich bebender Stimme, „kennst Du diesen Knopf?' und hielt mir einen silbernen Knopf hin, auf dem außer seinem Wappen die Jahreszahl stand. <, Jawohl, Herr Gras. Die Knopfe der Livree, welche ich an Ew.' Gnaden Hochzeitstag trug, hatten die Jahreszahl.' „Wann hast Du diese» Rock zuletzt getragen?' Ich weiß nicht genau

, aber Herr Gras hatten besohlen, dag ich diese alte Livree im vorigen Winter täglich tragen sollte, also werde ich sie kurz vor unserer Abreise getragen haben — nach Schlesien hatte ich sie nicht mitgenommen.' „Nein, sonst würdest Dn gewnßt haben, daß ein Knopf daran fehlte. Weißt Du, daß und wo dieser Knopf gefunden worden ist?' „Nein, Herr Graf!' „Ss will ich es Dir sagen,' sprach der Graf, jedes Wort be tonend und mich dabei scharf ansehend. „In einem Fache des Schreibtisches meiner seligen Frau

, in dem Fache, in welche eine bedeutende Summe von Wertpapieren lag, Papiere, welche genau die Summe betrugen, welche Deine Frau von dem Onkel — aus Brasilien ja Wohl? — geerbt hat.' „Bei den letzten Worten war es mir, als hätte der Blitz dicht vor meinen Füßen eingeschlagen. Ich konnte meine Gedanken, die plötzlich auftauchende Furcht, man könne meinen Namen mit in diese Sache hineinziehen, kaum in Worte fassen. „Herr Graf!' rief ich, „verstehe ich »echt, könnten Euer Gnaden denken, ich, Ihr langjähriger

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Seite 1 von 16
Datum: 27.05.1939
Umfang: 16
?er Soarka Ije, in Lienz oder deren Poltscheckamf iPostIoar><o'se' Wien Nr. 4 b? bb Z. Jahrgang M Srdnungsblock der M Millionen Der italienische Außenminister in Berlin - Feierliche Unterzeichnung des demN-w isnischen MdnWerlrages Politische Rundschau Am Sonntag ist der italienische Außen minister Graf Galeazzo Ciano in Berlin eingetroffen, um die Unterzeichnung jenes Vertrages, der 150 Millionen Menschen zu einem ehernen Block zusammenschweißen soll, den kein Staat der Welt wird über sehen

folgendes kund: „Ich habe klar gesprochen. Jetzt werde ich schweigen. Im Falle der Notwendigkeit wird das Volk sprechen.' Am Sonntag vormittag traf der königlich italienische Minister des Äußern Galeazzo Graf Ciano di Cortellazzo zu dem angekün digten zweitägigen Staatsbesuch auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin ein. Unter stürmischem Jubel der Bevölkerung, die in dichten Massen die festlich geschmück ten Straßen umsäumte, begleitete Reichs außenminister v, Ribbentrop den italieni schen Minister

des Äußern zum Hotel „Ad lon', wo Graf Ciano während seines Ber liner Aufenthaltes wohnt. Mit Grafen Ciano traf der Staatssekre tär im italienischen Kriegsministerium und Oberbefehlshaber des italienischen Heeres General Pariani mit Oberstleutnant Piazintini und Hauptmann Gilardi ein. Außenminister Graf Ciano legte gegen Mittag im Ehrenmal Unter den Linden einen riesigen Lorbeerkranz nieder, der ihm von Unteroffizieren des Wachregiments und italienischen Offizieren vorangetragen wor

den war, und verharrte mit erhobener Rechten im Gedenken an die Gefallenen. Als Graf Ciano und die anderen italieni schen Gäste wieder am Eingang des Mals sichtbar wurden, begrüßte sie eine Welle der Begeisterung. Nach der Heldenehrung nahmen Außen minister Gras Ciano und Generalleutnant Seifert den Vorbeimarsch einer Ehrenkom panie des Wachregiments ab. Feierliche ltnterzeichNNg des Paktes Am Montag vormittags um 11 Uhr fand in dem Botschaftersaale der Neuen Reichs kanzlei in Anwesenheit des Führers die feierliche

Unterzeichnung des deutsch-italie nischen Bündnispaktes statt. Kurz vor 11 Uhr traf der königlich italienische Mini ster des Äußern Graf Ciano in der Neuen Reichskanzlei ein. In der Marmorgalerie begrüßten die Oberbefehlshaber der Wehr machtsteile, Generalfeldmarschall Göring, Großadmiral Raeder, Generaloberst von Brauchitsch sowie Generaloberst Keitel, den italienischen Gast, der vom Reichsminister des Auswärtigen v. Ribbentrop begleitet war. Nachdem der Führer im Großen Emp fangssaal eingegossen

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Seite 20 von 26
Datum: 02.02.1901
Umfang: 26
8. Die Menschen rüstete» sich aus Weihnachten und ergingen sich in allerhand Heimlichkeiten und Ueberraschnngen. Die Natur wollte nicht zurückstehen uud plötzlich erfreute sie die Welt damit, daß sie sich, dem Feste zu Ehren, ihr bestes Winterkleid überwarf. Blendendweiß lag es auf Feldern und Hainen, hing es in zarten Flocken von den Bäumen hernieder, und die helle Mittags sonne hatte ihre Lust daran uud warf farbigglitzernde Ständchen über das Gefilde. Im Walde klang Schlittengeläut. Graf

, in das man einbog, war bereits Kremziner Gebiet. Der Graf rückte auf seinem bequemen Platz vor; durch einen Gegenstand in der Landschaft schienen seine Augen lebhaft gefesselt zu werden. Dort drüben auf dem Felde waren einige Bunde Lupinen hin geschüttet worden; ein Häschen hatte sich hinzugeschlichen, knab berte zufrieden und machte Männchen. Da trat Reinecke Fuchs plötzlich hinter den Bäumen hervor; er mochte den Braten ge wittert habe». Nun gab der Krumme Fersengeld, der Fuchs setzte ihm nach über das Feld

. Der Graf beobachtete die Jagd. „Der harmlose Lampe wird die Rechnung bezahlen müssen. Der verteufelte Fuchs! Doch — schließlich kaun man nichts für seine Natur!' Er seufzte ein wenig und hüllte sich fester in den Pelz, während man Kremzin erreichte. Am Ende des Dorfes traf der Graf plötzlich Leo, der, wie er seinem Vater erzählte, den schönen Sonntagvormittag zu einem Spaziergang benutzt hatte und dabei einen Augenblick bei Pastor Grosse abgestiegen war. Der Graf schmunzelte beim Anblick des Sohnes

. Leos vornehm schlanke Gestalt machte sich wirklich sehr gut zu Pferde. Wenn der Graf das fand, so war es gar nicht so verwunderlich, daß Anne- Marie, die hinter dem Fenster ihres Stübchens stand und dem Reiter nachschaute, die gleiche Bemerkung machte. Ihr erschien Leo, der mit seinem schmalen, bräunlichen Gesicht, den dunklen Augen und Haaren, eher einem Romanen, den» einem Deutschen glich, ohne hin als das Urbild eines Ritters Bahard ohne Furcht und Tadel. „Ich fahre mit Dir, Papa, der Kutscher

kann sich meines Pferdes annehmen!' rief Leo, sich aus dem Sattel schwingend und in den Schlitten steigend. „Sag' einmal, Leo, Dn verkehrst wohl viel bei Grosses?' fragte der Graf nach einer Pause. „Nun, ja, es sind sehr angenehme Leute,' entgegnete der junge Mann. „Offen gesagt, der Alte hat Wohl ein wenig Spleen. Seit ungefähr zehn Jahren oder noch länger schreibt er an einem Werke über Tulpen und Zwiebeln, oder etwas dergleichen.' „Hm! Also das Angenehme scheint sich hauptsächlich auf die Tochter zu beziehen

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Seite 14 von 20
Datum: 27.07.1912
Umfang: 20
so rote Wangen.' „Die hatte ich nie, selbst in meiner Jugend nicht.' Graf Lessen lachte leise auf. „Wie alt sind Sie eigentlich, da Sie von Ihrer Jugend sprechen, wenn ich fragen darf?' „O, gewiß! Ich werde in wenigen Wochen zweiundzwanzig Jahre alt!' „Allerdings, da können Sie von der Jugend sprechen, als ob die längst hinter Ihnen läge.' Unwillkürlich stimmte ich in sein Lachen ein. „So, nun kehren wir um und bringen einen köstlichen Appetit mit nach Hause! Sehen Sie nur, wie die Jucker ausholen

, Fräu lein Welsen, sie wissen, daß es heimwärts geht.' Unwillkürlich mußte ich die Kraft und Sicherheit bewundern, mit der Graf Lessen die Zügel führte. Da plötzlich ein Ruck, und die Pferde mäßigten ihr scharfes Tempo. „Raten Sie, wen Sie sofort sehen werden?' Sein dunkles, scharfes Auge blitzte zu mir herüber und um seinen Mund spielte wieder das ironische Lächeln. „Wie sollte ich!' gab ich erstaunt zurück. Da scholl leiser Hufschlag mir entgegen, und ich erkannte Graf Strachwitz. Er wechselte

einige hastige Worte mit Graf Lessen, dann parierte er seinen Falben dicht an der Seite des Schlittens, die ich innehatte. „Wie ist Ihr Befinden, mein gnädiges Fräulein'? — klang es atemlos zu mir nieder. „O, danke gut, Herr Graf. Es freut mich, Ihnen nun endlich für die herrlichen Blumen danken zu können!' fuhr ich fort und sah voll zu ihm auf. Ein leichtes Rot überzog sein frisches, junges Gesicht. „Verzeihen Sie meine Kühnheit, aber ein Krankenzimmer ist so traurig, und ich wußte Sie dort.' „Warum lassen

Sie sich nie mehr sehen, Strachwitz, was?' fiel Graf Lessen plötzlich ein. „O, ich wollte nicht stören, komme ich doch so gern!' „Sie stören niemals!' „Dann sage ich auf Wiedersehen!' Und die Rechte an den Mützenrand legend, ließ er unseren Schlitten vorbeipassieren, um dann lächelnd und grüßend in eine der Seitenalleen einzubiegen. Vergeblich wartete ich auf eine Bemerkung Graf Lessens, er wandte seine ganze Aufmerksamkeit den Pferden zu. Es war am Nachmittag desselben Tages, als mich die Gräfin

diesmal, Melanie!' Mit diesen Worten trat der Graf an den Tisch. „Ah! — und wer hat die Auswahl getroffen?' rief er über rascht. „Nun ich, Richard! Sie passen doch brillant! — Denke dir nur Leonore in dieser Tracht!' „In der Tat, diese ungarische Hexe wollten Sie abgeben?' wandte sich Graf Lessen an mich. „Ja, diese Hexe!' gab ich übermütig lachend zurück. „Die Wahl hast du, wie immer, vorzüglich getroffen, Me lanie. Deine blonde Schönheit kann ja durch nichts 'wirkungs voller gehoben

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Seite 29 von 34
Datum: 21.01.1911
Umfang: 34
z. AchuÄerei eines Freundes um Hab und Gut gebracht worden und lk, der Sohn, müsse für Eltern und Geschwister sorgen. Um ihm ei« Last zu erleichtern, überschritt Graf Carlo seinen Wechsel Mi ein Bedeutendes: er ertrug die Borwürfe seines Vaters, der «ichi anders glaubte, als der Sohn habe leichtsinnig Schulden gemacht, und erfuhr schließlich, daß Emilio ihn betrogen, daß sein Äatßr keinerlei Verluste erlitten und er in seiner Leichtgläubigkeit ich in Verbindlichkeiten und Schulden gestürzt

r hatte keine Freude am Besitz. Am besten stand er noch mit einem einzigen Bruder, aber dessen Heirat mit einer Kunstreiterin !itzweite die Brüder dauernd. Carlo konnte nicht vergessen, daß -D auch eine Schauspielerin gewesen, die ihn mit dem schurkischen freund detrogen. . Bald nach Graf Robertos Verheiratung ließ sich Graf Carlo 55 einem einsam gelegenen Gehöft in der Nähe von Montserrat neder; er war mit den Jahren ein eingefleischter Sonderling Mwsrden und hatte zu seinem Unglück einen Diener gefunden

, 'e? in jeder Hinsicht zu ihm paßte. Herr und Diener legten die iBßte Verachtung für ihren äußeren Menschen an den Tag. Bei der Bärte sahen jahrelang kein Rasiermesser, ihre Kleider waren o» altmodischem Schnitt, abgetragen und voller Flecken, während Hche Wäsche beiden als ungerechtfertigter Luxus erschien. Der alte Jose bereitete die Mahlzeiten auf die primitivste Art und esorgte auch die notwendigste Reinigung des Hauses, sowie den Harten. Graf Carlo beschäftigte sich gleichfalls im Garten und zeBrachte

wie jeder andere auch.' ^Weiß wohl, gnädiger Herr — ich werde das Hemd recht chMieri, damit es noch bis zu Ihrem Begräbnis hält.'' „Ab — Ihr hofft vermutlich, ich hätte Euch in meinem Testa mente bedacht?' ftug Graf Carlo höhnisch, „aber da schneidet chr Euch gründlich, Alter.' „Ei, — haben Sie wirklich Ihr Testament gemacht, gnädiger ^ frug der Diener mit sichtlichem Interesse; „ich glaubte nt- er, Sie fürchteten sich davor.' „Dummkopf,' knurrte der Graf, „weshalb sollte ich mich fürch- Übrigens habe ich mein Testament

noch nicht gemacht, und -enn ich eines machen würde, wem sollte ich wohl mein Geld schreiben, he?' „Aber jemandem müssen Sie doch Ihr Geld vermachen, svsdiger Herr', beharrte Jos6. „Na, vielleicht wechsle ich meinen ganzen Besitz in Banknoten «A und veÄrenne den Quark.' Ganz entsetzt starrte Jos6 auf seinen Herrn. In diesem Augen- lick erklang die Torglocke, und mürrisch schickte der Diener sich «achzusehen, wer da sei. Nach kaum drei Minuten erschien er wieder mit einem Brief ? der Hand. Graf Carlo öffnete

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Seite 14 von 20
Datum: 27.02.1914
Umfang: 20
von Roser in den Wald, wo selbst sich die gräfliche Familie mit ihren Gästen bereits befand Lisa hatte sich allmählich an ihre Gesellschaftsdame und Leh rerin gewöhnt, ebenso mit der Verlobung ihrer Mutter ausge söhnt, nachdem sie sah, wie die Mutter seither eine ganz andere, Glücklichere geworden. Graf Marco reiste morgen wieder ab. Erst im nächsten Frühjahr sollte die Hochzeit des Paares gefeiert werden, da Gräfin Adelaide die Trauer um den verstorbenen Gatten respektieren wollte. Auf dem Wege

. „Er ist der Sohn eines Gutsnachbarn.' „Sicher ein Graf oder Baron', sagte Fräulein Roser. „Ein vollendeter Kavalier.' Lisa zuckte zusammen. Ein Graf, ja, das sagte auch die Alte, vor deren Worten sie einst geflohen war. Jener Tag fiel ihr ein, und wieder stiegen Zweifel in ihrem Herzen gegen den Groß vater auf. „Sie haben recht, Fräulein Roser', entgegnete Lisa. Um jedoch auf ein anderes Thema zu kommen, fuhr sie fort: „Wr sind am Ziel, ich sehe schon den Großvater.' „Ach, wie reizend sich das im Grünen

in einem Zuge leerte. „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, Herr Graf', ent gegnete Fräulein Roser. „Ah bah. Bei dem herrlichen Wetter müßte man nicht in dumpfer Stube sitzen und das Hirn anstrengen.' „Es ist jetzt auch noch schön, Großvater', sagte Lisa lächelnd sich bei ihm niederlassend. Die unangenehme Empfindung, die Fräulein von Rose! durch ihre Worte in ihr erweckt, hatte Lisa rasch abgeschüttelt In der ersten Zeit ist sie elend und krank dadurch geworden und hat dem Großvater ein großes Unrecht

abzubitten. Sie ist dahe doppelt liebenswürdig zu dem alten Herrn, der ganz glücklia in ihr frisches Gesichtchen blickt. „Ein liebes Kind, seine Lisa. Sie ist ihm fast lieber, wie seim Tochter ihm als Kind war', dachte der Graf. „Lisa soll uns etwas singen', sagte Gräfin Adelaide, die sei! ihrer Verlobung mit Graf Marco wie verjüngt und sehr glücklich aussah. Lisa ließ sich das nicht zweimal sagen. Sie hatte eine gut. Sopranstimme und sang einige Mendelsohnsche und Schubertschc Lieder, die klar und rein

, in dessen Tiefen es einen jubelnden Widerhall fand. Richard Werenbold war es, der Lisas Gesang belauscht und als der letzte Ton von der jungen Stimme verhallt, langsam den Heimritt unternahm. Warum mußte gerade dieses Mädchen in dem finsteren Schlosse wohnen, in welches nach seiner Uberzeugung kein Lichtstrahl der Menschenliebe und Freundlichkeit fiel. Warum war sie des alten bösen Grafen einzig Enkelkind, dem er sich nie' mals nähern durfte. Nicht allein des Standesunterschiedes halber, sondern well Graf

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Seite 27 von 32
Datum: 18.08.1906
Umfang: 32
meinem Zimmer führte, hinab, als ich am andern Ende, in dein Abendlicht, das durch das Fenster fiel, zwei Personen stehen sah, die eine erkannte ich als die des alten Dieners, die zweite war mir unbekannt. „Herr Rndhnse, hier ist Herr Smeton , . . der Herr ist eben ge kommen, und die Zimmer habe ich dem Herrn schon gezeigt. Ter Herr Graf sagte, daß Sie sich Herr Smeton widmen wollten, bis er selbst und die Frau Gräfin von der Jagd zurückgekehrt feien.' Ter Gast trat ans

ihn, sich freundlichst mit mir ans mein Zimmer zu begeben. „Graf Stauchester nebst Gemahlin uud ein großer Teil der Gäste sind noch nicht von der Jagd zurückgekehrt . . der Herr Graf haben mich gebeten, so gnt es geht, Ihnen die Zeit zn kürzen .. . darf ich bitten, Platz zn nehmen.' Seine ganze Erscheinung besaß etwas sehr Markantes: sein dnnkelgebränntes Gesicht hatte aber den müden Ansdrnck verloren und er sah viel gesünder nnd kräftiger ans. Wenn nicht feine knrze abgerissene Sprechweise gewesen wäre, Hütte

man den Mann in feinem grauen, gutsitzenden Anzug für das, was wir hier unter „Gentleman' verstehen, halten können. „So sind die Fran Gräfin alfo auch hier?' halb fragend sagte es Herr Smeton .. . „ich habe noch nicht das Vergnügen ihrer Bekanntschaft, bin seit der Verheiratung des Grafen nicht in Eng land gewesen.' „Wie ich hörte, sind Sie ein großer Nimrod.' „Ach, das läßt sich halten. Ich habe einige Streiszüge mit Graf Stauchester in Afrika zusammen unternommen . . . waren recht hübsch ... wie ich sehe

, hat er wertvolle Jagdtrophäen iu der Halle . .. der Graf ist ein ganz vorzüglicher Jäger . . . kennt keine Angst und ist mehr als einmal wie dnrch ein Wunder dem Tode entgangen.'. „Sie sind Wohl viel auf Reisen?' Ich fragte es in der Hoff nung, einige weitere Anhaltspunkte zu gewinnen. „O ja. Ich habe drüben auf dem Kontinent ein Hans. England ist vorübergehend ganz nett, und London mit seinem Piecadillh steht einzig da. Aber mir steckt nun einmal das Wandern im Blut, abwechselnd bin ich in einem der fünf

Weltnmsegler, und ihm war es höchst peinlich, ihr als Herr Smeton vorgestellt zn werden. Ob ich die Gräfin Stanchester vor dem nenen Gast warnen sollte? Ich hatte ihr Beistand nnd Hilse zugesagt . . . aber wenn der Graf den Mann zn Gast lud, so war doch damit die Garantie geboten, daß eS zu keiner Szene kommen würde. Schon hatte mein Gegenüber die Unterhaltung anch wieder auf genommen. „Graf Stanchester ist doch ein recht beneidenswerter Mann: wenn die Bilder in den Zeitschristen der Wahrheit nnr

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Seite 12 von 14
Datum: 19.08.1893
Umfang: 14
, als wollte er ei» sich aufdrängendes Bild nicht schaue». „Herr Graf sind unwohl?' erkundigte sich theilnahmsvoll der Generalftabs-Officier, dem die plötzliche Veränderung im Wesen seines Vis-ä-vis nicht entgangen war. „Nichts, Nichts,' kam es wie drohend aus dem Munde des Kavaliers, „ich dachte nur — Adieu Baron, ich muß ein Glas . Cognac trinken.' Graf Lerma lenkte seine Schritte gegen die Thüre. Plötzlich schien er sich eines An deren besonnen zu haben. Er kehrte in den Salon zurück und schritt geradewegs auf den Spieltisch

zu, wo man zu hazardiren begann. Nun blickte der junge Oberlieutenant wieder von den Karten auf und abermals war die Wirkung dieses kurzen flüchtigen Blickes eine merkwürdige. Graf Lerma be- gann wieder zu wanken und murmelte vor sich hin: „Seltsam — seltsam - diese Augen — Helene —' „DaS Blatt hat sich gewendet, lieber Julius' — sagte Hauptmann F. — „und Du wirst gut thun, aufzuhören.' „Könnt' mir einfallen' — gab der junge Officier zurück. — „Ich habe den Gewinnst zurückgegeben und werde jetzt mein eigenes Geld

riskiren. Zweihundert Gulden lass' ich gleich springen.' „Verloren.' „Fünfhundert' — „Verloren.' „Tausend' — „Adieu.' „Zweitausend I' — weil.' „Fünftausend!' „Ich glaube wirklich, die Karten wollen mich srozzeln,' sagte Graf Julius und seine Wangen glühten. „Also zehntausend! . . . Was? auch hin? . . . Das muß ich aus kosten. DaS Doppelte. . . Unverschämtes Pech l' Graf Lerma war ganz nahe an den Tisch getreten und verfolgte aufmerksam das Spiel. Berge von Banknoten lagen aufgehäuft. Graf Julius wurde

immer hitziger und Graf Wenzel immer höhnischer. „Glück bei Frauen. Unglück im Spiel', meinte mit trockenem Lachen der Reichsfrei' Herr v. R . . . „Hol' der Teufel alle Weiber' — kam es schrill aus dem Munde des aufgeregten Reiterofficiers — fünfzigtausend!' „Bar oder gegen Bon?' — meckerte Graf Wenzel, der mit einem seltenen Glück spielte. „Bin ich Ihnen schon etwas schuldig?' fragte piquirt Graf Julius. „Noch nicht, aber bald' — lautete die Antwort. „Uebrigens spiele ich nicht mehr. Auf Revanche

.' „Das ist nicht erlaubt' — fuhr der erregte Edelmann los — „Sie müssen wei ter spielen.' . Graf Wenzel maß den Sprecher mit herausfordernden Blicken. „Ich muß spie len ? Ich muß nur, was ich will. Mich zwingt Niemand. Ich bin Graf Wenzel. Verstanden. Servns.' „Miserabler Kerl!' donnerte Graf Ju lius und machte Miene, auf seinen glückli cheren Partner zu stürzen. Graf Lerma hatte sich rasch zwischen die Streitenden gestellt. „Meine Herren,' sagte der allgemein geachtete Soldat, „keinen Streit, wenn ich bitten darf

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Seite 30 von 32
Datum: 12.02.1910
Umfang: 32
sprachen. Adele wartete darauf, daß sich Gaston entfernen solle, nm mit dem beginnen zu können, was sie auf dem Herzen hatte. Er erhob sich auch bald, nahm aber sogleich wieder Platz, denn als er gehen wollte, öffnete sich die Tür zum Salon und Graf Bodo Czinsky wurde gemeldet. Beim Erscheinen des Grafen wechselten die beiden Damen die Farbe. Die eine errötete unter der Anstrengung, die sie machen mußte, um ihren Verdruß zu verbergen, die andere erbleichte vor Bewegung. Bodo Czinsky kam

dem vorigen Tage war dies nicht mehr der Fall. Graf Czinsky mußte dies bemerkt und daraus einen Schluß gezogen haben, der für seinen Scharfsinn nahe lag. Als Mann von Welt hatte der Graf die Herrschaft über sich bald wieder gefunden. Nachdem er Frau von Bellard begrüßt, näherte er sich Adele und fragte sie in konventionellem Tone nach ihrem Befinden. „Ihr Besuch betrübt mich eigentlich, mein lieber Graf,' sagte Frau von Bellard mit der liebenswürdigsten Miene von der Welt, „denn ich muß befürchten

, daß es Ihr letzter ist. Sind Sie ge kommen, mir Adieu zu sagen?' „Leider ja, gnädige Frau!' antwortete er. „Der Brief, den ich erwartete, ist zwar noch nicht eingetroffen, aber in drei Tagen verlasse ich Paris.' Auf die Einladung Frau von Bellards nahm Graf Czinsky Platz, er sank dabei in den Lehnstuhl nieder, als hätte er sich kaum noch aufrecht erhalten können. „Sind Sie nicht wohl, Herr Graf?' fragte die Hausfrau. „In der Tat, nein, mir ist nicht wohl. Ich mußte unterwegs schon mehrere Male mit einer Schwäche

. Der Graf entschuldigte sich vielmals, daß er so viel Umstände verursache. Er fühle sich nun wieder ganz kräftig, und man möge keine Rücksicht weiter auf ihn nehmen. „Erregt es in Ihnen kein Bedauern, Paris zu verlassen?' fragte Frau vou Bellard. „Ich werde nur bedauern, nicht mehr in Ihrem Hause verkehreu können, und niemals den wohlwollenden Empfang vergessen, der mir hier zuteil geworden ist. Paris ist groß, man fühlt sich hier nur als Atom. Wien sagt mir besser zu, ich atme dort freier; man tnt

am besten, wenn man in den gewohnten Verhältnissen bleibt.' „Ganz meine Meinung,' pflichtete Gaston bei. Darauf erzählte Graf Czinsky mit großer Wärme vom Prater, von Schönbrunn mit seinem botanischen Garten, der St. Ste phanskirche und dem schönen klaren Donaustrom. Adele hörte ihm schweigend zu. Da er sich an beide Damen zugleich wandte, so konnte Gaston, der ihn mit finsterer Miene beobachtete, nichts an seinem Benehmen auszusetzen finden. Nachdem Graf Czinsky über Wien und seine Umgebung ge sprochen

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Seite 26 von 32
Datum: 12.02.1910
Umfang: 32
. Es beklagt Sie aufrichtig Ihre H. v. Bellard.' Zehn Tage später erhielt Herr Guerber in Churwalden den folgenden Brief: 3. September 1875. „Mein lieber Freund, der Graf Czinsky ist wirklich ein rei zender Mensch, und ich kann es mir niemals verzechen, ihn ein mal ungünstig beurteilt zu haben. Seit vorgestern kenne ich ihn nach seinem ganzen Verdienst und seinen Tugenden. Seine schone Seele ist ein Land, wo man immer neue Entdeckungen macht. Unter uns gesagt, wie kam Adele nur zu der Annahme

in den Augen hatte. Sollte er indessen wirklich in Ihre Tochter verliebt gewesen sein, so fürchten Sie nichts, er wird sie niemals heiraten. Wes halb, werde ich Ihnen bald erklären. Gestern nachmittag kam der Abbe Dnbois, ein guter Freund von mir, der sich für den Grafen interessiert und ihm eine Stelle als Musikprofessor in London angeboten hatte, ganz betrübt zu mir, um mir mitzu teilen, daß der Graf endgültig seinen Vorschlag abgelehnt habe. ,Das ist weiter kein Unglück', sagte ich, .lassen

ihre Archivare schlecht bezahlen,' fuhr der Abbe eigensinnig fort. ,Die Engländer sind darin nobler, und Lord B .... hat mir Vollmacht gegeben, das Gehalt nach meinem Ermessen festzusetzen.' ,O,' entgegnete ich, ,das ist ein äußerst delikater Punkt. Wenn man diese Frage nur flüchtig berührt, so nimmt der Graf eine so stolze Miene an, daß man es nicht wagt, weiter davon zu sprechen.' ,Das glaube ich,' antwortet der Abbe, ,der Grundzug dieses Mannes ist eine unvergleichliche Feinfühligkeit, er ist nicht allein

der Graf ins Zimmer, und ich behielt beide Herren zum Diner bei mir. Am Abend gaben sie mir wieder ein Konzert zum besten. Ich habe nur bedauert, daß Adele nicht dabei war. Dann wurde geplau dert, und der Abbe, der schwer von seinen Ideen abzubringen ist, sing wieder von der heiklen Stellungsfrage zu sprechen an. Mein lieber Graf, haben Sie auch alles gründlich überlegt?' sagte er. ,Wenn Sie nach London gingen, würden wir die Hoff nung haben, Sie öfter bei uns zu sehen. Und außerdem das Gehalt

... Da mir nun einmal das Wort entschlüpft ist, so hören Sie mich, bitte, an. Ich Würde mich bemühen, für Sie ein Ihren Verdiensten, Ihren Kenntnissen, Ihrem Charakter und Ihrer Situation entsprechendes . . .' Er konnte seinen Satz nicht beenden, denn der Graf bäumte sich wie das Pferd des Horaz, indem er rief: ,O großer Mozart, welch trivialer Gegenstand der Unterhaltung, nachdem du uns erbaut!' Dann sügte er in bestimmtem Tone hinzu: ,Herr Abbe, Sie sind ungemein liebenswürdig, aber die Stelle, die man mir in Wien

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Seite 14 von 20
Datum: 02.08.1912
Umfang: 20
ich bitten!' begann Graf Strachwitz und deutete nach meiner Hand. Dann schrieb er mit dem Zeigefinger die Anfangsbuchstaben meines Namens hinein. „Richtig, Graf Strachwitz, aber nichts verraten!' bat ich flüsternd und legte meine Hand in den dargebotenen Arm. „Verschwiegenheit ist erstes Gesetz bei Prinz Karneval, mein gnädiges Fräulein!' beteuerte er lächelnd. „Wie haben Sie mich nur so schnell erkannt?' fragte ich, während wir uns durch das plaudernde Chaos drängten. „Hat Graf Lessen etwa geplaudert

?' „Nein, das hat er nicht! Aber ich wartete ja schon den ganzen Abend, ich hätte Sie unter Tausenden herausgefunden und er kannte Sie, fobald Sie eingetreten waren.' „Trotz der Larve?' warf ich ungläubig ein. „Ja, trotz der Larve. Solche Locken gibt es nur einmal in Hannover!' setzte er leiser hinzu. „Er soll dein Herr sein', begann das Musikkorps, und im nächsten Moment wirbelte ich mit Graf Strachwitz über das spiegelhelle Parkett. Die bunte Pracht des Maskenfestes hatte sich voll entfaltet. Ich gab

mich rückhaltslos meinem Entzücken, der erwachenden Jugendlust hin. Die schützende Larve machte mich sicher, und Schlag auf Schlag gab ich die leisen Komplimente und Neckereien zurück. Man kannte sich so ziemlich trotz der Verkleidung, war doch nur die vornehmste Gesellschaft auf diefem Ball vertreten. Ich war unerkannt geblieben, dank der Verschwiegenheit des hübschen Königleutnants, und mit heimlichem Ergötzen beobachtete ich, wie man Graf Strachwitz auszuforschen versuchte. „Ach, ist es nicht köstlich

?' damit hatte ich mich tief aufatmend in den kleinen Sessel niedergelassen, den Graf Strachwitz für mich reserviert hatte. „Ich dachte es mir, daß es Ihnen gefallen würde, gnädiges Fräulein!' sagte er ruhig und zog einen Stuhl hinter den Oleander bäumen hervor. „Ist Ihnen nicht sehr heiß unter der Larve, gnädiges Fräu lein? — Sie könnten das schwarze Gespinst ruhig ein paar Mi nuten abnehmen, hierher reicht kein Späherauge!' Der Platz, an den mich Graf Strachwitz geführt, war eine hoch- bogige Nische, die, rings

finden werdet. Diese', ich berührte leicht eine der ausgeprägten Adern, „diese dagegen, daß Ihr stolz, hochfahrend, ironisch seid.' Ein leises, spöttisches Lachen, das ich nur allzuwohl kannte, schlug an mein Ohr und bestätigte meine Ahnung. Ich brach plötzlich ab; wollte ich doch um keinen Preis verraten, daß ich Graf Lessen erkannt. „Bitte, fahren Sie fort, Preciofa! — Noch haben Sie nicht von meiner Zukunft gesprochen.' Ich bog mich von neuem über seine Hand und fuhr fort: „Der goldene Reif

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Seite 14 von 20
Datum: 19.07.1912
Umfang: 20
Er nickte nur und entfernte sich, um nach kurzer Zeit wieder zukehren. „Seit wann klagt er?' Ich erzählte ihm in wenig Worten den Verlauf der letzten Stunden. „Mein armer Knabe!' rief er leise und bog sich über die heiße Kinderhand. „Lieber Papa!' flüsterte der Kleine, dann schloffen sich seine Augen von neuem. Eine halbe Stunde später betrat der alte Hausarzt das Zimmer. Der Graf war bei der Untersuchung in eine der Fensternischen getreten, während ich dem alten Herrn behilflich

jene Schreckensgestalt, um mit erbarmungsloser Hand die kleine Kehle zusammenzupressen? Ich verharrte noch immer regungslos auf meinem Platze. Der Arzt war zu Graf Lessen getreten, hin und wieder schlug eines ihrer halblaut geflüsterten Worte an mein Ohr. Und plötzlich horchte ich auf. „Ich soll mein einzig Kind, meinen Knaben gemieteten Händen anvertrauen? Nimmermehr, eher wache ich selbst die Nächte hindurch Die Stimme des Sprechers klang heiser vor Erregung. Die Antwort ^es Arztes erstarb in unverständlichem

Ge murmel, als ich nm raschen, geräuschlosen Schritten mich näherte. „Wenn Sie erlauben, übernehme ich Leos Pflege', begann ich leise aber fest. „Es sind zwar streng genommen auch nur ge mietete Hände', wandte ich mich an Graf Lessen, der stumm, wie ungläubig auf mich niedersah, „aber ich bange um meinen Liebling, und danach wird auch meine Pflege fein.' Doktor Berger unterbrach zuerst die kleine Pause, die meinen Worten gefolgt war. „Nun, da sind wir ja aus jeder Verlegenheit, Herr Graf. Diese kleinen

an Leos Bettchen eingenommen, als Graf Lessen zurückkehrte. „Sie wollen also wirklich barmherzige Samariterin sein?' Da war er wieder, jener spöttische, ironische Ton, den ich so sehr an ihm haßte. — „Wissen Sie aber auch, daß jeder Atem zug dieses Kindes ein Gifthauch ist, der auch Sie treffen kann?' fragte er dann weiter. „O ja, ich weiß das! — Mein jüngstes Brüderchen fiel der selben Krankheit zum Opfer!' Ich hatte leise gesprochen, damit der Knabe, dessen kluge Augen auf mich gerichtet

hinter mir. Ich hatte das Krankenzimmer nicht wieder verlassen, und hatte es kaum bemerkt, daß draußen tiefer Winter geworden war. Man hatte eine Chaiselongue in das Zimmer gerollt, dort ruhte ich, wenn meine Kräfte mich zu verlassen drohten, und Graf Lessen selbst nahm dann meinen Platz am Krankenbette ein. — Er kam aber auch oftmals in den langen, endlosen Nächten herüber, um an der anderen Seite des kleinen Patienten Platz zu nehmen. Jenen spöttisch-ironischen Ton hatte er fallen lassen, es hatte also doch Eindruck gemacht

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Seite 15 von 20
Datum: 23.01.1914
Umfang: 20
Gardine Brigittens Antlitz ihn: zu lächelte. Wenn sie jetzt auch mit dem Herzliebsten hinaus könnte. Ach, da kam der Doktor ins Schloß. Er war so selten hier ge wesen, trotzdem der Graf viel auf ihn hielt. Frau Schwarz konnte ihn empfangen, sie war ja bis jetzt ohnehin die Reprä sentantin. Brigitte eilte nach unten und traf mit dem Doktor in der kühlen Vorhalle zusammen. „Guten Morgen, Herr Doktor', sagte sie untertänig. Sie hatte Respekt vor dem jungen Arzt, den der Graf bei jeder Unpäß lichkeit

heranzog. „Ist der Herr Graf zu sprechen?' sagte Bredenweg und wischte sich den Schweiß von der hohen Stirn. Er hatte heute schon viele Gänge hinter sich und der Weg zum Schlosse war steil. „Die gräfliche Familie ist eben ausgefahren. Heute nachmittag ist der Graf jedoch sicher zu Hause.' „Gut, dann komme ich heute nachmittag', etwas zögernd klangen seine Worte. Es wäre ihm angenehm gewesen, den Grafen sogleich zu treffen. Er hatte indes kaum ausgeredet, als Frau Schwarz, vom Garten kommend

, in die Halle trat. Ein freudiges Aufleuchten geht über ihre etwas strengen Züge, als sie den Doktor erblickt. „Leider treffen Sie niemand an, Doktor', sagte sie zu ihm nach der üblichen Begrüßung. „Der Hert Graf wird sehr bedauern, daß Sie sich umsonst her bemühten. Sie sind lange nicht hier gewesen, Herr Doktor?' „Allerdings,' entgegnete der Arzt lächelnd, „mein Amt nimmt mich augenblicklich zu sehr in Anspruch. Und außerdem, der Herr Graf erfreut sich glücklicherweise augenblicklich der besten Gesund

aufgeholfen wird. Die Dorfbewohner sind selbst meist arm und ich tat, was in meinen Kräften stand, indes bin ich nicht in der Lage, den Armen genügend Unterstützung zu spenden. Da dachte ich .. „Daß der Herr. Graf ein mildtätig Herz habe', fiel ihm Frau Zchwarz ins Wort. „Ja, Doktor, das wird er gerne tun. Er ist stets ein Helfer der Armen. Es wird keine Schwierigkeiten haben und wenn Sie vielleicht zum Mittag nochmals erscheinen möchten, oder ich schicke einen Diener zu Ihnen mit der Antwort des Grafen

Schwarzens Tun und Lassen. Jedes Tie' n hat sein Pläsierchen, dies bildete Annas stehende Red. nsa.. . .0 damit ivar für sie eine Sache abgetan. Vor Tisch cks die Gräfin sich etwas zurückzog und der Graf, wie gewöhnlich am Sonnabend, seinen Inspektor in seinem Ar beitszimmer erwartete, der ihm die Wirtschaftsbücher vorzulegen hatte, nahm Frau Schwarz die Gelegenheit war, um den Grafen von der Bitte des Doktors zu unterrichten. Sie wußte genau, wann Inspektor Greß erschien und hatte noch ein Viertelstünd

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