ab, ob überhaupt ein streng parlamentarisches Regiment in Oesterreich eine Möglich keit ist, ob es möglich ist, gerade immer nach der Majorität zu regieren, und ob es überhaupt möglich ist, sogenannte MajoritätSministerien zu bilden oder nicht. Ich will nur die moralische Wirkung der soge nannten Majorität eines Hauses auf die Entschlüsse der Regierung kennzeichnet. Da kann ich mir denn nun sehr gut denken, daß eine Regierung, der eine geschlossene Partei entgegensteht, eine Partei, die ein bestimmtes Programm
hat, eine Partei, in deren Mitte sich Männer befinden, mit der gehörigen Sach- kenntniß, mit der gehörigen Leitungsgabe ausgerüstet, nun auch wenn sie berufen werden, die Zügel der Re gierung zu ergreifen, im Interesse einer geregelten Der- waltung zu wirken — da kann ich mir sehr gut denken, daß eine Regierung moralisch verpflichtet sei, den Wünschen, den AuSsprüchen einer solchen Partei Rech nung zu tragen , sich ihr möglichst zu akkomodiren. Ich bitte aber zu entschuldigen, wenn ich, was diesen Punkt
betrifft, der Meinung eines Redners aus Sieben bürgen mich anschließe, der heute es ausgesprochen hat, daß solche feste Parteien in diesem Hause nicht existiren, und daß insbesondere jene Partei, welche sich Seiner Majestät gefreueste Opposition nennt, von uns in der That nicht als eine Partei mit einem festen Programme betrachtet werden kann. Das Verhältniß ist vielniehr dieses, daß viele sicher nur von ihrer Ueberzeugung geleitete Männer sich vorübergehend zusammengefunden haben, die'in
den allerwichtigsten Fragen ganz diver- girende Ansichten haben, die wir daher nicht als Partei betrachten können, denn diese Partei besteht nur darin, daß gegen die Regierung Opposition gemacht wird. Und dieser Partei können wir nicht entscheidendes Ge wicht beilegen, welches nach unserer Meinung als moralisches Gewicht einer vollständig gebildeten Partei in die Wagschale fallen würde. Das möge uns nicht übel genommen werden. Und deshalb möge es uns auch nicht verargt werden, daß, wenn auch die Voten
angedeihen lassen; — auch nur aus innerster Ueberzeugung — möchte ich nur die eine Bitte richten, daß auck sie zu einem eigentlichen Parteistandpunkte endlich gelangen, daß sie eS als die Nothwendigkeit eines jeden parla- mentarischen Lebens erkennen, sich unter einer gewissen Fahne zu rangiren, und dann im ganzen und großen das Ziel ihrer Politik im Auge zu behalten.und in kleineren und untergeordneten Fragen vielleicht ihre partielle Selbständigkeit aufzugeben. So allein wird es dieser Partei möglich