.' Ein zweiter Schrei, erschrecklicher noch als der vor hin gehörte, gellte von dem Amihause her. Fast gleich zeitig klirrte eines der Fenster auf, das Fräulein bog sich weit hinaus und rief hinunter in den Hos: »Zu Hilfe! Zu Hilfe! Er mordet meine Mutter. Chri stian, schnell in'6 Dorf, das die Bauern kommen!' Aber in demselben Augenblick stürzt auch schon der Amtmann auf die »im Hilfe Schreienee los, ergriff sie und schleuderte sie vom Fenster hinweg hinter sich in das Zimmer, sodann mit drohend
aufgebäumtem Arm hinunterrufend: „Daß Ou dich nicht unterstehst, einen Fuß aus dem Hofe zu setzen.' Es wäre eine schwere Aufgabe sür Christian geworden, zwischen diese beiden einander widersprechenden Befehle die richtige Ent scheidung zu treffen, wenn nictit gleich daraus die Amt männin selbst sich oben am Fenster gezeigt und hinab gesprochen Halle: Christian, Du bleibst!' — Und sich an ihre Tochter wendend, fügte sie hinzu: «Ottilie, kein Aussehen vor den Leuten.' Christian dachte bei sich: „Die Frau
Amtmännin sieht zwar blaß aus, blaß wie der Tod, aber ermor det ist sie nicht. Sonst hätt' sie nicht mit mir reden können, ^ndeß mörderlich geschrieen hat sie, und wen» sie noch einmal so schreit, — se» Doch der Einfall, der ihn jetzt durchblitzte, war ein zn gluckliaier, als daß er ihn nicht auf der Stelle hätte von sich geben sollen. „Gut, Frau Amtmännin', sprach er zn dem Fenster hinauf, — „ich bleibe, Ihnen zu Gefallen. Aber, Herr Amtmann, das sag' ich Jdnen, beim ersten Schrei, den ich wieder köre
zu Rosse sitzen. Der Amtmann oben am Fenster murmelte einige Worte zwischen den Zähnen, dir der Knecht unten nicht ver stehen konnte, und warsdas Fensterzu. — »Dem hab' ich's gut gegeben', frohlockte Christian. „Hab' lange genug darauf gelauert!' Und länger, als er eigentlich zur Abkühlung des Thieres gebraucht hätte, saß der Knecht so auf dem hohen Pferde. Als er endlich abstieg, um es in den Stall zu ziehen, da geschah es im Vollbewußtsein und mir der ganzen Würde des so eben gefeierten Triumphes