hat. Nun, Angelo hat sich auf meinen Wunsch einen Abdruck des Schlüssels zu diesem Behälter zu verschaffen gewußt.' „Der Wahnsinnige!' murmelte Jacques Pierre un willkürlich, „der geringste Verdacht, welchen man ge gen ihn hegt, bringt ihm den Tod.' ..Was kümmert das uns', sagte achselzuckend die Griechin. „Spielen wir nicht ein ebenso gefährliches Spiel? Fürchtest du für den Kopf eines venetiani- schen Nobile, während de» deinige stündlich in Gefahr schwebt.?' „Du hast Recht. Was ist am Ende an einem wahn
man sich eine Gunst.' „Und wie lange, wenn ich fragen darf, wird es der Signora noch gefallen, mich in diesen Eigenschaften zu prüfen?' fragte Angelo mit einem leichte» Stirn runzeln. „Geht uud seid kein Thor!' rief nun ihrerfeits die Griechin, indem sie dem jungen Patrizier einen ihrer verführerischen Blicke znw-rf, während ihre frische», feingeschnittenen Lippe» sich z» einein zauberischen Lächeln öffnete», und zwei Reihen der schönsten Zähne dieses Lächeln unterstützten. „Nein, Constantia', rief Angelo
, wo die Natur überall in ihrer Uep pigkeit sich entfaltet, wo selbst die meuschliche Stimme sanfter und schmeichelnder klingt als anderwärts, ver langt man ein sich ohne jeden Rückhalt hingebendes Herz.' Während Angelo in tiefer Aufregung, mit leiden schaftlicher Stimme diese Worte anssprach, hatte Con stantia ihr schönes Gesicht in beide.^ände verborgen, uiid schmerzliche, gepreßte Senfzer drangen z» dem Ohr ihres Anbeters. „Um Gott, was ist Euch, Signora?' fragte der junge Patrizier, von Rührnng und Rene
ergriffen, als er die Dame, welche ihn mit nnwiderstehlichen Banden an sich gefesselt hatte, so leiden sah. Dem Armen ging es hierbei, wie es vor und nach ihm schon tausend andere» Männern, koketten und hin terlistigen Frauen gegenüber gegangen ist; er ließ sich durch das gewöhnlichste aller Kunststücke täuschen und empfand Reue, weil er an diese erkünstelten Seufzer glaubte, und weil er darin einen Triumph für sich zu erblicke» vermeinte, der seiner Eitelkeit schmeichelte. „Nun', fuhr Angelo fort
, indem er sanft die Hand der Griechin entfernte, „sprecht Euch aus, Constantia, und wen» Ihr mir die Ueberzeugung verschafft, daß meine Vorwürfe ungerecht waren . . „O, mein Freund', eutgegnere diese, indem sie halb bittend, ihre jetzt in den matten Glanz der Schwer- muth gehüllten Aiigen zn dem Nobile erhob — „o, mein geliebter Freund, habt Mitleid und verfahrt in Zukunft nicht so grausam mit mir.' — „Aber ich bitte Euch, Signora, erklärt Euch deut licher', sprach Angelo, weicher und nachgebender wie bisher